Jennifer Wolf - Geheime Gefühle

  • Kurzmeinung

    berita
    Nette Coming-Out/Gay-Romance-Story im Boyband-Teenager-Milieu. Leider nicht abgeschlossen, sondern nur der 1. Teil.
  • Klappentext:
    Sie sind die angesagtesten Jungs der gesamten Vereinigten Staaten. Wo auch immer sich die Boyband WrongTurn hinbewegt, folgen ihnen Mädchenkreischen, Liebesbotschaften und nicht selten sogar Heiratsanträge. Teil einer solchen Band zu sein, ist nicht immer leicht, aber das ist es nicht, was den 19-jährigen Songwriter Tony in letzter Zeit aus der Bahn wirft. Denn Tony ist verliebt. In einen Jungen. Und niemand auf der Welt darf es erfahren. Nicht seine Fans, nicht die strenge Bandmanagerin oder die ihnen auf Schritt und Tritt folgenden Reporter und schon gar nicht seine erzkatholischen Eltern. Aber vor allem nicht sein bester Freund und Bandleader Andrew…


    Meine Meinung:
    Was hat die Autorin (oder der Verlag?) uns da angetan? Bis August sollen wir warten, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht? Geht gar nicht!!!


    Ich bin wirklich geflasht von der Geschichte. Ich wollte nur kurz noch ein paar Seiten lesen, bevor ich schlafe. Tja… 3 Stunden und 20 Minuten später ist es kurz nach Mitternacht und ich bin durch mit dem Buch. Ich war nicht in der Lage, es aus der Hand zu legen.


    Jennifer Wolf gelingt es meisterlich, die widerstreitenden Gefühle der Protagonisten einzufangen und dem Leser nahe zu bringen. Mehr als einmal war ich den Tränen nahe und ein Mal liefen die Augen dann auch über (die Szene in der Abstellkammer, wer das Buch liest, weiß, was ich meine). Sie beleuchtet das Thema Homosexualität, und sich als junger Mensch dazu zu bekennen, sehr behutsam von allen Seiten, auch wenn es gerade Tony ab und an hart trifft, was er zu hören bekommt.


    Daneben ist natürlich aber auch das Leben im Showbizz sehr spannend dargestellt und weiß zu unterhalten. Interviews, Konzerte, Autogrammstunden. Das alles müssen die Jungs von WrongTurn meistern, egal, ob sie gerade völlig verschlafen aus einem Flugzeug gestiegen sind, oder die Konzerthalle am Abend vorher wegen einer Bombendrohung geräumt wurde. Professionalität ist das oberste Gebot, auch wenn die Jungs zum Glück jung genug sind, um sich nicht immer professionell zu verhalten. Es macht Spaß, an ihrer Seite zu sein und die Scherze mitzuerleben, die sie untereinander machen.


    Drew war derjenige der beiden Protagonisten, der mir besser gefallen hat. Er ist sehr körperlich in seinen Aktionen, rückt Tony aber nicht unangenehm auf die Pelle. Er ist sehr liebevoll im Umgang mit seinem besten Freund und man spürt, aufgrund des wunderbaren Schreibstils, einfach diese Nähe zwischen den beiden Jungs.


    Tony hadert, auch bedingt durch seine Erziehung, viel mehr mit sich selbst und mit der gesamten Situation. Was mir nicht so richtig einleuchtet ist, dass seine extrem religiösen Eltern ihn überhaupt mit einer Pop-/Rockband haben ziehen lassen. Das passt für mich nicht so ganz zusammen. Hätte er aber nicht so religiöse Eltern, dann wäre ein Großteil der Story flöten gegangen. Es musste also irgendwie einfach so sein. Tony hat es wirklich extrem schwer mit sich selbst klar zu kommen. Jennifer Wolf gelingt es wunderbar, die innere Zerrissenheit Tonys darzustellen. Man kauft ihm jede Zeile, die er sagt und denkt ab. Ich muss allerdings schon gestehen, dass er mir irgendwann anfing, ein bisschen auf die Nerven zu gehen. So naiv kann man nun auch wieder nicht sein. Selbst ein Tony nicht. Hier hätte ich mir irgendwie ein bisschen früher etwas mehr Einsicht oder zumindest leises Erkennen gewünscht.


    Auch die Nebencharaktere, allen voran Shane, Ben und Cassie sind sehr bildhaft gezeichnet. Sie sind für die Geschichte wichtig und sie kommen definitiv nicht zu kurz. Sie alle konnte ich mir gut vorstellen und sie alle haben ihre kleinen Eigenheiten, die sie besonders und einzigartig machen. Cassie war mir von Beginn an unsympathisch, wohingegen Ben, der Security-Mann fast ein bisschen, wie Tonys Vater daher kam. Ich hätte mir eventuell gewünscht, dass Tony sich ihm anvertrauen kann. Cassies umgang mit „Anton“ fand ich völlig daneben. Sie benimmt sich unmöglich, macht den Jungs noch zusätzlichen Druck. Die ist nur auf das Geld und den Erfolg aus und hat überhaupt kein Herz. Furchtbare Frau!


    Von mir gibt es 4 Sterne, weil mir Tony irgendwann ein bisschen anfing auf die Nerven zu gehen und damit der Roman für mich fast anfing zu kippen. Mit dem extrem fiesen Cliffhanger hat Jennifer Wolf mich dann aber wieder total eingefangen. Ich weiß nicht, wie ich es bis zum zweiten und letzten Band der Reihe aushalten soll.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Eine nette Coming-Out/Gay-Romance-Story im Boyband-Teenager-Milieu. Das Buch habe ich schnell weggelesen, der Schreibstil ist angenehm, wenn vielleicht auch etwas schlicht, Jugendbuch-mäßig (wobei das kein Nachteil sein muss). Alle Charaktere außer der Managerin und Tonys Eltern werden positiv dargestellt, die Boyband-Mitglieder helfen sich untereinander und lieben ihre Fans. Vielleicht ist die Story in manchen Themengebieten etwas beschönigend, andererseits reichen die problematische Liebesgeschichte und die Probleme, die sich daraus ergeben, wohl auch an Drama für ein Buch.


    Sehr berührend fand ich immer wieder die Freundschaft bzw. den unterdrückten Wunsch nach mehr zwischen den beiden Protagonisten. Leider geht auch diese Autorin den Weg, eine Annäherung der beiden poteniellen Partner ewig hinauszuzögern und zum Ende hin wird es dann in meinen Augen etwas unglaubwürdig, dass Tony so gar nichts mitbekommt von Drews Gefühlen. Für den Leser ist das jedenfalls nahezu von Anfang an offensichtlich. Um am Schluss dann zu erfahren, dass dies nur der 1. Teil ist und das ganze noch auf ein weiteres Buch ausgeweitet wird. Das trübt den ansonsten insgesamt guten Eindruck doch ein wenig. Glücklicherweise hat unsere Onleihe aber auch den zweiten Teil vorrätig, so ist der Frust nicht so gross :)