Veit Etzold - Dark Web

  • Autor: Veit Etzold
    Titel: Dark Web
    Seiten: 569
    ISBN: 978-3-426-30550-8
    Verlag: Droemer


    Autor:
    Veit Etzold wurde 1973 in Bremen geboren und ist ein deutscher Schriftsteller. Er studierte Anglistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und General Management in Oldenburg, London und Barcelona. Seine Dissertation beendete er im Jahr 2005. Während des
    Studiums arbeitete er für Medienkonzerne, Banken und Unternehmensberatungen, war zugleich in der Management-Ausbildung tätig. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er weiterhin als Vortragsredner und Unternehmensberater tätig. 2009 veröffentlichte er
    zusammen mit dem Rechtsmediziner Michael Tsokos sein erstes Sachbuch, ein Jahr darauf seinen ersten Roman. Er lebt mit seiner Frau,Rechtsmedizinerin, in Berlin.


    Inhalt:
    Ein Ort ohne Grenzen. Größer als das Internet. Dunkler. Gefährlicher.
    Ein Ort ohne Gesetze. Wo du deine geheimsten Begierden ausleben kannst.
    Ein Ort ohne Gewissen. Wo du alles kaufen kannst: Waffen, Drogen, Killer und Maschinen.
    Dark Web. Du kannst es betreten. Doch alles, was du hast, hat irgendwann dich.
    (Klappentext)


    Rezension:
    In seinem Thriller "Skin" nahm Veit Etzold die Abgründe und den Erfolgsdruck in der Welt der Unternehmensberatung als Grundlage für eine äußerst spannende Geschichte. Nun ist, hoch aktuell, die Macht großer Interentkonzerne, Geheimdienste und die Umfassenheit moderner organisierter Kriminalität Etzolds Thema in seinem neuen thriller "Dark Web". Das Szenario: Praktisch aus dem Nichts, gleichsam eines amerikanischen Start-Ups taucht in Europa der Konzern Holos auf und wird von allen Politikern und Mächtigen als Europas neues, eigenes Google gepriesen, der es mit der übermächtigen Konkurrenz aus den USA problemlos aufnehmen soll. Und mittendrin, Staaten die ihre hoheitlichen Aufgaben, wie die Bekämpfung organisierter Kriminalität sukzessive an private Konzerne abgeben, sich von diesen damit abhängig machen und um Erfolge zu haben, selbst nicht vor dunklen Machenschaften zurückschrecken, die russische Mafia, die ihrerseits Ziele und Interessen verfolgt und zwei erfolglose Geschäftsleute, die ihren Ausweg aus wirtschaftlichen Ungeschick in den illegalen Tiefen des verborgenen Teils des Internets suchen. Des Dark Web.


    Dies sind die Grundlagen für einen äußerst spannenden, an manchen Stellen sehr technisch anmutenden Thriller, für den der Autor wieder einmal eine unglaubliche Vorleistung an Recherche geleistet haben und viel gesellschaftlich politisches Hintergrundwissen eingebaut haben muss. So werden nicht nur die mysteriösen Morde mit dem chemischen Element Polonium durch russische Stellen thematisiert, sondern eben auch, was das Dark Web eigentlich ist und wie es in seinen Grundzügen funktioniert. Darum herum gespannt, die Protoagonisten, die allesamt nachvollziehbar handeln. Logikfehler sucht man hier. Alleine, ich habe keine gefunden.


    Der packende Schreibstil Etzolds und die kurzen Kapitel, die sich cliffhangerartig aneinander reihen, machen es leicht, in die Geschichte einzusteigen, wenn auch die Hintergrundinformationen, in die man sich einlesen muss, wahrscheinlich den einen oder anderen Leser abschrecken werden. Für alle anderen ergibt sich ein gut recherchierter Spannungsroman, bei denen man betet, dass so wenig wie möglich davon wahr sein sollte, es aber im Grunde besser weiß. Dass die Staaten und die Politik sich immer abhängiger von Privatkonzernen machen, ist bekannt und das große Konzerne wie Google ihre Marktmacht gnadenlos ausnutzen und in alle lebensbereiche versuchen, auszudehnen, ist auch bekannt. Und wo ausländische Geheimdienste ihre Finger im Spiel haben, möchte man lieber gar nicht wissen.


    Die aus den wechselnden Perspektiven der einzelnen Protagonisten erzählte Geschichte gruselt, weil sie sich in der Tat so auch abspielen könnte und man die Beweggründe jeder einzelnen Person, ob gut oder böse, absolut nachvollziehen kann. Veit Etzold gelingt es in kurzen Kapiteln, die sich dicht aneinander reihen mit prägnanten Sätzen, seine Leser zu fesseln und verbindet Geheimdienst-, Wirtschafts- und Politthriller zu einem großen Ganzen. Und der Leser wird künftig aufpassen, was er über sich im Internet verrät. Denn, gelangen die Informationen vom Clear Web durch undurchsichtige Ströme in das, für den Großteil von uns verborgenen, Dark Web, werden wir zum Spielball nicht durchschaubarer Mächte, die sich unserer Kontrolle entziehen. Informationen sind heute und in der Zukunft ein immer wichtiger werdendes Wirtschaftsgut. Veit Etzolds Thriller macht dies zum Thema. Eines, mit denen wir uns unbedingt beschäftigen sollten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Im Sinne des Autors starte ich mit einem Zitat von Heinrich Heine:


    "Und als ich die deutsche Sprache vernahm, da ward mir gar seltsam zumute; ich meinte nicht anders, als ob das Herz, Recht angenehm verblute."


    Und bluten musste mein Herz auch ob der flachen Dialoge und den konturlosen Protagonisten im Buch.
    Das Thema, welches Etzold behandelt ist sicherlich eines, mit dem Wir uns beschäftigen müssen. Und insofern finde ich es lobenswert, es in Romanform aaufzugreifen und die möglichen Gefahren aufzuzeigen.


    Leider gelingt es aber nicht auf den über 500 Seiten wirkliche Spannung aufzubauen. Dies mag zum einen an den vielen Perspektivwechseln liegen, die den Lesefluss, gerade in der ersten Buchhäfte schon enorm hemmt.
    Zum anderen aber auch einfach an der Sprache der sich der Autor hier bedient. Wo bitte trifft man auf so viele Menschen, die jeden Satz mit irgend einem Zitat aus Film, Buch oder sonstiger Quelle der Weisheiten spicken? Das ist, auch wenn es Fiction ist, einfach kein bisschen Glaubhaft. Warum beschränkt man dies nicht auf einen Protagonisten, so ist es ein netter Spleen, aber alle?
    Wahrscheinlich, weil man so einen der auftretenden Charaktere hätte enger beschreiben, lebensähnlicher, tiefer hätte zeichnen müssen als Autor. Insofern bleibt Veit Etzold konsequent, indem er alle Personen oberflächlich und gekünstelt durch die 569 Seiten stacksen lässt.
    Gleichzeitig kommt der Text in den Dialogen, aber auch ein erklärenden Szenen nicht an einem oberlehrerhaften Ton vorbei. Auf mich wirkt es, als wolle der Autor sein sicherlich enorm großes Allgemeinwissen (mit dem er ja quasi im Nachwort über 1,5 Seiten über seinen Besuch einer Bibliothek in den USA schwadroniert) glänzen. Hierzu gibt es aber durchaus unterhaltsamere Geschichtsbücher.


    Die Sichtweise von @findo, dass die Protagonisten alle nachvollziehbar handeln teile ich nicht, gerade der Charakter von Oliver handelt aus meiner Sicht alles andere als das oder Antoniya, mal ehrlich, diese Person ist so überzeichnet, dass man sie schon als Charakatur ansehen muss.


    Für mich bleibt nach dem Lesen des Buches leider kein besonders gutes Lesegefühl zurück und der Eindruck, dass man aus einem solchen Thema deutlich mehr machen könnte, als den teilweise doch sehr konstruiert wirkenden Plot im vorliegenden Buch.
    Ich geben dem Buch trotzdem noch zwei Sterne, eben weil es sich, gerade heute, einem Tag nachdem der Bundestag as umstrittene Gesetz zur Überwachung von Messenger-Diensten beschlossen hat und Unternehmen wie Google und Facebook eine immer größere Rolle in unserm tägliches Leben spielen. Das der Autor dies zum Anlass nimmt "Dark-Web" zu schreiben finde ich gut und richtig.