Was wäre, wenn dein Leben vorbestimmt zu sein scheint, du ohne Aussicht auf Entkommen den Übergriffen deines Herrn ausgeliefert bist und dein einziger Lichtblick jene wenigen Tage wären, an denen du dir jedes Jahr Ablenkung in Form eines zärtlichen Geliebten verschaffst?
Als dunkelhäutiger Bastard eines maurischen Gesandten ist es Foy gewohnt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von allen Männern in der frühmittelalterlichen Kaiserstadt Worms zu stehen.
Selbstbewusst spielt sie mit ihren Reizen, doch an ihr Herz kann nach dem, was sie erdulden musste, keiner mehr rühren.
Doch der gutaussehende Däne, den die Magd auf dem Ostermarkt trifft und für ein Schäferstündchen in die Kaiserpfalz schmuggelt, erobert nicht nur ihr Herz im Sturm.
Wird es Foy nach all dem, was sie erleben muss, jemals gelingen, Vertrauen zu schenken?
Textprobe:
»Um ehrlich zu sein, meine liebe Frau …« Der Fremde streicht sich eine schulterlange Strähne seines rotbraunen Haares aus der Stirn. »Als ich heute in der Frühe aufgestanden bin, habe ich nicht zu hoffen gewagt, der edlen Herrin der Kaiserpfalz meinen Arm zum Geleit reichen zu dürfen.« Er nickt, schaut mich weiter an, ohne auch nur einmal mit dem Lid zu zucken, und bietet mir mit der Andeutung einer Verbeugung seine Rechte.
Was redet der Kerl für wirres Zeug, und für wen, um Himmels Willen, hält er mich? Etwa für Frau Waldrada? Ich lege den Kopf in den Nacken und lache lauthals heraus.
»Aber …?« Sein ratloser Blick tastet mich ab – blinzelt er denn nie? – und abermals streicht der Fremde über seinen Bart, wobei mir seine fremdartige Bekleidung ins Auge fällt.
»Ja leck!«, rutscht mir heraus, und ich ziehe die Nase kraus. »So, wie Ihr mich anschaut, könnte man meinen, der edle Siegfried hätte mir und nicht Gundahar die Tarnkappe geborgt. Seht Ihr denn nicht, was ich trage?« Mit dem Handrücken wische ich mir die Lachtränen weg und deute auf meine nussschalengefärbte Tracht aus grober Wolle. »Entschuldigt, mein lieber Herr, aber Ihr müsst von sehr weit herkommen, wenn Ihr Euch so wenig mit fränkischen Gepflogenheiten auskennt. Denn hier gilt die Regel: Je edler die Geburt, umso feiner das Tuch.«
»Verzeih mir erneut, du musst mich für überaus dumm halten, denn dieser Sitte folgen wir auch in meiner dänischen Heimat. Aber deine Anmut blendete mich derart, dass ich keinen Blick für deine Kleidung erübrigen konnte.«
Blitzt da Spott in den Augen des Dänen auf? »Gebt Acht, mein lieber Herr«, versetze ich und recke das Kinn. »Oder kennt Ihr nicht die alten Sagen? Ein Mann sollte sich nicht vom Äußeren blenden lassen, ein jeder weiß doch, welches Geheimnis sich hinter Brunichildis holdem Antlitz verbarg.«
»Oha, die fränkischen Sagen! Bei den Göttern, der Ruhm und Reichtum eurer Kaiserpfalzen wird in ihnen zu recht besungen. Wenn du wirklich nur eine Magd sein sollst, wage ich kaum, mir die Schönheit deiner Herrin vorzustellen im Vergleich zu deiner Anmut.« Der Kerl neckt mich, sein Grinsen lässt keinen Zweifel daran, und doch schlägt mich die Art, wie seine Augen auf mir ruhen, in seinen Bann. Sie lassen mich an Moos denken auf einer von der Sonne geküssten Waldlichtung und gleichzeitig an feine, milchweiße Nebelschwaden, die einen Zauber weben, mich umhüllen wollen und einlullen.
Ich zwinkere. Sein loses Mundwerk sollte mich wütend machen, doch ich erröte aus einem anderen Grund. Denn mein Herz schlägt mit einem Mal doppelt so schnell wie sonst angesichts der unerwarteten Möglichkeit, die sich mir eröffnet.
Dieser Mann kommt von weit her. Von sehr weit her, da er die einfachsten fränkischen Regeln nicht kennt. Und als er mich gerade gehalten hat, nachdem ich gestrauchelt war …
Selten habe ich Stärke mit derart viel Rücksichtnahme vereint gespürt. Ich danke den Mächten, die mich mit dunkler Haut gesegnet haben. Denn so fühle ich zwar das Aufsteigen der Hitze in meine Wangen, doch ich kann sicher sein, der Fremde sieht nicht, was sein Blick in mir anrichtet.
›Foy und der Ring des Mauren‹ gehört zu den romantischen Fantasyromanen, die ich unter dem Label ›Edition Wikinger im Herzen‹ schreibe.
Zugegebenermaßen etwas ungewöhnlich für das historische Setting ›beame‹ ich meine Leser geradewegs in den Kopf meiner wikingerzeitlichen Protagonistin. Für ›Foy und der Ring des Mauren‹ habe ich bisher die positivsten Leserrückmeldungen erhalten und abgesehen von meinem Genreausflug mit der Zeitreise-Romanze den größten kommerziellen Erfolg erzielt.
Der Werdegang dieses Buchs war sehr spannend und nahm dementspechend geraume Zeit in Anspruch.
Ursprünglich entstand der Kern von ›Foy‹ - vom Umfang her in etwa die Handlung der Kapitel 2-5 des 1. Abschnitts, nur erheblich kürzer gefasst - als Kurzgeschichte für einen Wettbewerb Anfang 2014.
Die konnte (zum Glück!) die Verantwortliche Herausgeberin nicht überzeugen, obwohl der - damals noch traditionelle - Schreibstil mit 3. Person und Vergangenheitsform der Verlegerin gut gefiel und sie mich ermunterte, ihr bei Gelegenheit Romanmanuskripte zur Prüfung zuzusenden.
Obwohl dann andere Stoffe in den Vordergrund traten, ließ ›Foy‹ mich nie ganz los, und so ersann ich Ende 2014 einen Plot rund um die vorhandene Kurzgeschichte, um aus dem Fragment einen kompletten Roman zu zimmern.
Ich war mitten im Schreiben der Rohfassung, als mich im Januar 2015 eine damals noch namenlose Protagonistin im Schlaf überfiel.
Die erste der Geschichte(n) - es wurden insgesamt drei Bücher rund um ›Melwyn‹ - mussten erst einmal fixiert werden, ehe ich mich abschnittsweise in den Pausen zwischen den anderen Manuskripten wieder mit ›Foy‹ befasste.
Nach dem Vorbild meines Debüts arbeitete ich die vorhandenen Fragmente von ›Foy‹ dann ab ca. August 2016 auf Ich-Perspektive und Präsens um (erst die fünfte, grundlegende Überarbeitung löste so etwas wie Zufriedenheit in mir aus) und vollendete das Buch Anfang 2017, sodass es im Mai diesen Jahres mit Hilfe meiner bewährten Lektoratsfee "ausgangsfein" gemacht, veröffentlicht werden konnte.
Das Covershooting, das im Oktober 2016 stattfand, half mir dabei sehr stark, ›Foy‹ einen unverwechselbaren Charakter zu geben, der von dem wunderschönen Covermodel inspiriert wurde.
Die männliche Hauptperson ›Bjørgyn‹ hat - während der Schreibpausen schaute ich die damals ausgestrahlte Hanball-EM - im grandiosen Torhüter Andreas Wolff ein optisches Vorbild bekommen.
Bei ›Foy und der Ring des Mauren‹ hat es mir große Freude bereitet, die Lücken der Geschichtsschreibung zu nutzen, mich zu fragen ›Was wäre, wenn ...?‹ und aufregende, neue Erkenntnisse der Archäologie, wie z. B. den titelgebenden ›Ring des Mauren‹ einzuflechten. Gleichzeitig habe ich mir die künstlerische Freiheit genommen, die nordischen Götter für den Plot zum Leben zu erwecken.
Wie bei jeder meiner Geschichten aus der Welt der ›Wikinger im Herzen‹ dient eine Lovestory als tragendes Element, die ich mit Spannung und Backgroundinfos unterfüttere.
Schwer zu sagen, was mich mit mehr Stolz erfüllt: dass meine Bücher in der Lage waren, Leser auf die Spur der Nordischen Mythologie einerseits und der historischen Stoffe andererseits zu lotsen oder dass studierte Mediävistinnen die beschriebene Atmoshäre als ›authentisch‹ bezeichneten.
Herzliche Grüße!
Katharina Münz