Marc-Uwe Kling - Qualityland

  • Kurzmeinung

    Imagine
    das Hörbuch ist empfehlenswert, sehr amüsant
  • Kurzmeinung

    Cordi
    Es brauchte ein bisschen, aber mit etwas Geduld wird die Story ganz gut & humorig.
  • Willkommen in Qualityland, einem Land das vollkommen digitalisiert und alles Ok ist. Wo du dir keine Sorgen ums einkaufen machen musst, weil Lebensmittel und andere Dinge automatisch nach deinen Bedürftnissen zu dir nach Hause geliefert werden, wo Online der perfekte Partner für dich gefunden wird oder die Autos alle selbstfahrend sind. Alles wird von Maschinen bestimmt und berechnet und dein Leben wird vom Internet begleitet. Doch ist das Leben wirklich so schön wie es klingt? Peter ist Schrottwarenhändler und bekommt eines Tages ein Produkt zugeschickt mit dem er so gar nichts anfangen kann. Da beschleicht ihn die Frage, ob vielleicht mit seinem Profil in der Gesellschaft nicht stimmt und beginnt das Ganze zu hinterfragen. Wenn im System wirklich alles so perfekt ist, wie es immer den Anschein hat, wieso werden dann so viele Maschinen zu Peters Schrottpresse gebracht? Zusammen mit ein paar ausgemusterten K.I´s macht sich Peter auf, gegen das System und seine vorgegebenen Meinungen zu kämpfen.


    Ich war schon begeisteter Leser der Känguru-Chroniken, weshalb für mich klar war, dass ich Marc-Uwe Klings neuestes Werk unbedingt lesen musste.


    Wer den Autor kennt liebt und schätzt seinen humorvollen, satirischen Schreibstil. Auch Qualitiyland nimmt in gewisser Weise unsere heutige Gesellschaft aufs Korn, denn auch wir sind schon viel zu viel von der Digitalisierung in Beschlag genommen. Qualityland könnte demnach unsere überspitze Zukunft sein. Mit viel Witz werden wir durch eine Welt geführt, die erschreckend real wirkt.
    Toll fand ich das Qualitypad Pink, dass die Identität des Kängurus hatte.


    Qualitiyland bringt einen selbst zum nachdenken und ist für mich defintiv eines der Lesehighlights diesen Jahres.

  • Willkommen in QualityLand, einem Land in naher Zukunft, wo das Leben durch Algorithmen optimiert wurde - egal ob dieses das Einkaufsverhalten oder die Partnersuche betrifft. Peter Arbeitsloser vermutete jedoch, dass das System fehlerhaft ist. Dieses wird zwar kategorisch ausgeschlossen, Widerworte werden nicht akzeptiert, aber wie ist es dann möglich, dass es Drohnen mit Flugangst und Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung gibt? Außerdem empfindet er Werbung und vorgeschlagene Produkte, die aufgrund seines Profils ermittelt wurden, nicht immer für passend. Doch niemand glaubt ihm, alle vertrauen blind dem System.


    Marc-Uwe Kling ist vielen sicherlich bereits durch die Känguru-Trilogie bekannt. Ich habe diese Werke jedoch noch nicht gelesen, daher war es mein erster Kling-Roman. Er hat eine Zukunftssatire über die Entwicklung der digitalen Welt geschrieben. Ich hatte bisher noch nicht viel Erfahrung mit diesem Genre und bin auch immer noch nicht sicher, ob mir dieses wirklich liegt, denn es wirkt schon ziemlich skurril.


    Gut gefällt mir, wie Kling direkt mit dem Finger immer wieder genau in offene Wunden piekt. So greift er aktuelle Themen aus unserem Alltag aus. Die Werbung á la „Diese Produkte passen zu Ihnen“, die Vorurteile, dass alle Straftaten von Ausländern begannen werden, oder Online-Dating, das in seiner Welt so normal geworden ist, dass man sich schämen muss, wenn man sich real kennengelernt hat. Unboxing-Videos nimmer er auf die Schippe, genauso wie Fake-News, die bewusst eingesetzt werden, um Aufmerksamkeit zu erregen.


