Felicia Yap - Memory Game – Erinnern ist tödlich / Yesterday

  • Der Prolog beginnt zunächst noch etwas rätselhaft in einem Dorf in der Nähe von Cambridge zwei Jahre vor dem eigentlichen Mord. Sophia Ayssa Ayling gibt an, dass sie anders als die Monos und Duos ein vollständiges Gedächtnis besitzt. Sie sinnt auf Rache für eine Verletzung, an die sie sich allzu gut erinnern kann und muss. Sie war 17 Jahre in einer Irrenanstalt und sehnt sich nach Gerechtigkeit.


    Monos erinnern sich nur an gestern. Sie müssen akribisch an jedem Tag in ihrem iDiary Tagebuch führen. Gleich an jedem folgenden Tag muss das Niedergeschriebene gründlich studiert und auswendig gelernt werden, denn nur so können sie teilweise ein Faktengedächtnis aufbauen. Duos können sich immerhin noch an zwei vergangene Tage erinnern, was zu Reibereien und Neid führt.


    Das Buch beginnt dann in Kapitel 1 mit Claire, die in einer Mischehe Mono/Duo mit dem erfolgreichen Autor Mark Henry Evans verheiratet ist. Sie sind schon seit 20 Jahren verheiratet, aber es wird schnell klar, dass die Beziehung nicht mehr so gut läuft. Sie kann sich nur noch erinnern, dass sie den Tag zuvor niedergeschlagen im Bett verbracht hat. Der Auslöser muss vor zwei Tagen gewesen sein, doch sie kann dem Eintrag ihres iDiarys nichts Diesbezügliches entnehmen.


    Dann steht unerwartet DCI Hans Richardson vor der Tür. Er untersucht den Tod von Sophia, die man im Fluss Cam gefunden hat. Da er Zugriff auf das Tagebuch der Toten hat, wird schnell klar dass Mark eine Beziehung zu ihr hatte, er wird zur weiteren Vernehmung mitgenommen.


    In Kapitel 2 geht es dann mit Marks Erinnerungen an die zwei vergangenen Tage weiter, aber der Leser bleibt im Ungewissen. Kapitel 2 folgt dann Sophia im September 2013 als sie Mark auf einer Veranstaltung kennenlernt. Man erfährt auch einiges über ihre Zeit in der Irrenanstalt und wie sie doch zu guter Letzt wieder auf freien Fuß kam. Das nächste Kapitel widmet sich dann dem Ermittler Hans, der bei Sophias Tod nicht an die Selbstmordtheorie glaubt und nach Beweisen für eine Gewalttat sucht. Er selbst ist ein Mono, der seiner Karriere wegen allen vorspielen muss, dass er ein Duo ist. Das schafft er gerade nur so durch noch intensiveres iDiary führen, Auswendiglernen und hohe Konzentration in allen Gesprächen. So begleitet man die sich fortsetzenden Entwicklungen und Ermittlungen. Er versucht den Fall in einem Tag zu klären, da die Lösung sonst droht im Vergessen zu versinken. Claire dagegen entdeckt, dass in ihren alten handschriftlichen Tagebüchern 12 Tage fehlen und versucht mehr drüber herauszufinden.


    Zu Beginn des letzten Drittels hat Hans schon eine weitreichende Erkenntnis, im Wettlauf gegen die Zeit liest er sich durch Sophias Tagebuch. Die Erzählung nimmt einige ungeahnte Wendungen, aber dann hat Hans endlich die Ergebnisse der Obduktion und ihm gelingt tatsächlich die Auflösung vor Tagesende. Es folgen sogar noch regelrecht philosophische Betrachtungen über das Gedächtnis, alte Erinnerungen, Fakten, die Beziehungen der Menschen und die Liebe.
    Das endgültig letzte Kapitel spielt dann auf Bora Bora etliche Monate nach dem Mord. Es werden weitere ungeahnte Zusammenhänge aufgedeckt. Der Fall war noch viel komplexer als angenommen. Es gelang eine fast perfekte Rache zumindest technisch wenn auch emotional nicht ganz. Der Epilog enthält dann einen letzten Blick auf die Bedeutung von Liebe und Erinnerung.


    Der Thriller „Memory Game – Erinnern ist tödlich“ von Felicia Yap baut auf einer sehr außergewöhnliche Grundidee auf, die aber in ihren Einzelheiten nicht sehr detailliert ausgearbeitet ist. Hierfür gibt es etwas Punktabzug. Dennoch wird sie so umfassend beschrieben, dass sie beim Leser regelrecht beklemmende Gefühle auslösen kann. Wenn man sich einfach auf diese Dystopie einlassen kann, ist das Buch sehr unterhaltend. Die Monos und Duos können Einträge und Erinnerungen immer nur mit einer eingebauten Suchfunktion aufspüren. Diese Vorstellung finde ich ziemlich grauenhaft. Das Gedächtnis und die Vergangenheit ein einziges Google.


    Die Geschichte ist von Anfang an gleich fesselnd und knifflig, man muss sich ganz schön konzentrieren und aufpassen. Die Erzählung ist immer wieder vom Studium der eigenen Tagebucheinträge durchsetzt. Weitere Artikel und Gesetzestexte geben dem Thriller Hintergrund und Rahmen.


    Fazit: Guter dystopischer Thriller mit einer außergewöhnlichen Grundidee und einem absolut unerwarteten Ende.


    4,5 von 5 Punkten

  • Über das Buch:


    Genre: Thriller

    Verlag: penhaligon

    Format: Taschenbuch

    Preis: 14,99 Euro

    ISBN: 9783764531829

    Erschien: 2017

    Originalsprache: Englisch

    Originaltitel: Yesterday erschien 2017


    Inhalt:


    Wie findet man einen Mörder in einer Welt, in der es keine Erinnerungen gibt?

    In Claires Welt gibt es zwei Arten von Menschen: solche, die wie sie sind und sich nur an die Ereignisse des vorangegangenen Tages erinnern können, und solche wie ihren Ehemann Mark, deren Gedächtnis zwei Tage zurückreicht. Claire hat nur eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit: ihr Tagebuch. Was sie nicht rechtzeitig aufschreibt, geht für immer verloren. Eines Morgens steht die Polizei vor Claires Tür. Die Leiche einer Frau wurde im Fluss gefunden. Nach Aussage der Beamten war sie Marks Geliebte, und er wird des Mordes verdächtigt. Sagt die Polizei die Wahrheit? Kann Claire ihren Ehemann vertrauen? Und vor allem: Kann sie sich selbst vertrauen?


    Das Cover:


    Das Cover finde ich nicht so schön. Dafür das der Thriller super war, ist das Cover sehr langweilig.


    Die ersten 3 Sätze:


    Ich will dir ein paar schreckliche Geheimnisse verraten. Doch zunächst möchte ich dir ein Foto zeigen. Das bin ich, ist schon eine ganze Woche her.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen. es ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und bringt immer wieder neue Überraschungen mit sich.

    Die Charaktere sind sehr verschieden. Claire fand ich oft sehr naiv und zu gutgläubig. Bei Mark wusste ich nie genau, wie ich ihn finden sollte. Mal war er total nett und dann war er wieder ein Arschloch.

    Was ich gut fand, war das zwischen den Kapiteln, immer wieder Zeitungsbeträge, Interviews, Polizeiberichte usw standen. Das hat den Roman aufgelockert.

    Ich finde den Gedanken gruselig, das man immer nur 24 bzw. 48 Stunden seine Erinnerung hat. Da muss man sich doch echt überlegen, was man alles aufschreiben muss. Da kann man doch gar keine anderen Hobbys mehr haben, weil man nur Tagebuch schreibt.

    Die Autorin Felicia Yap hat es super rübergebracht, welche Probleme das mit sich bringt. Nicht nur das man alles vergisst, man kann einfach trauriges oder schlimmes einfach so auslöschen. Aber möchte man das? Ich finde nicht. Den eine eigene Persönlichkeit macht doch alles aus, das schöne, das traurige und das schlimme.

    Das Buch zu lesen war auch sehr spannend, weil man unbedingt wissen wollte, ob Mark ein Mörder ist oder nicht. Ich konnte das Buch echt nicht aus der Hand legen.


    Fazit:


    Ein super spannender Thriller, den man kaum aus der Hand legen konnte.


    Über die Autorin:


    Felicia Yap wuchs in Kuala Lumpur auf, studierte Biochemie in London und erwarb ihren Doktor der Geschichte an der University of Cambridge. So arbeitete die Biologin, Historikerin, Dozentin, Kritikerin und Journalistin, unter anderen für The Economist und Business Times. Sie lebt in London, wo sie vor kurzem einen Kurs in Kreativem Schreiben an der Faber Academy abschloss. Memory Game - Erinnern ist tödlich ist ihr Debütroman.


    Wie viele Sterne?


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:



    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


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