Wie komme ich an Rezensionsexemplare?

  • Hallo ihr Lieben,


    mehrmals wurden mir Fragen bezüglich Rezensionsexemplaren gestellt, was das eigentlich ist und wie man da herankommt, und da es alles eh kein großes Geheimnis ist, kann ein Thread nicht schaden, um zumindest die drängensten Fragen zu beantworten.


    1. Was sind Rezensionsexemplare?
    Rezensionsexemplare sind Bücher, die der Verlag kostenfrei zur Verfügung stellt, um diese besprechen zu lassen. Diese kann man zumeist kurz vor oder nach dem Erscheinen anfragen. Wichtig: Es stehen immer nur eine begrenzte Anzahl von Exemplaren zur Verfügung. Ist das Kontingent erschöpft, werden keine mehr vergeben. In einzelnen Fällen werden auf Nachfrage auch E-Books vergeben. Man darf Rezensionsexemplare i.d.R. behalten, sie jedoch nicht weiterverkaufen. Das wäre dann Selbstbereicherung.


    2. Wer bekommt Rezensionsexemplare?
    Zu allererst, die Presse. Also, Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsendungen und Radiosender. Seit einigen Jahren auch Blogger, teilweise Mitglieder von Foren und Besprechungsportalen, wie Buechertreff, Goodreads oder Loveleybooks. Mikroblogger (sprich, die jenigen, die nur Instagram oder Facebook betreiben) haben dagegen noch keine großen Chancen. Wer auf mehreren Gleisen fährt, erhöht seine Chancen, ein Rezensionsexemplar zu bekommen. Man sollte zudem schon eine Weile aktiv sein (meist 1/2-1 Jahr) und regelmäßig Rezensionen schreiben, die mehr als eine Inhaltsangabe umfassen. Außerdem sollten die Leserzahlen einigermaßen stabil und es muss ersichtlich sein, dass man nicht nach ein paar kostenfrei angefragten Büchern inaktiv wird. Das würde sonst allen schaden, die nicht hauptberuflich "Presse" sind.


    3. Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
    Die Anforderungen sind von Verlag zu Verlag unterschiedlich, sind jedoch einsehbar. Anfängern empfiehlt sich z.B. das Bloggerportal von RandomHouse. Die Verlagsgruppe bündelt so für ihre Unterverlage die Anfragen und auch Blogger haben es so leichter, Rezensionsexemplare zu bekommen. Zudem sind die Voraussetzungen für Leserzahlen nicht besonders hoch.


    Carlsen z.B. ist schon etwas für Fortgeschrittene. Der Verlag verlangt:
    - Existenz des Blogs, länger als 1 Jahr
    - vollständiges Impressum
    - Social Media Kanal mit mehr als 1.000 Followern
    - Influenzer mit Aktivität auf nur einem Social Media Kanal mit mehr als 2.000 Followern


    Es geht aber auch einfacher. Manchmal reicht schon eine höfliche Mail an die Pressestelle des Verlages. Darin enthalten sollte unbedingt eine kleine persönliche Vorstellung, was einem so interessiert, wo man überall seine Rezensionen zu veröffentlichen gedenkt und innerhalb welchen Zeitraumes. Der sollte übrigens nicht länger als 1-2 Monate sein.


    Klar muss auch sein, die Rezension muss gut begründet sein. Wer also ein Buch abbricht, muss es dann sehr gut begründen können. Ansonsten, bitte weiter durchquälen.


    Nach dem Schreiben sollte man den Verlag einen Beleglink zukommen lassen. Als Nachweis.


    4. Wo beginnen?
    Für Anfänger eignet sich das Bloggerportal.com von RandomHouse, um Bücher zu bekommen. Man sieht dort auch relativ zeitnah, ob man ein Exemplar bekommt oder, wenn nicht, warum nicht. Bei Büchern, die schon mehrere Monate veröffentlicht sind, stehen die Chancen schlecht, ebenso bei Genres, die sehr stark frequentiert sind, wie etwa Jugendbücher. Da heißt es, schnell sein.


    5. Ich habe ein Buch angefragt. Und nun?
    Nun heißt es einfach, abwarten. I.d.R. geben die Verlage keine Rückmeldungen, ob sie eines verschicken oder nicht. Entweder es landet bei dir im Briefkasten oder eben nicht. Wer nach ca. zwei Wochen immer noch kein Buch bekommen hat, kann es sich getrost im Laden kaufen. Einige wenige Verlage geben aber auch eine Rückmeldung.


    Zumeist muss man selbst anfragen. Manchmal kommen aber auch Verlage oder Autoren auf einem zu, und fragen, ob man etwas bestimmtes besprechen möchte. In geringen Fällen wird auch ungefragt Bücher und Material zugesendet.


    Bloggern empfehle ich, eine Liste mit Kontakten anzulegen, Neuerscheinungslisten regelmäßig zu durchforsten und sich auf Buchmessen zu präsentieren. Ein gewisser Nervfaktor ist von Vorteil. Ich bin inzwischen so weit, dass ich mich auf 4-5Verlage konzentrieren könnte, wenn ich wollte, da ich inzwischen auch persönliche Kontakte habe. Da ich aber die Abwechslung mag, werde ich weiterhin alle Verlage, die mich interessieren anfragen.


    6. Und sonst?
    Vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber ich finde, genau so wichtig. Bitte besprecht nicht nur Rezensionsexemplare, sondern (überwiegend) auch selbst erworbene Bücher. Wer sich nur auf Rezensionsexemplare bezieht, ist ziemlich versnobt und wird überdies nicht genügend Material haben, um Beständigkeit vorzuweisen. :)


    Wenn du ein Buch bekommst, viel Spaß beim Rezensieren. Beleglink an den Verlag nicht vergessen.


    Wichtig, Rezensionsexemplare sind kein Geschenk, sondern kostengünstige Werbung und für die Besprechenden eine Art Lohn. Es gibt immer wieder Leute, die meinen, das ausnutzen zu müssen. Das schadet aber allen anderen ernstzunehmenden Bloggern.

  • Du hast aus Sicht eines Bloggers geschrieben, @findo. Aber auch ohne Blog kann man bei einigen Verlagen Rezensionsexemplare bekommen; ich habe Kontakte zu Verlagen knüpfen können. Die Angabe, dass ich für BücherTreff und Wasliestdu rezensiere reichte meistens. Bei der ersten Anfrage bei einem Verlag gebe ich gern die Zahlen von BT an (Mitglieder, Gesamtzahl der Rezensionen im Forum und Zahl meiner Rezensionen). Manchmal verlangen Verlage Beweise, so dass ich ihnen Links zum Forum schicke.


    Wenn man eine Zeitlang pünktlich und verlässlich die Links und die Belege an den Verlag geschickt hat, läuft die Sache. Manchmal bekommt man Mails mit Rezensionsangeboten oder direkt Exemplare zugeschickt. Nicht immer zur Freude, denn manche dieser Bücher würde man freiwillig nicht lesen. In diesem Fall nimmt man Kontakt mit dem Verlag auf und erklärt die Sache. Man braucht nicht zu rezensieren, darf aber das Buch behalten, so habe ich es bisher erlebt.


    Hinter den Kontaktadressen der Verlag stecken Menschen. Meist nette, freundliche und zuvorkommende Frauen und Männer, mit denen sich unkompliziert umgehen lässt.
    Ich erinnere mich an den peinlichen Fall, in dem ich geglaubt hatte, das gewünschte Exemplar nicht bekommen zu haben. Bis meine Nachbarin es zwischen ihrem Altpapier fand. Sofort mailte ich die Pressereferentin an - glücklicherweise hatte ich für diesen Verlag schon mehrmals rezensiert - und stieß auf volles Verständnis. Auch als ein versprochenes Buch drei Wochen nach Veröffentlichung noch nicht da war und ich nachfragte, ob es evtl. bei der Post verschwunden wäre, bekam ich eine freundliche Mail, und das Buch wurde mir erneut zugestellt.
    Was mich bei meinem ersten Besuch in Leipzig gewundert hatte: Der Pressereferent eines meiner Lieblingsverlage kannte meinen Namen, nachdem ich mich als Rezensentin für BücherTreff vorgestellt hatte. Inzwischen bekomme ich von ihm Tipps für Bücher, die genau in mein Beuteschema passen.


    In diesem Jahr habe ich nur wenige Rezensionsexemplare angefordert. Ein Buch aus der Bücherei oder von meinem SuB kann ich lesen, wann ich will, wie lange ich will, rezensieren oder nicht; bei Büchern von Verlagen bin ich eine gegenseitige Verpflichtung eingegangen, von der ich meinen Teil erfüllen muss. Manchmal bedeutet dies einfach zu viel Druck, v.a. wenn ich beruflich oder familiär gerade sehr eingespannt bin. Aber in den nächsten Tagen will ich die Frühjahrsprogramme meiner Lieblingsverlage nochmal durchgehen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Erst gerade habe ich bei den Wunschlisten @funny-valentine43s Anfrage gelesen, und ich gehe davon aus, dass dieser Fred erstellt wurde, um generell Fragen zu Rezensionsexemplaren zu bündeln.


    Daher hier meine Frage an @findo: Als ich vor 5 Jahren anfing, Rezensionsexemplare zu bestellen, bekam ich von einigen Verlagen, v.a. Verlagen, die im Ruf stehen, "anspruchsvolle" Literatur zu vermarkten, als Antwort auf meine Anfrage, man gebe Rezensionsbücher nicht an Online-Rezensenten, sondern nur an den Feuilleton oder professionelle Journalisten im Kulturbereich von Radio und Fernsehen. Seitdem habe ich dort nicht mehr bestellt, obwohl mich einige Bücher interessiert haben.


    Weißt Du, ob es immer noch so ist?


    Inzwischen dürfte jedem Verlagsmitarbeiter eigentlich klar sein, welchen Einfluss Besprechungen im Netz auf den Verkauf haben.

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  • Bei BasteiLübbe gibt es die Lesejury:
    https://www.lesejury.de/


    Dort kann man Mitglied werden, im Forum sich über Bücher und anderes austauschen. Aber eben auch für Leserunden bewerben und diese Bücher dann rezensieren.
    Manchmal kann man über eine Abstimmung mit aussuchen welches Buch als nächstes in die Leserunde geht.
    Auch kann man dort weitere Bücher rezensieren, die man so gelesen hat. Und man gibt dort an, wo man noch seine Rezensionen publiziert.

  • Es gibt immer wieder Verlage, die überrascht sind, aber ich habe auch schon bei Verlagen mit anspruchsvoller Literatur gute Erfahrungen machen dürfen. Ich lese ja viel Geschichtliches und Politisches. Denk nur an den "Atlas der erfundenen Orte" oder die Romanow-Biografie von Montefoire. Das sind sehr gute und anspruchsvolle Bücher, die mir als Rezensionsexemplar zugesendet wurden.

  • Auch ich verweise bei meinen Anfragen auf den Büchertreff und schicke den Link zu meiner Rezensionsseite mit. Inzwischen habe ich auch sehr gute persönliche Kontakte zu einigen Verlagen knüpfen können. Über das Bloggerportal bin ich nicht so glücklich, weil durch die Massenabfertigung der persönliche Kontakt zu den Pressebetreuern doch sehr nachgelassen hat und der direkte Austausch über die Bücher fehlt. Aber vereinfacht hat sich die Anfrage auf diese Art natürlich schon. Im gleichen Maß hat aber auch die Zahl der erhaltenen RezEx' nachgelassen. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau :wink:
    Mittlerweile überlege ich mir auch sehr genau, welche Bücher in anfrage und beschränke mich auf die, die ich mir auch selbst kaufen würde. Ausnahmen mache ich bei Büchern, die von den Verlagen direkt angeboten werden - da entscheide ich mich auch schon mal sehr spontan, wenn das Buch interessant klingt. Auf diese Weise habe ich schon echte Schätzchen erhalten.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • die Lesejury

    Die Seite hatte ich mir bereits angesehen. Mir kommt es vor, als wäre dies eher eine Sache fürs Gruppenlesen als für Einzelkämpfer. Oder liege ich falsch? :-k Ein weiteres Forum würde ich nicht verkraften. Ich treibe mich hier schon täglich stundenlang herum. :)

    Verlagen mit anspruchsvoller Literatur

    Auch wenn natürlich verschiedene Sachbücher zu sogenannter anspruchsvoller Literatur gehören, meinte ich in meinem Beitrag Belletristik von der Art wie sie z.B. bei Suhrkamp oder Luchterhand erscheint.

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  • Danke, @findo, bei Gelegenheit werde ich ausprobieren, ob man in den Verlagen seine Meinung geändert hat. Aber erst mal sehen, was im Frühjahr auf den Markt kommt.


    :shock: Ich bin überrascht, dass der Verlag Elisabeth Sandmann, von dem ich schon einige Bücher bekommen habe, jetzt unter dem Dach von Suhrkamp ist.


    edit: Habe gerade nachgelesen, dass Suhrkamp eine 51%ige Beteiligung erworben hat.

