Frank Goldammer - Tausend Teufel

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Der zweite Fall für Max Heller
    Dresden 1947: Im zweiten Jahr nach Kriegsende gehört die Stadt zur sowjetischen Besatzungszone und ist nach wie vor eine Trümmerwüste. Im klirrend kalten Winter wird das Leben beherrscht von Wohnungsnot, Hunger und Krankheit. Oberkommissar Max Heller wird von der neu gegründeten Volkspolizei an einen Tatort in der Dresdner Neustadt gerufen. Doch bevor er mit den Ermittlungen beginnen kann, wird der tot aufgefundene Rotarmist vom Militär weggeschafft. Zurück bleiben eine gefrorene Blutlache und ein herrenloser Rucksack, in dem Heller eine grauenhafte Entdeckung macht: den abgetrennten Kopf eines Mannes ...


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Frank Goldammer, 1975 in Dresden geboren, ist Maler- und Lackierermeister. Mit Anfang zwanzig begann er zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag und schrieb drei erfolgreiche Regionalkrimis über Dresden und Umgebung. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in Dresden.


    Allgemeines
    Zweiter Band der Reihe um den Dresdner Oberkommissar Max Heller
    Erscheinungstermin: 13.10 2017 bei der dtv Verlagsgesellschaft als broschiertes TB mit 368 Seiten
    Kapitel ohne fortlaufende Zählung, jeweils mit Datum und Tageszeit überschrieben
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Max Heller
    Handlungsort und -zeit: Dresden im Februar 1947


    Zum Inhalt
    Seit dem ersten Fall für Max Heller („Der Angstmann“) sind gut zwei Jahre vergangen. Der Zweite Weltkrieg ist beendet, aber den Menschen in Dresden geht es unter den Sowjets nicht besser als vorher. Die Nahrungsmittel sind streng rationiert, Medikamente gibt es kaum und die Dresdner hungern und frieren im eisigen Februar 1947 bei Temperaturen im zweistelligen Minusbereich.
    Innerhalb kurzer Zeit werden zwei Rotarmisten tot aufgefunden, in der Nähe einer der Leichen liegt ein Rucksack, der den abgetrennten Kopf eines dritten Mannes enthält. Außerdem wird ein Brandanschlag auf das Lokal „Schwarzer Peter“ verübt, in dem die sowjetischen Soldaten regelmäßig verkehren. Bei seinen Ermittlungen wird Heller von Angehörigen der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) überwacht, er ist sich nicht sicher, ob diese ihn an Ermittlungen hindern oder vielmehr selbst davon profitieren wollen. Jedenfalls erfordert der Umgang mit ihnen viel Fingerspitzengefühl.
    Als es zu weiteren Morden kommt, bei denen es diesmal auch deutsche Opfer gibt , müssen Heller und sein Kollege Oldenbusch auch in andere Richtungen ermitteln und können sich nicht länger nur auf Gegner der russischen Besatzung konzentrieren. Bei der enormen Arbeitsbelastung findet Heller kaum Zeit für seine Frau Karin und seinen Sohn Klaus, der endlich aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist.


    Beurteilung
    Obwohl es in diesem Roman eine Menge Leichen und auch abgetrennte Leichenteile gibt, handelt es sich nicht um einen blutrünstigen Thriller, sondern um einen „historischen“ Krimi, in dem die Krimihandlung in eine gut recherchierte und eindringlich dargestellte Schilderung der Lebensverhältnisse in Dresden unter der sowjetischen Besatzung eingebettet ist. Sehr gut wird die desolate Lage der Bürger Dresdens geschildert: Es gibt nicht genügend Nahrungsmittel und Heizmaterial, auch Medikamente sind Mangelware; nur wer sich mit den Besatzern gut stellt, bzw. mit ihnen zusammenarbeitet, bekommt gelegentlich Vergünstigungen in Gestalt von Essenspaketen oder Medikamenten. Diese Situation sorgt bei den Bürgern für sozialen Sprengstoff. Zusätzlich gibt es auch noch Menschen, die nach wie vor der nationalsozialistischen Ideologie anhängen und sich mit dem Verlust des Krieges nicht abfinden wollen. Integre Menschen wie der Protagonist Heller können sich hingegen nicht damit abfinden, dass einst stramme Nazis ihr Mäntelchen nach dem Wind gehängt haben, in die SED eingetreten und schon wieder in gutbezahlte Stellungen, z.B. als Staatsanwalt, gelangt sind.
    Die anschauliche geschichtliche Darstellung dieser von Kargheit und Unsicherheit geprägten Zeit steht im Mittelpunkt des Romans und ist ausgesprochen fesselnd, in Bezug auf die Krimihandlung (Aufklärung von Morden und Brandanschlägen) verläuft die Spannungskurve jedoch ziemlich flach.
    Der Charakter der Hauptfigur ist gründlich ausgestaltet, auch die Russen werden differenziert dargestellt, sie sind oft hart und gelegentlich brutal, jedoch nicht die Unmenschen, als die viele Deutsche sie sehen wollen.
    Idealerweise sollte „Tausend Teufel“ im Anschluss an „Der Angstmann“ gelesen werden.
    Im Roman werden mehrfach Abkürzungen für sowjetische Organisationen genannt, die nicht jedem Leser geläufig sein dürften. Hier wäre ein Glossar hilfreich gewesen.