    Auch wenn Kling uns einen Zukunftsroman geschrieben hat, spürt man das erschreckende Szenario recht deutlich, denn so weit hergeholt fühlt sich vieles nicht an. Er hat Tatsachen einfach nur ein oder zwei Stufen weitergetrieben und schon befinden wir uns in einer Welt, in der der digitale Anteil am größten ist, Menschen abstumpfen und es akzeptieren, dass ihnen nur noch Neuigkeiten angezeigt werden, die das System für sie als interessant ermittelt hat. Einen Blick über den Tellerrand hinaus gibt es nicht mehr.


    Da es in Klings Roman um Personalisierung geht, hat er auch sein Buch etwas personalisiert. Daher gibt es zwei Varianten: die dunkle Edition für Apokalyptiker und die helle Ausgabe für Optimisten. Der eigentliche Inhalt ist identisch, nur die Zwischenkapitel in denen er u.a. Nachrichten aus QualityLand und Werbung platziert, unterscheiden sich. Am Ende des Romans gibt es einen Link zu einer Website, auf der man die Zwischenkapitel der anderen Edition nachlesen kann, falls man dieses möchte.


    Fazit: Ich finde es sehr gut, wie Kling auf aktuelle Probleme hinweist und diese satirisch umsetzt. Auch der Bezug zur heutigen Realität gefällt mir. Manches fand ich jedoch zu skurril, wobei es einfach daran liegen kann, dass mit das Genre der Satire evtl. nicht komplett liegt. Trotzdem hat der Autor mich mit seinem QualityLand gut unterhalten.


    • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
  • Klappentext:
    Willkommen in QualityLand, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Alles läuft rund - Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Wenn das System wirklich so perfekt ist, warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung? Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller? Marc-Uwe Kling hat die Verheißungen und das Unbehagen der digitalen Gegenwart zu einer verblüffenden Zukunftssatire verdichtet, die lange nachwirkt. Visionär, hintergründig – und so komisch wie die Känguru-Trilogie.


    Autor:
    Marc-Uwe Kling (*1982) singt nicht nur Lieder, er erzählt auch Geschichten, beides besonders gern im Radio, auf Lesebühnen oder anderen bedeutungsvollen Brettern. Grundsätzlich sind ja Lieder und Geschichten schon einmal eine gute Kombination. Doch Marc-Uwe Kling lebt darüber hinaus noch mit einem Känguru zusammen: einem kommunistischen Känguru, einem süchtigen Känguru – süchtig nach Schnapspralinen. Einem etwas rückständigen Känguru also, das zu allem Überfluss auch noch Nirvana hört. Eine durchaus schwierige Partnerschaft, die sich in absurd tiefschürfenden Debatten äußert – wie etwa in „Die Känguru Chroniken: Ansichten eines vorlauten Beuteltiers“.


    Allgemeines:
    Erscheinungsdatum: 22. September 2017
    Seitenanzahl: 384
    Verlag: Ullstein


    Eigene Meinung:
    Ich habe von Marc-Uwe Kling bisher noch nichts gelesen, allerdings schon viele begeisterte Meinungen der Känguru-Chroniken gehört und gelesen. Humorige Bücher sind bei mir nämlich schwierig und meistens finde ich das nicht wirklich lustig.
    Bei diesem Buch allerdings musste ich mehrmals aufpassen nicht laut los zu lachen. Tatsächlich ist der Humor auf den Punkt und nicht albern. Die Charaktere sind alle schrullig, aber schleichen sich ins Herz des Lesers, eben weil jeder Charakter seine bestimmten Eigenarten und jeder eine ganz verquere Macke hat. So gibt es zum Beispiel die kleine Drohne mit Flugangst oder die Androiden, die Bücher schreibt, den Kampfroboter mit dem umfangreichen Wortschatz („Kapuuuuut“) und das besserwisserische IPad.
    Lustig sind auch die kleinen Einschübe, die sich meist wie kleine Werbeblöcke lesen.
    Zur Geschichte selber kann ich eher nur sagen, dass das Buch für mich keine klare Linie hatte, es las sich eher nur wie Auszüge aus Peter Arbeitslosers Leben und war irgendwie ohne Zusammenhang. Natürlich regt die Story zum Nachdenken an, denn das Szenario, was der Autor hier beschreibt ist, bei allem Humor, nicht allzu weit entfernt. Denn Angebote, die auf uns zugeschnitten sind, Drohnen, die uns beliefern … das alles ist schon im Gange und wird sich weiterentwickeln.


