Uwe Klausner - Die Fährte der Wölfe

  • Inhalt (Quelle: amazon):
    Dezember 1423. Eigentlich wollte Bruder Hilpert, Bibliothekar und Kriminalist aus Leidenschaft, dem Kloster Bronnbach nur einen kurzen Besuch abstatten. Doch dann wird Arnold von Stettenberg, Herr über die Gamburg im Taubertal, schwer verletzt aufgefunden. Sein Freund Berengar bittet Bruder Hilpert um Hilfe. Dieser willigt ein, nicht ahnend, dass etwas Schreckliches auf ihn zukommen wird …


    Beschreibung:
    Zu dem Buch habe ich vor allem deswegen gegriffen, weil es u.a. im Kloster Bronnbach im Taubertal spielt und ich das Kloster kenne, weil ich mal einige Tage im Taubertal war. Historische Romane mag ich auch, also dachte ich, super, das passt, die Lektüre wird mir gefallen.
    Leider hat sie mir nicht sonderlich gefallen. Aber ich fange mal beim Positiven an. Der Krimi bzw. der Roman (so genau weiß ich nicht, in welche Kategorie das Buch gehört) ist durchaus spannend und gruselig. Langweilig wird einem beim Lesen nicht, auch wenn ich auf etliche Passagen, die sehr blutig und detailliert gschildert wurden, wie immer gut hätte verzichten können. Es sind eine ganze Reihe von Informationen vorangestellt bzw. am Ende des Buches angefügt: Ein Plan der Gamburg und Infos zur Burg, die mittelalterliche Tageseinteilung im Dezember, der Gebetsplan der Zisterzienser im Dezember, Bilder diverser Wappen und ein Glossar. Soweit kann man also nur lobend feststellen, dass sich der Autor einige Mühe gemacht hat, historisch fundiert zu schreiben und zu beschreiben.


    Was mich massiv an dem Buch gestört hat, ist die Sprache des Autors. Er schreibt in einer Art pseudomittelalterlichem Deutsch. "Pseudo"-mittelalterlich ist vielleicht etwas zu abschätzig formuliert, denn ich nehme an, dass Uwe Klausner, der Geschichte studiert hat und alles sehr akribisch zu rekonstruieren scheint, sich an der tatsächlichen Sprache von damals orientiert, aber da ich von mittelalterlichem Deutsch keine Ahnung habe, vermag ich das nicht wirklich zu beurteilen. Auf mich als Leserin wirkt diese Sprache ungemein nervtötend. Ich füge als Beispiel einige wörtliche Zitate von Sätzen an (von unendlich vielen Sätzen dieser Art):
    "Starr vor Angst, konnte der Junker seine Notdurft nicht mehr halten." (S.36), "Der Schrei, den er dabei ausstieß, war so grässlich, dass er wie ein Menetekel durch die sturmdurchtoste Winternacht hallte". (S. 38), "Mich dünkt, ihr seid um eure Aufgabe nicht zu beneiden" (S. 48).


    So geht es weiter, 307 Seiten lang. Junker und Metzen, mir deucht, der finsterste Schlund der Hölle, die smaragdenen Augen der hochwohlgeborenen Frau - ach ja. Mich dünkte bisweilen, ich befände mich in einem etwas arg hartgesotten geratenen Roman der seligen Hedwig Courths-Mahler. Oder sachlicher formuliert: ich kann mit dieser Sprache nichts anfangen und tat mich schwer damit, das Buch bis zum Ende zu lesen. Meines Erachtens kann man auch außerordentlich spannende historische Romane in einem ganz normalen, modernen Deutsch schreiben, und es tut der Spannung und Glaubwürdigkeit keinen Abbruch, wenn es nicht an allen Ecken deucht und fleucht und die Junker den Metzen nachschleichen.


    Bewertung:
    Zweieinhalb Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Der spannenden Story zuliebe würde ich eigentlich drei Sterne vergeben, aber die sprachlichen Eigenheiten des Buches verhindern es.

  • Junker und Metzen, mir deucht, der finsterste Schlund der Hölle, die smaragdenen Augen der hochwohlgeborenen Frau - ach ja. Mich dünkte bisweilen, ich befände mich in einem etwas arg hartgesotten geratenen Roman der seligen Hedwig Courths-Mahler.

    Danke für die Warnung! Dann ist dieses Buch wohl auch nichts für mich, obwohl mich der Klappentext durchaus anspricht.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für die Warnung! Dann ist dieses Buch wohl auch nichts für mich, obwohl mich der Klappentext durchaus anspricht.

    Denke sie ist mit falschen Voraussetzungen an das Buch herangegegangen, alle vorherigen Bücher dieser Reihe haben mehr Sterne. Und den Autor mit Courths-Mahler. zu vergleichen finde ich doch nicht passend.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Denke sie ist mit falschen Voraussetzungen an das Buch herangegegangen, alle vorherigen Bücher dieser Reihe haben mehr Sterne. Und den Autor mit Courths-Mahler. zu vergleichen finde ich doch nicht passend.

    Falls unsere Onleihe dieses Buch anschafft, kann ich ja mal reinlesen. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich füge als Beispiel einige wörtliche Zitate von Sätzen an (von unendlich vielen Sätzen dieser Art):
    "Starr vor Angst, konnte der Junker seine Notdurft nicht mehr halten." (S.36), "Der Schrei, den er dabei ausstieß, war so grässlich, dass er wie ein Menetekel durch die sturmdurchtoste Winternacht hallte". (S. 38), "Mich dünkt, ihr seid um eure Aufgabe nicht zu beneiden" (S. 48).

    Nun ja, an diesen Formulierungen ist in einem Mittellalter-Roman nichts auszusetzen.

    Danke für die Warnung! Dann ist dieses Buch wohl auch nichts für mich, obwohl mich der Klappentext durchaus anspricht.

    Ich glaube, der Vergleich mit Courths-Mahler bezieht sich eher auf die in Mirielles Augen schwülstige Sprache als auf die Story an sich.
    Ich setze das Buch auf jeden Fall mal auf meine Wunschliste.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich setze das Buch auf jeden Fall mal auf meine Wunschliste.

    Dann warte ich einfach mal ab, was Du dazu zu sagen hast. Bisher bin ich mit Deinen Tipps ganz gut gefahren.

    "Der Schrei, den er dabei ausstieß, war so grässlich, dass er wie ein Menetekel durch die sturmdurchtoste Winternacht hallte".

    Dieser Satz stimmt mich allerdings bedenklich. das mit dem Junker und der Notdurft geht noch. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Dieser Satz stimmt mich allerdings bedenklich.

    Vielleicht ist er in der Situation gar nicht so gräßlich, wie er hier wirkt :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich glaube nicht, dass ich mit falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen bin. :wink: Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen historischen Roman lese. @Hirilvorgul hat völlig recht, meine Kritik bezieht sich auf die Sprache und ich dachte, ich hätte das auch in der Rezension zum Ausdruck gebracht, zumal ich auch klar gesagt habe, dass der Inhalt, also die Story als solche, durchaus spannend und interessant ist.


    Dass alle vorherigen Bücher mehr Sterne haben, heißt in meinen Augen nicht, dass ich verpflichtet bin, ebenfalls mehr Sterne zu vergeben. Jeder Leser beurteilt ein Buch nach seinen persönlichen Kriterien, anders geht es ja auch gar nicht, und dass ein Buch anderen sehr gut gefällt, muss nicht automatisch heißen, dass es auch mir gut gefallen muss. Ebenso wenig umgekehrt - ich fand schon Bücher gut, die anderen nicht gefallen haben und von ihnen klar schlechter bewertet wurden als von mir. Ich mag eine bestimmte, schwülstige Sprache nicht, und das bringe ich auch klar in einer Rezension zum Ausdruck. Wer sich an einer solchen Sprache nicht stört, überliest meine Meinung dazu eben einfach.


    Zudem kann sich doch jeder selbst ein Bild machen, indem er trotz einer weniger guten Wertung ein Buch, das er interessant findet, liest. :wink:

  • Ich mag eine bestimmte, schwülstige Sprache nicht,

    So geht es mir auch. Ich rate Dir dann schon mal vorsorglich davon ab, jemals "Weiße Rosen und die Titanic" zu lesen. Meine Meinung dazu stimmte übrigens nicht mit der der Mehrheit anderer Leser überein. :mrgreen:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998