    Fazit
    Eine eindrückliche Darstellung der deutschen Nachkriegszeit unter der sowjetischen Besatzungsmacht in Dresden mit einem glaubwürdig konstruierten Kriminalfall, einen hochspannenden Thriller sollte der Leser jedoch nicht erwarten!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Schilderung der Lebensverhältnisse in Dresden unter der sowjetischen Besatzung eingebettet ist. Sehr gut wird die desolate Lage der Bürger Dresdens geschildert

    Das ist ja mal eine ganz ungewohnte Szenerie für einen Krimi. Ich denk, den muss ich lesen ... :winken:

  • Dresden, Februar 1947. Zwei Jahre sind vergangen seit der Bombennacht, in der Polizist Max Heller sein Zuhause verloren hat. Mit seiner Frau ist er bei einer Nachbarin untergekommen. Es ist eine harte, entbehrungsreiche Zeit. Die Alliierten haben Deutschland unter sich aufgeteilt, Dresden gehört zur sowjetischen Besatzungszone.
    Als Kriminaloberkommissar der neu gegründeten Volkspolizei soll Max Heller im Fall zweier ermordeter Rotarmisten ermitteln und gerät dabei in einen gefährlichen Interessenskonflikt mit seinen sowjetischen Vorgesetzten. Denn bevor er die erste Leiche untersuchen kann, wird diese bereits von den Sowjets weggeschafft. Dann wird in einem herrenlosen Rucksack ein abgetrennter Kopf gefunden und Heller erwischt ein junges Mädchen dabei, wie sie mit dem Rucksack abhauen will. Hängen die Fälle zusammen?
    Trotz der Umstände versucht Heller, seinen Prinzipien treu zu bleiben und möglichst neutral zu ermitteln.
    Zwischendurch plagt ihn allerdings auch das schlechte Gewissen, da er aufgrund seiner vielen Arbeit seine Frau ziemlich allein lässt mit den Problemen in der Nachkriegszeit und in diesem eiskalten Winter. Außerdem warten sie immer noch auf Nachricht ihres Sohnes, der auf dem Weg von Russland nach Hause sein müsste.


    "Tausend Teufel" ist nach "Der Angstmann" der zweite Fall für Max Heller. Wie schon im ersten Band, der 1945 in Dresden spielt, ist auch diese Geschichte spannend, sehr lebendig und realistisch geschrieben. Das zerstörte Dresden, die Trümmerwüste konnte ich beim Lesen direkt vor mir sehen, die klirrende Kälte fast fühlen. Auch die Verzweiflung der Menschen ist greifbar und nachvollziehbar. Neben der Handlung, in der es um die Ermittlung in den Mordfällen geht, gibt es auch sehr emotionale Momente. Ich habe gemerkt, dass ich manchmal eine Pause brauchte, da einige Szenen ziemlich deprimierend waren, um so mehr, da es damals wirklich so gewesen ist.
    Max Heller ist und bleibt ein prinzipientreuer Mann, der versucht, sich in seiner Arbeit nicht beeinflussen zu lassen. Auf die Frage, ob er denn nun ein Nazi oder ein Kommunist sei, sagt er: "Ich bin Max Heller".
    Zum Ende wird es noch einmal richtig spannend und ich muss sagen, diesen Täter hatte ich nicht auf dem Schirm.


    Fazit: Ein fesselnder Krimi vor dem Hintergrund des zerstörten Dresden im klirrend kalten Nachkriegswinter mit einem sympathischen Helden, der gar keiner sein will. Ich freue mich schon auf Teil 3.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • "Tausend Teufel" ist der zweite Band der Reihe um Max Heller. Während im Vorgänger der Nationalsozialismus eine entscheidende Rolle gespielt hatte, war der Fall dieses Mal im Dresden der Nachkriegszeit angesiedelt. Wie schon in "Der Angstmann" ist es dem Autor gut gelungen, die Ermittlungen in das historische Umfeld einzubetten und zu zeigen, wie schwierig und entbehrungsreich die Situation ist. Hunger, Kälte, Elend und Kummer sind beinahe greifbar und die Probleme und Sorgen der Menschen sind durchgängig präsent. Die Schilderung war sehr eindringlich und man hat das Gefühl, mit Max vor Ort zu sein und das Leid der Bevölkerung anzusehen. Auch die Mentalität der Bevölkerung wurde gut geschildert; es gibt jene, die die Sowjets als Besatzer verachten, andere, die sich anpassen, die, die die Entwicklungen unterstützen und viele Graustufen dazwischen. Mir hat das gefallen, da man so ein realistisches, umfassendes Bild der damaligen Zeit bekommen hat und die Geschichte lebendig und echt wirkte. Es gab zudem viele Stellen, die zum Nachdenken darüber anregen, wie man selbst gehandelt hätte.


    Der zweite Band liefert erneut einen gut durchdachten, fesselnden Fall, obwohl er stellenweise in den Hintergrund rückt, gerade, wenn es um die schrecklichen, erdrückenden Lebensumstände geht. Die Ermittlungsarbeit war interessant und kam mir unter den gegebenen Umständen realistisch vor, vor allem in Bezug auf die Probleme, die Heller und seine Kollegen hatten. Der Protagonist selbst ist und bleibt sympathisch und mir hat gefallen, dass er unbedingt die Wahrheit herausfinden wollte und nicht aufgegeben hat. Ich fand das bewundernswert, gerade, weil es für ihn selbst negative Konsequenzen hätte haben können. Heller weigert sich auch nach wie vor, seine Arbeit mehr als nötig politisieren zu lassen und in eine Partei einzutreten. Es spricht für seinen Charakter und es ehrt ihn, dass er so stark für seine Überzeugungen eintritt, aber "Tausend Teufel" macht deutlich, dass er sich dadurch sein Leben schwer macht und dass Druck auf ihn ausgeübt wird. Dadurch stellt sich die Frage, ob es ihm möglich sein wird, diese Haltung in Zukunft zu vertreten - gerade, da der Ost-West-Konflikt sich in den Jahren danach stark verschärft hat. Das werden die Folgebände zeigen und ich bin schon sehr gespannt darauf.
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    Herzlichen Dank an den Verlag und Lovelybooks für den Gewinn.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Zum Inhalt:


    "Dresden 1947: Im zweiten Jahr nach Kriegsende gehört die Stadt zur sowjetischen Besatzungszone und ist nach wie vor eine Trümmerwüste. Im klirrend kalten Winter wird das Leben beherrscht von Wohnungsnot, Hunger und Krankheit. Oberkommissar Max Heller wird von der neu gegründeten Volkspolizei an einen Tatort in der Dresdner Neustadt gerufen. Doch bevor er mit den Ermittlungen beginnen kann, wird der tot aufgefundene Rotarmist vom Militär weggeschafft. Zurück bleiben eine gefrorene Blutlache und ein herrenloser Rucksack, in dem Heller eine grauenhafte Entdeckung macht: den abgetrennten Kopf eines Mannes ..." (Quelle: http://www.dtv.deI


    Meine Meinung:


    Mit "Tausend Teufel" hat Frank Goldammer eine gute Fortsetzung seines Angstmann-Romans geliefert. Dieser spielt zwei Jahre nach Ende des Weltkrieges und der Zerstörung Dresdens.

    Der Roman ist gut durchdacht, sehr gut recherchiert und der Autor schafft es, dem Leser ein sehr gutes und eindringliches Bild Dresdens der damaligen Zeit zu vermitteln, man möchte sich einen Wintermantel überziehen, weil er es schafft den Winter 1947 ins Wohnzimmer des Lesers zu bringen.

    Und der Leser fühlt mit den Menschen mit, die sich um jeden Krümel Brot und jedes noch so kleine Stück Holz oder Kohle raufen und nicht wissen, ob sie nicht am nächsten Tag erfroren in ihren Behausungen liegen. Es mangelt einfach an allem und Frank Goldammer konnte dieses Szenario dem Leser wunderbar vermitteln.


    Trotz der vielen Leichen und Leichenteile, die im Buch auftauchen, wirkt das Buch trotz dessen nicht blutrünstig. Auch konnte Goldammer den Konflikt zwischen Heller und den Besatzern gut vermitteln, die es Heller nicht immer leicht machen, den wahren Täter zu ermitteln.


    Mir hat auch wieder Max Heller gefallen, der seiner Linie bis zum Ende treu bleibt und sich nicht verbiegt.


    Frank Goldammer präsentiert am Ende des Romans einen Täter, den ich so nicht auf dem Schirm hatte, also bleibt für den Krimileser bis zum Schluss genügend Stoff für Spekulationen.


    Einziges Manko ist, wie beim ersten Band, ist der Spannungsbogen, zwar schafft es Frank Goldammer gegen Ende hin nochmal Spannung zu erzeugen, aber er schafft es nicht so richtig hin, spannungsmäßig den Leser bei Laune zu halten, aber das macht er andererseits durch seine genauen Schilderungen Dresden im Jahre 1947 nett.


    Alles in allem eine gelungene Fortsetzung, die Freude auf den dritten Teil der Max-Heller aufkommen lässt.


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