1359 Gysinheym/Rhein. Nachdem ihr Mann verstorben ist, lebt die Witwe Isabel Velten mit ihrer Freundin Hanna Stauber und allen Kindern unter einem Dach, denn auch Hannas Ehemann lebt nicht mehr. Die beiden Frauen müssen zwar hart arbeiten und bestellen zusammen die Weinberge, die Isabel gehören und diejenigen, die sie von Abt Dimitrius des Kloster Johannisberg gepachtet haben und können gut von ihrer Arbeit leben. Während die erwachsenen Söhne Albert und Matthis sich auf eine Reise machen, um neue Kunden für ihren Wein zu gewinnen, kommt der hinterlistige Bischoff Dietterus unangemeldet im Kloster Johannisberg an und möchte die laufenden Verträge ändern. Isabel ist als Frau leider nicht erlaubt, Verträge zu unterschreiben und die erwachsenen Söhne sind unterwegs. Doch Isabel lässt sich vom Bischoff nicht aus der Ruhe bringen und schickt ganz schnell Freundin Hanna hinter den Söhnen her, um diese zu suchen und wieder nach Hause zu holen. Währenddessen schließen Isabel und die anderen Winzer sich zusammen, um sich gegen die Hinterlist und die Falschheit des Bischoffs zur Wehr zu setzen, der sie alle für seinen eigenen Vorteil über den Tisch ziehen will. Als es dann einen Toten gibt, wird die Lage noch schwieriger….
Ellin Carsta hat mit ihrem Buch “Rebenblut” einen weiteren historischen Roman um die Weinbauer-Familien Velten und Stauber vorgelegt, der den Vorgängerbänden in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser taucht schnell in das von der Autorin geschaffene Setting ein und lässt sich in eine vergangene Zeit dirigieren, wo die Arbeit beschwerlich, die Sitten rau und Frauen noch keine eigenständigen Handlungswesen waren. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr farbenfroh, sodass der Leser sich alles sehr gut vorstellen kann. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss. Die Autorin fordert den Leser mit geschickten Wendungen und baut damit noch weitere Spannung auf. Die Geschichte ist in keinem Fall vorhersehbar.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und liebevoll in Szene gesetzt worden. Durch ihre individuellen Eigenheiten, ihre Sorgen und ihre Lebensumstände wirken sie sehr lebendig und authentisch. Isabel ist eine sympathische Frau, die sowohl Cleverness als auch Herz in sich vereint. Sie musste schon einige Schicksalsschläge verkraften und hat sich durch so manches Tal durchkämpfen. Doch sie hat auch eine spitze Zunge, lässt sich nichts vormachen und vor allem auch nicht einschüchtern. Das Leben hat sie so einiges gelehrt und dementsprechend kann sie auch eine gewisse Härte nicht verbergen. Hanna ist ebenfalls eine nette Frau, die sich oftmals sehr auf Isabel verlässt, denn sie wirkt insgesamt zurückhaltender und unsicherer als Isabel. Bischoff Dietterus ist ein berechnender, falscher und verschlagener Mann, der seinem Amt in keiner Weise gerecht wird. Er intrigiert, wo er nur kann, um seinen Vorteile zu ziehen. Dabei ist ihm jedes Mittel recht und seine Mitmenschen sind ihm völlig egal. Abt Dimitrius ist eine gute Seele, dem sein Kirchenamt etwas bedeutet und der seinen Glauben lebt. Allerdings fällt es ihm dadurch schwer, sich zur Wehr zu setzen und lässt sich schnell überfahren. Auch die anderen Protagonisten tragen mit ihren eigenen kleinen Episoden zur Handlung bei und machen sie in sich rund.
“Rebenblut” ist ein gelungener und unterhaltsamer Folgeband von “Rebengold”. Alle, die historische Romane lieben, werden hier mit einer spannenden und kurzweiligen Geschichte vor wunderschöner Kulisse bedient. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
Schöne .