Inhalt (Quelle: amazon):
Der ehemalige KSK-Soldat Jan Storm übernimmt auf der Suche nach einem Neuanfang die Landarztpraxis in Brodersby, einer idyllischen Gemeinde zwischen Schlei und Ostsee. Denn nach einem traumatischen Afghanistaneinsatz will er nur noch vergessen - und der kleine Ort scheint ihm meilenweit entfernt von Schusswunden, Explosionen und Toten. Als er erfährt, dass sein kerngesunder Vorgänger unter mysteriösen Umständen verstarb, und weitere Dorfbewohner plötzlich zusammenbrechen, beschließt er, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch damit bringt er nicht nur sich, sondern auch Arzthelferin Lena in tödliche Gefahr - denn seine Gegner haben ihn längst im Visier …
Beschreibung:
Fast hätte mich die Bezeichnung "Landarzt-Krimi" abgeschreckt. Das klingt für meine Ohren sehr langweilig und betulich. Aber der Krimi hat mich positiv überrascht. Jan Storm entdeckt nach einer unkonventionell verlaufenden Übernahme der Praxis, dass nicht nur dort, sondern auch in dem kleinen Ort Brodersby seltsame Dinge vor sich gehen. Kinder werden plötzlich sterbenskrank, andere sterben völlig unerwartet und bei eigentlich bestem Gesundheitszustand, und alle scheinen von derselben mysteriösen Erkrankung betroffen zu sein. Storm vermutet eine toxische Reaktion auf eine Chemikalie, ohne die leiseste Ahnung zu haben, was es sein könnte und wieso es sich in der Umgebung des Ortes befindet. Irgendetwas geht in Brodersby vor sich, was hochgefährlich ist.
Die Aufklärung ist spannend, zumal auch das Trauma von Jan Storm immer wieder eine Rolle spielt, und sehr glaubwürdig und authentisch langsam deutlich wird, was er in Afghanistan erlebt hat. Das spielt bei der Aufklärung aber nur am Rande eine Rolle. Viel wichtiger sind die menschlichen Beziehungen, die sich zwischen Storm und den Dorfbewohnern entwickeln. Nicht zuletzt Lena, die ihre kleine Tochter durch diese mysteriöse Todesursache verloren hat, und mit der sich eine vorsichtige Liebebeziehung anbahnt, wird für Storm wichtig.
Soweit fand ich alles gut. Auch sprachlich versteht die Autorin ihr Handwerk, der Krimi ist sehr angenehm zu lesen. Was mir nicht so gut gefallen hat, war eine gewisse Schwarz-Weiß-Zeichnung der beteiligten Personen. Jan Storm scheint fast keine Fehler zu haben und ist menschlich sowas von mitfühlend, warmherzig, reaktionssicher, und natürlich auch ein perfekter Arzt, dass es einem manchmal ein bißchen zu viel wird. Auch die anderen Dorfbewohner sind entweder von Anfang an gut, freundlich, ungemein hilfsbereit und sympathisch, oder eben das Gegenteil von alldem. Man weiß gewissermaßen nach dreißig, vierzig Seiten schon sehr klar, wer auf der Seite der Guten und wer auf der Seite der Bösen steht. Ein bißchen differenzierter hätte ich mir die Ausarbeitung der Charaktere schon gewünscht.
Insgesamt ist das aber nur ein kleiner Minuspunkt, da die Lesefreude und Spannung bei diesem Krimi überwiegt.
Urteil:
Gute Unterhaltung, mit Spannung, Witz und auch genügend Emotionalität fürs Herz. Für Krimileser, die gerne etwas härtere Fälle bevorzugen, dürfte dieser Krimi zu weichgespült sein, aber für alle anderen ist er zu empfehlen.
Dreieinhalb Sterne von mir (für vier Sterne hat es ehrlicherweise dann doch nicht ganz gereicht).