Oliver Pötzsch - Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf

  • Kurzmeinung

    Hirilvorgul
    Spannend wie immer malt Pötzsch mit Kuisls HIlfe ein finsteres Bild des ausgehenden 17. Jh. , diesmal in München.
  • München 1672. Der 60-jährige Schongauer Henker Jakob Kuisl bekommt eine Einladung zum Klausurtreffen der zwölf besten Scharfrichter Bayerns und nimmt zu diesem Anlass seine gesamte Familie, bestehend aus beiden Töchtern, drei Enkeln und dem Schwiegersohn, mit auf Reisen. Kaum in der Landeshauptstadt angekommen, findet er die Leiche eines ermordeten jungen Mädchens. Sofort machen sich sämtliche Familienmitglieder zur Aufgabe, diesen Mord aufzuklären. Doch schon bald gibt es weitere Tote zu beklagen. Es sieht so aus, als wenn ein Serientäter schon seit Jahren sein Unwesen treibt. Obwohl ihnen durch Vertreter der oberen Gesellschaftsschicht jede Menge Steine in den Weg gelegt werden, macht sich Jakob nebst Familie an die Spurensuche und die Rekonstruktion des Tathergangs. Während Arzt Simon seine Forschungen vorantreibt, ist Barbara schwanger und soll in München einen Mann heiraten. Magdalena bringt sich ein ums andere Mal in Gefahr und auch die anderen Kuisls, allen voran die beiden Enkel Paul und Peter und Simon geraten in Schwierigkeiten. Wird es der Familie gelingen, den Mörder zur Strecke zu bringen?


    Oliver Pötzsch hat mit seinem Buch „Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ den 7. Band um Magdalena vorgelegt, der den Vorgängern wieder einmal in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser von der ersten Seite an mit in die vergangene Zeit, wo er ein Teil der Familie Kuisl wird und sie auf ihren Abenteuern begleitet. Der Spannungsbogen wird schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden bis zum finalen Schluss. Die ausgezeichnete Recherche des Autors zeigt die gesellschaftlichen Strukturen und die Außenseiterstellung der Henker zur damaligen Zeit auf, ebenso bekommt man einen Einblick in die Rolle der Frau, deren Wort damals noch kein Gewicht beigemessen wurde und für die ein selbstbestimmtes Leben Zukunftsmusik war.


    Die Charaktere sind sehr schön angelegt und zeigen einen bunten Querschnitt. Alle haben ihre Sorgen und Nöte, Ecken und Kanten, was sie umso individueller, menschlicher und authentischer erscheinen lässt. Jakob ist nun schon ein alter Haudegen, dem es immer schwerer fällt, seine Arbeit zu verrichten. Ihm wird immer bewusster, dass seine Zeit auf der Erde begrenzt ist. Er ist ein Mann mit Durchsetzungskraft und scharfem Verstand, dem man nicht so schnell etwas vormachen kann und der sich auch gegen Widerstände zur Wehr zu setzen weiß. Er handelt nach seinen Überzeugungen und versucht, seine Familie zusammen zu halten. Magdalena ist eine sympathische Frau, die in diesem Roman eher eine Nebenrolle spielt, ist sich durchaus bewusst, dass hinter ihrem Rücken über sie redet. Sie ist wagemutig und abenteuerlustig, aber auch sehr clever und eine gute Mutter. Die Enkel Paul und Peter sind zwei Lausbuben, die sich immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Paul ist der Wagemutige, während Peter eher der Zurückhaltende und Denker ist. Auch die anderen Protagonisten tragen zu einem schönen Zusammenspiel und Steigerung der spannenden Handlung bei.


    „Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ ist ein neues spannendes historisches Krimiabenteuer, das beste Unterhaltung bietet und auch als alleinstehender Roman gelesen werden kann. Absolute Leseempfehlung für gelungenen Nervenkitzel und schöne Lesestunden!


    Sehr spannende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Geschichte hautnah


    Im Jahre 1672 reist der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl mit seiner Familie nach München. Endlich wurde er zum Rat der Zwölf eingeladen – ein Ehre, auf die er schon lange gewartet hat. Mit auf den Weg machen sich seine Töchter Barbara und Magdalena mit deren Ehemann Simon Fronwieser, dem Stadtmedicus. Auch er hat große Erwartungen in die Reise nach München, hofft er doch, dort bei einem bekannten Arzt vorsprechen und sein medizinisches Traktat über ihn veröffentlichen zu können. Für die 18-jährige, noch ledige Tochter Barbara, will Jakob Kuisl unter den Ratsmitgliedern endlich einen Ehemann finden. Doch die ansonsten lebenslustige Barbara ist ungewollt schwanger. In ihrer Verzweiflung vertraut sie sich nur ihrer Schwester Magdalena an, nicht aber ihrem Vater. Ein uneheliches Kind ist eine zu große Schande, nicht nur für Barbara, sondern für die ganze Familie Kuisl.


    Gleich am Tag ihrer Ankunft zieht Jakob Kuisl ein totes Mädchen aus dem Bach. Sie wurde offenbar ertränkt. Der Spürsinn des Schongauer Henkers erwacht, als noch mehr junge Frauen ermordet aufgefunden werden. Bei allen wird ein kleines Medaillon gefunden, und alle Morde tragen die Handschrift eines Henkers. Ist der Mörder einer aus dem Rat der Zwölf? Doch nicht nur Jakob Kuisl ,,ermittelt“ auch seine Tochter Magdalena begibt sich auf die Suche und gerät dabei in tödliche Gefahr.


    Der historische Roman verknüpft sehr anschaulich und spannend historisches Wissen mit der Suche nach einem Serienmörder. Die Schilderung der aggressiven Stimmung in den rauch- und biergeschwängerten Wirthausstuben wirkt genauso lebendig wie die pompösen Szenen am Hof. Das Schicksal aller Mitglieder der Kuisl-Familie erlebt und erleidet man hautnah mit. Besonders die Situationen, in denen die Familie als Henkersleute erkannt und als Ehrlose behandelt wird, stimmen nachdenklich und betroffen.


    Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich zunehmend spannend und rasant und endet sehr überraschend. Einzig der Schluss ist vielleicht etwas zu versöhnlich gestaltet.


    Auch wenn dies der 7. Band um die Henkersfamilie ist, kann man den Roman getrost ohne Vorkenntnis der anderen Bände lesen.
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  • 1672: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist in den Rat der Zwölf, einer Versammlung der Henkerszunft, berufen worden, und reist mit seiner Familie zur Sitzung nach München. Einmal in München, hoffen die Kuisls darauf, ein paar familiäre Anliegen erfüllen zu können: Magdalena hofft auf einen guten Schulplatz für ihren ältesten Sohn Peter, ihr Mann Simon wünscht sich einen bekannten Arzt treffen zu können, der sein Traktat veröffentlicht, und Kuisl selbst würde gerne seine Tochter Barbara unter die Haube bringen.


    In München erwartet sie jedoch zunächst anderes: Morde an jungen Frauen, falsche Münzen und verschwundene Schoßhündchen.


    Ich habe einmal wieder eine Buchreihe mittendrin angefangen, denn dies ist bereits der siebte Band um die Henkersfamilie, deren Nachfahr der Autor ist. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, hatte ich einen guten Einstieg in den Roman, ja, er packte mich von Anfang an. Es ist also kein Nachteil, erst später einzusteigen, allerdings machen Anspielungen und Verweise auf frühere Bände sehr schnell Lust, diese auch zu lesen.


    Dass ich mich so schnell heimisch fühlte, liegt vor allem daran, dass mir Jakob Kuisl und seine Familie sehr schnell sympathisch waren. Der Kriminalfall selbst findet erst später seinen Weg zu ihnen, zunächst lernt man die Familie kennen und lieben. Da ist z. B. Magdalena, Kuisls ältere Tochter, die ihre drei Kinder allesamt sehr liebt, auch wenn sie das eine oder andere Problem mit ihnen hat: Paul, der Rumtreiber, Peter, der gerne lernt, aber von seinen Klassenkameraden gemobbt wird, und Sophia, die mit einem Klumpfuß geboren wurde, der ihre Zukunft nicht gerade rosig erscheinen lässt. Auch Barbara, Magdalenas Schwester hat ihr Päckchen zu tragen. Ihre Probleme machen die Familie zu einer ganz normalen, man kann sich sehr schnell mit ihr identifizieren. Dass Jakob Kuisl Henker ist, die Familie dadurch eben doch nicht ganz normal, wird einem immer einmal wieder bewusst, man kann es aber auch immer wieder vergessen.


    Der Fall ist sehr spannend, eigentlich sind es ja gleich mehrere, die die gesamte Henkersfamilie auf Trab halten, und die immer mal wieder ineinandergreifen. Alle Fälle sind am Ende perfekt gelöst, und warten teilweise mit Überraschungen auf, manche Überraschung lässt mich sogar ein bisschen traurig zurück. Auch die persönlichen Belange werden gelöst, ebenfalls nicht immer so, wie zunächst vermutet. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, so dass man als Leser immer mittendrin ist im Geschehen. Hin und wieder gibt es auch recht humorvolle Szenen, z. B. als einige der Protagonisten einen Kostümball heimsuchen.


    Gut gefallen hat mir auch, dass verschiedene historische Persönlichkeiten, zum Teil auch als handelnde Personen, auftreten, wie z. B. der Arzt Malachias Geiger oder Kurfürstin Henriette Adelaide und ihr Sohn Max Emanuel.


    Wie ich es bei einem historischen Roman mag, hat auch dieser einige Extras zu bieten: Zwei Karten des München jener Zeit, ein Personenverzeichnis, einen Stammbaum der Henkersfamilie, ein interessantes Nachwort des Autoren sowie einen kleinen Münchner Stadtführer „Auf den Spuren der Henkerstochter“.


    Schon nach wenigen Seiten war ich ein Fan der Familie Kuisl, mir hat der Roman sehr gut gefallen und mich ebenso gut unterhalten. Ich freue mich nun darauf, die Vorgängerbände zu lesen und hoffe auf viele weitere Bände. Für Freunde historischer Kriminalromane ist die Reihe auf jeden Fall sehr zu empfehlen!

  • DAS AMULETT MIT DER FRAU IM STRAHLENKRANZ



    „Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ von Oliver Pötzsch ist bereits der siebte Band einer Historienreihe. Für mich war es das allererste Buch über die Henkerstochter. Ich fühlte mich von der 655 Seiten umfassenden Geschichte von Beginn an auf angenehme Weise vereinnahmt. Sofort war ich mittendrin im turbulenten Geschehen des 17. Jahrhunderts.
    Der Roman beginnt dramatisch an einem Sommertag des Jahres 1649 in München. Ein junges Mädchen erwacht in einem kalten, feuchten, erbärmlich stinkendem Verlies. Der Ort ist ihr fremd. Sie wurde gefesselt und geknebelt. Wer hat ihr das angetan? Bald merkt sie mit heillosem Erschrecken und tiefer Angst, dass sie eingemauert wird. Warum? War sie jemandem zu lebenslustig?
    Dann erfolgt ein Zeitsprung – mehr als 20 Jahre später - , ins Jahr 1672.
    Magdalena, die Tochter des Schongauer Scharfrichters Jakob Kuisl und inzwischen die Ehefrau des Stadtarztes Simon Fronwieser, wörtelt sich heftig mit dem Lehrer Weininger. Ihr neunjähriger, begabter Sohn Peter war wieder einmal blutig geprügelt worden von den reichen Patrizierkindern. Der Makel der ehrlosen Abstammung klebte auch an ihm. Währenddessen tollt der 60jährige Jakob Kuisl, der Henker, mit seinen Enkeln Paul und Sophia auf dem Eis. Er ist voller übermütiger Freude, dass er in den Rat der Zwölf aufgenommen wurde. Demnächst findet das Treffen der berühmtesten und besten Henker Bayerns in München statt. Seine ganze Familie, bestehend aus den beiden Töchtern Magdalena und Barbara, seinem Schwiegersohn und den drei Enkeln, soll ihn dorthin begleiten.
    Kaum in München angekommen nach einer nicht ungefährlichen Floßfahrt auf der Loisach und der Isar, stapft Kuisl in eine heruntergekommene Siedlung. Dort findet er als erstes die Leiche eines jungen Mädchens. Und schon ist er wieder mittendrin im Sog des Ermittelns...
    Die mitunter temporeichen Handlungen sind sehr vielfältig und führen alle bei einem Mitglied der Kuisl-Familie wieder zusammen. Jeder spielt eine wichtige Rolle bei den verschiedenen Unternehmungen, die der Aufklärung der Mädchenmorde dienen. Dabei gibt es sehr gefährliche Situationen zu überstehen. Die Geschichte endet für den Mörder dramatisch und mit überraschendem Ausgang. Für die Familie Kuisl gibt es am Schluß so etwas wie ein Happy-End. Und damit wohl in nächster Zeit einen achten Band!? Ich würde mich sehr freuen.
    Der Autor schreibt sehr lebendig über die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen im 17. Jahrhundert. Seine Charaktere wirken natürlich und sehr anschaulich (z. B. Meister Hans mit weißem Haar und roten Augen). Ihre Sprache ist teilweise deftig, direkt und schnörkellos.
    Als schöne Zugabe empfinde ich die Stadtkarten Münchens und die Dramatis Personae im Vorspann des Buches. So behält man leichter den Überblick über die Vielzahl der handelnden Personen. Es sind immerhin annähernd vierzig.
    Im Anschluß erwartet den Leser ein „Kleiner Münchner Stadtführer“. Man merkt „Der Henkerstochter“ die gründliche, detail- und aufschlußreiche Recherche an und Oliver Pötzsch die Liebe zu seiner Heimatstadt München.
    Fazit:
    Band 7 ist für mich ein besonders gelungener, unterhaltender, historischer Roman! Das Schöne ist, ich kannte die Vorgänger nicht und hätte auch nicht bemerkt, das es welche gibt. Es ist ein eigenständiges Werk.
    Meine Bewertung: fünf von fünf Sternen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klappentext


    Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist im Februar 1672 zum Scharfrichtertreffen nach München. Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf dazu eingeladen — eine große Ehre. Kuisl hofft, unter den Ratsmitgliedern außerdem einen Ehemann für seine Tochter Barbara zu finden. Barbara ist verzweifelt: Sie ist ungewollt schwanger und traut sich nicht, ihre Notlage ihrem Vater zu offenbaren. Dann kommt in München eine Reihe von Morden an jungen Frauen ans Licht, und Kuisl wird um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Alle Morde tragen die Handschrift eines Scharfrichters. Der Verdacht fällt auf den Rat der Zwölf ...


    Meine Meinung


    Man nimmt ja an, dass hier die Henkerstochter Magdalena im Vordergrund der Geschichten steht - doch bisher war es vor allem ihr Vater, der Henker Jakob Kuisl, der im Mittelpunkt des Geschehens stand. Und ich hab den grüblerischen, wortkargen und zum Jähzorn neigenden Alten wirklich sehr ins Herz geschlossen! Aber er wird alt - mittlerweile ist zählt er schon 60 Jahre und er rückt auch in der Handlung immer mehr in den Hintergrund.


    Einerseits etwas schade, andererseits hat Oliver Pötzsch gerade in diesem Band die komplette Familie Kuisl mit einbezogen, was ich wirklich toll fand!
    Die Einladung nach München zum Henkertreffen war ja nicht für alle Familienmitglieder ein Grund zur Freude, aber auch an große Hoffnungen gebunden. Natürlich stolpern die Kuisls wieder über einen üblen Mord und es scheint so, als würde ein Serientäter schon seit vielen Jahren sein Unheil treiben. Während die Münchner am liebsten die Henker selbst als Täter sehen würden, machen die sich auf Mördersuche: allen voran Jakob Kuisl, doch dieses Mal beteiligt sich auch der Rest seiner Familie damit und gerät dadurch zusehends in große Gefahr!


    Ich fand es großartig dass ich hier viel mehr Einblick auch in alle anderen Figuren erhalten hab, denn die Perspektiven wechseln zwischen den verschiedenen Kuisls und man erlebt eine spannende Jagd auf verschiedenen Ebenen. Nicht so, dass man durcheinander kommen würde, sondern in einem sehr gut durchdachten und komplexen Handlungsaufbau, der sehr viel Spannung gebracht hat!


    - Barbara zum Beispiel, seine jüngste Tochter, will der alte Kuisl unbedingt endlich verheiraten. Dabei ahnt er nicht, wie dringend eine baldige Hochzeit tatsächlich ist, denn sie erwartet ein Kind, von dem der Vater auf und davon ist.


    - Simon Fronwieser, Arzt und Ehemann seiner Tochter Magdalena, erhofft sich eine Möglichkeit, endlich sein Traktat zu veröffentlichen und sich einen besseren Namen als Arzt zu machen


    - Peter, der Sohn von Magdalena, ist ein schlaues Kerlchen und möchte unbedingt eine Chance, auf eine bessere Schule in München zu kommen


    Magdalena selbst steht zwischen allen Fronten und versucht ihr bestes, um die Familie zusammen zu halten und alles zu einem guten Ende zu bringen. Dabei lässt sie sich auf ein gefährliches Spiel ein und


    Die Handlung spielt ja in München - nicht nur die Heimatstadt des Autors sondern auch meine, und das war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis, "meine" Stadt im 17. Jahrhundert sozusagen hautnah zu erleben. Oliver Pötzsch hat wirklich großartig recherchiert und die damalige Zeit mit vielen Details und einem fundierten Hintergrund aufleben zu lassen. Dabei zeigt er das einfache Volk ebenso wie auch die gehobenere Gesellschaft und die große Kluft und den Aberglauben, die damals geherrscht haben.


    Eine rundum unterhaltsame, vielseitige und vor allem sehr spannende Geschichte, an der ich absolut nichts auszusetzen habe - ich hoffe sehr, dass Jakob Kuisl noch lange lebt und es noch einige Fortsetzungen Henkersfamilie geben wird!


    Das Nachwort beinhaltet wieder einige Erklärungen zu den Personen und den Einzelheiten aus der Region und den Verhältnissen, was ich als Münchnerin besonders toll fand; sogar ein kleiner Stadtführer findet sich im Anhang.


    (Ich finde übrigens, dass man die Bücher schon der Reihe nach lesen sollte, einfach auch um die Zusammenhänge in der Familie der Kuisls besser zu verstehen und man kann ja auch sehr schön ihren Weg beobachten, den jeder so geht - ich finde das gehört zur Spannung dieser Reihe dazu)


    Fazit: 5 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    Die Henkerstochter Reihe


    1 ~ Die Henkerstochter
    2 ~ Die Henkerstochter und der schwarze Mönch
    3 ~ Die Henkerstochter und der König der Bettler
    4 ~ Der Hexer und die Henkerstochter
    5 ~ Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg
    6 ~ Die Henkerstochter und das Spiel des Todes
    7 ~ Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf

  • 681 Seiten aufgeteilt in:
    Historischer Stadtplan von München und dem Vorort Au von 1672
    Aufstellung der im Roman beteiligten Personen
    Prolog
    Roman mit 15 Kapiteln
    Epilog
    Nachwort
    Kleiner Münchner Stadtführer


    Buchrücken:
    Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist im Februar 1672 zum Scharfrichtertreffen nach München. Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf eingeladen – eine große Ehre. Kuisl hofft, unter den Ratsmitgliedern einen Ehemann für seine Tochter Barbara zu finden. Kuisl ahnt nicht, wie verzweifelt seine Tochter ist. Barbara ist ungewollt schwanger und wagt nicht, sich dem Vater zu offenbaren. Gleichzeitig kommt in München eine Reihe von Frauenmorden ans Licht, und Jakob Kuisl wird um Hilfe bei den Ermittlungen geben. Alle Morde tragen die Handschrift eines Scharfrichters. Der Verdacht fällt auf den Rat der Zwölf…


    Inhalt:
    Im Prolog wird aus Sicht der jungen Johanna im Jahre 1649 erzählt, wie sie langsam zu sich kommt, um festzustellen, dass sie gefesselt und geknebelt ist und nun lebendig eingemauert wird.
    23 Jahre später… Jakob Kuisl ist stolz darauf, in den Rat der Zwölf aufgenommen zu werden. Er möchte mit der ganzen Familie nach München reisen und diese dem Rat vorstellen, wie es Sitte ist. Und um die Reise optimal zu nutzen möchte er gleichzeitig einen Mann für seine Tochter Barbara finden, da die Möglichkeiten und Kandidaten für eine ehrlose Henkerstochter in Schongau sehr bescheiden sind. Abgesehen davon freut er sich auch, bei der Reise endlich mal wieder seinen Sohn Georg zu sehen, welcher bereits seit zwei Jahren bei seinem Bruder in Bamberg als Henkersgeselle weilt. Doch kaum in München angekommen, wird er mit der ersten Leiche eines jungen Mädchens konfrontiert. Einerseits möchte er dies ignorieren, da es ihn nichts angeht und er sich auf den Rat konzentrieren möchte, doch nachdem noch weitere Leichen hinzukommen, muss er zwangsläufig sich um die Aufklärung kümmern, da die Henker als Unglücksboten ins Kreuzfeuer geraten und das Zusammentreffen gefährdet ist. Als dann auch noch der erste Henker sein Leben lassen muss, wird die Situation heikel.
    Magdalena, seine älteste Tochter muss feststellen, dass sie als Tochter des Henkers immer noch eine ehrlose Außenseiterin ist, obwohl ihr Mann Simon Fronwieser inzwischen zum Stadtphysicus ernannt wurde und somit Ansehen genießt. Auch ihre Kinder bekommen zu spüren, dass sie Ehrlose sind, die Herkunft von Seiten des Vaters interessiert nicht. Während dies für den kleinen Paul kein Problem darstellt, da er eh lieber Schule schwänzt, sich mit anderen einfachen Kindern rumtreibt und selber auch mal wie der Großvater Henker werden will, so ist dies für Peter komplett Gegenteilig. Peter ist intelligent, wissbegierig und liebt Bücher. Er geht auf die „bessere“ einfache Schule in Schongau, doch die anderen Patrizierkinder lassen ihn stark spüren, dass er der Enkel des Henkers ist, weshalb er regelmäßig schikaniert und verprügelt wird. Peters Traum wäre es, in München auf das Jesuitenkolleg zu kommen, da er dort einfach mehr lernen könnte und unter gleichgesinnten wissbegierigen Kindern wäre. Auch Magdalena möchte zumindest für ihre Kinder erreichen, dass diese aus dem Rad der Ehrlosigkeit kommen und erhofft sich bei der Reise nach München auf eine Gelegenheit, diesen Schulplatz für Peter zu erlangen.
    Ihr Mann Simon Fronwieser erhofft sich von der Reise ganz anderes. Er hat ein Traktat über Sauberkeit und Gesundheit verfasst, von dem er sehr überzeugt ist, und möchte dies gerne Veröffentlichen. Doch hierzu fehlen ihm die finanziellen Mittel und Beziehungen. Diese erhofft er sich durch den berühmten Doktor Malachias Geiger in München.
    Barbara möchte gar nicht mit nach München reisen. Am liebsten würde sie einfach fliehen und träumt von einem Leben, ganz für sich alleine. Ohne Zwangsheirat oder Ehe überhaupt. Nach ihrer Vergewaltigung empfindet sie für Männer nur noch Abscheu. Doch im Jahre 1672 gibt es nun mal für Frauen nicht arg viele Möglichkeiten alleine auszukommen, vor allem, wenn man als ledige Person ein Kind erwartet. Man wird zur Ausgestoßenen und Vertriebenen unabhängig davon, wie es zur Schwangerschaft kommt. Barbara hadert mit sich, die Vernunft rät zur Heirat mit einem Unbekannten, ihr Herz rät zur Flucht und die Verzweiflung zu Selbstmord…


    Meine Meinung:
    Mit dem siebten Band der Henkerstochterreihe ist Oliver Pötzsch ein weiterer spannender Roman gelungen, der dieses Mal für mich sogar noch mitreisender war als manch einer zuvor. Bereits im Prolog wird die Spannung geweckt, was es mit der armen Johanna auf sich hat. Wer tut ihr dies an, lebendig eingemauert zu werden und warum und vor allem, schafft sie es, sich noch zu befreien.
    23 Jahre später reist die Familie Kuisl nach München, jeder mit seinen eigenen Sorgen und Hoffnungen. Und dies macht jedes Kapitel so interessant. Ob man nun von Peter liest, der gerne auf eine bessere Schule möchte, wohl wissentlich, dass dies nur durch ein Wunder geschehen kann, so wartet auch Barbara auf ein Wunder, während sie wie auf einem Pferdemarkt sämtlichen heiratsmöglichen Henkern vorgestellt wird – einer schlimmer wie der andere. Und auch Simon muss feststellen, dass es nicht einfach ist, an Doktor Geiger ranzukommen, während er mit seiner Naivität und Eitelkeit in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt. Jakob versucht den Rat zusammenzuhalten und muss gleichzeitig die Morde aufklären, welche zwar offensichtlich sich ähneln, aber doch grundverschieden sind. Und auch Magdalena muss letztendlich bei der Aufklärung beitragen und verkleidet sich einschleusen lassen.
    Egal von wem man liest, jeder Abschnitt ist interessant und spannend und noch besser wird es, als zum Schluss alles zu einem Ganzen zusammenläuft, obwohl jeder woanders gestartet ist mit unterschiedlichen Motiven. Die Zusammenhänge werden erst in den letzten Seiten offensichtlich und sind auch völlig unerwartet, selbst der Täter bleibt bis zum Schluss unerkannt.
    Dadurch dass jede Person mit seinen Hoffnungen und Wünschen sehr gut beschrieben ist, kann man sich jedes Mal sehr gut in dessen Lage versetzen und mitbangen sowie mitfühlen. Auch die Beschreibungen der Gegenden und Umgebungen, der Kleider sowie der Personen sind dem Autor sehr gut gelungen, so dass Kopfkino wunderbar funktioniert.
    Für alle, die bereits ein oder mehrere Bücher der Reihe gelesen haben, ist es schön, wieder von den bereits bekannten Leuten zu hören und zu erfahren wie es ihnen geht bzw. ergangen ist. Für alle, die noch kein Buch hiervon gelesen haben ist es aber nicht schwer, klar zu kommen, da alle Personen sehr gut beschrieben und auch die Charaktere sehr gut dargestellt sind. Auf Erlebnisse aus vorherigen Büchern wird teilweise verwiesen, aber jeweils mit kurzen Erklärungen, so dass man sich sehr schnell erinnern kann bzw. die Hintergründe versteht, wenn diese noch nicht gelesen wurden. Doch jeweils wird nicht zu viel verraten, so dass die vorhergehenden Bücher noch interessant zum Lesen bleiben.


    Fazit:
    Dieser Band ist ein absolutes „muß“ für alle, die bereits die Reihe der Henkerstochter gelesen habe, denn man erfährt nicht nur den weiteren Lebensverlauf der Familie Kuisl, auch gibt es wieder eine interessante und spannende Mordserie, die es aufzuklären gibt. Im Gegensatz zu vorherigen Bänden sind dieses Mal alle Familienmitglieder im Roman mit eingebunden mit ihren jeweiligen eigenen Sorgen und Erwartungen, weshalb es sehr viel Abwechslung und unterschiedliche Handlungen gibt, welche den Roman somit sehr kurzweilig und spannend gestalten.

  • Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf, Historischer Roman von Oliver Pötzsch, 688 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Im Februar 1672 findet in München ein großes Scharfrichtertreffen statt. Jakob Kuisl, Scharfrichter aus Schongau ist in den Rat der Zwölf berufen worden, das Gremium der bayrischen Scharfrichterzunft. Voller Stolz will er mit seiner gesamten Familie daran teilnehmen um seine Familie vorzustellen, wie es die Henkerszunft verlangt. Anfangs sind die Familienmitglieder von der Idee nicht begeistert. Doch jedes Mitglied der Kuisl-Familie findet mit der Zeit einen guten Grund an der Reise nach München teilzunehmen. Gleich nach der Ankunft im Vorort Au, die Henker dürfen sich nicht in der Stadt aufhalten, wird die Leiche eines Mädchens entdeckt, das sich im Mühlrad verfangen hat. Als immer mehr tote junge Frauen, nach Henkersart hingerichtet gefunden werden, beginnt die Familie Kuisl zu ermitteln. Einige Familienmitglieder begeben sich in Lebensgefahr und jeder der anwesenden Henker wird verdächtigt. Kann Kuisl die mysteriösen Morde aufklären?
    Schon der Prolog bietet dem Leser einen mysteriösen Auftakt. Von da an blieb mir keine Chance, mich dem spannungsgeladenen Mittelalter-Krimi zu entziehen. Seite um Seite ließ sich das Buch weglesen wie nichts. Durch 15 umfangreiche Kapitel blieb die Spannung unglaublich hoch. Ich habe richtig mitgefiebert und bis zum letzten Kapitel mitgerätselt wer die Jungen Frauen auf dem Gewissen haben könnte. Die Auflösung hat mich sehr überrascht. Immer wieder blätterte ich auf die Stadtkarte von München von 1672 zurück, um mich im Setting zurechtzufinden, auch die „Dramatis Personae“ am Anfang des Buches war hilfreich, da es sich im Buch um viele beteiligte Personen handelt. Der Autor, ein Nachfahre der Schongauer Henkersfamilie hat seinen Roman hervorragend recherchiert. Etliche Personen z.B. die Kurfürstliche Familie, die im Plot vorkommenden Henker, auch Münchner Orte entsprechen der historischen Wirklichkeit. Die Personen oder auch die Szenen zu Hofe, sind sehr anschaulich geschildert, man meint mittendrin im Geschehen zu sein, deutlich merkt man, dass Pötzsch Filmautor ist. Wieder einmal bin ich froh, nicht in der damaligen Zeit gelebt zu haben, Frauen hatten es im Mittelalter nicht leicht, auch diese Schwierigkeiten werden im Buch auf eine einfühlsame Weise ausgeführt. Besonders gefallen hat mir die ältere Tochter Kuisls - Magdalena, eine mutige Frau mit viel Empathie für ihre Umgebung, daneben blieb ihr Ehemann Simon, eher blass. Die beiden Buben, Peter und Paul haben mir beim Lesen immer wieder ein Schmunzeln entlockt. Ich fühlte mich einfach rundherum sehr gut unterhalten von der Lektüre, habe mit den Charakteren mitgefiebert. Obwohl mich die Henkerstochter-Saga schon lange interessiert, war es das erste Buch der Reihe für mich, trotzdem konnte ich zu jeder Zeit, der Geschichte folgen, da es sich um eine in sich abgeschlossene Story handelt. Ich bedaure nun, dass ich die Bücher nicht schon von Anfang an gelesen habe und werde das unbedingt bald nachholen.
    Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Leser, die gerne historische Romane, bzw. historische Krimis mögen und natürlich für alle Fans der Henkerstochter-Reihe. Dazu von mir 5 verdiente Sterne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon