Klappentext
Evan Smoak ist der "Nowhere Man". Ein geflüsterter Name unter Kriminellen, den manche für einen Spuk halten. Er hilft denen, die keinen Ausweg mehr haben. Dies ist seine Art sich seine Menschlichkeit zu erhalten, nachdem er jahrelang unter dem Decknamen "Orphan X" im geheimen Auftrag der US-Regierung getötet hat. Während er einer Jugendlichen hilft, den Fängen eines Mädchenhändlerrings zu entkommen, wird er überwältigt und entführt. Jetzt muss Evan all sein Können aufbringen, um sich selber zu befreien, bevor es zu spät ist … Denn es gilt weiterhin sein 10. Gebot: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben.
Meine Meinung
Mit den ersten Sätzen hat mich der Autor ja schon wieder in den Bann gezogen gehabt!
Den ersten Teil fand ich klasse - ein trockener, nüchterner Stil, viele Details zu Waffen- und Kampftechniken und ein einsamer Streiter, der seine Schuldgefühle dadurch verarbeitet, dass er gutes tut. Sehr ungewöhnlich für meinen Lesegeschmack, aber ich bin froh, es ausprobiert zu haben!
Auch dieses Mal ist Evan Smoke gleich wieder dabei die Bösen aus dem Weg zu räumen, dieses Mal einen Mädchenhändlerring - natürlich im Alleingang, denn er hats einfach drauf ;) Aber das nimmt man ihm auch ab, denn er ist von jungen Jahren schon in diese Maschinerie gezogen worden, weg von dem schrecklichen Waisenhaus, hinein in eine Welt aus Drill, Schmerz, Selbstbeherrschung.
Darum ist es kein Wunder, dass er so ist wie er ist und er wirkt auf mich auch immer authentisch. Er ist ein absoluter Profi und ist jeder Situation gewachsen - zumindest bisher.
Es fällt mir hier echt schwer, eine Rezension zu schreiben ohne zu spoilern. Ich hab schon gehört, dass einige es teilweise langatmig fanden; ich weiß auch genau, was sie meinen und mir ging es zum Glück nicht so. Ich war total gefesselt von dem Einfallsreichtum und auch dem technischen Wissen, oder wie man dieses Wissen auch nennen will, dass der Autor hier zum Einsatz und Evan zum Handeln bringt. Allerdings muss ich rückblickend sagen, dass es etwas besser gelöst werden hätte können, da auch ich zeitweise auf etwas gewartet habe, was sich anders entwickelt hat, als es zuerst für mich rübergekommen ist.
Evan lässt sich niemals unterkriegen und sieht immer eine Chance, egal wie schlimm die Lage aussieht. Sein Weg geht geradeaus, in die Zukunft, und er tut wirklich alles unter Einsatz seiner Kräfte, um die Situationen zu meistern, die ihm dieses Mal schwer zu schaffen machen.
Trotzdem sucht ihn seine Vergangenheit immer wieder heim. Es ist jetzt nicht so, dass er sie bewusst verdrängt, denn das, was er erlebt hat ist ja das, was ihn heute ausmacht. Dennoch ist es nicht leicht, sich damit auseinander zu setzen und seine Schuldgefühle gegenüber seinem Mentor, seinem Trainer, ja seinem Ersatzvater, sind immer wieder präsent und das ganze überschaubar in Rückblicken erzählt. Dabei gibt es zwar einige Wiederholungen aus dem ersten Band, aber das war auch ganz gut für mich, um mein Gedächtnis aufzufrischen.
Evan hat es ja dieses Mal mit einem ganz üblen Burschen zu tun, wie eigentlich immer, aber auch seine Gegner von früher sind ihm noch auf den Fersen und wollen nichts geringeres als seinen Tod. Das streng geheime Orphan Projekt gibt es nicht mehr, die Gelder, die es offiziell gar nicht gab, wurden gestrichen und Evan ist einer derjenigen, die nun für ihr Wissen büßen müssen.
Aber da gibt es ja auch noch Mia mit ihrem kleinen Sohn, die Bezirksstaatsanwältin, die in Evans Wohnblock wohnt und die Gefühle in ihm wach ruft, die er längst begraben hatte. Obwohl sie eher eine unscheinbare Rolle spielt, tritt sie etwas in Evan los, das er vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben nicht unter Kontrolle hat. Schließlich war er schon immer allein, auf sich gestellt, und er hat sich daran gewöhnt; doch selbst in seiner nüchternen Art zu denken öffnen sich Möglichkeiten, vor denen selbst er Angst hat.
Ich fand es wie gesagt durchweg spannend - der Autor hat mich einfach mitgerissen; aber gegen Ende wurde es dann doch etwas lang und auch unausgewogen, denn der Schluss ging mir dann wiederum zu schnell. Vielleicht hätte man die Parts zeitlich etwas anders abwägen können, aber insgesamt trotz allem ein kinoreifer Auftritt! Erinnert mich ein bisschen an James Bond, auch wenn es da wenig Parallelen gibt, aber ich hab auch noch nichts vergleichbares gelesen, deshalb kann ich da schwer sagen, mit was es Ähnlichkeit hätte, oder welchen Lesern ich es empfehlen würde.
Vor allem auch die vielen Details, die der Autor in die Kampfszenen fließen lässt, was die Technik betrifft, Sicherheitssysteme und die ganzen Hintergründe was die Politik, das Verteidigungsministerium und ihre Agenten betrifft, hat mich schwer beeindruckt. Ich kenne mich mit sowas ja überhaupt nicht aus, aber Gregg Hurwitz hat es geschafft, mich sogar dafür zu begeistern.
Fazit: 4 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer
Band 1: Orphan X
Band 2: Projekt Orphan
Band 3: noch nicht auf deutsch erschienen