Trude Teige - Das Mädchen, das schwieg / Jenta som sluttet å snakke

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Eine Frau stirbt, ein Mädchen verschwindet.
    Die Journalistin Kajsa lebt mit ihrem Mann, dem Polizisten Karsten, auf einer idyllischen Insel in Norwegen. Doch der ganze Ort gerät in Unruhe, als Sissel tot aufgefunden wird – eine Frau von Mitte dreißig, die seit Jahren nicht mehr sprach, aber alles von ihrem Fenster aus beobachtete und auf kleine Zettel schrieb. Was hat Sissel gesehen, und warum musste sie sterben? Als plötzlich ein Mädchen verschwindet und Karsten mit seinen Ermittlungen nicht weiterkommt, mischt Kajsa sich ein.


    Autorin (Quelle: Info im E-Book)
    Trude Teige, Jahrgang 1960, war Journalistin und gehört zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Norwegens. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane „Totensommer“ und „Das Mädchen, das schwieg“ lieferbar.


    Allgemeines
    Titel der Originalausgabe: „Jenta som sluttet å snakke“, ins Deutsche übersetzt von Dr. Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann
    Zweiter Band um die Journalistin Kajsa und den Polizisten Karsten
    Erschienen am 14.07.2017 im Aufbau Verlag als TB mit 368 Seiten
    Gliederung: 92 teils sehr kurze Kapitel – Epilog
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Insel Losvika/ Norwegen in der Gegenwart


    Zum Inhalt
    Die Journalistin Kajsa ist mit ihrem Lebensgefährten Karsten, der bei einem Polizeieinsatz eine schwere Schussverletzung erlitten hat, an deren Folgen er immer noch leidet, sowie mit ihrem gemeinsamen Sohn Jonas und den beiden Kindern aus Kajsas geschiedener Ehe auf die Insel Losvika gezogen. In dem Haus, in dem erst vor einem Jahr der Prediger Peder getötet worden ist, wird nun auch dessen Tochter Sissel ermordet. Sissel war, obwohl schon in ihren Dreißigern, eine total verschüchterte Frau, die nicht mehr sprach, den ganzen Tag am Fenster saß und ihre Nachbarn beobachtete, denen sie dann Briefe schrieb, um diese in moralisierendem Ton über ihr „Fehlverhalten“ zu belehren. Außerdem führte sie auch stichwortartige Tagebücher über ihre Beobachtungen. Der Verdacht liegt also nahe, dass sie etwas gesehen hat, das sie nicht sehen durfte und umgebracht wurde, bevor sie etwas darüber bekanntmachen konnte. Als allerdings ein vierzehnjähriges Mädchen, das mit Sissel nur flüchtig bekannt war, entführt wird, muss die Polizei auch andere Ermittlungsansätze verfolgen.
    Für Kajsa, die als Journalistin exklusiv über den Fall berichten möchte, gehen die Ermittlungen zu schleppend voran, deshalb mischt sie sich massiv ein, wobei sie nicht immer gesetzestreu und teilweise auch sehr impulsiv und leichtsinnig vorgeht.


    Beurteilung
    Kajsa und Karsten erinnern an das Gespann Erica Falck und Patrik Hedström aus den Romanen von Camilla Läckberg, allerdings ist Karsten zu Beginn der Handlung durch die langsame Genesung von einer schweren Verletzung noch ziemlich demotiviert und in Selbstmitleid gefangen. Kajsa gibt dagegen in der Beziehung den Ton an und mischt sich massiv und ungebeten in die Ermittlungen der Polizei ein. Dabei geht sie manchmal sehr leichtsinnig und – man kann es nicht anders ausdrücken – dumm vor. Andererseits ist sie allerdings auch sehr geschickt darin, in der Vergangenheit der ermordeten Sissel herumzustochern und Zeugen aus dieser Zeit ausfindig zu machen, als es sich herauskristallisiert, dass das Mordmotiv auch in der Vergangenheit des Opfers begründet sein könnte.
    Der Leser ist Kajsa einen Schritt voraus, da in den Roman kursiv gedruckte Szenen aus der Kindheit und Jugend Sissels eingeflochten sind, die es erlauben, gewisse Schlüsse zu ziehen , ohne allerdings den Fall in seiner Gesamtheit zu überblicken.
    Die Spannungskurve steigt eher langsam, zum Ende hin jedoch deutlich an. Es handelt sich nicht um einen brutalen Thriller mit viel Blutvergießen, das Interesse des Lesers wird eher durch die Thematisierung gesellschaftskritischer Aspekte geweckt, so werden die Themenbereiche des Mobbings, der häuslichen Gewalt und auch der Abgründe einer streng religiösen Erziehung im pietistischen Umfeld angesprochen.
    Mit der gut konstruierten Handlung und dem flüssigen Erzählstil bietet der Roman gute Unterhaltung. Auch ohne Kenntnis des ersten Bandes „Totensommer“ kann man der Handlung folgen.


    Fazit
    Ein lesenswerter Kriminalroman in „skandinavischer Tradition“, der diverse gesellschaftskritische Aspekte anspricht!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Zur Originalausgabe konnte ich auf amazon. de keinen Link finden. :arrow: Hier kann man das Cover der norwegischen Augabe betrachten, das sehr gut zum Roman passt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Solider Krimi!


    Ein Jahr nachdem der Prediger Peder getötet wurde, wird im selben Haus seine Tochter Sissel tot aufgefunden. Kurz nachdem die Ermittlungen anlaufen, wird das Nachbarmädchen, die 14jährige Tonne entführt. Die Journalistin Kajsa Coren wird von der lokalen Tageszeitung beauftragt über den Fall zu berichten. Ihr Mann wurde als Polizist, nach einer Schussverletzung, frei gestellt und so ergreift Kajsa die Gelegenheit aus der düsteren Atmosphäre zu Hause zu flüchten und wieder zu arbeiten.



    Dieses Buch ist nach " Totensommer " der zweite Band rund um die Journalistin Kajsa Coren. Ich habe den ersten Band nicht gelesen und kam trotzdem problemlos mit. Eigentlich, wird nur ab und zu Bezug zum vorderen Band genommen, und umfasst eher Erklärungen zu der Figur Kajsa Coren.


    Das Buch beginnt mit einem Leichenfund und so habe ich mich gefreut, einen Krimi vor mir zu haben, in dem man ohne grosses Vorgeplänkel direkt in den Fall geworfen wird. Allerdings steht danach erst mal das Privatleben der Journalistin im Mittelpunkt und es wird ruhig. Die Handlung plätschert etwas vor sich hin und nimmt erst wieder im letzten Drittel an Fahrt auf. Wie oft in nordischen Krimis, findet man auch hier eine eher düstere Atmosphäre. Mir hat in all den problematischen Beziehungen und Ermittlungen etwas die Spritzigkeit gefehlt. Zur besseren Unterhaltung hätte ja zum Beispiel mal eine der Figuren einen Witz machen können, oder eine sarkastische Anmerkung. Alle wirken so biederernst und verbissen.

    Die Rückblenden in die Kindheit des Opfers verstärken diese Düsterheit noch. Denn das Grundthema in dieser Vergangenheit ist alles andere als leichte Kost. Das vermisste Nachbarmädchen erlebt zudem Mobbing von der übelsten Sorte. Sie hat unter anderem eine Gaumenspalte, die die Autorin bis auf ein einziges Mal korrekt als solche betitelt. Allerdings ist auch einmal der Ausdruck " Hasenscharte " mit durch gerutscht. Da dieser Ausdruck seit Jahrzehnten als unkorrekt und beleidigend gilt, nehme ich an, er ist dem Lektor durch die Lappen gegangen. Die Passagen, in dem Mobbing sehr real beschrieben werden und die vorhin erwähnten Rückblicke in die Kindheit des Opfers haben mich berührt.

    Der Schreibstil gefiel mir an und für sich gut. Wenn auch die Autorin in den ersten beiden Dritteln das Gewicht weniger auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und etwas mehr auf die Ermittlungen hätte legen dürfen. Gegen Schluss wird es noch richtig spannend und die Geschichte endet in einem tollen Finale!


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