    Fazit: Ich fühlte mich mit dem Roman sehr gut unterhalten, obwohl ich anfangs bezüglich des Humors sehr skeptisch war. Leider fehlte mir ein wenig der rote Faden und der Schluss war zu abrupt, deswegen gibt es „nur“ :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • QualityLand, Zukunftssatire von Marc-Uwe Kling, 384 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
    Bei vorliegender Geschichte handelt es sich um eine gesellschaftskritische Dystopie. Geschrieben im auktorialen Stil und zwei Erzählsträngen. Zum Einen die Geschichte von Peter Arbeitsloser, von Beruf Verschrotter, der eines Tages einen pinkfarbenen Delfin-Vibrator zugeschickt bekommt, den er weder bestellt, noch gewünscht und schon gar nicht mehr loswerden kann. Zum Anderen die Story um die Wahl des nächsten Präsidenten von QualityLand.
    In der Zukunft im QualityLand ist alles paletti, die Antwort auf alle Fragen lautet OK und alles existiert nur in Superlative. QualityLand ist kein besonderes Land – es ist das besonderste. Trotzdem kommt es Peter so vor, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt, er ist unzufrieden. Wenn alles so perfekt scheint, warum gibt es dann Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung, Drohnen mit Flugangst und Großrechner mit Burnout?
    Das Besondere an diesem Buch ist, das es in zwei verschiedenen Ausgaben erscheint. Die helle und die dunkle Version. Zwischen den Kapiteln, die die Geschichte erzählen sind schwarze Seiten (dunkle Variante) die pessimistische Nachrichten, dazu passende Leserbriefe oder Meldungen beinhalten. In der weißen Version sind die Nachrichten dementsprechend optimistisch. Dazu kommen zwischen den „normalen“ Kapiteln und zwischen hellen und schwarzen Seiten, Kapitel die QualityLand erklären - wie QualityLand funktionert, erkennbar gemacht durch die Überschrift „Qualityland“ dein persönlicher Reiseführer und einfach skizzierter Landschaft.
    Das Buch hat mir leider überhaupt nicht gefallen, weder fühlte ich mich gut unterhalten, noch war in keinster Weise Spannung vorhanden ich konnte die Lektüre zu jeder Zeit ohne Bedauern abbrechen. Emotionslos und in einfacher Sprache, wird die Geschichte von Peter Arbeitsloser sowie dem Präsidentschaftskandidaten John of us erzählt. Dabei möchte ich dem Autor eine gewisse Art von Humor nicht absprechen, es gilt hier für mich das Zitat: “Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Ich finde die Zukunftsvision von Marc-Uwe Kling nicht komisch, sondern Angst einflößend. Dabei war mir zu jeder Zeit bewusst, dass viele Dinge, die hier beschrieben sind, wohl in nicht allzu ferner Zukunft mit ein wenig Entwicklung und Forschung tatsächlich eintreten könnten, bzw. die es so ähnlich längst gibt. Ich finde die Scheinwelt im Cyberspace schon jetzt erschreckend genug. Wobei die Figur John of us, ein Androide oder die Bewohner von Peters Keller, verschiedene defekte künstliche Intelligenzen, menschlicher schienen als die humanen Charaktere. Vermutlich liegt es wohl daran, dass ich einfach nicht in die Ziel-Altersgruppe der Leser gehöre und kann mir vorstellen, dass das Buch jüngeren Lesern gut gefallen könnte.
    Fazit: Das ist der Algorhythmus bei dem ich nicht mehr mit muss, dafür von mir nur 2 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon



  • Marc-Uwe Klings "QualityLand" gibt es in zwei Varianten: eine helle und eine dunkle Edition. Der Autor selbst sagt, dass es eine lustige Dystopie sei, bei der sich viel um das Thema "Personalisierung in der digitalen Kommunikation" handelt. Er hatte die Idee, diese zunehmende Personalisierung auf diese Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. In beiden Ausgaben ist die Handlung gleich, nur die Nachrichtenblöcke, Werbung und Empfehlungen zwischen den einzelnen Kapiteln weichen sich voneinander ab und sollen die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Marc-Uwe Kling sagt in einem Interview: "Helle oder dunkle Version? Diese Entscheidung ist im Prinzip eine Jedi-Frage. Siehst du dich eher auf der hellen oder der dunklen Seite des Lebens?"


