Leonardo Padura - Neun Nächte mit Violeta / Aquello estaba deseando ocurrir

  • Klappentext:


    Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichten ist Havanna. Alles, was wir aus Leonardo Paduras Romanen kennen, ist da: Der Bolero, die Hitze, die Bars, wo am Weihnachtsabend der Rum ausgeht, die engen Wohnungen mit den Wasserflecken an der Decke, der Applaus aus dem Baseball-Stadion, die Düfte aus all den zur Straße hin offenen Küchen.
    Aus Alltagsszenen dieser turbulenten Stadt werden dichte Erzählungen, die oft die Tragik eines ganzen Menschenlebens erfassen.


    Eigene Beurteilung:


    Im deutschsprachigen Raum ist Leonardo Padura bisher in erster Linie für seine Romane bekannt und dabei insbesondere für sein sogenanntes „Havanna-Quartett“ um den Polizisten Mario Conde, der auch noch in vielen anderen seiner Romane eine Rolle spielt. Aber, wie eigentlich alle Prosaisten, hat auch Leonardo Padura auch Kurzgeschichten geschrieben und dreizehn davon, aus verschiedenen Jahrzehnten seines schriftstellerischen Schaffens, finden sich in dieser Sammlung.


    Viele der Gestalten, die in diesen Geschichten vorkommen sind auf der Suche. Nach Liebe, nach Glück, nach einem Sinn ihrer Existenz. Und manche von ihnen verzweifeln an dieser Suche und versuchen den letzten Ausweg („Der baumelende Tod des Raimundo Manzanero“ oder „Der Jäger“, eine Geschichte, die sich auch mit dem verzweifelten Suchen nach Liebe im homosexuellen Raum auf Kuba beschäftigt), Drogen, Alkohol und bestialischen Sex (sehr eindrucksvoll in „Beim Betrachten der Sonne“).


    Und einige finden eine Art von Glück, wie etwa ein junger Mann in „Weiße Weihnacht“, die mit diesem Titel sehr unwahrscheinliche Inhalte zeigt, oder auch den Weg in den Himmel („Der glückliche Tod der Alborada Almanza“), wo es glücklicherweise jeden Tag frischen Kuchen gibt.


    Wie von Padura gewohnt schwankt die Sprache zwischen faszinierender und zu Tränen rührender Metaphorik und absoluter Vulgarität (wieder „Beim Betrachten der Sonne“ oder auch „Weiße Weihnacht“), wie man sie auch von vielen anderen kubanischen Schreibern kennt.


    Eine schöne und zum Teil sehr überraschende Sammlung. Geeignet um die Wartezeit auf die Übersetzung des nächsten Romans zu überbrücken. :study:
    :thumleft:

  • Das Havanna-Quartett habe ich mal im Buchladen entdeckt. Und weil ich aus dieser Region noch nichts gelesen habe, habe ich es einfach mitgenommen. Nun steht es aber auch schon eine Weile im Regel.
    Du hast mir den Autor aber mit dieser Rezi wieder ins Gedächtnis gerufen und das Buch wandert zumindest mal auf die Wunschliste.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)