Man dreht den Hahn auf – es fließt Wasser. Man geht in den Supermarkt – es gibt reichlich Auswahl an Getränken. Normaler Alltag, auch für Alyssa, die in Kalifornien lebt. Bis eines Tages von „normalem Alltag“ keine Rede mehr sein kann. Zunächst heißt es nur, es gäbe eine kleine Wasserknappheit, die Bürger sollen ruhig bleiben. Doch auch nach Tagen fließt kein Wasser aus der Leitung und kein Supermarkt führt noch Getränke oder Eis. Da begreift selbst der Letzte, dass es langsam aber sicher ums Überleben geht.
„Dry“ ist das erste Buch, dass Neal Shusterman zusammen mit einem Sohn Jarrod geschrieben hat. Es wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert, was für den ganzheitlichen Überblick sehr sinnvoll ist. So kommt unter anderem Alyssa zu Wort, deren vierköpfige Familie der Leser begleitet, aber auch Kelton, der Nachbarsjunge, dessen Vater seine Familie seit Jahren auf einen solchen Ernstfall vorbereitet inkl. Bunker, Notrationen und Waffen.
Ein Trockenheitsszenario ist leider sehr realistisch und so ist es leicht möglich, sich in das Setting des Romans hineinzuversetzen. Die beiden Autoren schaffen es, die Situation authentisch und erdrückend zu schildern. Sie zeigen auf, dass unsere Zivilisation, das soziale Miteinander, nur auf sehr wackeligen Beinen steht und bei kleinen Katastrophen leicht erschüttert werden kann. Wie lange gönnt man seinem Nachbarn noch die Flasche Wasser, wenn man selbst vor der Dehydrierung steht? Wie lange greift man nicht zu radikalen Mitteln, um seine Familie vor dem Tod zu retten? Am Ende wollen alle das gleiche – Überleben.
Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, da es einen flüssigen Schreibstil aufweist und durch die Perspektivwechsel unterhaltsam bleibt. Die Darstellung, wie Menschen sich im Angesicht dieser Katastrophe verändern, fand ich sehr gelungen und authentisch. Mir hat nur das gewisse Etwas gefehlt. Shustermans andere Reihen (Vollendet und Scythe) hatten dieses Etwas, dass sich ins Gehirn einbrannte und von anderen Büchern abgehoben hat. „Dry“ leider nicht. Zu der Thematik habe ich bereits einen Jugendroman gelesen und ich kann weder behaupten, dass dieses Buch besser war, noch sich vom Anderen abgehoben hat.
Fazit: Wichtige Thematik, deren Auswirkungen authentisch beschrieben wurden. Empfehlenswert für alle, die zu dieser Handlung noch keinen Roman gelesen haben, ansonsten hebt es sich von ähnlichen Geschichten leider nicht merklich ab. Knappe 4 Sterne vergebe ich daher.