Marion Bischoff - Heidelbeerkind

  • Klappentext:
    Clausen, ein kleines Dorf im Pfälzerwald im August 1944:
    Elise liebt es, die morgendliche Ruhe der Natur auf sich wirken zu lassen. Sie pflückt Heidelbeeren, als sie plötzlich dieses Ächzen hört. Ängstlich und neugierig zugleich sieht sie sich um. Zwischen den Hecken liegt ein verwundeter Soldat. Die Panik ist ihm anzusehen. Obwohl Elise weiß, dass auf die Hilfe für Fahnenflüchtige Zuchthaus steht, versteckt und versorgt sie den Fremden in der Waldhütte ihres Vaters. Doch Nazis lauern überall…
    Obwohl viele Menschen die Ausmaße des Hitlerregimes gar nicht erfassen konnten, gab es unter ihnen diejenigen, die sich auflehnten und nicht dem verbreiteten Stimmungsbild folgten. Einer dieser Menschen war Elise.


    Rezension:
    Das Buch wird als historischer Liebesroman beworben. Ich muss sagen, dass ich es nicht nur als eben dies empfinde, sondern auch als ein wichtiges Zeitdokument. So oder ähnlich dürften sich viele Geschichten in Deutschland der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts abgespielt haben. Die Bevölkerung leidet Not, wobei Elise in einem kleinen Dorf lebt, in dem man die meiste Zeit über vom Kriegsgeschehen an sich relativ wenig mitbekommt. Dennoch sind die Zeiten schwierig, Freundschaften werden auf harte Proben gestellt und nicht jede Freundschaft, die zuvor eine solche zu sein schien, überlebt diese Zeiten.


    Elise ist eine beeindruckende junge Frau, die mir Hochachtung abgerungen hat. Ohne Angst stellt sich sie sich der Aufgabe, die ihr mit dem verwundeten Deserteur Julius vor die Füße geworfen wird. Ebenso ohne Angst sagt sie offen ihre Meinung gegen das Regime und kämpft für sich und ihre Familie. Auch in der Zeit, in der sich die Verzweiflung des jungen, gerade einmal 18 Jahre alten Mädchens, sich aus jeder Zeile herauslesen lässt, so verliert sie nicht den Lebensmut, verliert nicht ihren starken Willen. Elise hat mich, als Charakter, nachhaltig beeindruckt.


    Elises Mutter spielt einen wichtigen Part in der Geschichte. Von ihr war ich zunächst im höchsten Maße abgestoßen, habe mich dann aber bemüht, auch ihre Sichtweise zu verstehen. Es fiel mir schwer. Wie kann eine Mutter ihre Tochter so hängen lassen, sie in solch einer schweren Zeit so wenig unterstützen. Ich hatte den Eindruck, dass eher Elise die starke Erwachsene in dieser Familie ist. Elises Mutter ist es aber auch, die die größte Entwicklung durchmacht. Auch das hat mir Respekt vor ihr abgerungen.


    Julius habe ich eigentlich ein bisschen zu wenig kennengelernt. Mir fiel es schwer, nachzuvollziehen, warum sich Elise so Hals über Kopf in ihn verliebt. Aber, sie tut es und ich habe es ihr durchaus abgenommen. Ich hätte mir aber gewünscht, noch ein bisschen mehr über ihn und sein bisheriges Leben zu erfahren. Er blieb mit leider sehr fremd.


    Ferdinand und Gerda, zwei sehr wichtige Nebenfiguren, waren sehr gut dargestellt. Ferdinand konnte ich noch ansatzweise verstehen. Die jungen Menschen sind noch sehr jung, werden in einer Ausnahmesituation groß und er ist schon arg verliebt. Ich habe immer zwischen Verständnis und Mitgefühl geschwankt. Letzen Endes war mir Ferdinand aber doch zu berechnend, um ihn wirklich gern haben zu können. Vor allem Gerda ist natürlich die Person zum hassen schlechthin. An ihr konnte ich nichts, aber auch gar nichts finden, was sie mir irgendwie sympathisch gemacht hätte.


    Insgesamt ist der Schreibstil von Marion Bischoff extrem flüssig, sehr einnehmend und bildhaft. Ich hatte keine Probleme mir das kleine Dorf mit seinen Bewohnern vorzustellen. Ich musste mich zwingen, das Buch aus der Hand zu legen, denn eigentlich hätte ich es wirklich in einem Rutsch durchlesen können. Ich habe so eine starke Verbindung zu Elise aufgebaut, dass ich das Gefühl hatte, sie wirklich durch ihr Leben zu begleiten. Was will man als Leser mehr?


    Heidelbeerkind von Marion Bischoff ist eine extrem runde Geschichte, die mich in eine Zeit entführt hat, von der ich froh bin, dass ich sie nicht miterleben musste. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.


