Beiträge von lesemaniac

    Kurzbeschreibung:
    In der zerbombten Reichshauptstadt macht ein Serienmörder Jagd auf Frauen und legt die verstümmelten Leichen vor Kriegerdenkmälern ab. Alle Opfer hatten eine Verbindung zur NSDAP. Doch laut einem Bekennerschreiben ist der Täter kein Regimegegner, sondern ein linientreuer Nazi. Der jüdische Kommissar Richard Oppenheimer, einst erfolgreichster Ermittler der Kripo Berlin, wird von der Gestapo reaktiviert. Für Oppenheimer geht es nicht nur um das Überleben anderer, sondern nicht zuletzt um sein eigenes. Womöglich erst recht dann, wenn er den Fall lösen sollte. Fieberhaft sucht er einen Ausweg aus diesem gefährlichen Spiel. *Quelle*


    Zum Autor:
    Harald Gilbers, geboren 1969, studierte Anglistik und Geschichte in Augsburg und München. Anschließend arbeitete er zunächst als Feuilleton-Redakteur beim Fernsehen, bevor er als freier Theaterregisseur tätig wurde. Er lebt in Erding. Germania, sein Debüt, wurde 2014 auf Anhieb mit dem angesehenen Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.


    Meinung:
    Berlin im Frühsommer 1944: Richard Oppenheimer, ein ehemaliger jüdischer Kommissar, wurde vor Jahren vom Dienst suspendiert und lebt mit seiner Frau Lisa, einer Deutschen, in einem Judenhaus. Eines Tages steht der Sicherheitsdienst vor seiner Tür und fordert ihn auf mitzukommen. Oppenheimer denkt, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch weit gefehlt: Der SS-Hauptsturmführer Vogler braucht seine Unterstützung in einem Mordfall.


    Ob er will oder nicht, Richard Oppenheimer bleibt gar keine andere Wahl, als sich zu fügen und mit der SS zusammenzuarbeiten. Schon bald wird klar, dass sie es hier mit einem sadistischen Serienmörder zu tun haben, der Frauen auf grausamste Weise verstümmelt und sie danach vor Denkmälern des 1. Weltkriegs drapiert. Als dann auch noch ein Bekennerschreiben auftaucht, das den Verfasser als glühenden Nationalsozialisten ausweist, werden die Ermittlungen für Richard Oppenheimer zusehends gefährlicher.


    Da im September 2015 bereits der 2. Fall mit Richard Oppenheimer, Odins Söhne, erschienen ist, wurde es für mich Zeit, mit Germania zu beginnen, da ich sehr gerne historische Krimis lese, die in der NS-Zeit spielen.


    Germania von Harald Gilbers ist ein spannender und historisch akribisch recherchierter Krimi, der durch sein Setting, das zum größten Teil zerbombte Berlin im Jahr 1944, und der Hauptfigur des Romans beeindruckt.


    Mit Richard Oppenheimer, dem ehemaligen jüdischen Kommissar, hat Harald Gilbers einen sehr sympathischen Protagonisten ersonnen, dessen Zwiespalt man beim Lesen gut nachempfinden konnte. Auf der einen Seite freut er sich, dass er seinen geliebten Beruf wenigstens für kurze Zeit wieder ausüben darf, auf der anderen Seite ist er aber auch voll des Misstrauens gegenüber den Nationalsozialisten, mit denen er zusammenarbeiten muss. Über die Runden bringt ihn das Mittel Pervitin, ein Methamphetamin, von dem er bereits abhängig ist.


    Als Nebencharaktere erwähnenswert wären Oppenheimers gute Freundin Hilde, eine Ärztin, die heimlich Abtreibungen vornimmt und keinen Hehl aus ihrem Hass den Nationalsozialisten gegenüber macht, und SS-Hauptsturmführer Vogler, den man bis zum Ende nicht richtig einschätzen konnte.


    Die Handlung selbst war spannend von Anfang bis Ende, denn auf den ersten Mordfall folgen noch vier weitere. Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, viele Puzzlesteine gilt es richtig zuzuordnen und auch die ein oder andere Wendung fehlt hier nicht. Was mir allerdings noch besser gefallen hat, war die Schilderung des Berliner Lebens während des Jahres 1944. Hier hat Harald Gilbers sehr gute Arbeit geleistet, was Recherche und Authenzität anbelangt, und ich sehe gespannt dem 2. Teil entgegen.


    Fazit:
    Germania ist ein sehr gut recherchierter historischer Krimi, der von Anfang bis Ende spannend bleibt und mit einem sympathischen Protagonisten aufwartet. Vor allem die zeitgeschichtlichen Aspekte und die dazugehörige Umsetzung im Roman konnten mich vollends begeistern.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Charlotte, genannt Charles, ist einfach nur wütend! Wie kann man nur so nachgiebig sein wie ihre Mutter Marion? Da passiert es: Am Morgen nach einem Streit wacht Charles plötzlich in Marions Jugendzimmer auf. Charles ist in der Zeit zurückgesprungen und sieht sich ihrer fünfzehnjährigen Mutter gegenüber! Marion trägt grässliche Latzhosen, badet nackt und tobt sich aus in den wilden Achtzigern. Charles ist erst fassungslos – und dann fasziniert. Wird sie jemals zurück in die Zukunft gelangen? Und will sie das überhaupt? *Quelle*


    Zu den Autorinnen:
    Stefanie Gerstenberger und Marta Martin sind Mutter und Tochter und legen mit Zwei wie Zucker und Zimt ihren ersten gemeinsamen Roman vor.
    Stefanie Gerstenberger wurde 1965 in Osnabrück geboren und studierte Deutsch und Sport. Nach Stationen in der Hotelbranche und beim Film und Fernsehen begann sie, selbst zu schreiben. Ihre Italienromane sind hoch erfolgreich.
    Marta Martin, geboren 1999 in Köln, ist eine junge Nachwuchsschauspielerin und wurde durch ihre Hauptrolle in Die Vampirschwestern bekannt. Die beiden leben in Köln.


    Meinung:
    Die 15-jährige Charlotte Zimt, genannt Charles, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Marion und ihrer verhassten Tante, die sie nur DDD nennt (was für "die doofe Dagmar" steht) über dem alten Café Zimt, das ihre Großeltern betrieben haben. Mittlerweile ist das Café allerdings ein Schnäppchenladen geworden, in dem Marion arbeitet und der kaum von Kundschaft frequentiert wird. Tante Dagmar beschließt, den Laden an Thorsten Dümpelmann zu verkaufen, der bereits drei Backwarenfilialen im Ort sein eigen nennt.


    Charlotte hasst ihre Tante, die ihre Mutter Marion wie ein kleines unmündiges Kind behandelt, obwohl sie nur 3 Jahre älter ist. Marion lässt sich alle Gemeinheiten ihrer Schwester wortlos gefallen, was ihr bei ihrer Tochter auch keine Pluspunkte bringt. Nach einem neuerlichen Streit wacht Charlotte am nächsten Morgen allerdings in ungewohnter Umgebung auf und muss mit Erschrecken feststellen, dass sie sich nun im Jahr 1980 befindet und ihre Mutter genauso alt ist wie sie selbst. Die beiden machen sich daran, die kommende Zukunft zu ändern. Aber ob und wie ihnen das wohl gelingen wird und Charlotte wieder wohlbehalten in die Gegenwart zurückfindet?


    Auf Zwei wie Zucker und Zimt bin ich durch das wunderbar gestaltete Cover und die interessante Kurzbeschreibung aufmerksam geworden, denn das Thema Zeitreise kann mich immer wieder mal ansprechen.


    Mit der 15-jährigen Charlotte, genannt Charles, hat das Autorinnen-Duo eine sehr sympathische Protagonistin erdacht, die in der Gegenwart mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Sie hat nicht die Model-Figur wie ihre snobistischen Mitschülerinnen, keine richtigen Freunde und verbringt dafür ihre Freizeit vor dem Computer bei Facebook und tröstet sich mit Essen. Erst als sie in die Vergangenheit ins Jahr 1980 reist, entwickelt Charles Selbstbewusstsein, geht aus sich heraus und spricht sogar Jungs an.


    Ihre Mutter Marion, die in der Gegenwart ein eher duckmäuserisches Verhalten an den Tag legt, ist im Jahr 1980 eine quirlige 15-jährige, die nichts auslässt. Sie hatte bereits ersten Sex und trinkt gerne mal einen über den Durst, ist aber auch sehr hilfsbereit, wenn es um Unterstützung für ihren Vater in der Backstube geht. Ihre 3 Jahre ältere Schwester Dagmar ist im Jahr 2015 eine sehr unsympathische Person, die an allem und jedem etwas auszusetzen hat und mit ihrem Leben unzufrieden zu sein scheint. Im Jahr 1980 als 18-jährige hat sie zwar auch bereits diese Anwandlungen, aber bekommt von Marion und Charles gewisse Hilfestellungen, die ihr weiteres Leben stark beeinflussen werden.


    Die Handlung selbst schreitet locker-flockig voran, der Schreibstil der beiden Autorinnen lässt den Leser nur so durch die zuckersüße Geschichte fliegen. Viele Anspielungen und Alltäglichkeiten aus dem Anfang der 80er Jahre kommen zur Sprache, an die ich mich selbst auch noch sehr gut erinnern kann, auch wenn ich damals gerade erst eingeschult wurde. Trotzdem sind mir einige Sachen noch sehr gut in Erinnerung wie z.B. nur 3 Fernsehprogramme zu haben, kein Computer oder Internet, ein Kabeltelefon mit Wählscheibe und auch die Musik, die damals modern war.


    Auch Charlotte stellt mit der Zeit fest, dass diese heutige Vergangenheit auch ihr Gutes hatte. Es war alles noch nicht so schnelllebig wie heute, man verabredete sich mit Freunden an bestimmten Plätzen oder traf immer jemand Bekanntes auf der Straße, verbarrikadierte sich nicht hinter Computer oder Handy, es lief alles noch nicht so anonym ab wie heutzutage.


    Eine schöne Grundidee gepaart mit obenstehender Message können durchweg üerzeugen. Deshalb kann ich dieses Jugendbuch an alle Altersgruppen weiterempfehlen, für Jugendliche und Junggebliebene, die den durchaus charmanten Flair der frühen 1980er (nochmals) erleben möchten.


    Fazit:
    Für Kinder der 1980er Jahre dürfte Zwei wie Zucker und Zimt eine erfrischende Zeitreise zurück sein, in der man vieles wiedererkennt, was damals gang und gäbe war. Ich fühlte mich sehr unterhaltsam in diese Zeit zurückversetzt und kann dieses Jugendbuch mit seiner locker-flockigen Geschichte nur weiterempfehlen oder wie man damals sagte: Einfach dufte!


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Wer hat Angst vorm bösen Wolf?
    Seit dem tödlichen Autounfall seiner Eltern, den er selbst miterlebt hat, leidet Simon unter Albträumen und Angstzuständen. Nach einem Psychiatrieaufenthalt zieht er zu seiner Tante und seinem Bruder, aber es fällt ihm schwer, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Vor allem, als er feststellen muss, dass seine schlimmen Träume Wirklichkeit werden: Etwas Böses scheint im Dunkel, das Simon umgibt, erwacht zu sein. Und das Verschwinden eines Mädchens ist erst der Anfang... *Quelle*


    Zum Autor:
    Wulf Dorn, Jahrgang 1969, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Er war 20 Jahre in einer psychiatrischen Klinik tätig, ehe er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit seinem 2009 erschienenen Debütroman Trigger gelang ihm sofort ein internationaler Bestseller - dem weitere folgten. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und begeistern Leserinnen und Leser weltweit. 2014 wurde er mit dem französischen Prix Polar als bester internationaler Autor ausgezeichnet. Inzwischen schreibt Wulf Dorn für Erwachsene wie Jugendliche. Nach Mein böses Herz ist Die Nacht gehört den Wölfen sein zweiter Jugendroman.


    Meinung:
    Der 16-jährige Simon Strode ist zusammen mit seinen Eltern Lars und Maria auf dem Weg zur Geburtstagsfeier seiner Tante Tilia, als es zu einem schrecklichen Autounfall kommt, bei dem seine Eltern ums Leben kommen. Nach fast 5 Monaten Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zieht Simon, für den eine gewisse Ordnung im Leben sehr wichtig ist, zu Tante Tilia, bei der auch sein 6 Jahre älterer Bruder Mike lebt, seitdem er zuhause rausgeschmissen wurde.


    Da Tilia beruflich sehr eingespannt ist, soll Simon nach den Sommerferien auf das Serling-Gymnasium gehen, zu dem auch ein Internat gehört. Simon fühlt sich vom Rest seiner Familie abgeschoben und ungeliebt. Dann lernt er Caro kennen, die auf die gleiche Schule geht und mit der er sich bald anfreundet. Die beiden wollen herausfinden, was es mit dem Verschwinden der 16-jährigen Schülerin Leonie auf sich hat. Als dann noch Mikes Freundin Melina einem Verbrechen zum Opfer fällt, haben Simon und Caro schon einen Verdächtigen im Visier, bringen sich selbst damit aber immer weiter in Gefahr.


    Von Wulf Dorn habe ich bereits einige seiner Erwachsenen-Thriller gelesen, vor allem Trigger konnte mich sehr begeistern. Daher war ich gespannt auf sein zweites Jugendbuch, das mich erneut gut unterhalten konnte, auch wenn man einige Abstriche gegenüber dem Erwachsenen-Genre machen muss, was aber natürlich an der angesprochenen Zielgruppe liegt.


    Der 16-jährige Protagonist Simon ist ein recht außergewöhnlicher Charakter. Er hat autistische Anwandlungen, die sich dadurch bemerkbar machen, dass alles für ihn eine gewisse Ordnung haben muss und Zahlen für ihn eine wichtige Rolle spielen, da diese beständig sind. Mit Veränderungen tut sich Simon schwer, kleinste Abweichungen bringen ihn schnell aus dem Konzept. Den tragischen Tod seiner Eltern verkraftet Simon nur langsam, er vermisst sie sehr. Da Simon von Albträumen und auch manchen Halluzinationen geplagt wird, ist der Leser unsicher, welche Situation nun real passiert und welche nur in seiner Einbildung.


    Die gleichaltrige Caro, die Simon bei einem Friedhofsbesuch kennenlernt und mit der er sich anfreundet, tut ihm gut. Sie holt ihn aus seinem Schneckenhaus heraus ins Leben und durch sie blüht er sichtlich auf, wird selbstbewusster und mutiger. Die weiteren Nebencharaktere wie sein Bruder Mike, dessen Freundin Melina und Tante Tilia bleiben etwas im Hintergrund, fügen sich aber gut in die Geschichte mit ein.


    Die Handlung selbst ist von Wulf Dorn gut durchdacht und bietet einige Wendungen, die in falsche Richtungen lenken sollen. Der vermeintliche Täter, auf dessen Konto Leonies Verschwinden und Melinas Unfall gehen, ist schnell ausgemacht, doch die Auflösung belehrt den Leser eines Besseren, was sich allerdings auch andeutet. Trotzdem vermag das Ende durchaus zu überzeugen und auch verwundern. Viele Themen wie Verlustängste, Liebe, Freundschaft und Familie werden im Roman angesprochen und durch die kurz gehaltenen Kapitel fliegt man regelrecht durch die Seiten, da man unbedingt wissen will, wie Simons Geschichte ausgeht.


    Fazit:
    Die Nacht gehört den Wölfen ist ein spannender und bis zur letzten Seite interessanter und packender Jugend-Thriller, der durch sein Ende einige Leser verblüffen dürfte. Wulf Dorn überzeugt erneut durch seinen bildhaften Schreibstil und einer außergewöhnlichen Geschichte, die mich gut unterhalten hat.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    London, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die fünfzehnjährige Grace lebt mit ihrer Schwester Lily in einem Waisenhaus in einem der ärmsten Viertel von London. Eine Zeitungsannonce könnte jedoch ihr Leben verändern.
    Schmutz, der tägliche Kampf ums Überleben und absolute Hoffnungslosigkeit bestimmen das Leben von Grace und ihrer Schwester Lily. Sie haben nur einander – und ahnen nicht einmal, wer sie wirklich sind: Per Zeitungsannonce werden die beiden Schwestern gesucht, denn sie sind die Erbinnen eines riesigen Vermögens. Als jedoch Mr Unwin, der skrupellose Bestattungsunternehmer, bei dem Grace arbeitet, die Annonce entdeckt, spinnt er habgierig ein Komplott. Kann James, der junge Anwaltsgehilfe, Grace helfen und das Komplott rechtzeitig aufdecken? *Quelle*


    Zur Autorin:
    Mary Hooper begann zu schreiben, als ihre Kinder noch klein waren. Seitdem hat sie zahlreiche Kurzgeschichten für Zeitschriften und über 30 Kinder- und Jugendbücher verfasst. Daneben gibt sie Kurse in Kreativem Schreiben. Die Autorin lebt in Hampshire, England.


    Meinung:
    London im Jahre 1861: Die Schwestern Grace und Lily Parkes sind Vollwaisen und leben in einem kärglichen Zimmer im Haus von Mrs Macready im Armenviertel Seven Dials. Die beiden verkaufen Brunnenkresse auf der Straße, um das Zimmer bezahlen und sich etwas zu essen leisten zu können. Die Geschwister haben es schwer, denn die 15-jährige Grace ist ungewollt schwanger, ein gefallenes Mädchen, dessen Kind allerdings tot auf die Welt kommt. Zusätzlich kümmert sie sich liebevoll um ihre ein Jahr ältere Schwester, die geistig ein wenig zurückgeblieben ist.


    Als ihre Bleibe dem Abriss durch die Stadt zum Opfer fällt, nimmt Grace eine Stelle als Sargbegleiterin beim Bestattungsunternehmen Unwin an, Lily soll dort als Dienstmädchen fungieren. Was die Schwestern nicht wissen: Sie werden dringend per Zeitungsannonce gesucht, denn ihr Vater hat ihnen vor seinem Tod ein beträchtliches Vermögen hinterlassen. Die Unwins allerdings wissen über die Annonce Bescheid und wollen sich das Erbe selbst unter den Nagel reißen, wobei sie keine Rücksicht auf Verluste nehmen...


    Geheimnisvolles Vermächtnis von Mary Hooper konnte mich vollends begeistern, denn die Geschichte bietet jede Menge Spannung und viele historische Elemente, die von der Autorin sehr gut recherchiert wurden.


    Die 15-jährige Protagonistin Grace habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist ein ernstes, in sich gekehrtes junges Mädchen, das schon früh schlechte Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht machen musste, woraus ihr Baby resultiert, das leider tot zur Welt kommt. Aber sie gibt selbst in der aussichtslosesten Situation niemals auf, was ihren starken Charakter auszeichnet. Ihre um ein Jahr ältere Schwester Lily ist ein wenig hilfebedürftig, da sie sehr naiv und leicht von Menschen, die Böses im Schilde führen, zu manipulieren und auszunutzen ist.


    Ferner spielt die Familie Unwin, bestehend aus dem Bestattungsunternehmer George, seiner Frau Emmeline, Tochter Charlotte und Cousin Sylvester, der ein Trauerbekleidungskaufhaus betreibt, eine große Rolle. Die ganze Familie strotzt nur so vor Eigennutz, Bosheit und Hinterhältigkeit. Hier werden die Geschwister als Sargbegleiterin und Dienstmädchen tätig, aber nicht aus Mildtätigkeit der Unwins, diese führen etwas viel Niederträchtigeres im Schilde.


    Mary Hooper konnte mich mit ihrer Geschichte um die Schwestern Grace und Lily von Anfang bis Ende begeistern. Sie erzählt vom einfachen und auch vom feudalen Leben im London des 19. Jahrhunderts zu Zeiten von Queen Victoria. Vor allem die Schilderungen über den täglichen Überlebenskampf in den Armenvierteln konnten mich sehr beeindrucken und lassen den Leser mit Grace und Lily mitfiebern und -leiden.


    Viele unwegbare Situationen haben die Geschwister zu bestehen, viele Steine werden ihnen in den Weg gelegt, doch folgt am Ende ein Happy End. Zwar mag für den erwachsenen Leser die Handlung etwas vorhersehbar sein, doch störte mich das in keinster Hinsicht. Für die angesprochene Leserzielgruppe, die sich auch für das historische Leben und den Alltag in London interessiert, kann ich das Buch nur empfehlen.


    Nach dem Ende der Geschichte findet der Leser im Anhang noch ein informatives Nachwort von Mary Hooper, in dem sie auf einige historisch belegte Fakten im Buch näher eingeht, z.B. die Nekropolis-Eisenbahn, den Umgang mit Tod und Trauer zu dieser Zeit, Queen Victoria und Prinzgemahl Albert, die Armut in London und den Schriftsteller Charles Dickens. Ein informatives Glossar erläutert einige Begriffe, die im Roman Erwähnung finden und zu Anfang jedes Kapitels wurde eine Zeitungsannonce beigefügt, die sich auf das folgende Kapitel bezieht.


    Fazit:
    Geheimnisvolles Vermächtnis ist ein spannendes Sittengemälde Londons im 19. Jahrhundert, das durch die tragische und spannende Familiengeschichte der Schwestern Grace und Lily beeindruckt. Zahlreiche historische Elemente vermitteln Wissen und die Lebensweise der Armen in dieser Zeit kann berühren. Ein sehr empfehlenswertes Jugendbuch auch für erwachsene Leser.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Im Jahr 1910 mietet der berühmte Professor Heisenberg das Dampfluftschiff Abendstern, um damit über den Atlantik zum legendären Land America zu fahren, einem Land von dem die alten Ägypter berichteten, das jedoch von keiner Schiffsexpedition je entdeckt wurde. Schiffe, die über den Atlantik nach Westen fuhren, kehrten nie wieder.
    Mit von der Partie ist Heisenbergs neunzehnjährige Tochter Emma, die nach einem Unfall etliche mechanische Teile trägt, wie eine mechanische Lunge und ein Aufziehwerk anstelle eines Herzens. Auch eins ihrer Augen ist künstlich. Auf dem Weg zu dem unbekannten Kontinent kommen sich Emma und Christian von Reichshofen, der Kapitän des Luftschiffs näher.
    In America entdecken sie riesige Laufvögel, Schildkröten größer als Elefanten und Dinosaurier. Sie finden auch eine alte Indiokultur und suchen nach dem fernen Pyramidenland der Ägypter, wo es Silber in Massen geben soll. Da Silber im Königreich Bayern wesentlich wertvoller ist als Gold, könnte sich die alte Legende als riesiger Schatz entpuppen.
    Doch Professor Heisenbergs Benehmen wird immer verdächtiger. Ist er am Ende gar nicht der freundliche Forscher, für den er sich ausgibt? Und wieso scheint Emma furchtbare Angst vor ihrem Vater und dessen undurchsichtigem Diener Albert zu haben? *Quelle*


    Zum Autor:
    Stefan Steinmetz wurde am 16.06.1962 geboren. Schon mit sieben Jahren schrieb er erste kleine Geschichten. 1989 fing er dann das Schreiben ernsthaft an und hat seitdem etliche Romane und unzählige Kurzgeschichten geschrieben. Meist spielen seine Geschichten in seiner saarländischen Heimat, auch die Alternativweltromane und die Steampunkgeschichten.


    Meinung:
    Aufziehmädchen Emma spielt im Jahre 1910 im Königreich Bayern. Der Wissenschaftler Theodor Heisenberg mietet das Luftschiff Abendstern und seine Crew an, um das sagenumwobene Land America zu entdecken, was Amerigo Vespucci und den nachfolgenden Forschungsreisenden nicht vergönnt war, denn sämtliche Schiffe zu Wasser kamen nie von der Reise zurück. Doch nicht nur das Entdecken und Erforschen fremder Arten, Kulturen und Lebewesen hat der Gelehrte im Sinn, ihn trachtet es vor allem nach einem wertvollen Silberaufkommen in dieser Region, da er so gut wie pleite ist.


    Mit von der Partie sind sein undurchsichtiger Diener Albert Hansen und seine 19-jährige Tochter Emma, die vor einiger Zeit einem Mordanschlag zum Opfer fiel und seitdem mit einem künstlichen Auge, Bein und einem Uhrwerk statt eines menschlichen Herzens ausgestattet ist. Schnell freundet sich Emma mit der freundlichen Crew der Abendstern an, vor allem mit Pilot Christian von Reichshofen, in den sie sich verliebt. Bald wird klar, dass Heisenberg und Diener Albert mehr zu verbergen haben und Emma in sehr großer Gefahr schwebt.


    Stefan Steinmetz hat mit seinem Roman Aufziehmädchen Emma eine gelungene Mischung aus Steampunkwelt, Abenteuergeschichte und Familientragödie erdacht, die für interessierte Leser sehr unterhaltsam sein dürfte.


    Die 19-jährige Protagonistin Emma ist eine tragische Figur, die bislang kein leichtes Leben führen durfte. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und seitdem gibt Vater Theodor Heisenberg ihr die Schuld am Ableben seiner Frau. Emma durfte nie das wahre Leben kennenlernen, sondern wurde vom Vater abgeschottet aufgezogen. Der Diener Albert spioniert ihr tagtäglich hinterher und hält Theodor über sämtliche Schritte Emmas auf dem Laufenden. Nach ihrem Unfall ist sie abhängiger denn je von ihrem Vater, der sie dies immer wieder spüren lässt und sie damit auch erpresst. Erst auf der Abendstern blüht Emma richtig auf, findet Freunde unter der Crew und verliebt sich sogar.


    Theodor Heisenberg wirkt anfangs noch sympathisch in seiner aufopferungsvollen Sorge um seine Tochter. Doch immer mehr kristallisiert sich sein wahres Gesicht heraus, denn seine Sorge gilt nicht wirklich ihr, sondern nur seinem Wohlstand und Ruhm, ferner ist er sehr kontrollsüchtig und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Mit Albert Hansen, seinem Diener, verfügt er über einen willigen Helfer, der auch vor Brutalität nicht zurückschreckt, wenn die Situation es erfordert.


    Die Crew der Abendstern freundet sich schnell mit Emma an, vor allem Kapitän Christian von Reichshofen ist vom ersten Blick an fasziniert von der jungen Frau. Aber auch die anderen Crewmitglieder haben keine Scheu vor ihr und werden für Emma eine Ersatzfamilie, die zu ihr steht und sie nach Kräften unterstützt.


    Die Handlung selbst gliedert sich in mehrere Teile. Zu Anfang lernt man alle Beteiligten kennen und erlebt die Fahrt der Abendstern nach America, um dort mit auf Forschungsreise zu gehen. Den eigentlichen Höhepunkt macht dann die Rückreise aus, die sich recht spannend gestaltet, da hier am meisten passiert.


    Die Steampunk-Elemente aber auch die Erforschung von Land, Lebewesen und Pflanzen spielen eine große Rolle. Diese werden von Stefan Steinmetz sehr detailliert beschrieben. Allerdings muss ich zugeben, dass mir diese Detailverliebtheit ein wenig zum Verhängnis wurde, denn dadurch ergaben sich für mich einige Längen im Buch, durch die ich mich kämpfen musste.


    Das Leid, das Emma durch ihren Vater erfahren muss, konnte mich allerdings mitreißen und berühren. Man kann mit der jungen Frau nur mitfiebern und hofft, dass sie den Fängen ihres Vaters entkommt. Auch die Auflösung, was es genau mit dem Mordanschlag auf sie auf sich hat, überrascht und verstört zugleich. Zwar enthält der Roman auch eine Liebesgeschichte, die aber nicht im Vordergrund steht und sich somit gut in die Handlung eingliedert. Für Leser von Steampunk-Romanen und Abenteuergeschichten à la Jules Verne, die auch vor sehr detaillierten Schilderungen nicht zurückschrecken, kann ich Aufziehmädchen Emma weiterempfehlen.


    Fazit:
    Aufziehmädchen Emma ist eine gelungene Mischung aus Steampunk, Abenteuer- und Familiengeschichte, die mir allerdings an einigen Stellen zu detailliert erzählt wurde und somit einige Längen in der Handlung beinhaltete. Trotzdem konnte mich die Geschichte um Emma, ihren Vater und die Luftschiffer-Crew der Abendstern gut unterhalten.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Für eine Versöhnung ist es zu spät: Zehn Jahre lang hat Maja Sternberg keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter Lilli gehabt - jetzt ist Lilli tot. Die Polizei in Wien spricht von Selbstmord. Doch daran mag Maja nicht glauben. In der Wohnung ihrer Mutter findet sie deren Geburtsurkunde: Der Name des Vaters fehlt. Als Geburtsort ist Hohehorst eingetragen. Ein Foto zeigt Großmutter Charlotte mit einem Baby, doch dieses dunkle Baby hat keinerlei Ähnlichkeit mit der hellblonden, blauäugigen Lilli. Von Schuldgefühlen und Neugier getrieben, begibt Maja sich auf die Spurensuche und stößt auf ein dunkles Familiengeheimnis, das alle Gewissheiten in ihrem Leben mit einem Schlag zunichtemacht... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren, lebte einige Jahre im Ausland und studierte Italienisch und Englisch. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Friedrichshafen.


    Meinung:
    Die 41-jährige Maja Sternberg hat seit Jahren nur sporadischen Kontakt zu ihrer in Wien lebenden Mutter Lilli, der aus nichtssagenden Weihnachts- und Geburtstagskarten besteht. Doch eines Tages ruft Lilli, die als Dolmetscherin eine große Karriere gemacht hat, ihre Tochter mit der Bitte an, sie möge sich mit ihr treffen, da sie ihr einiges zu erzählen habe. Maja macht sich eher widerwillig auf den Weg nach Wien, doch da ist Lilli schon tot. Angeblich hat sie Selbstmord begangen, sich von ihrer Terrasse hinuntergestürzt.


    Doch Maja glaubt nicht an diese These, auch wenn Lilli eine schwere Krebserkrankung hatte. Bald erreicht Maja ein Brief von einer alten Freundin ihrer Mutter, in dem sich ein Schlüssel und ein Foto ihrer Großmutter Charlotte mit Tochter Lilli auf dem Arm befindet. Aber Maja muss erkennen, dass es gar nicht ihre Mutter als Baby auf dem Foto sein kann, denn sie wurde erst 2 Monate später geboren als das angegebene Datum auf dem Foto ausweist. Hatte die Großmutter noch ein Kind? Und wenn ja, was ist aus ihm geworden? Maja deckt nach und nach ein Familiengeheimnis auf, das ein größeres Ausmaß annimmt, als sie sich jemals hätte vorstellen können.


    Anja Jonuleit hat mit Herbstvergessene einen Roman geschrieben, den ich nur jedem Leser von Familiengeschichten und -geheimnissen ans Herz legen möchte, vor allem für Fans von Lucinda Riley könnte dieses Buch auf jeden Fall etwas sein.


    Maja Sternberg ist eine äußerst sympathische Protagonistin, in die ich mich sofort hineinversetzen konnte. Ihre Beziehung zur Mutter Lilli ist von jeher sehr angespannt, die beiden haben nichts gemeinsam und Lilli null Verständnis für die Berufswahl ihrer Tochter, die sie so gerne auch als Dolmetscherin gesehen hätte.


    Erst mit dem Tod der Mutter nähert sich Maja ihr ein wenig an und erfährt durch Gespräche mit Lillis Nachbarin Erna Buchholtz, das es auch eine andere Seite an ihr gab, vor allem, als sie die Krebsdiagnose bekam, stellte Lilli wohl ihr Verhalten gegenüber der Tochter in Frage, doch leider fehlte die Zeit für eine Aussöhnung.


    Eine große Rolle spielt auch Charlotte, die Großmutter Majas. Ihre Geschichte wird abwechselnd mit Majas Erlebnissen erzählt. Diese ist im 2. Weltkrieg angesiedelt und erzählt von ihrer großen Liebe Paul und ihrer Zeit in einem Lebensborn-Heim, denn sie war schwanger und Paul der Mann ihrer Schwester Leni.


    Die Nebenfiguren wurden allesamt interessant gestaltet. Zu erwähnen wären hier Erna Buchholtz, die hilfreiche Nachbarin von Majas Mutter und Roman Sartorius, der bis zum Ende hin ein wenig mysteriös erscheint. Dessen Vater Heinrich war im Lebensborn als Arzt tätig und mit Majas Großmutter Charlotte bekannt.


    Die Handlung gestaltet sich von Anfang an als spannend, denn durch die sich abwechselnden Perspektiven von Majas und Charlottes Erlebnissen möchte man als Leser immer wissen, wie es weitergeht. Eine düstere Stimmung zieht sich hier quer durch die Geschichte hindurch, denn der Selbstmord von Lilli wird hier immer wieder in Frage gestellt und auch Maja fühlt sich immer öfter beobachtet, sodass sich der Roman in manchen Abschnitten schon eher wie ein Krimi liest.


    Die Auflösung der ganzen Geschichte wurde von Anja Jonuleit sehr schlüssig aufgedeckt und dank ihres sehr fesselnden Schreibstils fliegt man nur so durch die Seiten dieses gelungenen Familienromans.


    Fazit:
    Herbstvergessene ist ein fesselnder Familienroman, der bis zum Ende hin spannend bleibt und gekonnt die Zeit des 2. Weltkriegs im Lebensborn einfängt. Hier hat Anja Jonuleit sehr gut recherchiert und vermag diese dunkle Zeit dem Leser näherzubringen. Für Leser von Lucinda Riley kann ich diesen Roman uneingeschränkt empfehlen.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Erwin Düsediekers Freundin Lina Fiekens ist verschwunden. Sie wollte ihre Schwester auf der Insel Oddinsee besuchen. In den Zeitungen wird von einer unbekannten Toten berichtet. Erwin muss in den Norden, ans Meer, um sie zu finden. Selbstverständlich reist Erwin nicht ohne seine Laufenten Lothar und Lisbeth und deren Nachwuchs Alfred. Auf Oddinsee erleben sie eine Welt voller Mythen & Morde. *Quelle*


    Zum Autor:
    Thomas Krüger, geb. 1962 in Ostwestfalen, ist Hörbuch- und Kinderbuchverleger, Autor von Kinderbüchern (Die 3 Superbrillen) und zahllosen Sonetten an Donald Duck. MitErwin, Enten & Entsetzen legt er den dritten Band um Erwin Düsedieker vor.


    Meinung:
    Erwin, Enten & Entsetzen ist der 3. Band der Erwin Düsedieker-Reihe, daher besteht beim Weiterlesen Spoilergefahr!


    Erwin Düsediekers Freundin Lina Fiekens besucht ihre Schwester Theresa, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat, auf der Insel Oddinsee. Sie hatte versprochen, regelmäßig zu schreiben, doch plötzlich bleiben ihre Briefe aus. Als dann auch noch in der Zeitung von einer aufgefundenen Leiche auf Oddinsee berichtet wird, die Ähnlichkeiten mit Lina aufweist, ist Erwin krank vor Sorge.


    Er überredet seinen Freund Arno und dessen Arbeitgeberin Hilde, mit ihm und den Laufenten Lothar, Lisbeth und Nachwuchs Alfred nach Oddinsee zu reisen und sich auf die Suche nach Lina zu machen. Dort angekommen, fehlt jede Spur der Schwestern Lina und Theresa, selbst die Mieter der zum Hof gehörenden Ferienwohnungen haben keine Ahnung über deren Verbleib. Es geschehen weitere Morde und Erwin findet in Linas Zimmer einen Zettel mit mysteriösen Notizen von ihr, die scheinbar mit ihrem Verschwinden zu tun haben.


    Der 3. Teil der Reihe um Erwin Düsedieker ist diesmal völlig anders als noch seine Vorgänger: Erwin verlässt zum ersten Mal seine ihm so vertraute Umgebung und es geschehen mehr Morde, es wird blutiger und leichenreicher.


    Erwin ist und bleibt ein sehr liebenswerter Charakter, dem es sichtlich schwerfällt, seine gewohnte Umgebung zu verlassen und sich nach Oddinsee aufzumachen, um Lina zu suchen. Zwar hat er seine geliebten Laufenten bei sich, doch er fühlt sich recht unwohl an dem fremden Ort, wobei er aber Unterstützung durch Hilde und Arno findet, die ihm hilfreich unter die Arme greifen.


    Die Handlung selbst gestaltet sich wieder sehr unterhaltsam, da Thomas Krüger den Leser in die Welt der Mythologie einlädt (die Odyssee und die Edda spielen hier eine große Rolle) und durch seinen Schreibstil viel Poesie an den Tag legt. Besonders die Insel Oddinsee wird von ihm sehr bildhaft, detailliert und atmosphärisch beschrieben als wäre man selbst vor Ort.


    Am Ende nimmt die Handlung nochmals eine für mich nicht zu erahnende Wendung, die mich begeistern konnte. Und somit beginnt nun die Wartezeit auf den nächsten Band dieser unvergleichlichen Reihe, und man kann nur hoffen, dass noch zahlreiche Teile folgen werden. Erwähnenswert ist noch die anschauliche Karte von der Insel Oddinsee, anhand der man sich dort gut orientieren kann und am Ende des Buches findet man ein von Thomas Krüger geschriebenes Sonett mit dem TitelDenn du bist anders..., das der Laufente Alfred gewidmet ist, was mir sehr gut gefallen hat.


    Fazit:
    Der 3. Teil der Reihe um Erwin Düsedieker, Erwin, Enten & Entsetzen, entwickelt sich blutiger, leichenreicher und auch düsterer als noch seine Vorgänger, begeistert aber genauso. Eine aus der Masse herausstechende Krimi-Reihe, die ich mir auch sehr gut als TV-Verfilmung vorstellen könnte.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Eigentlich gehört Caitlyn gar nicht in die amerikanische Kleinstadt, in der sie lebt, das spürt sie nur zu deutlich. Als sie ein Stipendium in einem angesehenen Internat in Frankreich angeboten bekommt, ergreift sie die Gelegenheit, ihrem engen Leben zu entfliehen. Im Château de la Fortune begegnet sie fortan jede Nacht im Traum einem geheimnisvollen Jungen, der aus einer anderen Zeit zu kommen scheint. Caitlyn weiß: Sie und er sind Seelenverwandte. Aber wie kann sie jemanden lieben, der gar nicht wirklich existiert? Als Traum und Wirklichkeit sich auf einmal vermischen, erkennt Caitlyn, was sie wirklich in dieses Internat geführt hat. Und das wird ihr Leben für immer verändern... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Nach Jobs als Englischlehrerin in Japan und als Telefonseelsorgerin für eine Psychokrisen-Hotline ist Lisa Cach überglücklich, dass “Arbeit” mittlerweile bedeutet, Liebesgeschichten mit Zeitreisenden, Geistern und Zombies zu schreiben. Das verregnete Seattle ist ihr Zuhause, und obwohl sie die Stadt liebt, nutzt sie jede Gelegenheit, in die Ferne zu reisen - zum Beispiel nach Kathmandu, in die Urwälder von Borneo, in rumänische Dörfer und zu mehr europäischen Schlössern, als sie oder ihr inzwischen etwas ermüdeter Ehemann zählen können.


    Meinung:
    Die 15-jährige Caitlyn Monahan lebt in einem verschlafenen Dorf in Oregon, wo sie sich nicht so richtig zugehörig fühlt. Ihre Mutter starb in ihrer Kindheit und hinterließ ihr eine Tarotkarte, die das Rad des Schicksals abbildet. Außerdem plagen sie schwere Albträume, die von Wesen, die Caitlyn "Kreischer" nennt, dominiert werden.


    Um ihrem Umfeld zu entfliehen, bewirbt sie sich bei der Fortuna-Schule in Frankreich, an der sie auch ein Stipendiat erhält. Doch kaum in Frankreich angekommen, wird Caitlyn mit neuen Fragen und Rätseln konfrontiert: Wer ist Raphael, der sich immer wieder in ihre Träume schleicht? Und was hat es mit "der Dunklen", einem geheimnisvollen Schatz und der Schulleiterin Eugenia Snowe auf sich, die sich so ungeheuer für Caitlyns Träume interessiert?


    Eternally und ich sind nicht wirklich gute Freunde geworden. Der Aspekt, dass es um Hexen geht, fand ich interessant und auch der Prolog lässt auf eine gute Geschichte hoffen, doch leider stellte sich die Handlung als sehr zäh dar und es fehlte eindeutig an Spannung. Dafür fand ich die geschichtlichen Fakten, die Lisa Cach mit in die fiktive Erzählung einfließen lässt, ansprechend.


    Die Geschichte wird aus der Sicht der 15-jährigen Protagonistin Caitlyn geschildert, die von Albträumen geplagt wird, zwar Freunde hat, aber zu Beginn eher schüchtern ist. Als sie ihr Stipendium in Frankreich antritt, wird sie zusehends mutiger und versucht, sich ihren Träumen zu stellen.


    Die (obligatorische) Liebesgeschichte, die sich zwischen ihr und Raphael entwickelt, bietet indes nichts Neues. Das hat man schon in gleicher Form unzählige Male gelesen und konnte mich überhaupt nicht begeistern, da es einfach nur klischeehaft wirkt.


    Da man während der Handlung nie ganz richtig aufgeklärt wird, welche genauen Fähigkeiten Caitlyn denn nun besitzt, möchte man natürlich weiterlesen. Doch die Auflösung kam mir dann auch etwas zu bemüht vor, sie ist verwirrend und für mich etwas über das Ziel hinausgeschossen.


    Allerdings haben mir die historischen Fakten über die Medici, die mit in die Handlung eingebracht wurden, gut gefallen und mich etwas über die Langatmigkeit von Caitlyns Story hinweg getröstet. Für die angesprochene Zielgruppe, insbesondere die weibliche Leserschaft, mag das Buch jedoch besser geeignet sein.


    Fazit:
    Eternally ist ganz nette Unterhaltung für zwischendurch für Leserinnen, die sich für Themen wie übersinnliche Phänomene, Traumdeutung und Liebe interessieren. Mir war das Buch von der Grundhandlung her leider etwas zu zäh und in einigen Passagen zu langatmig. Einzig die historischen Aspekte konnten mich allerdings begeistern.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Die Geister von London erheben sich...
    Die Agenten von Lockwood & Co.: Anthony Lockwood, Lucy und George, führt ihr jüngster Fall mitten ins Zentrum der Geistererscheinungen, die London unerbittlich heimsuchen. Ein traditionsreiches Londoner Kaufh aus scheint Brutstätte des grausigen Phänomens zu sein. Wurde es doch auf den Überresten einer Pestopferruhestätte und über den Ruinen eines mittelalterlichen Kerkers errichtet. Gemeinsam mit Geisterjägern aus anderen Agenturen wagen sich Lockwood und seine Freunde bei Nacht in das Gebäude. Wer hier überleben will, braucht Mut und einen kühlen Kopf. Doch Lucy und ihre neue Kollegin Holly belauern sich eifersüchtig, Lockwood kommt von einem dunklen Geheimnis in seiner Vergangenheit nicht los und die düsteren Warnungen des wispernden Schädels verheißen Fürchterliches. *Quelle*


    Zum Autor:
    Jonathan Stroud wurde in Bedford geboren. Er arbeitete zunächst als Lektor. Nachdem er seine ersten eigenen Kinderbücher veröffentlicht hatte, beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er wohnt mit seiner Frau Gina und den gemeinsamen Kindern Isabelle, Arthur und Louis in der Nähe von London.
    Berühmt wurde er durch seine weltweite Bestseller-Tetralogie um den scharfzüngigen Dschinn Bartimäus, dessen Abenteuer inDas Amulett von Samarkand, Das Auge des Golem, Die Pforte des Magiers und Der Ring des Salomo erzählt werden.


    Meinung:
    Die raunende Maske ist der 3. Band der Lockwood & Co.-Reihe, daher besteht beim Weiterlesen Spoilergefahr!


    Die Agentur Lockwood & Co., bestehend aus Anthony Lockwood, George Cubbins und Lucy Carlyle, hat bereits einige Geisteraustreibungen erfolgreich hinter sich gebracht. Zwar sind sie immer noch nicht ganz so etabliert wie andere große Agenturen, doch häufen sich zusehends die Aufträge, sodass Lockwood beschließt, eine zusätzliche Kraft einzustellen. Dabei handelt es sich um Holly Munro, eine resolute, sehr auf Ordnung bedachte Person, die Lucy von Anfang an ein Dorn im Auge ist.


    Doch bald muss sich die Agentur einem weitaus größeren Problem widmen, denn Chelsea wird jede Nacht von unzähligen Geistern drangsaliert, es mehren sich die Todesfälle, doch keine der involvierten Agenturen kann sich das Ganze erklären, geschweige denn die Quelle des Bösen ausmachen. Auch Lockwood & Co. werden nun in diesem Fall hinzugezogen und alle Beteiligten befinden sich in größter Gefahr.


    Jonathan Stroud legt mit Die raunende Maske bereits den 3. Teil der äußerst unterhaltsamen Reihe über die Agentur Lockwood & Co. vor, der sich hinter seinen beiden Vorgängern in keinster Weise verstecken muss.


    Die Geschichte wird wiederum aus der Sicht von Lucy erzählt, die seit Beginn der Reihe eine weite Entwicklung gemacht hat. Ihre Fähigkeit, mit Geistern zu kommunizieren, prägt sich immer mehr aus, was sie allerdings nicht jederzeit unter Kontrolle hat und somit auch für brenzlige Situationen sorgt. Weiterhin muss sie sich mit dem wispernden Schädel herumschlagen, dessen boshafte und gehässige Kommentare erneut für komische Momente sorgen.


    Über Anthony Lockwood erfährt man dieses Mal mehr aus seiner Vergangenheit, besonders was seine verstorbene Schwester Jessica betrifft. Hieraus kann man sein Verhalten in einigen Situationen nun besser nachvollziehen. George bleibt seiner etwas nerdigen Art und Weise vollends treu und versteht sich mittlerweile besser mit Lucy. Das neue Teammitglied Holly war mir anfangs etwas suspekt, bringt aber auch frischen Wind in das altbekannte Trio.


    Jonathan Stroud versteht es auch in diesem Teil wieder problemlos, eine gruselige Atmosphäre zu erzeugen, die dank seines wunderbar bildhaften Schreibstils vor dem Auge des Lesers entsteht. Der obligatorische Höhepunkt und Showdown am Ende des Buches lässt den Leser mitfiebern und auch ein fieser Cliffhanger darf nicht fehlen. Daher kann man nur gespannt auf den nächsten Teil dieser außergewöhnlichen Reihe warten. Im Anschluss an die Geschichte folgt ein mehrseitiges, ausführliches Glossar, das die wichtigsten Geistertypen und spezifische Begriffe des Buches nochmals detaillierter beschreibt.


    Fazit:
    Auch der 3. Teil der Lockwood & Co.-Reihe konnte mich wieder begeistern. Eine gut ausgewogene Mischung aus Grusel, Komik und die bereits bekannten sympathischen Charaktere sorgen erneut für gute Unterhaltung und Spannung.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Kurzbeschreibung:
    Niemanden beneidet Lion mehr als die Seeadler, wenn er sie beobachtet, wie sie hoch am Himmel kreisen, so frei und glücklich. Bei ihm zu Hause in dem Dorf an der Ostsee gibt es nicht viel, auf das man neidisch sein könnte. Immer häufiger verwandelt sein Vater sich im Alkoholrausch in den gewalttätigen schwarzen König, der Lion misshandelt. Als er es nicht mehr aushält, flüchtet Lion in den Wald zu den Adlern. Doch das Leben dort ist hart und immer wieder denkt Lion an die weiße Königin, die alte Frau, die ihm einst so wunderbar vorgelesen hat. Durch sie hat er den Zauber der Worte, ihre Wärme und Kraft entdeckt... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg.Der Märchenerzähler, ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.


    Meinung:
    Der kleine Lion wächst bei seinem Vater in einem Dorf in Ostdeutschland auf, nachdem die Mutter die beiden vor mehreren Jahren verlassen hat, um ihr Glück im Westen zu suchen. Lion liebt seinen Vater, der in einer Werft arbeitet und ihn viel in die nahegelegenen Wälder mitnimmt, um ihm die Natur näherzubringen.


    Doch als der Vater seine Arbeitsstelle verliert, wird der Alkohol sein bester Freund und Lion immer öfter Opfer seiner Wut, die sich in Schlägen und Misshandlung seines Kindes ein Ventil sucht. Bald ist er nicht mehr der geliebte Vater, sondern für Lion nur noch der schwarze König, der sich des Vaters bemächtigt. Trost findet Lion in seiner Freundschaft zu einem Seeadler, den er zähmt, in seiner Schwester Olin und in den Worten der weißen Königin, einer älteren Dame, die jeden Samstag Kindern in der Kirche vorliest, bis er eines Tages beschließt, von zu Hause wegzulaufen.


    Antonia Michaelis konnte mich bereits mit ihrem außergewöhnlichen Jugendroman Der Märchenerzählerbegeistern. Deshalb war ich gespannt auf Die Worte der weißen Königin, das zwar auch sehr speziell ist, mich aber nicht ganz so sehr fesseln konnte.


    Lion ist ein Protagonist, den man sofort in sein Herz schließt. Der kleine Junge wächst ohne Mutter auf, doch sein Vater ist anfangs noch sehr bemüht um ihn und versucht, ihm das Leben so schön wie möglich zu gestalten. Doch als er seine Stelle in der Werft verliert, greift er immer öfter zum Alkohol und wird gewalttätig gegenüber Lion. Immer brutaler werden die Schläge, sodass Lion nicht mehr zur Schule gehen kann und vom Vater sogar in den Keller eingesperrt wird.


    Erst als ihm seine Schwester Olin erscheint, er die weiße Königin, eine ältere Dame, die Kindern Geschichten vorliest, trifft und einen Seeadler zum Freund gewinnt, wird Lion selbstbewusster und nutzt die Gelegenheit, von zu Hause wegzulaufen und ein autonomes Leben im Wald zu führen.


    Antonia Michaelis kleidet die Geschichte um Lion in eine sehr poetische Sprache, sodass diese wie eine richtige Märchenerzählung anmutet. Obwohl es in der Handlung vor allem um Gewalt gegen Schutzbefohlene, Misshandlung dieser und Alkoholismus und seine Folgen geht, spielt auch Freundschaft und ein gewisses Ziel vor Augen eine tragende Rolle.


    Der Roman besticht vor allem durch Antonia Michaelis' ungemein poetischen Schreibstil, mit dem sie bereits in Der Märchenerzähler brillierte. Auch dieser Jugendroman erzählt eine traurige Geschichte, die aber auch viele schöne Momente in sich birgt. Jedoch war mir hier der Märchen-Anteil, in dem sich die Realität etwas verliert, ein wenig zu hoch und das Ende auch nicht so ganz nach meinem Geschmack. Trotz dieser kleinen Mankos ist Die Worte der weißen Königin wiederum ein sehr spezieller und stilistisch ansprechender Jugendroman, den ich gerne gelesen habe.


    Fazit:
    Wie schon Der Märchenerzähler ist Die Worte der weißen Königin eine traurig-schöne Geschichte mit einem ernsten Grundthema, das von Antonia Michaelis in poetische Worte und eine märchenhafte Erzählung gekleidet wurde, wenn auch das Ende Geschmacksache sein dürfte.

    Kurzbeschreibung:
    Jedes Haus hat sein Geheimnis. Und jede Liebe ihren Preis.
    Als junges Mädchen verbrachte Julia Forrester jede freie Minute bei ihrem Großvater, einem bekannten Orchideenzüchter, im Gewächshaus von Wharton Park. Nach einem schweren Schicksalsschlag führt der Zufall Julia Jahre später noch einmal zu dem Anwesen zurück. Der jetzige Besitzer Kit Crawford überreicht ihr ein altes Tagebuch, das bei den Renovierungsarbeiten gefunden wurde und womöglich Julias Großvater gehörte. Als Julia ihre Großmutter Elsie mit dem Tagebuch konfrontiert, drängt ein jahrelang gehütetes Familiengeheimnis ans Licht, das auch Julias Leben komplett verändern wird... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Lucinda Riley wurde in Irland geboren und verbrachte als Kind mehrere Jahre in Fernost. Sie liebt es zu reisen und ist nach wie vor den Orten ihrer Kindheit sehr verbunden. Nach einer Karriere als Theater- und Fernsehschauspielerin konzentriert sich Lucinda Riley heute ganz auf das Schreiben - und das mit sensationellem Erfolg: Seit ihrem gefeierten Roman Das Orchideenhaus stürmte jedes ihrer Bücher die internationalen Bestsellerlisten. Lucinda Riley lebt mit ihrer Familie in Norfolk im Osten Englands und in ihrem Haus in der Provence.


    Meinung:
    Die 31-jährige Konzertpianistin Julia Forrester hat ihren Mann Xavier und Sohn Gabriel durch einen tragischen Verkehrsunfall verloren, was sie völlig aus der Bahn wirft. Sie flüchtet aus ihrer Wahlheimat Frankreich zurück nach England, wo sich ihre 3 Jahre ältere Schwester Alicia um sie kümmert. Um ein Geburtstagsgeschenk für ihren Vater zu besorgen, fahren die Schwestern zu einer Auktion auf das Anwesen Wharton Park, auf dem ihre Großeltern bereits gearbeitet und gelebt haben.


    Dort begegnet Julia dem neuen Gutsherren Kit Crawford, den sie bereits als Kind kennengelernt hatte, und der das alte Cottage ihrer Großeltern renoviert. Bei diesen Umbaumaßnahmen stößt Kit auf ein altes Tagebuch, das Julias Großvater Bill gehört haben soll. Daraufhin macht sie sich auf den Weg zu ihrer noch lebenden Großmutter Elsie, um mehr darüber zu erfahren, und schon bald wird sie mit mehreren gut gehüteten Geheimnissen um ihre Familie konfrontiert.


    Lucinda Riley konnte mich bereits mit Der Lavendelgarten sehr begeistern, deshalb griff ich nun zu ihrem Debütroman Das Orchideenhaus, was mich ebenfalls fesseln konnte.


    Julia ist eine sympathische Hauptfigur, die einen schweren Schicksalsschlag hinter sich hat und sich nach einem Jahr immer noch vor anderen Menschen, auch ihrer Familie, verschanzt und absondert. Erst ihre Wiederbegegnung mit Kit Crawford bei der Auktion auf Wharton Park und der Entdeckung des alten Tagebuchs locken sie langsam zurück ins Leben.


    Kit Crawford, der männliche Gegenpart, ist ein sehr fürsorglicher Mensch, der sich schon bald zu Julia hingezogen fühlt und sich aufopferungsvoll um sie kümmert, als sie schwer erkrankt. Er gibt ihr neue Kraft und den Halt, den sie nach einem einjährigen Einsiedlerdasein braucht.


    Auch die Nebencharaktere sind interessant geschildert. Hier dominieren eindeutig die starken Frauen, sei es Julias Schwester Alicia oder in der Vergangenheit Olivia, die frühere Herrin über Wharton Park, Julias Großmutter Elsie, die die Zofe von Olivia war oder auch Lidia, ein thailändisches junges Mädchen.


    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Einmal werden Julias Erlebnisse in der Gegenwart beleuchtet und ebenso die Zeit um den 2. Weltkrieg, die aus der Sicht des jungen Gutsherren Harry Crawford erzählt wird und hauptsächlich in Thailand angesiedelt ist.


    Lucinda Riley versteht es sehr gut, die Landschaften von England und auch Thailand detailliert und bildhaft darzustellen, ohne langatmig abzuschweifen. Viele gegensätzliche Gefühle leiten diesen Roman, seien es Trauer, Hass, Liebe, Freundschaft aber auch Rache und Angst. Hier wird der Leser auf eine regelrechte Achterbahnfahrt mitgenommen, die anfangs noch anmutenden losen Fäden werden am Ende lückenlos zu einem geschlossenen Kreis zusammengeführt und es bleibt eine wunderschöne Geschichte zurück, die mir sehr gut gefallen hat. Ich werde sicherlich noch mehr Bücher der Autorin lesen.


    Fazit:
    Mit Das Orchideenhaus konnte mich Lucinda Riley wieder genauso begeistern wie mit Der Lavendelgarten. Eine interessante Familiengeschichte mit alten Geheimnissen, die auf zwei Zeitebenen erzählt und dadurch nie langweilig wird. Lucinda Riley ist eine meisterhafte Erzählerin, die ich an diesem Genre interessierten Lesern nur weiterempfehlen kann.

    Kurzbeschreibung:
    Ein fremder roter Koffer zieht Marlene wie magisch an und ehe sie wirklich weiß, was sie tut, hat sie sich schon als dessen Besitzerin ausgegeben und ist in ein neues Leben abgetaucht. Als Irina Pawlowa verbringt sie ihren Sommer fernab der Zivilisation in einer alten Villa zusammen mit einer Nonne, einem Gärtner und einem Koch. Und Noah. Noah ist faszinierend, blind und in der Villa gefangen, denn irgendetwas außerhalb ihrer schützenden Mauern macht ihn schwer krank. Doch er möchte frei sein, und als Marlene sich in ihn verliebt, willigt sie ein, mit ihm zu fliehen. Was daraufhin passiert, konnte jedoch niemand vorhersehen. *Quelle*


    Zur Autorin:
    Irmgard Kramer wurde 1969 in Vorarlberg geboren und wuchs in einem alten Häuschen auf, das sich lebendig anfühlte. Nach 19 Jahren hängte sie die Arbeit als Grundschullehrerin an den Nagel und lebt heute als freie Autorin zwischen Bergen, Kühen und Käse im Bregenzerwald. Sie schreibt Geschichten für kleine und große Leser sowie Texte für Magazine.


    Meinung:
    Die 17-jährige Marlene Mendel befindet sich mit ihren Eltern, die sie sehr behütet haben aufwachsen lassen, auf einer Italienreise. Während die Eltern einer Preisverleihung für ihre Dienste als Ärzte beiwohnen, seilt sich Marlene heimlich ab. Sie findet einen herrenlosen roten Koffer am Straßenrand, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Als sie ihn sich näher anschauen will, hält ein Wagen neben ihr, dessen Fahrer sie als Irina anspricht.


    Marlene gibt sich in einer Kurzschlussreaktion als besagte Irina aus und wird von dem Mann in die weit abgelegene Villa Morris gebracht, wo sie einem gewissen Noah Schwimmunterricht erteilen soll. Noah entpuppt sich als blind, gleichaltrig und äußerst attraktiv. Ferner leben in der Villa die Nonne Schwester Fidelis, der Koch Anselm und der Fahrer des Wagens, der Jäger und Gärtner Viktor. Schon bald verliebt sich Marlene in Noah und merkt, dass in der Villa nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Sie versucht, den Geheimnissen auf die Spur zu kommen.


    Mit Am Ende der Welt traf ich Noah hat Irmgard Kramer ein tiefgründiges und nachdenklich machendes Jugendbuch geschrieben, das vor allem durch sein verblüffendes Ende dem Leser noch länger im Gedächtnis bleiben dürfte.


    Die 17-jährige Protagonistin Marlene ist ein typischer Teenager, der gern Zeit mit seiner besten Freundin Kathi verbringt, aber von den Eltern sehr umsorgt und behütet wird. Sie versucht, aus dieser Situation auszubrechen und gibt sich als Irina Pawlowa aus, die dem jungen blinden Noah das Schwimmen beibringen soll. Mir hat ihre Neugierde und ihr Mut gefallen, sich als jemand anders auszugeben, doch als sie sich in Noah verliebt, driften ihre Gedankengänge sehr ins Kitschige ab, auch was den Schreibstil anbelangt. Das war mir etwas zuviel.


    Noah ist ein sympathischer junger Mann, den eine geheimnisvolle Aura umweht. Durch seine Blindheit sehr selbstständig geworden, scheint er an einer Krankheit zu leiden, die es ihm unmöglich macht, die Villa zu verlassen. Marlene wird nach und nach zu einer Art Rettungsanker für ihn.


    Die Nebencharaktere Schwester Fidelis, Anselm und Viktor sind allesamt mysteriös und schwer zu durchschauen. Vor allem Schwester Fidelis hütet Noah wie ihren Augapfel, ihr ist die aufkeimende Liebe zwischen ihm und Marlene mehr als ein Dorn im Auge.


    Die Handlung des Romans gestaltet sich von Beginn an, als Marlene auf den herrenlosen Koffer stößt, als fesselnd, da man gespannt ist, was auf sie in der Villa Morris wartet und auch der Verlauf wirft immer mehr Fragen auf, was das Buch spannend gestaltet. Vor allem im letzten Drittel des Buches überschlagen sich die Ereignisse, sodass man es kaum noch zur Seite legen mag. Es nimmt regelrechte psychedelische Formenan und man wird zusehends verwirrt aufgrund der Erlebnissse von Marlene und Noah.


    Dann folgt ein Ende, das eigentlich die komplette Handlung über Bord wirft und einen völlig anderen, nicht zu erahnenden Schluss bietet, der mir äußerst gut gefallen hat. Da hat Irmgard Kramer wirklich ganze Arbeit geleistet, vor der man den Hut ziehen kann.


    Fazit:
    Am Ende der Welt traf ich Noah bietet eine wirklich ungewöhnliche Geschichte, die mit dem Ende auf jeden Fall verblüffen kann und den Leser begeistert zurücklässt. Einziges Manko waren für mich die überschwänglich kitschigen Elemente bezüglich Marlene und Noah. Darüber hinaus ist der Roman ein lesenswertes Buch, das am Ende nachdenklich macht und gleichzeitig bezaubert.

    Kurzbeschreibung:
    Eine brutale Mordserie. Und ein Ermittler, der selbst zum Hauptverdächtigen wird...
    Kommissar Severin Boesherz genießt gerade seinen Spaziergang am Schlachtensee, als ein mysteriöser Mann in einer Limousine vorfährt, sich als »Ismael« vorstellt und Boesherz zu einem Ausflug einlädt. Die Fahrt endet am Tatort eines bestialischen Mordes: Ein Arzt sitzt skalpiert und ausgeweidet in seiner eigenen Praxis. Bei dem Mord handelt es sich um die exakte Kopie des einzigen Verbrechens, das Boesherz nie aufklären konnte. Offenbar will der Täter dem Kommissar gezielt eine Botschaft übermitteln - und es soll nicht die einzige bleiben. Boesherz weiß: Er muss das Rätsel lösen, bevor seine eigene Vergangenheit ihn einholt... *Quelle*


    Zum Autor:
    Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahr 2010 veröffentlichte er seinen ersten ThrillerDie Reinheit des Todes. Es folgten zwei weitere Bände, die die Trilogie um den Ermittler Julius Kern und dessen Gegenspieler Tassilo Michaelis abschlossen. Mit Bis in den Tod hinein stellte Kliesch seinen neuen Ermittler vor: Severin Boesherz, der es gleich bei seinem ersten Fall mit einer erschreckend düsteren Mordserie zu tun bekommt. Im Augenblick des Todes ist der zweite Fall für den eigenwilligen Berliner Kommissar.
    Wenn Vincent Kliesch nicht schreibt, unterhält er als Moderator das Publikum bei Firmenevents und im Filmpark Babelsberg. In seiner Freizeit widmet er sich am liebsten seiner Leidenschaft für gutes Essen und Wein.


    Meinung:
    Kommissar Severin Boesherz wird auf einem Spaziergang von dem geheimnisvollen Ismael angesprochen, der ihn einlädt, ihm eine Überraschung zeigen zu wollen. Boesherz willigt ein und findet sich schon bald in der Praxis von Dr. Praetorius wieder, der ermordet in seinem Sprechzimmer drapiert wurde. Gegenüber sitzt ihm ein Plastikskelett, dem verschiedene Organe von Praetorius mittels Angelschnüren an die jeweils korrespondierende Stelle eingehängt wurden.


    Doch Boesherz ist diese Zurschaustellung eines Mordes nicht unbekannt: Bereits vor 16 Jahren, als er seinen Beruf noch im Rheingau ausübte, wurde der Mord an dem Arzt Dr. Amthauer genauso durchgeführt, nur konnte Boesherz dem Täter nie auf die Spur kommen. Kleine Botschaften führen den Kommissar zu weiteren Toten und schon bald gerät er selbst ins Visier seiner Kollegen.


    Severin Boesherz, der hochbegabte und eigenwillige Kommissar, meldet sich mit seinem 2. Fall zurück. Bereits der 1. Teil, Bis in den Tod hinein, konnte mich begeistern, daher war ich sehr auf die Fortsetzung gespannt, die man allerdings auch unabhängig vom 1. Band lesen kann, wenn man möchte.


    Schon der Prolog hat es in sich, und man fragt sich bereits auf den ersten Seiten, wie die Geschichte wohl verlaufen könnte. Severin Boesherz war mir in diesem Band sympathischer als noch in seinem letzten Fall, da man diesmal sehr viel über seine Vergangenheit erfährt, die mit eingestreuten Rückblenden aufwartet und die den Charakter dadurch verständlicher und plastischer werden lassen.


    Boesherz' ungemeine, manchmal schon unheimliche Kombinationsgabe kommt auch hier wieder oft zum Vorschein und lässt den Leser beeindruckt zurück. In den Nebenrollen wirken alte Bekannte wie seine Chefin Daniela Castella und die Kollegen Olivia Holzmann und Dennis Baum mit.


    Die Handlung ist rasant von Anfang bis Ende, der Täter nicht sofort ausgemacht. Vincent Kliesch hat hiermit eine wirklich gelungene Fortsetzung geschaffen, von der man am liebsten gleich im Anschluss den nächsten Teil lesen möchte, der hoffentlich folgt. Verschiedene Irrwege und Wendungen sind geschickt miteingebaut, die auf falsche Fährten führen und somit gut unterhalten. Da der Täter sich diesmal nicht so früh präsentiert und man viel über Boesherz' Vergangenheit, beruflich wie privat, erfährt, hat mir Im Augenblick des Todessogar noch besser gefallen als sein Vorgänger. Für zartbesaitete Leser allerdings dürften die drastischen Tatort-Szenen nicht unbedingt nach Geschmack sein.


    Fazit:
    Im Augenblick des Todes ist ein von Anfang bis Ende fesselnder Thriller mit einem eigenwilligen Kommissar, der selbst zur Zielscheibe wird und sich mit einem den Anschein nach nicht lösbaren Mordfall konfrontiert sieht. Eine wirklich gelungene Fortsetzung der Reihe, der hoffentlich noch einige Bände folgen werden.

    Kurzbeschreibung:
    England, 1582. Zwei Königinnen streiten um die Macht im Land, nur eine kann siegen. Zwei Spione arbeiten gegen die Zeit, einer von ihnen ist noch ein Kind.
    Der Waisenjunge Nicholas Christchurch hätte sich nie träumen lassen, dass er eines Tages als Gehilfe im Haus des berühmten Magiers von Mortlake Aufnahme finden würde. Doch hätte er geahnt, was ihn dort erwartet, wäre er vielleicht lieber bei seinem Job als Trickdieb geblieben. Denn ehe er sich versieht, ist er zum Spion geworden. Zum Spion im Dienste der Königin. Und seine Aufgabe ist keine leichte: Kann ein Kind die Krone retten? *Quelle: Buchrückseite*


    Zur Autorin:
    Nicole C. Vosseler, geboren 1972 in Villingen-Schwenningen, studierte Literaturwissenschaft und Psychologie in Tübingen und Konstanz, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Mit ihren Romanen für Erwachsene Unter dem Safranmond,Sterne über Sansibar und Der Himmel über Darjeeling feierte sie große Erfolge. Die Autorin lebt am Bodensee - mit mehr als zweitausend Büchern unter einem Dach.


    Meinung:
    Der 13-jährige Waisenjunge Nicholas Christchurch, der sich mit Kartenspieltricks und als Trickdieb im England des 16. Jahrhunderts über die Runden bringt, gelangt eines Tages in den Haushalt John Dees, dem Berater und Freund von Königin Elisabeth I. Dort wird er von Dee zum Spion ausgebildet, lernt Verschlüsselungstechniken und Fremdsprachen.


    Am Ende seiner Ausbildung tritt er in die Dienste von Sir Francis Walsingham, dem Kopf des englischen Geheimdienstes. Nicholas soll einer Verschwörung auf die Spur kommen, die Elisabeths Recht am Thron überschattet, denn Maria Stuart, ihre Halbschwester, will ihr diesen streitig machen. Nur Walsingham und sein Trupp aus Spionen, darunter Nicholas, können diesem Ansinnen noch Einhalt gebieten.


    Mit Das Haus der Spione ist Nicole C. Vosseler ein spannender historischer Jugendroman gelungen, an dem auch erwachsene Leser ihre helle Freude haben, denn es treten zahlreiche historisch belegte Personen darin auf, die für jede Menge Authentizität der Geschichte sorgen. Zwar ist auch ein wenig fiktive Handlung miteingeflochten, doch dies beschränkt sich nur auf einen Bruchteil.


    Der 13-jährige Protagonist Nicholas Christchurch ist ein sympathischer Junge, mit dem sich die angesprochene Zielgruppe des Buches gut identifizieren dürfte. Neugierig und wissbegierig kommt er daher, aber er hat auch ein sehr gutes Gespür dafür, sich unscheinbar zu geben, was ihn für die Arbeit als Spion ungemein qualifiziert.


    Seine Freundin Leonora, ein Zigeunermädchen im selben Alter wie er, ist ein ebenso mitreißender Charakter. Auch sie ist sehr wissbegierig und gewitzt, hilft ihm sogar beim Lernen und hat ein Faible fürs Theater, für das sie gerne später Kostüme schneidern würde.


    Diese beiden Personen sind die einzigen, die fiktiv erdacht sind. Alle anderen agierenden Charaktere sind historisch belegt und vor allem Sir Francis Walsingham, auch "die schwarze Spinne" genannt, und John Dee sind ungemein interessante Persönlichkeiten.


    Nicole C. Vosseler ist mit diesem Roman ein waschechter Schmöker gelungen, der den Leser mitnimmt ins England des 16. Jahrhunderts. Man streift mit Nicholas und Leonora durch enge Gassen, lernt nebenbei das alltägliche Leben zu dieser Zeit kennen, aber auch das der besser gestellten Gesellschaft. Auch die Spannung kommt hier keineswegs zu kurz und somit ist Das Haus der Spione ein sehr gut gelungener Mix aus historischem Roman und Jugendbuch, das für alle Altersklassen geeignet ist.


    Fazit:
    Das Haus der Spione ist ein Jugendbuch, das neben seiner spannenden Handlung auch zusätzlich Wissen der englischen Geschichte vermittelt, ohne langweilig zu werden. Fiktive und historisch belegte Charaktere konnten mich rundum begeistern.

    Kurzbeschreibung:
    Emily, 17, kann es nicht fassen: Nur weil der neue Freund ihrer Mutter sich mit den falschen Leuten eingelassen hat, gerät ihr Leben in Gefahr. Sogar ein Personenschützer wird für sie abgestellt. Pascal, jung und gutaussehend, geht ihr mit seinem Machogehabe allerdings ziemlich auf die Nerven. Schließlich muss Emily sogar ins Zeugenschutzprogramm. Von der Großstadt geht's aufs Land, aber Idylle sieht anders aus! Auf einmal ist jeder verdächtig, und Emily weiß nicht, wem sie vertrauen kann. Nur auf Pascal ist Verlass, er bleibt ihr wichtigster Kontaktmann. Dumm nur, dass Emily und er sich ständig zoffen. Doch wie sagt schon ein altes Sprichwort: Was sich neckt... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Eva Völler hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Trotzdem verdiente sie zunächst als Richterin und Rechtsanwältin ihre Brötchen, bevor sie die Juristerei endgültig an den Nagel hängte. "Vom Bücherschreiben kriegt man einfach bessere Laune als von Rechtsstreitigkeiten. Und man kann jedes Mal selbst bestimmen, wie es am Ende ausgeht." Die Autorin lebt mit ihren Kindern am Rande der Rhön in Hessen.


    Meinung:
    Die 17-jährige Emily Jensen kommt nach einer Party nach Hause und wird Zeugin, wie ein bewaffneter Überfall auf ihre Mutter Sylvia und deren Freund Jonas Plessberg verübt wird. Jonas hat sich mit zwielichtigen Typen eingelassen, die in seinem Besitz nun das Softwareprogramm Superglade X vermuten, welches sie sich unter den Nagel reißen wollen.


    Schon bald findet sich Emily zusammen mit ihrer Mutter und ihrer 75-jährigen Oma Gerti im Zeugenschutzprogramm wieder, das sie von Berlin in ein kleines Dorf in der hessischen Rhön verschlägt. Betreut wird die Familie von dem gutaussehenden Zeugenschützer Pascal van Ackeren, in den sich Emily Hals über Kopf verliebt. Doch scheinen die Ganoven ihr und ihrer Familie auch ins hessische Bergland gefolgt zu sein.


    Eva Völler ist im Jugendbuchbereich durch ihre Zeitenzauber-Trilogie bekannt geworden. Mit Zeugenkussprogramm, dem 1. Teil ihrer neuen Kiss & Crime-Reihe, legt sie eine ausgewogene Mischung aus Jugendkrimi und Liebesgeschichte vor.


    Leider konnte mich die Protagonistin Emily nicht überzeugen. Für eine fast 18-jährige wirkt sie ungemein naiv und kindisch. Dazu kommt noch die Weinerlichkeit, die sie nach dem Umzug von Berlin in die hessische Rhön entwickelt. Das war mir an manchen Stellen einfach zuviel des Guten. Ihre Beziehung zu Pascal war ebenso ein wenig unglaubwürdig, da sie sich eigentlich kaum kennenlernen und nur ein paar Stunden Kontakt hatten, und Emily da schon weiß, dass sie sich in ihn verliebt und kaum noch etwas anderes im Kopf hat.


    Pascal selbst war mir zu glatt. Als Personenschützer erwarte ich mir einen gestandenen Mann, der auch ein wenig machohaft sein darf. Doch er wirkte auf mich noch nicht so ganz den Kinderschuhen entsprungen, oftmals langweilig und blass.


    Mein Lieblingscharakter war auf jeden Fall Emilys Oma Gerti. Die 75-jährige ist seit langer Zeit Autorin von Liebesromanen, trägt ständig ein Diktiergerät mit sich herum und erfreut den Leser mit neuen prickelnden Passagen für ihre Bücher. Ein toller Einfall von Eva Völler, der die Geschichte auf jeden Fall auflockert.


    Für die angesprochene Zielgruppe ab 14 Jahren wirdZeugenkussprogramm durchaus interessant sein, vor allem junge weibliche Leser wird das Buch ansprechen. Mich konnte es aufgrund der Hauptcharaktere und der sich Hals über Kopf stattfindenden Liebesgeschichte nicht ganz überzeugen, aber den Crime-Anteil fand ich von Eva Völler sehr gut ausgearbeitet. Die Geschichte um Emily und Pascal ist in sich abgeschlossen, so dass hier kein Cliffhanger entsteht und man nicht zwingend auf den 2. Teil warten muss.


    Fazit:
    Zeugenkussprogramm war ein mäßiger Lesespaß, der mir leider durch die agierenden Protagonisten nicht sehr im Gedächtnis bleiben wird. Der Krimi-Anteil und die Nebenfigur der Oma Gerti konnten mich allerdings etwas versöhnen. Für weibliche Leser ab 14 Jahren könnte das Buch durchaus einen 2. Blick wert sein.

    Kurzbeschreibung:
    Er liebt junge Frauen. Er holt sie sich. Niemand kann ihn stoppen.
    Als die Fernsehmoderatorin Sarah Wagner spurlos verschwindet, nimmt eine Journalistin die Jagd nach dem unbekannten Entführer auf: Christine Lenève. Eine Frau, die kämpft, die gewinnt, die verlieren kann - aber niemals aufgibt. Die Spur führt sie zurück in die Vergangenheit - zu Ikarus, dem gefährlichsten Serienmörder der DDR, der seine Opfer brutal zurichtete. Hat der Psychopath wieder zugeschlagen? Bei ihrer Suche bewegt sich Christine auf brüchigem Eis... *Quelle*


    Zum Autor:
    Oliver Ménard wurde 1965 in Berlin geboren. Er studierte Regie und Dokumentarfilm in Madrid und New York, danach folgte ein Hochschulstudium der Germanistik und Publizistik in Deutschland. Er arbeitet seit über zwanzig Jahren als Fernsehjournalist und lebt heute in Berlin.


    Meinung:
    Die 36-jährige ehrgeizige Fernsehmoderatorin Sarah Wagner wird eines Tages aus ihrer Wohnung entführt. Ihr Chef Ralf Breinert möchte diesen Fall nicht von der Polizei untersucht haben, sondern wendet sich indes an die Journalistin Christine Lenève, die sich auf die Suche nach Sarah begeben soll.


    Ihr zur Seite steht Albert Heidrich, ein früherer Kollege von ihr und außerdem ein Hacker-Genie. Schon bald wird klar, dass hinter der Entführung ein gewisser Ikarus stecken muss, ein Serienkiller, der bereits zu DDR-Zeiten aktiv war, aber nie gefasst werden konnte. Er hatte vor 20 Jahren Sarahs Zwillingsschwester Henriette entführt und ermordet. Mithilfe des damals ermittelnden Kommissars Erik Bergmann kommen sie dem Entführer näher, als ihnen lieb ist.


    Federspiel ist das Thriller-Debüt von Oliver Ménard, der mit der toughen Journalistin Christine Lenève eine Protagonistin geschaffen hat, die jede Menge Ecken und Kanten besitzt. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis ich mich mit ihr anfreunden konnte, denn zu Beginn kam sie mir sehr arrogant und auf andere herabschauend vor. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass sie auch eigene Probleme zu bewältigen hat, die in ihrer Vergangenheit ruhen, daraufhin wurde sie für mich greifbarer und sympathischer.


    Ihr Partner Albert Heidrich war mir ein wenig zu memmenhaft. Ist Christine hier die, die den Ton angibt, wirkt Albert als Mann im Gegensatz zu ihr wie ein kleines Weichei. Erst zum Schluss hin entwickelt er mehr Selbstvertrauen und begibt sich sogar in eine sehr gefährliche Situation.


    Erik Bergmann, der ehemalige Kommissar, der den Fall Ikarus zu DDR-Zeiten bearbeitet hat, fand ich als Charakter interessant. Zu Wendezeiten aufs Abstellgleis verfrachtet und mehr schlecht als recht vor sich hin lebend, verwandelt er sich nach dem Kennenlernen mit Christine, die ihn bittet, sie zu unterstützen, wieder in den alten Kommissar zurück, der den Fall nun unbedingt lösen möchte.


    Der Fall um die entführte Sarah Wagner gestaltet sich als sehr spannend und abwechslungsreich, zumal auch der Mord an ihrer Schwester Henriette, der 20 Jahre zurückliegt, bisher noch nicht gänzlich aufgeklärt wurde. Dass beide Taten zusammenhängen, wird sehr schnell klar, und es entwickelt sich ein interessantes Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem perfiden Täter und Christines Team, das bis zum Schluss begeistern kann und durch die kurz gehaltenen Kapitel schnell weggelesen ist.


    Fazit:
    Mit Federspiel ist Oliver Ménard ein spannendes und kurzweiliges Thriller-Debüt gelungen, das mit einer Protagonistin aufwartet, die etwas speziell und eigen ist. Ich würde mich hier auf eine Fortsetzung freuen.

    Kurzbeschreibung:
    Martin und Åsa Horn sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass für ihre elfjährige Tochter Magda kaum Aufmerksamkeit übrig bleibt. Als Magda plötzlich vermisst wird und der Verdacht die Eltern trifft, begeben sie sich auf eine nervenaufreibende Spurensuche – ebenso wie Tom, Martins loyaler Kollege, und die Schulkrankenschwester Katja, die vor Magdas Verschwinden Narben und blaue Flecken am Körper des Mädchens entdeckt hatte. *Quelle*


    Zum Autor:
    Sigge Eklund, 1974 geboren, ist in Schweden vor allem als Blogger, Webjournalist und Fernsehproduzent bekannt und hat sich nicht zuletzt durch seinen preisgekrönten Podcast mit Axel Schulman einen Namen gemacht. Das Labyrinth ist sein fünfter Roman, der in insgesamt zehn Sprachen erscheint. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt er in Stockholm.


    Meinung:
    Die 11-jährige Magda Horn verschwindet eines Abends spurlos aus ihrem Kinderzimmer, während ihre Eltern die Zeit in einem naheliegenden Restaurant verbringen. Die Medien machen schnell die Eltern zu den Tätern: Åsa, die Mutter, die so gefühlskalt wirkt, und Martin, den Vater, der angeblich seine Tochter geschlagen haben soll.


    Doch was ist nun wirklich mit Magda geschehen? Nicht nur die Eltern begeben sich auf Spurensuche, sondern auch Martins Kollege Tom und seine Freundin Katja, die als Schulkrankenschwester bei einer Routineimpfung zahlreiche blaue Flecken an Magdas Körper entdeckt hat.


    Das Labyrinth von Sigge Eklund könnte man anhand der Kurzbeschreibung als Krimi oder sogar Thriller einordnen, doch nicht umsonst wurde auf dem Cover das Genre Roman vermerkt. Denn für einen Krimi oder gar Thriller fehlt hier eindeutig der typische Nervenkitzel der beiden Genres. Vielmehr handelt es sich hier um eine Art Familientragödie mit psychischen und physischen Abgründen, die sich bei allen vier Protagonisten auftun.


    Åsa Horn, die Mutter der kleinen Magda, wirkt anfangs noch sehr besorgt um die Tochter, doch in Rückblicken erfährt man, dass die Psychologin sich nie wirklich in ihr Kind hineinversetzen konnte, sie vielmehr wie eine Patientin behandelt und ihr mehr Freiräume gab, als gut für sie war. Man könnte hier auch von Desinteresse am eigenen Kind sprechen.


    Der Vater Martin Horn hatte nie wirklichen Zugang zur Tochter, die viel allein unterwegs war, obwohl sie eine Außenseiterin ohne richtige Freunde war. Er hat ihre Bedürfnisse nicht verstanden und eher seine Arbeit als Lektor in einem Verlag vorgeschoben, als sich um seine Familie zu kümmern. Das Eheverhältnis könnte man als zerrüttet ansehen.


    Tom, der Kollege von Martin, lässt indes nichts auf seinen Chef kommen. Er vergöttert ihn nahezu und hält Martin in Bezug auf Magdas Verschwinden und der vorher aufgetretenen Verletzungen an ihr für unschuldig. Katja, die Freundin von Tom, entdeckt bei einer Routinekontrolle vor ihrem Verschwinden zahlreiche blaue Flecken an Magdas Körper, meldet dies aber nicht weiter, sondern versucht auf eigene Faust herauszufinden, wer ihr diese beigebracht hat.


    Aus diesen vier Perspektiven wird der Roman nun abwechselnd erzählt. Hinzu kommen noch diverse Zeitsprünge, die sich vor und nach Magdas Verschwinden gliedern. So gleicht die Handlung dem Titel: Man fühlt sich als Leser wie in einem Labyrinth, in dem sich immer neue Wege und Irrwege auftun, bis man irgendwann glaubt, sich auf dem richtigen Pfad zu befinden. Dazu kommt noch, dass alle vier Protagonisten miteinander nicht nur oberflächlich verknüpft sind und gewisse Geheimnisse mit sich herumtragen.


    Als bedauerlich empfand ich, dass von Magda immer nur indirekt die Rede ist, ihr keine eigene Erzählperspektive gegeben wird. Somit bleibt ihr Verschwinden im Hintergrund. Die Lösung wird dem Leser ebenso nicht auf dem Präsentierteller serviert, vielmehr bleibt sehr viel Raum für die eigene Deutung.


    Fazit:
    Das Labyrinth mag zwar durch sein Psychogramm der vier Hauptcharaktere punkten, doch mir kam Magdas Sicht der Dinge hier definitiv zu kurz bzw. war gar nicht vorhanden. Sigge Eklund konnte mich aber mit seinem eher nüchtern gehaltenen Schreibstil und der Ausarbeitung der Protagonisten überzeugen, die durchweg als unzuverlässige Erzähler agieren und man sich als Leser dadurch in einem wirklichen Labyrinth wiederfand.

    Kurzbeschreibung:
    Was ist los in Bramschebeck? Erwin Düsedieker, der Sohn des ehemaligen Dorfpolizisten, hat das Waffenlager eines mörderischen Geheimbundes ausgehoben. Trotzdem gilt er weiterhin als Trottel, der in Gummistiefeln über Äcker und Wiesen stapft und mit seinen Enten Lothar und Lisbeth spricht. Bald heißt es im Dorf, er habe in dem Waffenlager Geld gefunden und unterschlagen. Und dann liegt auch noch eine grässlich zugerichtete Leiche in seinem Gartenteich. Erwin hat das Gefühl, in einen Strudel aus Erpressung und Verdächtigungen zu geraten. Und Lothar und Lisbeth droht der Entenblues... *Quelle*


    Zum Autor:
    Thomas Krüger, geboren 1962 in Ostwestfalen, arbeitete zunächst als Journalist für Tageszeitungen und Magazine. Heute ist er Hörbuch- und Kinderbuchverleger, Autor von Kinderbüchern (Jo Raketen-Po) und zahllosen Sonetten - u.a. an Donald Duck. Mit Erwin, Mord & Ente legt er seinen ersten Krimi vor und betritt mit der Figur der "Ermittlungsente" Lothar völlig neues Terrain. Thomas Krüger lebt mit seiner Familie in Bergisch Gladbach bei Köln.


    Meinung:
    Erwin Düsedieker bleibt nach seinem ersten gelösten Kriminalfall nicht viel Zeit zum Verschnaufen, denn kurz danach werden er, sein Kumpel Arno und seine gefiederten Freunde Lothar und Lisbeth mit einer verstümmelten Leiche konfrontiert, die in Erwins Gartenteich abgeladen wurde.


    Doch das ist bei Weitem noch nicht alles, denn Erwin bekommt es auch noch mit einem allzu eifrigen Kommissar zu tun, der ihn für den Mörder des Mannes hält, es gibt eine weitere Leiche, Lothar und Lisbeth werden der Vogelgrippe verdächtigt und büxen aus und zudem taucht noch ein folgenschwerer Erpresserbrief an Erwin auf...


    Nach dem gelungenen 1. Teil der Reihe, Erwin, Mord & Ente, und mit dem Erscheinen des bereits 3. Bandes Erwin, Enten & Entsetzen wurde es nun höchste Zeit, mich der 2. Geschichte rund um Erwin Düsedieker zu widmen, und ich wurde wiederum bestens unterhalten.


    Der einzigartige Erwin Düsedieker ist zurück und ermittelt nun in seinem 2. Fall. Mit von der Partie sind Arno, sein Kumpel, den der Leser bereits aus Band 1 kennt, Lina Fiekens, die als Nachfolgerin der verstorbenen Anni den kleinen Dorfladen betreibt und Erwin mit Rat und Tat zur Seite steht und natürlich Laufente Lothar mit seiner neuen gefiederten Enten-Lebensgefährtin Lisbeth.


    Über Erwin erfährt der Leser diesmal einiges aus seiner Vergangenheit, was ich aufschlussreich fand und mir den Charakter noch ein Stückchen näherbrachte. Er ist einfach ein Mann, den man in sein Herz schließen muss, dessen Ansichten in vielen Ansätzen philosophisch und poetisch anmuten und dem man als Leser einfach nur hilfreich unter die Arme greifen möchte, wenn er in mancher Situation überfordert scheint.


    Die Nebencharaktere sind Thomas Krüger erneut gut gelungen. Jeder weist bestimmte Ecken und Kanten auf, die ihn einmalig und unverwechselbar gestalten. Lothar und Lisbeth, die beiden Laufenten, geben der Geschichte auf ihre ganz eigene Art und Weise noch das passende Tüpfelchen auf dem i.


    Die Handlung gestaltet sich äußerst abwechslungsreich. Die Themen reichen hier von Mord, Vogelgrippe, Steuerhinterziehung bis zur Prostitution. Erwin stolpert von einer für ihn nicht ganz ungefährlichen Situation in die nächste, sodass es nie langweilig wird und die kurzen Erinnerungsepisoden aus seiner Vergangenheit wissen zu berühren. Die Auflösung des Kriminalfalls wird durch einige Verwirrungen, die den Leser in verschiedene Richtungen lenkt, gut und nachvollziehbar präsentiert, und ich bin jetzt schon ganz gespannt auf den 3. Teil dieser wunderbaren Reihe, die ihresgleichen sucht. Als kleines Schmankerl findet man am Anfang des Buches eine Landkarte, anhand der man Erwin auf seinen Wegen folgen kann.


    Fazit:
    Entenblues ist ein gelungener 2. Teil der Reihe um Erwin Düsedieker, der mir sogar noch ein Quentchen mehr als der Auftakt gefallen hat. Einzigartige Charaktere, skurriler Lokalkolorit mit etwas schwarzem Humor, aber auch ein Hauch von Philosophie und Poesie machen diese Reihe zu etwas Besonderem.

    Kurzbeschreibung:
    Unter einer Leipziger Brücke wird die verstümmelte Leiche einer jungen Frau angespült. Walter Pulaski, zynischer Ermittler bei der Polizei, merkt schnell, dass der Mord an der Prostituierten Natalie bei seinen Kollegen nicht die höchste Priorität genießt. Er recherchiert auf eigene Faust – an seiner Seite Natalies Mutter Mikaela, die um jeden Preis den Tod ihrer Tochter rächen will. Gemeinsam stoßen sie auf die blutige Fährte eines Serienmörders, die sich über Prag und Passau bis nach Wien zieht. Dort hat die junge Anwältin Evelyn Meyers gerade ihren ersten eigenen Fall als Strafverteidigerin übernommen. Es geht um einen brutalen Frauenmord – und eine fatale Fehleinschätzung lässt Evelyn um ein Haar selbst zum nächsten Opfer werden... *Quelle*

    Zum Autor:
    Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie und vier Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Er hat bereits mehrere äußerst erfolgreiche und preisgekrönte Erzählungen und Romane verfasst.


    Meinung:
    In Leipzig wird unter einer Brücke die Leiche einer jungen Frau aufgefunden, die komplett ausgeblutet ist und der sämtliche Knochen gebrochen wurden. Es handelt sich um Natalie Suková, eine junge Prostituierte und Drogenabhängige. Walter Pulaski vom Kriminaldauerdienst wird als Erster an den Tatort gerufen, lernt schnell die Mutter der Toten, Mikaela Suková, kennen und erfährt, dass ihre jüngste Tochter, die 16-jährige Dana, ebenfalls vermisst wird. Auf eigene Faust beginnt das ungleiche Duo zu ermitteln.


    Währenddessen vertritt die Wiener Rechtsanwältin Evelyn Meyers den charmanten Dr. Robert Konstantin, der als Hauptverdächtiger im Mordfall Carla Slavik gilt, einer jungen Frau, die ebenfalls kaltblütig umgebracht wurde. Evelyn ist felsenfest von Konstantins Unschuld überzeugt, da er ein wasserfestes Alibi aufweisen kann. Schnell wird klar, dass beide Morde in Leipzig und Wien auf das Konto desselben Täters gehen und es noch weitere Opfer gibt...


    Racheherbst ist nach Rachesommer der 2. Fall für Walter Pulaski vom Kriminaldauerdienst in Leipzig. Da Andreas Gruber zu meinen Lieblingsautoren zählt, war Racheherbst eine Pflichtlektüre und konnte mich wieder begeistern.


    Walter Pulaski bleibt sich auch hier wieder treu. Bereits in Rachesommer hatte ich den asthmakranken Ermittler, der manchmal etwas schroff und launig daherkommt, aber das Herz auf dem rechten Fleck trägt, in mein Herz geschlossen. Manchmal hat mich aber seine Gutgläubigkeit in Bezug auf Mikaela Suková etwas genervt und ob seines Berufs irritiert.


    Auch Evelyn Meyers war mir in diesem Fall sympathisch. Sie nimmt ihren Beruf sehr ernst, ist ehrgeizig und will allem auf den Grund gehen. Man leidet automatisch mit ihr mit, als sie einen privaten Schicksalsschlag erleiden muss, den sie nur schwer verkraftet.


    Mikaela Suková, die Mutter von Natalie und Dana, ist eine bemerkenswerte Frau, die eine massive Wandlung in der fortschreitenden Geschichte durchmacht, auch wenn sie mir in einigen Situationen zu kopflos und unüberlegt handelt, was man allerdings der Lage, in der sie sich befindet, zuschreiben kann.


    Dank Andreas Grubers schnörkellosem Schreibstil und dem von Beginn bis Ende hoch gehaltenen Spannungsbogen fliegt man regelrecht durch die Seiten, was durch kurz gehaltene Kapitel noch gefördert wird. Für eher zartbesaitete Leser sind die Morde wahrscheinlich nichts, doch als Thrillerleserin fühlte ich mich sehr gut unterhalten, auch wenn das Motiv und die Motivation des Täters für meinen Geschmack ein ganz klein wenig zu kurz kam.


    Fazit:
    Racheherbst kann durchaus mit seinem Vorgänger Rachesommer mithalten. Eine durchweg spannende Handlung, die mit einigen Verwirrspielen aufwartet und authentischen Charakteren, die mitfiebern lassen. Wieder ein ganz toller Gruber-Thriller!


    Wertung: ★★★★★