Tatjana Zanot - Das kleine und große Liebesglück der Familie Silberstein

  • Das kleine und große Liebesglück der Familie Silberstein - Tatjana Zanot


    Books on Demand
    348 Seiten


    Inhalt:
    Jeder erlebt eine großartige Liebesgeschichte


    Vielleicht war es meine eigene, naive Hoffnung, die mich in seine Arme trieb; der tiefgehende Wunsch, geliebt zu werden, um über die Liebe schreiben zu können.
    Vielleicht war es der Krieg; das beständige Wissen, dass er vielleicht nicht überlebte, der ihn in meine Arme lockte. Der Wunsch, nicht vergessen zu werden; denn jeder wusste, dass man nie vergessen wurde, wenn man wirklich und wahrhaftig geliebt worden war.


    Erlebt mit der Familie Silberstein sieben bittersüße und traurigschöne Liebesgeschichten. Begleitet sie ein Jahrhundert lang auf den Irrungen und Wirrungen ihrer Herzen.


    Eine Kurzgeschichtensammlung bestehend aus sieben Geschichten, die alle zusammenhängen!
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    Meinung:


    Tatjana steht nicht umsonst auf der Liste meiner Lieblingsautoren.
    Sie hatte mich mit ihrer Kurzgeschichte in der Anthologie Love Letters sehr beeindruckt und auch dieses Buch zeugt einfach mal wieder von ihrem Können.


    Wie der Name schon sagt, dreht sich alles um die Familie Silberstein beginnend mit Elsa Silberstein um ca 1915 in Colmar, einer Stadt an der deutsch-französischen Grenze.
    Schon früh stellt sich heraus, dass Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Toleranz tief in den Wurzeln der Familie Silberstein verankert sind.


    Jede der sieben Geschichten dreht sich darum, wie ein Nachfahr der Familie das große bzw. kleine Liebesglück findet.
    Wer sich jetzt denkt - oh, wie öde, schnöde, bestimmt alles das Gleiche - falsch gedacht!
    Man merkt den Geschichten an, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat, jede einzelne ist an die vorherrschende Zeit angepasst.
    Da gibt es Krieg, Hitler, Frauenorganisationen, Demos, gewollte und ungewollte Schwangerschaften, Intrigen, Fremdgehen, Homosexualität und sogar ein wenig vom aktuellen Flüchtlingsproblem findet seinen Weg ins Buch.
    Und das finde ich so, so, so klasse!


    "Kalil ist so alt wie ich und lebt seit Anfang des Jahres in Deutschland. Er spricht noch sehr gebrochen deutsch, aber er gibt sich sehr viel Mühe. Nur manchmal, wenn es ihm ganz besonders wichtig ist, dass man ihn versteht, wechselt er ins englische. Es ist ihm sehr wichtig unsere Sprache zu lernen. Er möchte hier sein Studium beenden.
    Und weil alle Flüchtlinge Hinterwäldler sind, studiert er übrigens Medizin."
    (S. 311)


    Tatjana schafft es, dass sieben Geschichten so verschmelzen, dass man eigentlich nur noch mehr davon lesen möchte.
    Mit dem Beenden der letzten Seite hätte ich mich am liebsten gezwickt.
    So viel Liebe in Balance mit der Realität und das in einem Buch, deren Autorin gerade den ersten Ausflug in dieses Genre gemacht hat, hätte ich nicht erwartet.
    Und am liebsten hätte ich einfach weitergelesen, nur, um zu sehen, was das Leben noch für die Silbersteins bereithält.


    Um euch zu zeigen, mit welchen Silbersteins ihr es zu tun bekommt, habe ich hier eine kleine Auflistung für euch:


    Elsa Silberstein
    Luise Silberstein
    Jürgen Silberstein
    Daggi (Dagmar) Silberstein
    Thomas Silberstein
    Lothar Silberstein
    Franzi Silberstein


    Lothars Geschichte ist die Kürzeste - warum? Das müsst ihr selbst herausfinden.
    Meine persönlichen Favoriten sind die von Daggi und Franzi, weil sie anders sind, ich fühlte mich den Protagonistinnen näher, als den anderen.
    Nichtsdestotrotz hat jede Geschichte Herz, wird tiefgründig und gefühlvoll erzählt und bedient - aus meiner Sicht - eigentlich alles, was man sich von einer Familiengeschichte wünschen kann, ohne dabei klischeehaft zu sein.


    Der Schreibstil der Autorin ist locker, leicht und versprüht - ohne dabei in längst vergessene Wortmuster zu rutschen - einen alten Charme.


    "Manchmal müssen wir mutig sein. Und ja, oft verletzen wir damit andere, aber... es gibt Dinge über die ein Mensch nie hinwegkommt. Und das sind immer jene Dinge, die wir aus Angst niemals versuchen."
    (S. 143)


    Fazit:


    Dieses Buch mit dem wunderschönen und doch schlichten Cover ist eine Ansammlung von Liebesgeschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
    Ob es für jeden ein Happy End gibt, das müsst ihr selbst herausfinden - und ich spreche mich hier deutlich dafür aus, dass ihr das solltet.
    Denn die Silbersteins stehen im großen Umfang für Toleranz, Akzeptanz, Liebe und Zusammenhalt in schweren Zeiten - doch schwarze Schafe gibt es immer.


    Schlussendlich kann ich sagen, dass es ein herzerwärmendes Buch ist, nach dem ihr euch sicherlich nach eurer Familie sehnen und Erinnerungen Revue passieren lassen werdet.


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