Kent Haruf - Flüchtiges Glück / Lied der Weite / Plainsong

  • Klappentext (gekürzt):
    Holt, eine kleine Stadt in Colorado, unweit von Denver: Auf den ersten Blick ist es ein einfaches Leben, das die Menschen hier führen, und doch haben sie alle ihre bewegende Geschichte. Da ist der Lehrer Tom Guthrie, der von seiner Frau verlassen wurde und nun mit seinen Söhnen Ike und Bobby allein zurückbleibt. Da ist die 17-jährige Victoria, die schwanger ist und von ihrer Mutter verstoßen wird. Da sind die eigenbrötlerischen Brüder McPheron, die seit Jahren ihre abgeschiedene Farm bewirtschaften. Eines Tages beschließt die tatkräftige Lehrerin Maggie Jones jedoch, Victoria bei den kauzigen Brüdern unterzubringen – und für die Brüder beginnt das größte Abenteuer ihres Lebens.


    Zum Autor:
    Kent Haruf (1943–2014) war ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde unter anderem mit dem Whiting Foundation Writers’ Award, dem Mountains & Plains Booksellers Award und dem Wallace Stegner Award ausgezeichnet.


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Plainsong
    Erstmals erschienen 1999 bei Alfred A. Knopf, New York
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Rudolf Hermstein
    Erzählt von einem unbeteiligten Beobachter
    316 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Nehmen wir an: Draußen auf dem Lande außerhalb der Kleinstadt bewirtschaften zwei ältere Brüder eine Farm. Sie hatten nie die Chance, eine Familie zu gründen und schuften im Schweiße ihres Angesichts von früh bis spät, immer dem Wetter, den Jahreszeiten und dem Glück unterworfen.


    Nehmen wir an: Draußen auf dem Lande außerhalb der Kleinstadt bewirtschaften zwei ältere Brüder eine Farm. Sie sind zufrieden in ihrer selbst gewählten Einsamkeit und lieben ihre harte und dennoch erfüllende Arbeit, die Abwechslung und das still schweigende Einvernehmen ihrer langen Gemeinsamkeit.


    Nehmen wir an: Ein Mann, Lehrer, sorgt allein für seine Kinder, weil seine Frau tagaus tagein im Bett liegt und mit schweren Depressionen kämpft. Neben seinem Beruf, der ihm allerhand abverlangt, trägt er die Verantwortung für Haushalt, Freizeit und Erziehung allein. Seine beiden Jungs haben es nicht einfach, und eines Tages teilt die Mutter mit, dass sie die Familie verlässt.


    Nehmen wir an: Ein Mann, Lehrer, sorgt allein für seine Kinder, weil seine Frau tagaus tagein im Bett liegt und mit schweren Depressionen kämpft. Er liebt seinen Beruf – meistens – und hat Freude an seinen Kindern. Dass die Mutter die Familie verlässt, erschreckt zwar zunächst vor allem die Kinder, aber die beiden Jungs und ihr Vater können sich aufeinander einspielen und gestalten ihren Alltag mit neuer Vertrautheit.



    Natürlich: Es handelt sich beide Male um dieselben Personen in denselben Situationen. Wie man sieht, kann man ihr Leben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
    Das sprichwörtliche Glas ist nun mal halb leer und gleichzeitig halb voll.
    Der eine Autor schreibt eine Erzählung mit wehmütigem, verzweifeltem oder gesellschaftskritischem Ton, der andere erzählt eine liebevolle leichte Geschichte.
    Wir müssen nur aufpassen, dass wir dem ersten Autor nicht das Prädikat „anspruchsvoll“ verpassen und dem anderen eine seichte Sicht der Dinge vorwerfen. Denn beide haben das gleiche Recht auf ihre Lesart. Solange die Zeichnung der Figuren echt, die Handlung folgerichtig und nachvollziehbar ist und die Sprache sich stilistisch Thema und Inhalt gerecht wird.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das Original.


    Möchte wissen, wer den deutschen Titel erfunden hat. :roll:


    Die deutsche Übersetzung ist leider vergriffen. Vielleicht erbarmt sich Diogenes, wenn "Seelen bei Nacht", Harufs letzter Roman, der im März in Übersetzung erschien, ein Erfolg wird.

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  • KENT HARUF - LIED DER WEITE


    DIE KLEINSTADT HOLT IST ÜBERALL
    Es ist lange her, dass ich auf so wenigen Seiten so viele realistische Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelt von Menschen bekommen habe. Kent Haruf erzählt in einem beobachtenden, unaufgeregten Stil von sieben Personen, die mehr oder weniger miteinander in Beziehung stehen. Der Alltag, das Leben wurde von ihm meisterhaft in Szene gesetzt. Das Ganze passiert in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado, in der Weite der Prärie.
    Alle sieben sind wunderbar beschrieben. Übrigens auch die anderen handelnden Personen.
    Zuerst möchte ich Victoria Roubideaux nennen, die kurzerhand von ihrer kaltherzigen Mutter nicht mehr ins Haus gelassen wird. Sie ist schwanger mit 17, geht noch zur Schule. Sie steht plötzlich vor dem Nichts. Vorläufig gibt ihr Maggie Jones, die Lehrerin, Halt und Heim. Dann haben wir da den alleinerziehenden Lehrer Tom Guthrie mit seinen Söhnen Ike und Bobby. Die Mutter Ella verläßt ihre Familie. Die beiden neun- und zehnjährigen Jungen sind für ihr Alter meiner Meinung nach viel zu vernünftig. Das tägliche Leben ist bei Ike und Bobby schon so durchstrukturiert wie bei den meisten Erwachsenen nicht. Ja, und dann erleben wir die beiden kauzigen, wortkargen Brüder McPheron! Herrlich! So viel menschliche Wärme und Herzensbildung bei zwei alten Männern, die ihr ganzes Leben nur mit sich und den Tieren zu tun hatten!


    Durch die kurzen Kapitel kam ich mit dem Lesen sehr schnell voran. Sie sind überschrieben mit den Namen der handelnden Personen. Dass die Dialoge nicht angezeigt werden, störte meinen Lesefluß nicht.
    Der Autor wertet nicht. Er läßt seine unverfälschten, lebensechten Sätze wirken und erzielte bei mir sehr schnell Reaktionen. Das Kopfkino ließ sich bis zum Ende des Romans, und eine ganze Weile darüber hinaus, nicht abschalten. Bei mir lösten die Ereignisse unterschiedliche Emotionen wie z. B. Unverständnis/Verständnis, Empörung, Ohnmacht, Mitgefühl oder Ablehnung aus. Durch die durchgängig neutrale Draufsicht auf die Geschehnisse provoziert der Schriftsteller Reaktionen beim Leser. Bei mir funktionierte das. Doch mit den unzähligen Fragen bleibt man allein. Da die Begebenheiten weitgehend in der Gegenwart spielen ohne nennenswerte Rückblicke in die Vergangenheit, ist der Spielraum für Interpretationen groß. Manche Dinge sind eben so wie sie sind und können im Moment nicht gelöst werden. Wie im realen Leben! Das Verhältnis der Mutter zu ihren beiden Jungen und zu ihrem Mann zähle ich dazu.
    „Lied der Weite“ – das waren für mich 377 Textseiten mit bewegenden, aufwühlenden, sehr menschlichen Emotionen.


    Mein Fazit:
    Kent Haruf erzählt in einer ruhigen, bildhaften und einfachen Sprache von den Einwohnern der kleinen Stadt Holt. Unverfälscht, echt, authentisch, richtig aus dem Leben gegriffen!
    Es ist sehr traurig, dass der Autor bereits 2014 starb.


    Ich bewerte diesen wunderbaren Roman mit fünf von fünf Sternen und vergebe meine unbedingte Lese-/Kaufempfehlung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    „Plainsong“ heißt das Buch im Original: Choralgesang. Ein sehr passender Titel, in zweierlei Hinsicht.


    Der Autor lässt den Leser teilhaben am Leben grundverschiedener Menschen, die sich zwar kennen, weil in der Kleinstadt jeder jeden kennt, die aber ansonsten auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben. Er gibt ihnen authentische Stimmen, die sich zunächst nur wenig harmonisch zusammenfügen, als ihre Leben sich auf einmal überschneiden – jeder bringt seine eigenen Missklänge ein in diesen Choral: Einsamkeit. Depression. Das unerfüllte Bedürfnis nach Akzeptanz und Liebe.


    Die Annäherung beginnt nur vorsichtig, manchmal misstrauisch, aber man spürt sofort: da ist Resonanz. Da bringt einer im Leben des anderen etwas zum Schwingen.


    Die Missklänge verstummen zwar nicht über Nacht, am Ende wird das „Lied der Weite“ jedoch zu einem Choral der Hoffnung und des gegenseitigen Respekts.


    Die Schlüsselfigur des Romans ist in meinen Augen die schwangere 17-jährige Victoria, die von ihrer Mutter verstoßen wurde. Das setzt in der Kleinstadt einiges in Bewegung, vor allem unerwartete Hilfsbereitschaft: aufgenommen wird das Mädchen letztendlich ausgerechnet von den Brüdern McPheron, zwei alten Viehzüchtern, die ihr ganzes Leben lang Junggesellen waren und nicht die geringste Ahnung davon haben, wie sie mit einem Teenager umgehen sollen.


    Für diese beiden Charaktere allein hätte es sich schon gelohnt, das Buch zu lesen! Sie fühlen sich erst heillos überfordert von ihrer neuen Aufgabe, stürzen sich aber dennoch mit einer so schroffen wie herzzerreißenden Liebenswürdigkeit hinein – als hätten sie genau das ihr Leben lang vermisst. Dabei entbehren ihre Szenen nicht einer gewissen Komik, wenn sie versuchen, sich ihre neue Situation mit Dingen zu erklären, die sie kennen und von denen sie etwas verstehen. Einmal vergleicht Harold das Verhalten Victorias mit dem einer schwangeren Kuh:


    "Was redest du da?, sagte Raymond. Was ist denn das für ein Vergleich?
    Neulich hab ich drüber nachgedacht. Über die Ähnlichkeiten. Beide sind jung. Beide sind hier draußen auf dem Land, wo nur wir sind, um auf sie aufzupassen. Beide haben zum ersten Mal im Leben ein Baby im Bauch. Überleg doch mal.
    Raymond sah seinen Bruder entgeistert an. Sie waren vor dem Haus angekommen und hielten vor dem Drahtzaun auf der hartgefrorenen, zerfurchten Zufahrt. Herrgott noch mal, sagte er, das ist eine Kuh. Du redest von Kühen.
    Ich mein ja nur, sagte Harold. Denk doch mal drüber nach.
    Du sagst praktisch, dass sie eine Kuh ist, das sagst du doch.
    Das will ich damit überhaupt nicht sagen.
    Sie ist ein Mädchen, um Himmels willen. Keine Kuh. Du kannst doch nicht Mädchen und Kühe in einen Topf werfen.
    Ich hab ja nur gemeint, sagte Harold. Machst du dir eigentlich nie Gedanken?
    Doch. Ich denk auch manchmal nach.
    Na also.
    Aber ich muss nicht gleich drüber reden.
    Na gut. Ich hab geredet, bevor ich nachgedacht hab. Willst du mich gleich erschießen, oder wartest du, bis es finster ist?"


    Auch die anderen Charaktere erweckt Kent Haruf zum Leben, mit all ihren Marotten, Wünschen, Stärken und Schwächen – und das, ohne dem Leser jemals unmittelbar ihre Gedanken zu verraten. Man beobachtet ihr Verhalten sozusagen von außen, aber das beschreibt der Autor so prägnant, dass man schnell ein Gefühl für sie bekommt.


    Plainsong – plain song – plain


    „plain“ kann vieles bedeuten, schlicht, gewöhnlich, klar, pur... Und dies ist der zweite Grund, warum der Titel so passend ist: über lange Strecken erzählt das Buch vom ganz gewöhnlichen Alltag in einer ländlich gelegenen Kleinstadt, ruhig und mit sorgsamer Langsamkeit. Hundert Seiten ziehen am Leser vorbei, ohne dass viel passiert, ohne nennenswerten Spannungsbogen.


    Aber das ist nicht trivial, das ist das Leben.


    Die Geschichte entwickelt ihre ganz eigene Art von Spannung, denn es ist alles so echt, so lebendig, so berührend.Ich habe in jeder Szene mit den Charakteren mitgefiebert – auch wenn sie nur dabei waren, Zeitungen auszutragen.


    Schlicht, klar, pur… Das sind alles Attribute, die auf den Schreibstil von Kent Haruf zutreffen.


    Er erzählt in einfachen, bedächtigen Sätzen, die dennoch ihre ganz eigene Poesie entfalten. Sie treffen den Kern der Dinge, das Wesen der Menschen, die der Autor so liebevoll beschreibt.


    Am Schluss bleiben einige Dinge offen, nicht alle Fragen werden beantwortet. Wir haben die Charaktere ein Stück ihres Weges begleitet, aber im Leben gibt es nur wenige endgültige Enden… Und so kann man als Leser höchstens erahnen, wohin sie die Reise noch führen wird.


    Ich hoffe darauf, dass der Verlag auch „Eventide“ noch übersetzen wird, in dem einige der Charaktere aus diesem Buch, wie die McPherons, wieder eine wichtige Rolle spielen. Es ist aber gut möglich, „Lied der Weite“ als alleinstehendes Werk zu lesen.


    Fazit:
    In einer ländlich gelegenen Kleinstadt wird die schwangere Victoria von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Durch einen Akt der Hilfsbereitschaft verändert sich daraufhin das Leben von sieben verschiedenen Menschen – vor allem das der beiden alten Viehzüchter, die das Mädchen bei sich aufnehmen, obwohl sie ihr ganzes Leben lang alleine gelebt haben und sie diese neue Aufgabe in hilflose Panik versetzt.


    Man könnte sagen, dass in diesem Buch strenggenommen nicht viel passiert. Der Autor lässt sich viel Zeit, den ganz normalen Alltag seiner Charaktere zu beschreiben, bis ins Detail und ohne Drama. Aber die Klarheit der Sprache und die Komplexität der Charaktere haben mich dennoch an das Buch gefesselt.


    Es hat diese Neuauflage auf jeden Fall verdient. (Das Buch ist 2001 schon einmal unter dem Titel „Flüchtiges Glück“ im btb-Verlag herausgebracht worden.)

  • Dies war nach "Unsere Seelen bei Nacht" mein zweiter Roman von Kent Haruf und er hat mir sehr gefallen.


    Haruf erzählt weitgehend ruhig und unaufgeregt von Schicksalen, die mir tief unter die Haut gegangen sind. Gut und Böse, Elend und Glück liegen hier immer wieder sehr nah beieinander. Der Autor kostet sowohl die Höhen als auch die Tiefen des Lebens voll aus, und bei alledem wird immer wieder deutlich, wie kostbar das manchmal kleine, manchmal auch große Glück des Alltags ist und wie sehr es sich lohnt, sich dafür zu öffnen, auch wenn es nicht das ist, was man ursprünglich mal vom Leben erwartet hatte. (Daher empfinde auch ich den Titel "Flüchtiges Glück" nicht als passend, denn es geht in diesem Roman eher um das Glück, das am Ende nicht verschwindet, sondern bleibt. Außerdem klingt der Titel in meinen Ohren ein wenig kitschig, und Nähe zu Kitsch würde ich diesem Roman jetzt sicher nicht vorwerfen. "Lied der Weite" passt viel besser.)


    Ich war dankbar für die vergleichsweise kurzen Kapitel und den Umstand, dass ich in der letzten Woche recht wenig Lesezeit hatte, sodass ich immer wieder nur kurze Abschnitte lesen, das Geschehen in Ruhe sacken lassen und darüber nachdenken konnte. Die Figuren würden mich ohnehin noch weiter beschäftigen, also habe ich mir gedacht, dass ich dann ja auch direkt mit "Abendrot" weitermachen kann... :lol:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Jane Austen - Stolz und Vorurteil (Reread)

    :montag: Sally Coulthard - Am Anfang war das Huhn





  • Und hier meine Meinung:


    Angefixt durch das Buch "Unsere Seelen bei Nacht" wollte ich unbedingt ein weiteres Werk dieses Autors lesen. Es spielt, wie bei allen seinen Werken, in dem fiktiven Städtchen Holt in Colorado.


    Wir begegnen in der Geschichte einer Reihe von Bewohnern, die schlicht und ergreifend aus ihrem ganz normalen Alltag erzählen.


    Die engagierte Lehrerin, die sich einer schwangeren Schülerin annimmt und diese bei zwei eigenbrötlerischen Brüdern auf deren Bauernhof unterbringt. Nach einer anfänglichen Hemmnis, da sie den Umgang mit Frauen nicht gewohnt waren, wird es immer mehr zu einem richtig harmonischen Miteinander. Zuerst haben die Brüder ihre Schwierigkeiten, einen Gesprächsstoff mit dem jungen Mädchen zu finden. Dies führt zu äußerst humorvollen und ungewöhnlichen Fragen, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Später sind sie aufrichtig bemüht, das Kinderzimmer liebevoll einzurichten. Wir treffen auch auf den Lehrer mit zwei Söhnen, dessen Frau zuerst das Bett nicht verlässt und dann plötzlich die Familie im Stich läßt.


    Die Geschichte wird unaufgeregt und für mich authentisch erzählt, sie spiegelt das Leben auf dem einsamen Lande sehr gut wider. Es ist nicht nur trist und von Arbeit geprägt, sondern es darf auch ordentlich geschmunzelt werden.


    Mir hat auch dieses Buch in seiner Nüchternheit sehr gut gefallen und einige schöne Lesestunden bereitet!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • (...) sondern es darf auch ordentlich geschmunzelt werden.


    Das wollte ich in meiner Rezi gestern noch ergänzen und konnte es dann nicht mehr tun, weil die Bearbeitungszeit vorbei war.


    Auch ich habe bei der Lektüre dieses Buches oft geschmunzelt, heftig gegrinst und einmal auch laut gelacht, als es um

    ging... :lol: Der Autor hat da schon einige recht skurrile Dialoge geliefert. :thumleft:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Jane Austen - Stolz und Vorurteil (Reread)

    :montag: Sally Coulthard - Am Anfang war das Huhn





  • Das Cover zeigt eine große Weite und Einsamkeit. Das findet sich auch im Buch wieder, alle Figuren sind Menschen mit Problemen und Sehnsüchten. Jeder für sich würde bei einem anderen Schriftsteller einen eigenen Roman bekommen. Die zwei alten Brüder die nie getrennt waren, das schwangere Mädchen, die Frau die ihren dementen Vater betreut, der Mann und die Frau deren Ehe gescheitert ist, die Kinder aus dieser Ehe.
    Mit wenigen Worten erzählt Kent Haruf ihre Geschichte, was an Text fehlt, wird durch die Phantasie des Lesers ergänzt. Mit jedem Weglegen und wieder Aufnehmen des Buches ändert sich die Geschichte.
    Ein Buch das mich lange nicht losgelassen hat und das ich auf alle Fälle wieder lesen werde.

  • Dieses Buch hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Der unaufgeregte Erzählstil hat mir gut gefallen, weil er nicht wertet und doch irgendwie so voller Wärme für die Figuren ist. Gefallen hat mir vor allem, dass man in den Kapiteln immer den gleichen Wissensstand hatte wie die Figur, deren Geschichte gerade erzählt wurde.

    Allerdings war die Erzählung für mich nicht immer realistisch bzw. nachvollziehbar und das hat mich dann doch irgendwie gestört.

    Die beiden neun- und zehnjährigen Jungen sind für ihr Alter meiner Meinung nach viel zu vernünftig.

    Dem kann ich zustimmen und muss sagen, dass mich diese beiden Brüder mehr als ein Mal beim Lesen irritiert haben. Ich konnte keine Verbindung zu ihnen herstellen, ganz anders als zu den anderen Figuren.

    Weit mehr hat mich jedoch gestört, wie bereitwillig Victoria zu den beiden alten Farmern gezogen ist. Würde eine verunsicherte schwangere 17-Jährige wirklich zu zwei alten, ihr fremden Brüdern ziehen, auf deren Farm seit dem Tod der Mutter keine Frau mehr gelebt hatte? Und wie kam Maggie Jones überhaupt auf diesen absurden Gedanken?

    Doch mit den unzähligen Fragen bleibt man allein. Da die Begebenheiten weitgehend in der Gegenwart spielen ohne nennenswerte Rückblicke in die Vergangenheit, ist der Spielraum für Interpretationen groß.

    Tatsächlich hätte ich mir mehr Hintergrundwissen gewünscht, frage mich aber gleichzeitig, ob das der Erzählung nicht auch einen Teil ihres besonderen Charmes genommen hätte. Ein wenig mehr Informationen hätten aber gewiss nicht geschadet.

    Ja, und dann erleben wir die beiden kauzigen, wortkargen Brüder McPheron! Herrlich! So viel menschliche Wärme und Herzensbildung bei zwei alten Männern, die ihr ganzes Leben nur mit sich und den Tieren zu tun hatten!

    Für diese beiden Charaktere allein hätte es sich schon gelohnt, das Buch zu lesen!

    Diese beiden Brüder hat Haruf wirklich wunderbar hinbekommen. Ihre Herzensgüte ist auf den ersten Blick zwar unsichtbar, aber ich habe sie so schnell in mein Herz geschlossen, wie es nur selten vorgekommen ist. Auf sie passt das Sprichwort "harte Schale, weicher Kern" perfekt und ich kann absolut nachvollziehen, dass Victoria zu ihnen zurück wollte, nachdem sie sie erstmal kennengelernt hatte, (Aber wie zum Teufel ist Maggie Jones auf die verrückte Idee gekommen, eine 17-jährige Schwangere auf diese Farm zu bringen?!?)

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde