Heinrich Böll - Köln gibt’s schon, aber es ist ein Traum

  • Autor: Heinrich Böll, herausgegeben von Sohn René Böll
    Titel: Köln gibt’s schon, aber es ist ein Traum
    Seiten: 288 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    ISBN: 9783462047226


    Der Autor: (Klappentext)
    Heinrich Böll, 1917 in Köln geboren, nach dem Abitur 1937 Lehrling im Buchhandel und Student der Germanistik. Mit Kriegsausbruch wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war sechs Jahre lang Soldat. Seit 1947 veröffentlichte er Erzählungen, Romane, Hör- und Fernsehspiele, Theaterstücke und zahlreiche Essays. Zusammen mit seiner Frau Annemarie war er auch als Übersetzer englischsprachiger Literatur tätig. Heinrich Böll erhielt 1972 den Nobelpreis für Literatur. Er starb im Juli 1985 in Langenbroich/Eifel.


    Inhalt: (Klappentext)
    Kaum ein Schriftsteller ist im Bewusstsein seiner Leser so sehr mit einer Stadt verbunden wie Heinrich Böll mit Köln. Hier wurde er 1917 geboren, hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend, und hierher kam er nach seiner Zeit als Soldat und Kriegsgefangener zurück und begann seine literarische Karriere, die ihm neben dem Nobelpreis auch den Literaturpreis und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln eintrug. Es gibt liebevolle und detaillierte Beschreibungen der Kölner Südstadt vor dem Krieg, scharfsichtige Beobachtungen zum Wandel der Stadt und ihrer Bewohner unter den Nazis und intensive Schilderungen der chaotischen Verhältnisse nach dem Ende des Krieges. Und doch blieb das Verhältnis ambivalent, auf viele seiner kritischen Äußerungen reagierten die städtischen Institutionen und die Öffentlichkeit ablehnend. René Böll rekonstruiert anhand der Texte seines Vaters und zahlreicher Bilddokumente Bölls Köln – und lädt ein zur Lektüre und zur Besichtigung der Stadt durch die Zeilen des größten Schriftstellers der Stadt am Rhein.


    Meinung:
    Der Sammelband besteht aus diversen Aufsätzen, Gedichten, Interviews und übrigen Texten, die einen Bezug zu Heinrich Bölls Heimatstadt Köln haben. Dabei lernt man natürlich ein wenig Bölls Sicht auf Köln kennen, vor während und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber insbesondere auch eine Menge über Kölns Leben. Das Buch ist wirklich schick aufgemacht, mit unzähligen Fotografien, Dokumenten, Zeitungsausschnitten u.v.m. Neben zahlreichen Bildern von Köln zur jeweiligen Zeit, sind auch Bölls Bewerbungsschreiben als Berichterstatter beim Stadtanzeiger, sein Austrittsschreiben aus der Körperschaft der katholischen Kirche, sein Führerschein, sein Abiturzeugnis, usw abgebildet. Insofern ist dieser Band wirklich interessant für Fans von Heinrich Böll und sicherlich auch generell für Kenner der Stadt Köln. Ganz klar hat Böll ein ambivalentes Verhältnis zur Stadt, anders als wohl James Joyce zu Dublin oder Günter Grass zu Danzig.
    Die Texte selbst fand ich persönlich allerdings nicht immer aufschlussreich. Zum Einen kenne ich mich in Köln dann doch nicht gut genug aus, um den Beschreibungen zu folgen, zum Anderen wiederholt sich auch vieles. Am Besten gefiel mir noch das (titelgebende) Gespräch mit Werner Koch, welches anlässlich des «Köln» gewidmeten «Merian-Heftes» (Dezember 1979) geführt wurde. Hier erfährt man viel über Heinrich Böll selbst, seine Ansichten über den Karneval, den Begriff Heimat, sein Verhältnis zur Stadt, über die (deutsche) katholische Kirche, Adenauer,…
    Erwähnenswert ist natürlich auch seine abgedruckte Rede anlässlich der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt, sowie dem Strukturplan zu seinem Roman «Haus ohne Hüter». Insgesamt alles interessant, aber man sollte bereits ein paar Werke Heinrich Bölls gelesen haben, und wenn man zudem einen Bezug zu Köln hat, dann ist das Buch vermutlich ein prima Geschenk.

  • man sollte bereits ein paar Werke Heinrich Bölls gelesen haben,

    Hab ich. Einen ganzen Stapel. :thumleft:

    wenn man zudem einen Bezug zu Köln hat,

    Ich brauche keine 2 Stunden mit dem Auto hin. :)

    ein prima Geschenk

    Jetzt muss ich nur einen finden, der es tut. :( Solange parke ich es auf der Wunschliste.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das hört sich ja wirklich sehr interessant an! Bin nicht unbedingt der Böll-Leser (wobei ich das eigentlich mal dringend nachholen müsste) aber zugegebenermaßen Kölnerin, wenngleich ich da schon seit fast 40 Jahren nicht mehr wohne. Aber wie bekannt ist, hält einen diese Stadt ewig gefangen, wenn man darin groß geworden ist. *seufz*

  • Danke für Deine ausführliche Besprechung, die ich recht spät bemerkt habe. :pale:

    Eines der letzten Geschenke meiner Mutter an mich waren diese beiden Bücher im Doppelpack. Auch das Zweite ordnet sich in Deine Rezension nahtlos ein, bezieht aber die ganze Familie und die Vorfahren mit ein.

    Enkel und Sohn Heinrich ist dabei nicht unbedingt die Hauptperson.

    Auch hier trifft Deine Einschätzung zu:

    Etwas für grosse Anhänger des Autors, die günstigstenfalls in Köln leben oder aufgewachsen sind.

    Für mich trifft beides zu und daher sind diese beiden Bände echte Highlights.

    Gruss Dirk