Anton Tschechow - Die besten Geschichten

  • Klappentext:
    Tschechows Erzählkunst sucht in der Geschichte der russischen Literatur ihresgleichen: meisterhaft und wunderbar leicht, abwechselnd komisch und bitterernst, stets um die Veränderung der russischen Lebenswirklichkeit am Ende des 19. Jahrhunderts bemüht.
    Dieser Band versammelt zwanzig der schönsten Erzählungen des großen russischen Dichters, von frühen Werken wie "Wanjka", "Die Austern", "Der Tod des Beamten" bis zu den späteren wie der berühmten "Dame mit dem Hündchen" und "In der Schlucht". Er spiegelt die ganze Bandbreite seines einzigartigen literarischen Schaffens.


    Mein Eindruck:
    In Tschechows Geschichten begleitet der Leser Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft ein Stück weit durch ihr Leben. Er lernt ihre Lebensverhältnisse kennen, er teilt ihre Sorgen, ihre Hoffnungen und Wünsche und das in einer unwahrscheinlich intensiven Erzählweise.
    Tschechow versteht es, unglaublich bildhaft und eindringlich Personen und deren Lebensumstände zu schildern. Vor allem seine Geschichten über das von Hunger, Elend und Trunksucht gekennzeichnete Leben der armen Landbevölkerung haben mich des Öfteren fassungslos und erschrocken den Kopf schütteln lassen.
    Landschaften oder auch nur das Wetter beschreibt Tschechow zart, poetisch und liebevoll. Jedes Wort scheint zu sagen: ‚Seht her, dies ist meine Heimat, und sie ist wunderschön.‘
    Aber erst nachdem ich einige Geschichten gelesen hatte, ist mir bewusst geworden, was eigentlich das Besondere an Tschechows Erzählkunst ist.
    Er schreibt völlig wertungsfrei.
    Der Leser findet keine Pointe, keinen Knalleffekt und schon gar keinen moralisch erhobenen Zeigefinger.
    Dafür erfährt er, mal mit leisem Humor, mal drastisch und unverblümt geschildert, wie es eben so zugehen kann im Leben. Welche Schlüsse der Leser jedoch aus den Geschichten zieht, welche Erkenntnisse er vielleicht gewinnt, bleibt ihm überlassen. Tschechow führt ihn in keine bestimmte Richtung, gibt keine Meinung vor, pfropft ihm niemals seine Ansichten oder seine Denkweise auf.
    Anfangs war ich hin und wieder verwirrt über das plötzliche, abrupte Ende seiner Geschichten, blätterte zurück, um mich zu vergewissern, dass ich nichts überlesen hätte. Später fand ich für mich diese Schreibweise nur noch genial. Wie ich anfangs schrieb: Wir begleiten Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft ein Stück weit durch ihr Leben. Nicht mehr und nicht weniger.


    Fazit:
    Wundervolle Beschreibungen und faszinierende, teils schockierende Einblicke in das Leben in Russland Ende des 19. Jahrhunderts vereint diese Geschichtensammlung. Geschichten, die zu Herzen gehen und den Leser oftmals betroffen oder gar ein wenig ratlos zurücklassen.
    Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung, denn diese Geschichten gehen – trotz der ziemlich abrupten Enden – unter die Haut.


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