Mia Couto - Imani / Mulheres de Cinza

  • Klappentext:


    Das Mädchen Imani muss den portugiesischen Offizier Germano unterstützen, weil sie die Sprache und die Sitten der Europäer kennt. Der Offizier soll in Mosambik den Vormarsch des großen Herrschers Ngungunyane gegen die Kolonialherren aufhalten. Schon bald wird Imani für ihn unentbehrlich und zwischen den beiden entwickelt sich eine vorsichtige Nähe.
    Imanis Dorf aber steht zwischen den Fronten: Ihre Brüder kämpfen auf unterschiedlichen Seiten, während Onkel und Vater um die Vorherrschaft streiten. Das Land wird vom Krieg der Männer heimgesucht, zu einer Zeit, in der das Wort einer Frau nicht zählt. Doch die Frauen nutzen eigene Mächte, um die Pfade der Männer zu lenken.


    Imani erzählt von den letzten Jahren des Herrschers Ngungunyane. Ende des 19. Jahrhunderts herrschte er über das Gaza-Reich, das die südliche Hälfte des heutigen Mosambiks umfasste.


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Es ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts und ein einzelner portugiesischer Offizier übernimmt einen in einem Laden untergebrachten Posten als einen militärischen Stützpunkt für die gesamte Region. Der bisherige Ladenbesitzer, der sich selbst in den letzten Jahren immer mehr an die ihn umgebenden Eingeborenen angepasst hat, begeht nach einer kurzen Diskussion überraschenderweise Selbstmord.


    Nun der einzige Europäer in der Gegend muss sich Germano, der Offizier, nicht nur auf seinem neuen Posten zurechtfinden, sondern auch schnell über diejenigen lernen, die nun seine Schutzbefohlenen sind. Dazu nimmt er unter anderem einen jungen Mann von überschaubarer geistiger Auffassungsgabe als Soldaten an, den er als Wächter – zur Sicherheit mit einer defekten Waffen – vor die Tür setzt. Außerdem kommt bald die jüngere Schwester dieses neu gemachten Soldaten ins Haus um Germano in den Sitten und Gebräuchen, sowie der Sprache der Bewohner dieses Gebiets zu unterrichten.


    Erzählt wird die Geschichte durch die Augen Imanis, die sich selbst in dieser Gegend – und teils auch in ihrer Familie – als Fremde fühlt, nicht ganz unähnlich ihres neuen Arbeitsgebers und in der Form von Briefen, die der auf diesen Posten verdammte junge Offizier laufenden einem vertrauten Vorgesetzten schickt. Diese Perspektive der beiden Außenseiter, die in Germanos Fall ein wenig der des Offiziers Blair in Orwells Geschichten aus Burma gleicht, bringt sowohl die Mechanismen und Absurditäten des portugiesischen Kolonialsystems, wie auch den zum Teil absurden Umgang der Kolonisierten mit dieser Situation zum Vorschein. Die Perspektive Imanis, als junge Frau innerhalb einer männlich dominierten Gesellschaft, die lernen muss auf höchst eigene Art und Weise Einfluß zu gewinnen um nicht ein Opfer der Kolonisierer oder der afrikanischen Eroberer zu werden, zeigt gleichzeitig, dass der Krieg eine überaus sexistische Einrichtung ist, die Frauen in erster Linie als Beute deklariert – ein Schicksal, gegen das sich die junge Frau mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln wehrt.


    Im Endeffekt haben sie beide keine wirkliche Chance gegen die Räder der Geschichte und die Unvernunft zu bestehen, aber ihr Weg durch die Krisen, die sie erleben – insbesondere Imani – ist eindringlich dargestellt und zeigt einmal mehr, wie gefährlich es ist, wenn man die nationalen Interessen eines Landes über die realen Interessen der in ihm lebenden Menschen stellt. Zum Nachdenken anregend. :study:

  • Vielen Dank, Klaus!


    Beinahe wäre ich an dieser Rezi vorbeigerauscht. Gerne würde ich von einem deutschsprachigen Leser mal etwas über Stil und Sprache von Couto hören. Ich muss gestehen, dass ich zwei seiner Bücher angelesen habe, und - zumindest im Französischen - echt überfordert war. Stilistisch und "vokabularisch" erschien mir das sehr reich und auch fast überladen. Insofern könnte eine reine Assoziation mit "historischem Roman" irreführend sein, zumindest von meinen bisherigen Erfahrungen ausgehend. Wie siehst Du das?


    Hier noch ein Link zur Personenvorstellung bei wikipedia:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mia_Couto

  • Nun, es ist sprachlich schon ziemlich dicht - eigentlich zu dicht zumindest fü den Hintergrund Imanis -, aber doch ganz gut zu lesen. Die Metaphern und Allegorien sind teils gewöhnungsbedürftig, werden aber im Text selbst aufgelöst.

  • :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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