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  • Auch ich verweise bei meinen Anfragen auf den Büchertreff und schicke den Link zu meiner Rezensionsseite mit. Inzwischen habe ich auch sehr gute persönliche Kontakte zu einigen Verlagen knüpfen können.

    Das ist bei mir auch so. Ich frage aber nur noch bei ein paar Lieblingsverlagen an, weil es mir zuviel wurde, zumal auch nicht angefragte Bücher zugeschickt wurden, die nicht immer nach meinem Geschmack waren. Ich will ja auch noch meine gekauften Bücher lesen, da liegt noch einiges von den Londoner Beutezügen der letzten Jahre herum. :-,
    Im Frühjahr 2017 bin ich außerdem bei NetGalley eingestiegen und habe bisher jedes dort angefragte Buch bekommen, obwohl ich nicht mal einen Blog habe. Vermutlich werde ich meine Tätigkeit dort auch ausbauen, weil Rezensionsexemplare als E-Book sehr praktisch sind. Mit den Printbüchern bekam ich allmählich ein gravierendes Platzproblem im Haus.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Fassen wir also nochmal zusammen, egal ob als Grundlage das Forum oder ein eigener Blog dient, über die Pressekontakte kann man sich meist über Kurz oder Lang ein paar persönliche Kontakte aufbauen, und damit arbeiten. Man sollte dabei nur so viel anfragen, wie man auch in absehbarer Zeit zu lesen schafft. Für Anfänger empfiehlt sich das Bloggerportal von RandomHouse und Stationen wie NetGalley. Ansonsten, immer fragen. Fragen kostet nichts.

  • Fragen kostet nichts.

    Noch ein Tipp an diejenigen, die es im nächsten Jahr auch versuchen wollen: Schreibt nicht den / die Chef/In der Presseabteilung an, sondern die Assistenz. Bei manchen Verlagen sind die Zuständigkeiten zwischen einzelnen Pressereferenten nach Genre aufgeteilt. Es gibt auch Verlage, bei denen man über eine Extra-Seite Rezensionsexemplare bestellen kann ohne sich an jemanden persönlich zu wenden (mag ich nicht so gern).
    Gerade am Anfang sollte man sich die Zeit nehmen, die Presse- und Kontaktseiten der Verlage genau zu studieren und zu lesen, weil die Vorgehensweise bei jedem Verlag ein wenig anders ist.

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  • Ich mache das jetzt mal transparent. Anhand meiner Wunschliste könnt ihr die angefragten Rezensionsexemplare sehen. Das ist dort eine eigene Kategorie.
    In meinen Bücherregal könnt ihr die bereits erhaltenen Rezensionsexemplare sehen. Auch die haben eine eigene Kategorie.

  • Finde ich so nicht gut. Das könnten viele nutzen, um Bücher kostenfrei abzugreifen und dann am Ende doch nichts zu schreiben. Man muss keinen Blog oder Referenzen (wie etwa ein Literatur-Forum) hinterlegen. Nichts, wo der Verlag sichergehen kann, dass er auch wirklich eine Rezension bekommt. Denn da werden sich nicht nur solche wie wir bewerben.

  • Finde ich so nicht gut. Das könnten viele nutzen, um Bücher kostenfrei abzugreifen und dann am Ende doch nichts zu schreiben. Man muss keinen Blog oder Referenzen (wie etwa ein Literatur-Forum) hinterlegen. Nichts, wo der Verlag sichergehen kann, dass er auch wirklich eine Rezension bekommt. Denn da werden sich nicht nur solche wie wir bewerben.

    Ist doch das selbe Prinzip wie bei BasteiLübbe mit de rLesejury.
    Da bewerbe ich mich um ein Rezensionsexemplar, zu dem ich dann in der Leserunde meine Eindrücke schreibe sowie eine Rezension am Ende abgebe.
    Wenn man da ausgewählt wird und nicht mit macht, wird man zukünftig nicht mehr ausgewählt. Und die meisten machen da schon sehr ernsthaft mit.

  • randomhouse.de/testleser?utm_s…_2018_Nachfass-29.01.2018

    Danke für den Link. Im Moment nichts nichts dabei, was mich interessiert, aber ich werde auf jeden Fall man von Zeit zu Zeit reinschauen.

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