Eigenzitat aus amazon.de:
Irgendwann zu Beginn der 70er Jahre in den USA. Der junge Osei Kokote, Sohn eines Diplomaten aus Ghana, kommt in seinem sechsten Schuljahr an seine vierte Schule – eine Situation, an die er sich langsam gewöhnt hat, da der Job seines Vaters ihn von Afrika nach Europa und dann in die USA geführt hat. Er weiß, was es heißt, der Neue an einer Schule zu sein – und an dieser Schule ist er nicht nur der Neue, sondern auch der einzige Schwarze, was bei den Sechs- bis Zwölfjährigen – und auch bei einigen Lehrerinnen und Lehrern – für Unruhe sorgt.
Daniela – kurz Dee –, das beliebteste Mädchen der Schule, geht direkt auf den Neuen zu und freundet sich mit ihm an und nur wenig später tauscht sie freudig dessen rosafarbene Federmappe mt Erdbeeren darauf, die Osei von seiner Schwester geerbt hat, gegen eine für einen Jungen wesentlich passendere Snoopy-Federmappe aus. Hier sehen wir eine nicht ganz geringe Parallele zu einem Familienerbstück, dass zwischen Othello und Desdemona ausgetauscht wurde.
Der Schulbully Ian, der vor Kurzem die etwas seltsame Mimi in eine Beziehung gezogen hat, sieht die sich schnell entwickelnde Beziehung zwischen Osei und Dee voller Eifersucht – genau wie überhaupt die Aufmerksamkeit, die der Neue auf sich zieht und so entwickelt er einen losen Plan um die beiden Liebenden zu entzweien und den Neuen ins denkbar schlechteste Licht zu rücken.
Es gibt neben Ian/Iago noch ein paar andere Parallelfiguren zu Shakespeares Drama, das die Grund-lage dieser Erzählung ist, nur dass hier nun Kinder die Handlung ausführen. Das hat sicherlich seine Berechtigung, denn wenn man die Geschichte von „Othello“ mal sehr kritisch hinterdenkt (wie etwa der König in Ralf Königs „Iago“), dann kommen einem die meisten Verhaltensweisen der Figuren überaus frühpubertär vor.
Ist das gut? Die Erfahrung des Schwarzen in den USA in den 70ern – insbesondere eines Schwarzen aus Afrika, der noch einmal einen anderen Stand hatte – ist hier gut nachvollzogen und mit Bezug auf Oseis ältere Schwester auch die Erfahrung mit der Bürgerrechts- und Black-Power-Bewegung, deren Anhänger für Afrikaner eine ganz eigene Form der Bewunderung haben, auch noch erfreulich über die Reichweite Othellos hinaus getragen wird.
Die Handlung ist dabei überaus konzentriert, so dass sich alle Ereignisse bis zum tragischen Ende – es soll „Othello“ sein – innerhalb eines einzigen Tages ereignen. Das erscheint ein wenig zu glatt und lässt nicht wirklich Spannung aufkommen. Und anders als bei Shakespeare, ist der Charakter der Hauptfigur hier am Ende nicht zum Beginn der Geschichte passend.