Pascal Quignard - Eine Terrasse in Rom / Terrasse à Rome

  • Klappentext:
    Einer Liebe hingegeben, die nicht sein darf, hat der Kupferstecher Meaume die Rache des Rivalen entfacht: Ein Flacon mit ätzender Säure trifft ihn im Gesicht, er ist für immer entstellt. Die Geliebte, abgestoßen von seinem Anblick, bricht mit ihm und Meaume flieht aus Brügge, irrt von Ort zu Ort wie viele Künstler im 17. Jahrhundert. Nicht mit Farben, gleichsam umgekehrt, mit der ätzenden Säure, die sich für immer in sein Gesicht gebrannt hat, »malt« Meaume, sucht im Dunkeln nach dem Licht.
    Der Graveur gelangt nach Rom, richtet am Aventin sein Atelier ein, blickt von der Terrasse auf die Ruinen. „Es gibt Orte auf dieser Welt, die erzählen vom Ursprung. Diese Räume sind Momente, in denen das Einst erstarrt ist. Hier ist alles zu ewiger Wut zusammengeflossen.“
    - Amazon


    Zum Autor:
    Pascal Quignard geboren 1948, zählt zu den renommiertesten Gegenwartsautoren Frankreichs. Er ist Verfasser eines bedeutenden literarischen Werks aus über dreißig Romanen, Erzählungen und Essays, das in viele Sprachen übersetzt wurde, in Deutschland bislang jedoch weitgehend unbeachtet blieb. Ebenso innovativ wie erfolgreich bedient er immer wieder das historische Genre. Sein Roman »Tous les matins du monde« (dt.: »Die siebente Saite«) lieferte das Buch zu Alain Corneaus gleichnamigem Film. Aufgewachsen in Le Havre in einer Musikerfamilie, lebt Pascal Quignard heute fernab vom Pariser Literaturbetrieb in der Normandie und verfolgt unverbrüchlich sein schriftstellerisches Projekt, das sämtliche Gattungen sprengt und die Gewalt der fernsten Vergangenheit zu unserer nächsten macht. – Amazon


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Terrasse à Rome
    Erstmals erschienen 2002 bei Gallimard, Paris
    Aus dem Französischen übersetzt von Jörg Aufenanger
    Aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers
    47 Kapitel auf 121 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Tatsächlich erzählt das Buch inhaltlich nicht mehr als das, was der Klappentext verrät. 47 lakonische Bilder braucht der Autor, um die Biographie seiner fiktiven Figur, des Kupferstechers Meaume (1617-1667) zu erzählen. Obwohl – der Begriff „erzählen“ trifft die Technik des Autors nicht. Angelehnt an die Arbeit des Protagonisten sind es eher Schlaglichter, kurze Skizzen und Szenen, die jeweils irgendeine Episode des kurzen Lebens aufblitzen lassen; keine bunten, lebendigen Bilder also, sondern seltsam distanzierte, konzentrierte und schnörkellose Darstellungen.


    Quignard vermischt die fiktiven biographischen Kapitelchen um Meaume mit einigen aus der realen Biographie des historischen Malers Claude Lorrain (1600-1682), dem er die Rolle des besten Freundes zuweist. Bis auf eine „Geschichte“ wirkt das Buch wie das Konzept eines Buches, und genau dies macht seinen besonderen Reiz aus.


    Durch diese Besonderheiten liest sich das Buch trotz seiner Kürze und der extrem knappen Kapitel nicht schnell und einfach. Man braucht Geduld und Konzentration – und hat am Ende doch nicht das Gefühl, dem Kupferstecher Meaume näher gekommen zu sein.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)