    Marion Bischoff hat mir verraten, dass sie bereits am zweiten Band schreibt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es für Elise, ihren kleinen Bruder Hans, ihren Großvater und ihre Mutter weitergeht. Werden wir Julius wiedersehen? Wer weiß…


    Ich kann euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen. Sehr berührend, spannend und mit authentischen Charakteren gesegnet.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Aus Clausen kommt sie.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)

    Marion Bischoffs größte Leidenschaft ist das Schreiben. Dabei sucht sie immer wieder neue Herausforderungen in unterschiedlichen Genres.

    Die Autorin verfasst all ihre Geschichten handschriftlich, da sie sich so dem späteren Leser besonders verbunden fühlt. Sie schreibt für Kinder und Erwachsene und wagt den Sprung in historische Gefilde ebenso, wie Texte zu gesellschaftskritischen Themen zu verfassen.

    Inspiration findet die Autorin in der Natur. Oft sucht sie sich einen ruhigen Platz irgendwo unter freiem Himmel und packt ihre Schreibutensilien aus. Dabei ist der Füllhalter ihr liebster Begleiter.

    Besonders wohl fühlt sie sich in den Bergen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die waschechte Pfälzerin die Chiemgaugemeinde Aschau zu ihrer zweiten Heimat erklärt.

    Dort ist sie federführend verantwortlich für die jährlich stattfindende Aschauer Autorenwoche und die Herausgabe der zugehörigen Anthologien.



    Produktinformation (Quelle: Amazon)

    Taschenbuch: 268 Seiten

    Verlag: Rhein-Mosel-Vlg; Auflage: 2 (20. März 2017)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3898010910

    ISBN-13: 978-3898010917


    Gefährliche Hilfe

    Elise war gerade unterwegs um Heidelbeeren zu pflücken, als sie einen verwundeten deutschen Deserteur fand…

    Sie war ein hilfsbereites Mädchen und sowieso keine Hitler-Freundin. Zum Glück befand sie die Waldhütte ihres Vaters in der Nähe…

    Elise nahm sich des hilflosen Mannes an, auch in den darauf folgenden Tagen. Zu Hause erzählte sie davon nichts, knappste heimlich von ihrem Essen etwas für den Mann ab…

    Der Mann war jedoch so schwer verwundet, dass sie nicht mehr weiterwusste, und Hilfe benötigte…

    So lernte sie den jungen Mann gut kennen …

    Doch Julius musste unbedingt weiter, wenn er nicht entdeckt werden wollte...

    Und plötzlich war er weg…

    Dann gab es da noch Ferdinand, der alles tat, um Elise heiraten zu dürfen… Elise war gerade dabei, nachzugeben, als sie etwas Abscheuliches entdeckte…

    Wie fand Elise diesen Deserteur? Brachte sie ihn zur Waldhütte? Konnte sie ihn dort verstecken? Wie rechtfertigte sie vor ihrer Mutter ihre vielen Besuche im Wald? Ging sie heimlich? Und wie verköstigte sie ihn? Inwiefern war er so schwer verwundet, dass sie jemanden zu Rate ziehen musste? Konnte der ihr helfen? Verliebten sich die beiden ineinander? Wie sollte das gut gehen, er war desertiert und wurde doch bestimmt verfolgt? Auch konnte er doch nicht ewig in der Hütte bleiben, das wurde doch bestimmt zu gefährlich für ihn und auch für Elise? Wollte Elise mitgehen? Warum war er plötzlich weg? War er entdeckt worden und sie wusste nichts davon? Was hatte das mit Ferdinand auf sich, der Elise unbedingt wollte? Der alles dafür tat? Was entdeckte Elise, das ihr so missfiel? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen, denn der Schreibstil der Autorin ist unkompliziert, was heißt, dass ich mich bei keinem Wort fragen musste, was sie damit gerade meint. In der Geschichte war ich schnell drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Ich verstand Elise, die dem Mann helfen wollte. Hätten ihn die Soldaten erwischt, wäre er standrechtlich als Deserteur erschossen worden. Zum Glück erfuhr sie, wie sie ihm weiter helfen konnte. Ferdinand kann ich durchaus verstehen, dass er Elise unbedingt wollte. Aber Elise hatte ihm gesagt, dass er keine Chance bei ihr hätte, und doch bedrängte er sie. Und er tat alles um ihr seine Gunst zu erweisen. Das Buch war von Anfang an spannend, und die Autorin konnte die Spannung auch bis zum Ende halten. Es hat mich in seinen Bann gezogen, gefesselt und sehr gut unterhalten. Das Lesen dieses Buches hat mir großen Spaß gemacht, und ich weiß, dass es eine Fortsetzung geben wird, auf die ich mich jetzt schon freue. Von mir gibt es eine Lese-/Kaufempfehlung sowie volle Bewertungszahl.

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren