Jens Schumacher - Der Schatz der Oger

  • Eine interaktive Fantasygeschichte
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    Dieses Buch ist ein sogenanntes Abenteuer-Spielbuch. Was das bedeutet, ist schnell erklärt: der Leser folgt nicht einfach einer vorgegebenen Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite, sondern trifft am Ende jeder Szene eine Entscheidung, wie es weitergehen soll. Willst du das Gebüsch durchsuchen oder dir lieber das Lagerfeuer näher anschauen? Willst du einem fremden Lebewesen in Not helfen, oder dich lieber raushalten? Je nachdem, für was man sich entscheidet, blättert man zu einem anderen der durchnummerierten Abschnitte und liest dort weiter.


    Aber Achtung: manche (oder besser gesagt viele!) Entscheidungen bedeuten das vorzeitige Ende deines Abenteuers. Zum Beispiel kann dich eine Schlange zerquetschen, oder du wirst von einem Riesenfaultier erschlagen oder von Ogern gefressen. Außerdem musst du bestimmte Dinge erfüllen, um das gewünschten Ende zu erreichen – es reicht nicht, am richtigen Ort anzukommen, man sollte auch die richtigen Gegenstände im Gepäck haben. Dazu braucht es eventuell mehrere Versuche!


    Mir machen Abenteuer-Spielbücher einfach eine Menge Spaß. Zugegeben, ich hatte vor "Schatz der Oger" seit bestimmt mehr als 15 Jahren keines mehr gespielt, aber als Kind und Jugendliche habe ich die Klassiker des Genres verschlungen und sie sind mir gut im Gedächtnis geblieben. Deswegen kann ich jetzt ein wenig vergleichen:


    Im Vergleich zu anderen Spielbüchern ist "Schatz der Oger" sehr gut geeignet für Einsteiger. Es gibt nicht viel beachten: am Anfang entscheidest du dich für eines von fünf Talenten und los geht's! Es steht keine Auswahl an Waffen oder Rüstungen zur Verfügung, und überhaupt gibt es kein richtiges Kampfsystem, denn es gilt, sich eher um Konfrontationen herummogeln.


    Andere Spielbücher, wie zum Beispiel die bekannte "Einsamer Wolf"-Reihe, sind da deutlich näher dran am klassischen Rollenspiel, da muss man seinen Charakter erstmal detailliert mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten ausstatten, indem man Punkte auf zum Beispiel Intelligenz, Kraft oder Ausdauer verteilt.


    Dass das System hier wesentlich einfacher gestaltet ist, hat Vor- und Nachteile. Vorteile: der Leser kann direkt loslegen, und wenn er scheitert und von vorne anfangen muss, kann er das ganz problemlos tun. Außerdem ist das Buch dadurch auch geeignet für jüngere Kinder! (Übrigens ist das Buch von der Gewalt her ziemlich harmlos.) Für Leser, die keinerlei Erfahrungen mit Spielbüchern oder Rollenspiel haben, ist die Hemmschwelle sicher ebenfalls deutlich geringer.


    Nachteile: man hat nur begrenzt Einfluss auf den Verlauf der Geschichte, das beschränkt sich eben hauptsächlich auf das Auswählen zwischen zwei oder drei Optionen am Ende jeder Szene. Leider spielt dabei nur eine sehr kleine Rolle, welches Talent man am Anfang ausgewählt hat! Ich habe mein gewähltes Talent "Klettern" bei dreimaligen Durchspielen nicht ein einziges Mal benutzen können, meist scheint das Talent "Vorahnung" gefragt zu sein. Da hätte ich mir gewünscht, dass einem die verschiedenen Talente auch mehr verschiedene Handlungsabläufe ermöglichen würden. Schade fand ich auch, dass es wirklich nur einen korrekten Weg durch das Abenteuer gibt, ich kenne es aus anderen Büchern, dass es mehrere erfolgreiche Wege geben kann. Dementsprechend ist die Geschichte auch relativ kurz.


    Als langjährige Rollenspielerin (D&D, Das Schwarze Auge, Cthulhu und einiges mehr) fehlte es mir ein wenig, mir einen Charakter nach meinen Vorstellungen zusammenbasteln zu können. Dafür hat das Buch aber eine nette Geschichte mit schönen, atmosphärischen Beschreibungen der Geschehnisse und Szenarien zu bieten, die sich unterhaltsam liest und die man auch mehrmals durchspielen kann, ohne dass es langweilig wird. Der Schreibstil ist weniger düster als in vielen der alten Spielbücher, mit einer Prise Humor. Wie schon erwähnt, gibt es weniger Gewalt und Kampf.


    Die Charaktere sind lebendig beschrieben, besonders derjenige, dessen Rolle man übernimmt, und sein fauler, selbstherrlicher Vetter Balko. Schön sind auch die stimmigen Illustrationen!


    Fazit:
    Ein Abenteuerspielbuch ist eine interaktive Geschichte, die der Leser beeinflussen kann, in dem er nach jeder Szene eine Entscheidung trifft, wie es weitergehen soll. "Der Schatz der Oger" ist genau das richtige Buch, wenn man mal in das Genre reinschnuppern möchte oder etwas sucht, was auch für jüngere Leser geeignet ist. Es macht Spaß und bleibt auch bei mehrmaligem Durchspielen lustig und unterhaltsam, ist aber nur wenig komplex, was Rollenspieler oder eingefleischte Fans des Genres eventuell stören könnte.

  • Aufregung im Dörfchen Roog: Bolko ist verschwunden! Dein Vetter ist ausgezogen, um im finsteren Forst von Yorrok nach dem verschollenen Goldschatz der Oger zu suchen. Dabei steckt dieser Wald voller Gefahren – und möglicherweise hausen dort sogar noch letzte Überlebende der schrecklichen Menschenfresser. Das Schlimmste befürchtend, begibst du dich auf die Suche nach Bolko … Kannst du den Gefahren der Wildnis trotzen und deinen Vetter lebendig zurückbringen?

    Ein interaktives Fantasy-Abenteuer: DU entscheidest, welchen Weg du einschlägst, welche Gegner du bekämpfst. Doch Vorsicht, hinter jeder Ecke kann das Verderben lauern! Nur mit Mut, Grips und einer Portion Glück bestehst du alle Prüfungen!... (Klappentext)


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    "Als du wenig später aufbrichst, ahnst du, dass dir eine Reise ins Ungewisse bevorsteht. Was wird dich im Forst von Yorrok erwarten? Welche Gefahren mögen dort lauern? Und, am allerwichtigsten: Wird es dir gelingen, deinen Vetter in den Tiefen des Waldes aufzuspüren - lebendig?"
    (S. 15)


    Im Herzen Monravias liegt das kleine Königreich Konduula. In diesem Reich liegen dichte und verwunschene Wälder, sternklare Flüsse und uralte Städte und Dörfer. Das kleine Dorf Roog liegt hoch oben im Norden und in diesem lebt man als fleißiger Schmiedegehilfe.

    In dem sonst so ruhigen Dörfchen herrscht nun jedoch helle Aufregung. Bolko, unser Vetter, hat sich aufgemacht, um den Goldschatz der Oger zu suchen. Wie kam er nur plötzlich auf diese hirnrissige Idee? Weiß er denn nicht wie gefährlich diese Wälder sein können?

    Man überlegt nicht lange und begibt sich auf die Suche nach Bolko.


    Dies ist kein normales Buch, sondern ein interaktives Fantasy-Spielbuch. Man liest hier nicht Seite für Seite, was doch viel zu einfach und langweilig wäre. Man springt von Abschnitt zu Abschnitt, je nachdem wie man sich entscheidet, wie die Runen fallen oder wohin man geführt wird. Man entscheidet welchen Weg man einschlägt, wie man auf gewisse Hindernisse reagiert und somit wie diese Geschichte verläuft und vor allem wie sie endet.

    Dabei erlebt man allerhand spannende Abenteuer und begegnet so manchen Tieren und Kreaturen, welche einem nicht immer freundlich gesinnt sind.

    Die Regeln sind einfach und auch für Kinder leicht verständlich erklärt. Man benötigt hier keine Würfel, sondern einfach nur einen weichen Bleistift und guten Radiergummi.

    Leider kann man das Abenteuerblatt nicht downloaden und ausdrucken. Man muss daher in das Buch kritzeln oder das Abenteuerblatt aus dem Buch kopieren. Danach wählt man einfach aus fünf Talenten eines aus und dann kann das Abenteuer auch schon beginnen.


    "Nur einen Augenblick später erscheint eine riesige Gestalt auf dem Pfad. Sie ist mindestens drei Meter groß, von grobschlächtigem Körperbau und erinnert mit ihren weit herabhängenden, muskulösen Armen an einen Höhlenmenschen. Das Ungetüm trägt eine mächtige, mit Steinsplitter gespickte Keule über der Schulter, und sein pfannkuchenartiges Gesicht mit dem einfältigen Grinsen voller spitz zugefeilter Zähne lässt keinen Zweifel,w omit du es zu tun hast. Dieses Geschöpf ist ein leibhaftiger Oger!"
    (S. 47)


    Es wird also der Rucksack gepackt und schon macht man sich daran Bolko zu finden.

    Man folgt Hinweisen und Spuren, trifft auf streitsüchtige Gnome, niedliche sprechende Waldäffchen udn auch auf andere Kreaturen, die nicht immer so niedlich sind wie sie erscheinen.

    Die Entscheidungen sollten immer wohl überlegt sein, denn ein falscher Schritt kann auch durchaus zum Tod führen (ich bin z.B. im Sumpf ertrunken, von einem Tempeldach zerquetscht worden und ich landete in einem Ogerkochtopf).

    Man sollte auch die Abschnitte aufmerksam durchlesen, denn es ist möglich, dass sich darin ein Hinweis versteckt, welcher für die Entscheidung wichtig ist. Ebenso sollte man nicht immer gleich in den Kampfmodus gehen, sondern versuchen den Gegner auszutricksen.

    Tja, und manchmal entscheidet das Schicksal, indem man die Runen sprechen lässt.

    Es ist auch möglich einen Begleiter zu finden, welcher aktiv in die Handlung eingreift, indem er einem die Entscheidung abnimmt und einem so vor Gefahren schützt.


    Es ist nicht einfach sich immer richtig zu entscheiden oder hin und wieder die Neugierde niederzuringen, um auf dem sicheren Pfad zu bleiben. Wie bereits erwähnt, bin ich mehrmals den Weg des Todes gegangen. Da es jedoch ebenso spannend war neue Entscheidungen zu treffen und somit immer wieder neue Abenteuer zu erleben, störte mich das nicht wirklich. Dadurch begegnete ich immer wieder neuen Figuren und Kreaturen, entdeckte versteckte Pfade und sah magische Phänomene.

    Es gibt hier also unheimlich viel zu entdecken. Dieses Spielbuch hat daher auch einen hohen Wiederspielwert.

    Der Schreibstil ist einfach und flüssig, die Erzählweise atmosphärisch, die Story selbst spannend und man hat auch hin und wieder etwas zu lachen.

    Kinder können dabei auch durchaus etwas lernen, wie z. B., dass jede Entscheidung Konsequenzen nach sich zieht, sie werden angehalten genauer zu lesen, sie lernen ebenso, dass es manchmal besser ist Konfrontationen zu meiden oder das sich Neugierde manchmal auszahlt, manchmal aber auch nicht. Zudem haben selbst Lesemuffel Spaß beim Lesen, da es interaktiv gestaltet ist


    ">>Auffressen? MICH?<<
    Er überlegt kurz, dann schauderte es ihn sichtlich.
    >>Das würde erklären, wieso die Kerle mir immer wieder prüfend in die Backen und den Allerwertesten gekniffen haben. AUFFRESSEN ... nein, also wirklich! Unmögliche Bande!<<"
    (S. 54)


    Weiters sind auch Illustrationen enthalten, welche die Geschichte hin und wieder begleiten. Diese stammen vom Illustrator Wolf Schröder.


    Fazit:

    Es erwartet einem hier eine fantastische und abenteuerliche Reise in tiefe und dichte Wälder voller Tiere und Kreaturen.

    Trotzdem ich mehrmals gestorben bin, hatte ich unheimlich viel Spaß. Falls man also mal eine etwas andere Beschäftigung für seine Kinder sucht, bei der sie auch noch animiert werden zu lesen, dann könnte dieses Spielbuch genau das Richtige sein.

    Mein Neffe liebt Spielbücher und soblad er dieses gelesen hat, werde ich auch seine Meinung dazu hier anhängen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (mit vielen Bildern, Leseprobe, Lese-Soundtrack und Autoren-Info)