Tex Rubinowitz - Irma

  • Anhand dieses Buches lässt sich eine kleine Studie zu den Themen "Schwarmintelligenz" und " Wie wäre meine Meinung ohne das Netz?", gewürzt mit einem Schuss "Welches geistiges Wissen ist frei verfügbar?", "Es haben sich schon Leute zu Tode zitiert" und "Alles wurde schon einmal irgendwo gesagt" erstellen.


    Aufmerksam geworden bin ich auf "Irma" wegen des Covers. Ich mag Zeichnungen sehr gern und da sich diese Illustrationen auch im Buch wiederfinden, habe ich es gekauft.
    Es geht darum, dass der Protagonist bei facebook seine Jugendliebe wiederfindet, was Anlass für ihn ist, sich auf eine Reise in die Vergangenheit zu begeben.


    Nach ca. 30 Seiten wollte ich etwas mehr über den Autor Tex Rubinowitz erfahren und fand im Netz mehrere Artikel, die ihn des plumben Plagiats bezichtigen. Dies betrifft in erster Linie einen Artikel, der im SZ - Magazin veröffentlicht wurde.
    Aber auch "Irma" bekommt ihr Fett weg. Bei FAZ online werden ca. vier Textstellen genannt, die Rubinowitz genauso aus wikipedia kopiert und eingefügt habe (es geht z.B. um eine Vogelart und um das Lied einer russischen Sängerin).
    Voller Empörung, denn ich bin doch ein hmm... Gutmensch... hmm... für Gerechtigkeit hm...der Meinung, dass... jedenfalls warf ich das Buch bildlich gesprochen in die Ecke mit der Absicht, es bei nächster Gelegenheit bei tauschticket einzustellen. So, das hatte der jetzt davon, der Plagiator.


    Ein, zwei Tage später fiel mir ein, dass ich das Buch trotz der Vorwürfe (und der etlichen Verrisse bei amazon) eigentlich doch ganz gut fand. Allerdings hatten es einige Feuilletons positiv besprochen und auf dem Einband klebt zu allem Überfluss "Ingeborg - Bachmann - Preis 2014". Oha, gehöre ich jetzt doch zum Establishment, diese Literaturpreisflut, muss man die nicht boykottieren, ... Stopp!
    Nach einem kurzen Durchschütteln und Innehalten habe ich das Buch weiter gelesen, bin auf Seite 148 und fühle mich gut unterhalten.


    Was die Angabe von wikipedia als Quelle betrifft, dachte ich bisher, wiki sei eine Art Brockhaus von allen für alle. Menschen, denen das Spass macht, tragen Informationen aus dem Brockhaus und dem Netz zusammen, also Fakten, die vorher schon mal irgendwo nieder geschrieben wurden.
    Die wiki - Stellen machten für mich jetzt auch wirklich nicht den Charakter des Buches aus. Aber das scheint eine ganz ganz heiße Kiste für die wiki - Autoren zu sein und Rubinowitz versprach wohl irgendwo, die Hälfte seiner Tantiemen an wiki zu spenden.


    Ob das ernst gemeint war, weiß ich nicht, denn Rubinowitz war außerdem lange Jahre bei der "titanic" und taucht öfter in Kolumnen von Max Goldt auf. Die beiden sind gut befreundet.
    Was insofern ein gutes Ende ist :wink: .