    Mir persönlich gefällt das dunkle Cover rein optisch besser, obwohl ich von mir nicht behaupten würde, dass ich auf einer dunklen Seite des Lebens stehe. Besonders gefiel mir die gewohnt lockere und flüssige Schreibweise des Autors. Auch die Reiseführerseiten und die schwarzen Werbe- und Nachrichtenseiten zwischen den Kapiteln sind kreativ und lustig. Die Story mit ihren vielen Anspielungen auf unsere Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ist amüsant und originell geschrieben, wenn auch mit einem Wermuttropfen im Abgang.


    Willkommen in QualityLand, in einer nicht allzu entfernten Zukunft: das selbstfahrende Auto weiß genau wohin man fahren will, der QualityPartner sucht einen vollkommenen Partner aus und TheShop schickt per Drohne Dinge zu, von den man noch nicht einmal selbst weiß, dass man sie haben möchte. Menschen müssen keine Entscheidungen mehr treffen, weil das System für sie denkt und die einzige Antwortmöglichkeit ist „ o.k.“. Arbeit, Freizeit und Beziehungen werden von Algorithmen optimiert. Doch der Protagonist Peter Arbeitsloser bekommt immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben und dem System etwas nicht stimmt.


    Marc-Uwe Klings "QualityLand" ist eine feine amüsante Zukunftssatire, die mich wirklich gut unterhalten hat. Die Geschichte ist sehr scharfsinnig geschrieben. Es war mir eine Freude, dieses Buch zu lesen. Und je tiefer man in QualityLand eintaucht, desto nachdenklicher wird man. Digitalisierung ist das Wort in den politischen Debatten hierzulande. Ist das, was wir wirklich wollen und was uns auch erwartet?

  • Tranparente Individuen im nicht transparenten System
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:
    "QualityLand" erinnert mich stark an die Bücher des zu früh verstorbenen Schriftstellers Douglas Adams, der vor allem durch "Per Anhalter durch die Galaxis" (seine Trilogie in fünf Bänden) bekannt wurde.


    Schon nach wenigen Seiten beschlich mich ein Gefühl der literarischen Heimkehr – da war sie wieder, diese besondere Mischung, die ich mit dem Tod von Adams für unwiderruflich verloren hielt: ein Konglomerat aus skurrilem Humor, absurden Wendungen und Charakteren, die so gnadenlos übersteigert werden, dass sie schon wieder authentisch wirken. Aber vor allem ist es diese Gesellschaftskritik, die mit der brachialen Subtilität einer schwerhörigen Marschkapelle daherkommt – doch wenn die Ohren dann aufhören, zu klingeln, bleibt als Nachhall der Klang der Wahrheit zurück.


    Denn das können sie beide, Adams und Kling. Sie haben ein unfehlbares Gespür für die Essenz der Dinge, legen den Finger treffsicher genau in die Wunde – egal, ob es jetzt um menschliche Schwächen oder gesellschaftliche Entwicklungen geht... Das ist zum Schreien komisch (wann man den Humor mag) und gleichzeitig überfällt einen hier und dort das ungute Gefühl, dass man lieber noch ein bisschen den Kopf in den Sand stecken würde.


    Mein Eindruck ist, dass diese Ähnlichkeit zumindest zum Teil beabsichtigt ist, denn das ein oder andere erschien mir wie eine bewusste Hommage Klings an seinen verstorbenen Kollegen!


    Der Autor zeichnet in "QualityLand" das Bild einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, in der jeder Mensch gläsern ist – und das niemanden mehr stört. Das Netz weiß alles über dich, und das wird dir noch als superpraktisch verkauft: du brauchst über nichts mehr nachdenken, ist das nicht schön?


    "Ok? Ok."


    Alles, was du tust, wird vollautomatisch von Algorithmen gesteuert. QualityPartner vermittelt dir den besten Lebensgefährten, den du dir bei deinem Einkommen und deinem gesellschaftlichen Rang leisten kannst. Du brauchst nicht mehr einkaufen gehen, denn TheShop weiß besser als du, was du willst, und schickt es dir per Drohne nachhause. Die Nachrichten zeigen dir nur, was mit deiner Sicht der Welt übereinstimmt – Fake News sind durchaus gewollt, solange sie dich glücklich und leicht steuerbar machen. Die Gesellschaft verdummt, weil jeder nur noch in seiner kleinen Blase lebt, wo ihm niemand widerspricht und ihn nichts mehr herausfordert. Sogar Filme und Bücher werden bis zur kompletten Sinnentstellung an den Konsumenten angepasst:


    »In der Schule«, sagt er, »hatte ich mal eine Freundin, in deren Version von Game of Thrones keine einzige Figur gestorben ist. Die haben immer nur eine Sinnkrise bekommen und sind ausgewandert, oder so.«


    Und das wäre wohl immer so weitergegangen, hätte Peter Arbeitsloser von TheShop nicht einen pinken Delfin-Vibrator zugeschickt bekommen... Die Revolution kommt manchmal aus unerwarteten Ecken.


    "Das System sagt, ich will das. Aber ich will das nicht."


    Das ist originell. Das ist spannend. Das ist unlogisch und überzogen und gleichzeitig auf beunruhigende Art und Weise glaubhaft


    Die Geschichte dreht sich vor allem um Peter Arbeitsloser, der so weit abgerutscht ist in seiner Wertung, dass er als nutzlos gilt. Auf den ersten Seiten erschien er mir noch ziemlich flach und vorhersehbar, doch dann findet man etwas über ihn heraus, das alles ändert – denn Peter hält sich stillschweigend nicht an die Regeln... Und das führt dazu, dass sich eine unwahrscheinliche Gruppe von schrägen Gestalten aufmacht, das System zu zwingen, einen Fehler zuzugeben.


    Peter funktioniert als Charakter perfekt, weil er als Rädchen der Maschine nicht funktioniert und man sich daher mit ihm identifizieren kann. Er zeigt uns, wo die Reise hingehen könnte, wenn wir nicht umdenken, und warum wir da wirklich nicht hinwollen.


    Wie schon erwähnt, den Humor muss man mögen. (Oder auch nicht. Aber es wäre definitiv besser, ihn zu mögen, wenn man dem Buch wirklich eine Chance geben möchte.) Auch den Schreibstil kann man meines Erachtens schwer davon trennen. Ich fand ihn großartig – bissig, sarkastisch, flott geschrieben –, aber der Humor zieht sich so durchgehend durch alle Passagen, dass er Lesern, die mit dem Humor nichts anfangen können, wohl nur wenig Freude bereitet.


    Deswegen ist "QualityLand" ein Buch, wo ich dringend empfehlen würde, erstmal die Leseprobe zu lesen! Aber es lohnt sich, es zumindest mal auszuprobieren.


    Fazit:
    In der Zukunft wird alles von Algorithmen gesteuert: Du kaufst nicht mehr ein, TheShop kauft für dich ein, weil es dich besser kennt als du dich selbst. QualityPartner vermittelt dir einen Partner, der zu dir passt, den du dir leisten kannst und der wahrscheinlich sogar am selben Tag wie du sterben wird. Die Nachrichten zeigen dir nur, was du glauben willst – wenn du rechtsradikal bist, ist die ganze Welt rechtsradikal. Bis auf die Ausländer natürlich, die sind praktischerweise an allem schuld.


    Das System macht keine Fehler, und deswegen ist immer alles OK. Und wenn es nicht OK ist, liegt der Fehler an dir und nicht am System. Aber als Peter Arbeitsloser einen pinken Delfinvibrator zugeschickt bekommt, hat er ein für alle Mal genug davon.


    "QualityLand" verbindet Klamauk mit böser Gesellschaftskritik und unerwartetem Tiefgang. Ob man das mag, steht und fällt in meinen Augen damit, ob einen der Humor anspricht oder nicht – mir hat das Buch viel Spaß gemacht und mich dabei noch zum Nachdenken angeregt.

  • Zum Inhalt wurde hier ja bereits ausreichend formuliert und kopiert, so dass ich mich lediglich auf meine Meinung zum Gelesenen beschränken zu können annehme.
    Ich habe die sich nur marginal unterscheidenden beiden Ausgaben, weiß und schwarz, gelesen, bin jedoch nicht besonders nachhaltig beeindruckt. George Orwells "1984" und Marc Elsbergs "ZERO" konnten mich da wesentlich mehr überzeugen. Ob das am hier fehlenden häufigeren "Aha-Effekt" gelegen haben mag, vermag ich nicht zu beurteilen. Trotzdem bereue ich die Lektüre von Marc-Uwe Klings "QualityLand", da ich die Känguru-Geschichten bisher lediglich vom Erzählen her kenne, meinem ersten Buch dieses Schriftstellers, nicht. Neben leichten Gruselgefühlen, wie nahe wir der geschilderten Welt bereits sind, konnte ich zu dem Protagonisten und einigen seiner heimlichen Gefährten eine Beziehung aufbauen, um sie in gewissen Situationen bangen oder über manche Äußerung schmunzeln.
    Der Titel ist selbst erklärend, das Cover passt zu einer Buchszene.

  • Meine Meinung zu Qualityland ist grundsätzlich ganz positiv. Nachdem ich die Känguruh Chroniken genervt abgebrochen habe, weil mir der Humor zu skuril und gezwungen, letztlich langweilig wirkte, hat der Autor hier die Grenze (gerade) noch nicht überschritten und mich gut unterhalten.
    Die Geschichte ist kein Pageturner aber flüssig geschrieben, witzige Ideen, schrullige und abgedrehte Charaktere aber nicht zu sehr überzeichnet. Vielleicht ist die Skurilität in den kurzen Känguruhepisoden einfach zu konzentriert um mir zu gefallen und hier ist die durchgängige Geschichte von Peter Arbeitsloser einerseits und der Wahlkampf von John of Us andererseits auf dem Hintergrund einer dystopischen, satirischen nahen Zukunft gerade so in die Länge gezogen (positiv gemeint) dass es meinen Humor doch trifft.
    Fazit: Solange man keine bissige Satire erwartet, oder eine düstere Dystopie, sondern eine locker flockige Komödie mit satirischem Einschlag und dystopischem Hintergrund wird man mit diesem Buch sicherlich nichts falsch machen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Richard Russo - Diese gottverdammten Träume

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 4 :bewertung1von5:

  • Rundum absolut gelungen!


    Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:

    Willkommen in Qualityland.

    In der Zukunft läuft alles rund: Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. QualityPartner weiß, wer am besten zu dir passt. Das selbstfahrende Auto weiß, wo du hinwillst. Und wer bei TheShop angemeldet ist, bekommt alle Produkte, die er haben will, zugeschickt, ganz ohne sie zu bestellen zu müssen. Superpraktisch! Kein Mensch ist mehr gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen – denn in Qualityland lautet die Antwort auf alle Fragen: OK.

    Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Wenn das System wirklich so perfekt ist, warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung? Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller?

    Eine verblüffende Zukunftssatire über die Verheißungen und die Fallstricke der Digitalisierung.


    Meine Meinung:

    Ein Satire-Roman der ganz besonderen Art!


    Sehr subtil, intelligent und durchdacht.

    Vom Autor „von vorne bis hinten und in allen Ecken“ wirklich genial konstruiert.

    Brilliant.


    Diese Namen und Situationen und Berichte – ich habe mich wirklich königlich amüsiert.


    Ich finde der Autor besitzt absolutely ein großes Talent viele (kritische) Themen und korrekte Thesen (auf seine Art angenehm zu verpacken und so) an die Leser zu bringen!

    Riesiges Kompliment hierfür.


    [ Ich möchte hier gar nicht näher auf den Inhalt eingehen, um meine Begeisterung zu begründen, denn dies würde nur den Lesespaß verderben. ]


    Fazit: Sehr gut durchdacht. Ganz große Kunst.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: