Christiane Witzke - Domjüch - Eine Landesirren-, Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg

  • Inhalt
    Die Domjüch ist eine verlassene ehemalige Pflegeanstalt in Mecklenburg-Vorpommern. Wie so viele Gebäudekomplexe ihrer Art strahlt sie eine besondere Atmosphäre aus und schreit geradezu danach, ihre Geschichte zu erzählen. Christiane Witzke ist ihrem Ruf gefolgt und hat viel Zeit und Energie in ihre Recherchen gesteckt, um die Vergangenheit der Domjüch neu aufzuarbeiten und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.


    Aufbau
    Das 184 Seiten starke Buch gliedert sich in den Hauptteil mit mehreren Kapiteln über die Entstehung der Domjüch, den dortigen Alltag, Berichte über dort arbeitende Ärzte und das Pflegepersonal sowie Patienten und schließlich ihren Zweck zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges und der folgenden Auflösung der Anstalt. Außerdem findet der Leser eine Zeittafel, Fotografien und Dokumente vor. Ein Nachwort und Anhang vervollständigen dieses Werk.


    Eigene Meinung
    Verlassene Gebäude haben auf mich schon immer einen gewissen Reiz ausgeübt. Je bewegter die Geschichte dieser Bauten ist, desto besser. Bei einem Streifzug durch das Internet stieß ich zufälligerweise auf die Domjüch, eine verlassene Irrenanstalt in Mecklenburg-Vorpommern. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass sogar dieses Buch über sie existiert, das ich mir sofort kaufte. Ich habe es nicht bereut.


    Ohne Zweifel war Christiane Witzke fasziniert von dem malerisch gelegenen Komplex, der aus mehreren Gebäuden besteht. Respektvoll, aber mit spürbarer persönlicher Nähe beleuchtet sie die Geschichte der Domjüch auf informative, aber auch unterhaltsame Weise. Vor allem die Kapitel, die sich mit der Zeit vor der Domjüch, ihrer Planung, Entstehung und dem späteren Alltag dort befassen, bieten nicht nur einen Einblick in diese eine Anstalt, sondern vermitteln viel mehr eine Idee davon, wie es generell um geistig Kranke am Anfang des 20. Jahrhunderts bestellt war. Umso schöner ist es, dass die Domjüch zu den Anstalten zählen sollte, die die Behandlung der Patienten verbessert.


    Was mir besonders gut gefallen hat, war die Tatsache, dass sich Frau Witzke nicht nur mit den Gebäuden, der Anstalt an sich, befasste, sondern vor allem auch mit den ehemaligen Ärzten, dem Pflegepersonal und sogar einigen Patienten. Mit viel Fingerspitzengefühl behandelt sie Wirken, Handeln und Leben der Menschen, die die Anstalt auf ihre ganz eigene, mal bewundernswerte, mal fröhlich, aber auch tragische Art geprägt haben. Fotografien und Dokumente, die von damals erhalten geblieben sind, ergänzen diese Eindrücke perfekt und machen dieses Buch zu einem wahren kleinen Schatz.


    Ich persönlich habe beim Lesen dieses kleinen, aber feinen Werkes viel mehr mitgenommen als Jahreszahlen oder Namen. Ich durfte Menschen kennenlernen, an die heute kaum noch jemand denkt und habe einen Ort entdeckt, dessen emotionale Geschichte mich sehr bewegt hat - so sehr, dass ich beschloss, die Domjüch einmal sehen zu wollen. Tatsächlich haben wir dieses Plan vor einigen Wochen in die Tat umgesetzt und diesen wirklich einzigartigen "Lost Place" besucht. Wobei ... so "lost" ist der gar nicht. Im Gegenteil. Die Heilanstalt hat vor vielen Jahren eine Besitzerin gefunden, welche wir bei unserem Besuch persönlich kennenlernen durften. Frau Lau ist eine einzigartige Person, deren Liebe und Faszination während ihrer Führung durch die Gebäude komplett auf mich übergesprungen ist. Mit den zahlreichen Mitgliedern ihres Vereins zum Erhalt der Domjüch sorgt sie liebevoll für den Ort, restauriert ihn Stück für Stück, veranstaltet diverse Events und sorgt so dafür, dass dieses einzigartige Stück Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, sondern mit neuem Leben gefüllt wird.


    Es passiert nicht oft, dass ich zu einem Buch eine persönliche Bindung aufbaue, aber dieses hier zählt zu diesen wenigen Exemplaren. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und bin sehr glücklich, dieses kleine Schätzchen entdeckt zu haben. Eins steht jedenfalls fest: Mein diesjähriger Besuch der Domjüch war sicherlich nicht mein letzter.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Danke Missy!


    Wo genau in Mecklenburg-Vorpommern befindet sich das Haus denn? Da ich öfter in der Gegend bin würde mich das echt interessieren. Danke!

  • Da ich öfter in der Gegend bin würde mich das echt interessieren.

    Das freut mich sehr. :applause: Wo es ist, weißt du ja jetzt schon. :mrgreen: Im Moment finden noch jeden Sonntag Führungen über das Gelände statt, bis wieder Winterpause ist. Auf dieser Seite des Vereins findest du ein paar Informationen dazu: Klick. Ich habe bei unserem Besuch auch Bilder gemacht und werde mal schauen, dass ich hier ein paar davon hochlade. :)


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~