Arne Karsten - Bernini

  • Der Verlag über das Buch
    Gianlorenzo Bernini (1598 - 1680) erwarb seinen Ruhm vor allem als der große Baumeister und Bildhauer des römischen Barock: als Architekt von Petersdom und Petersplatz und als Schöpfer einzigartig bewegter, dramatischer Skulpturen. In seinem langen Leben diente er nicht weniger als acht Päpsten und beeindruckte die Zeitgenossen als Universalgenie. Der Historiker und Kunsthistoriker Arne Karsten leuchtet in seiner glänzend geschriebenen Biografie neben dem reichen Werk Berninis auch das soziale und politische Umfeld aus, in dem der Künstler agierte und seine Erfolge feierte. Zugleich erzählt er von Intrigen, den Exzessen und Wutausbrüchen Berninis, der mit seinen hochgestellten Auftraggebern zwar meisterhaft umzugehen wusste, aber alles andere als ein farbloser Karrierist war.


    Meine Gedanken und Eindrücke
    Gianlorenzo Bernini gilt als der Schöpfer des barocken Rom schlechthin, und doch war mir vor dieser Lektüre nicht bewusst, welch vielseitiger Künstler, aber auch widersprüchlich irritierender Charakter sich im "Michelangelo seines Jahrhunderts" vereint findet.
    Von Kindesbeinen an förderte der Bildhauer Pietro Bernini seinen hochbegabten Sohn, der sich nicht nur durch Talent, sondern auch durch rasche Auffassungsgabe und einen regen, phantasievollen Geist auszeichnete. Bereits zwischen 20 und 25 Jahren schuf Gianlorenzo so großartige Werke wie die Aeneas-Anchises-Gruppe, den "Raub der Proserpina", den wunderbaren "David" oder die Apoll-und-Daphne-Skulptur.
    Wer sich schon einmal gefragt hat, was die vielen antiken Motive, die ja auch immer mit dem Heidentum in Verbindung gebracht werden, im christlichen Rom zu suchen haben, erhält umfassende Auskunft über deren symbolische Bedeutung.
    Kompetent, verständlich und sich einer auffallend gewählten Ausdrucksweise bedienend, vermag Arne Karsten komplexe Zusammenhänge zu erklären, die sich nicht nur im Kunstverständnis erschöpfen. Über den fortschreitenden Bedeutungsverlust des Papsttums im 17. Jahrhundert, über mehr oder weniger glanzvolle Pontifikate zu Berninis Zeit, über die ungeheure Bedeutung des Nepotismus, die oft anarchistischen Zustände während so gut wie jeder Sedisvakanz bis hin zum Wandel des Herrscherbildes weiß der Autor unglaublich spannend zu berichten.
    Angesichts leerer Staatskassen und drohender Hungersnöte kann sich der heutige Romreisende kaum vorstellen, wie dennoch riesige Geldsummen flüssig gemacht wurden, um Monumente für die Ewigkeit zu bauen, vor denen er heute ehrfürchtig staunend verweilt.
    Viel Wissenswertes kann Arne Karsten seinen Lesern aufgrund der guten Quellenlage auch über die Persönlichkeit und den Charakter Berninis erzählen, der nicht nur als Bildhauer, Architekt und Maler beeindruckt, sondern auch als Bühnenbildner, Dichter und Erfinder der Karikatur. Rastlos war er in seiner gut organisierten Werkstatt tätig, und vermochte seine hochgestellten Auftraggeber mit seinen genialen Ideen, stets sprühend vor Geist, Witz und Charme, aber auch mit seinen geschliffenen Umgangsformen zu überzeugen. Und doch werden wir auch über die dunkle Seite dieser faszinierenden Persönlichkeit nicht im Unklaren gelassen. Voller Selbstzweifel, zeitweise zu Depressionen neigend, leidenschaftlich, aufbrausend und jähzornig bis zur Raserei duldet der "Cavaliere" (ein Titel, den er seit 1621 trug) keine Konkurrenten neben sich. Berninis Stärke liegt vor allem darin, dass er seine Grenzen kennt, und immer wieder rechtzeitig den rechten Ton findet.
    Ohne ihn, "der für Rom gemacht ist und Rom für ihn", wie es Papst Urban VIII. einst formulierte, würde sich uns die Ewige Stadt nicht in ihrer heutigen Gestalt präsentieren. Die Gestaltung des Petersplatzes, beeindruckende Arbeiten im Dom, die Errichtung repräsentativer Palazzos, genauso wie den Umbau der Provinzstadt Ariccia verdankt die Welt dem Genie dieses großen Mannes.
    Und doch arbeitete der Zeitgeist bereits gegen ihn, war es bald nach seinem Tod vorbei mit seinem zu Lebzeiten genossenen Ruhm. Die Gründe dafür erfahren wir ebenfalls aus dieser bemerkenswerten Lektüre, die nicht nur jedem Rombesucher ans Herz gelegt sei.
    Die sterblichen Überreste des Meisters ruhen in der Familiengruft in Santa Maria Maggiore. Eine schlichte Marmorplatte mit dem Familienwappen bedeckt das Grab des bedeutendsten Künstlers, den Rom im 17. Jahrhundert hervorbrachte. Der heutige Besucher wird Mühe haben, es zu finden.

  • Danke für deine Rezi. Eine Frage habe ich noch: ein Buch über Bernini kann ja eigentlich fast nicht ohne Abbildungen auskommen. Wie funktioniert das auf dem eReader? Erkennt man da überhaupt was drauf?

    Die sterblichen Überreste des Meisters ruhen in der Familiengruft in Santa Maria Maggiore. Eine schlichte Marmorplatte mit dem Familienwappen bedeckt das Grab des bedeutendsten Künstlers, den Rom im 17. Jahrhundert hervorbrachte. Der heutige Besucher wird Mühe haben, es zu finden.

    So schwer war es gar nicht. Wir wussten allerdings auch, dass es in dieser Kirche irgendwo ist :wink:

  • ein Buch über Bernini kann ja eigentlich fast nicht ohne Abbildungen auskommen. Wie funktioniert das auf dem eReader? Erkennt man da überhaupt was drauf?

    Ja, die Abbildungen waren auf meinem Sony-Reader gut erkennbar. Wenn ich rechtzeitig daran denke, lade ich mir aber Bücher mit viel Bildmaterial immer aufs Tablet. Das hat Buchformat und außerdem kann man sich noch an Farbbildern erfreuen.
    Sorry, dass es mit der Antwort so lange gedauert hat, aber ich habe Deinen Beitrag erst heute entdeckt. :-?