Julia Corbin - Die Bestimmung des Bösen

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Hui hui hui... hier ist echt Wissen gefragt. Leider fällt dafür die Spannung etwas nach hinten runter.
  • Inhalt:
    Die Kommissarin Alexis Hall lebt allein mit ihrem Kater Aaron in einem Häuschen im idyllischen Odenwald. Sie ist kaum in einen traumlosen Schlaf geglitten, als ihr Telefon sie erbarmungslos aus selbigem reißt. Nur einen Satz nachdem sie sich verschlafen gemeldet hat, weiß sie, dass ihre Nacht nun vorbei ist. Ihr verboten gutgelaunter Kollege Oliver Zagorny steht quasi schon vor der Tür um sie mit zu einem neuen Tatort zu nehmen. Zu viel mehr als einer Miniwäsche und einem Becher Kaffee kommt sie nicht, bis Oliver vor der Tür steht und ihr die ersten Erkenntnisse mitteilt.
    Als die beiden wenig später auf der Reißinsel ankommen, ist Alexis beinahe froh einen fast leeren Magen zu haben.
    Ein Mann hat bei seiner nächtlichen Waldwanderung die beiden Frauenleichen entdeckt, dabei hatte er gehofft Fledermäuse zu finden. Als Täter scheidet der Fleischermeister mit dem sensiblen Magen aus, für eine Tat im Affekt sind die beiden Toten auch zu bizarr abgelegt worden. Beide Frauen sind bis auf eine Unterhose nackt und sitzen sich wie Verliebte halb verschlungen gegenüber. Was will der Täter damit bezwecken?


    Sobald es irgendwo eine Leiche gibt deren Untersuchung etwas komplizierter werden könnte, wird Karen Hellstein, die Kriminalbiologin zum Tatort gerufen. Mit einer Sammlung an Röhrchen, Gläsern und Dosen treibt sie die Männer von der Spurensicherung schier in den Wahnsinn. Aber wenn sie anhand der vielen Insekten auf den beiden Körpern einen entscheidenden Hinweis geben kann, sind die Kollegen wieder ganz still.
    So fasziniert Alexis von Karens Arbeit auch ist, ein wenig unheimlich ist es ihr dann doch und so freut sie sich immer wieder darüber nicht in der ewig summenden Laboreinheit ihrer Freundin zu sein.


    Noch bevor Karen und Alexis zusammen mit Oliver und einem neuen Ermittlungsteam richtig anfangen können, werden die nächsten beiden Leichen gefunden. Und hier gibt es nun einen eindeutigen Hinweis auf einen möglichen Täter - Magnus Hall. Nur wenige kennen Alexis Hintergrund und ihre Arbeitskollegen gehören alle nicht dazu. Wie soll sie Oliver erklären, dass Magnus Hall der Bruder ihres Adoptivvaters ist, zu dem sie seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr hat? Seit der schrecklichen Tragödie, an der sie allein die Schuld trägt - zumindest laut ihrem Onkel.
    Mit großem Herzklopfen begibt sie sich in die Niederlassung der Biotechnologiefirma in der Magnus Hall als Leiter fungiert. Die Vernehmung läuft so erfolglos und nüchtern wie befürchtet, Magnus hatte sich nicht geändert. Nach kurzer Zeit ist Oliver klar, das Alexis ihm etwas mehr verschweigt und das kratzt nicht wenig an seinem Vertrauen in seine Partnerin.


    Während Alexis' Team sich sicher ist, dass Magnus Hall der Täter ist, muss sie sich mit ihren eigenen Dämonen rumschlagen. Seit ihrer Jugend wird sie von Alpträumen verfolgt, Schlaf ist für sie ein Luxus. In letzter Zeit jedoch hat sie immer mehr Aussetzer, die sie sich nicht erklären kann. Als dann ihr Kater verschwindet und sie in ihrem Bett mit dreckverschmierten Händen und Füßen erwacht, glaubt sie schon ihr Onkel hätte Recht - ist sie durch ihre Eltern vorgeprägt und trägt das Böse in sich? Wie soll sie in dieser Verfassung einen Mörder finden? Oder muss sie gar nicht mehr weiter suchen - liegt die Antwort näher als gedacht?
    Als die nächsten Leichen auftauchen glaubt sie komplett den Verstand zu verlieren - die Handschrift des Mörders kennt sie nur zu gut.


    Meinung:
    'Die Bestimmung des Bösen' ist der Debütroman von Julia Corbin - zumindest im Bereich Thriller. Denn hinter dem Pseudonym steckt die Autorin Kerstin Pflieger die sich mit diesem Buch einen langgehegten Traum erfüllt und dieses neue Genre für sich entdeckt.


    Das Genre steht ihr. Ohne viel federlesen wird man in die Geschichte geworfen und lernt viele Charaktere kennen. Das mag am Anfang etwas verwirrend sein, sortiert sich aber ziemlich schnell.
    Die Geschichte ist in zwei Zeitzonen und aus mehreren Perspektiven geschrieben. Die Hauptlinie spielt in der Gegenwart und beinhaltete Alexis Sicht auf die Dinge. Die zweite Zeitzone liegt in Alexis Vergangenheit, die sich dem Leser so nach und nach erst erschließt und somit auch immer einen kleinen Teil mehr ihres Wesens Preis gibt.
    Und dann hat man noch einen kurzen Einblick in das Leben der verschiedenen Opfer. So wirkt alles viel näher und das Zusammenspiel der ganzen Figuren wird dynamischer.


    Die Hauptcharaktere - Alexis, Karen und Oliver waren mir sofort sympathisch. Wobei hier Karen irgendwie die Nase vorn hat. Ihr Job ist faszinierend und ekelhaft zu gleich. Wer kraucht schon gern um eine Leiche herum und sammelt Insekten ein? Sie tut es und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu den Ermittlungen.
    Alexis und Oliver sind ein gutes Team, auch wenn Alexis es ihrem Partner nicht leicht macht. Er tat mir manchmal schon leid. Aber auch sie hat es nicht leicht gehabt und gerade durch verschiedene Entscheidungen verbaut sie sich einige Sympathien der Anderen.
    Oliver ist der Mann, denn man dringend in seinem Leben braucht - und wenn auch nur als Freund. Er ist immer für Alexis da, bedrängt sie nicht obwohl er merkt, dass sie viel vor ihm geheim hält und zu allem Überfluss ist er auch ständig gut gelaunt.


    Für mich blieb in diesem Buch die Spannung vom Anfang bis zum Ende erhalten. Zwischendurch tat mir Alexis sehr leid und ich hatte schon beinahe die Befürchtung, dass sie zu tief in den Sog aus Schuld und Angst gerät, aber sie ist eine starke Frau mit einem überlebenswichtigen Willen. So arbeitet sie sich Stück für Stück durch das Gewirr aus Spuren und Vermutungen um dem Täter auf den Fersen zu bleiben.
    Am Ende hat mich Julia Corbin dann auch noch überrascht. Das liebe ich an einem guten Thriller - nur nicht zu vorhersehbar sein. Das Motiv zu den Morden ist so einfach wie krank und gerade deshalb schreckt es einen umso mehr ab. Und man kommt durchaus ins Grübeln - kann es soweit wirklich kommen?


    Am Anfang waren mir die vielen Fachsimpeleien im Kriminalbiologischem Bereich etwas zu viel des Guten. Wer sich dafür jedoch interessiert, wird hier seine wahre Freude dran haben. Ich gebe es zu - mir war die Vorstellung allein schon irgendwie eklig genug ;o)


    Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • "Das ist das Gegensätzliche im Leben: Die einen wollen nicht an ihre Vergangenheit erinnert sein und wieder andere leben nur von ihr." (Wilhelm Vogel)
    Auf der Mannheimer Reißinsel in der Nähe des Rheins, werden die Leichen von zwei halb verwesten, brutal getöteten Frauen gefunden. Wie sich später herausstellt, waren die beiden Frauen befreundet und wurden schon seit Tagen vermisst. Kommissarin Alexis Hall soll die Leitung dieser Morde übernehmen, zusammen mit der Kriminalbiologin Karen Hallstern versucht sie den Täter zu finden. Hallstern hat ihnen schon mehrfach beim Aufklären von Morden helfen können, in dem sie Insekten und Maden die den Leichnam besiedelt hatte untersuchte. Daran lässt sich meist der Tatzeitpunkt und sogar teilweise die DNA des Täters bestimmen. Doch die Ermittlungen zeigen sich als äußerst schwierig und weitere Morde bereiten Alexis Kopfzerbrechen. Zu dem wird Alexis auch noch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, da eine der Toten im Institut ihres Onkels gearbeitet hat. Scheint jetzt die ganze Vergangenheit ihrer Eltern aufzufliegen? Auch Alexis Alpträume flammen wieder auf, die bis hin zum Gedächtnisverlust mutieren und sie an sich zweifeln lassen. Deshalb muss sie dringend herausfinden, ob sie das Killer-Gen ihrer Eltern in sich trägt, nach dem ihr Adoptivvater bei ihr geforscht hatte. Hat sie etwas mit den Morden zu tun oder treibt hier irgendwer ein ganz perfides Spiel mit ihr?

    Meine Meinung:
    Julia Corbin ist hier ein wirklich meisterlicher Thriller gelungen, nicht nur das er einzigartig ist durch die Kriminalbiologin, nein er ist auch noch spannend und fesselnd bis zum Ende. Man merkt, das die Autorin selbst ehemals Biologie studiert hat und dem Leser versucht einiges über Genetik und Insektenkunde beizubringen. Trotzdem war es für Laien an manchen Stellen vielleicht doch noch zu komplex gewesen, ich jedoch fand es großartig, weil ich solche wissenschaftlichen Fälle liebe. Dies war für mich eine ganz neue Art der Kriminalistik, die ich bisher so noch nicht kannte, auch wenn ein paar Dinge laut Autorin fiktiv waren. (Durch bestimmte Insektenarten, die sie an Leichen fand ließ sich beispielsweise feststellen, wo ein Opfer ermordet wurde, ob der Todes- und Fundort voneinander abweicht. Das Alter der Maden gibt Aufschluss, wie lange der Mensch schon tot ist.) Das Cover ist eher etwas einfach gehalten und hätte mich nicht ahnen lassen, das solch ein gelungener Thriller darin steckt. Der Plot hat mich total gefesselt und ich war selbst beim Lesen angespannt wie diese Geschichte sich weiter entwickelt und endet. Auch wenn ich zwischendrin das Gefühl hatte etwas zu erahnen, wartete die Autorin immer wieder mit weiteren Überraschungen auf, die ich so nicht gedacht hatte. Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen, weil die Spannung des Plots kontinuierlich hoch gehalten wird. Definitiv möchte ich weitere Bücher von diesen Ermittlern lesen und freue mich schon auf den nächsten Band. Chapeau Julia Corbin, das war wirklich ein gelungener Start einer neuen Thriller-Reihe und bekommt von mir 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::applause::thumleft:

  • Kommissarin Alexis Hall wird zu einem Tatort gerufen: Zwei Leichen wurden gefunden, beide Frauen sind bereits länger tot. Alexis zieht ihre Freundin, die Biologin Karen, zu Rate, die anhand der aufgefundenen Insekten aufschlussreiche Informationen beisteuern kann. Leider bleibt es nicht bei zwei Leichen, und schließlich wird der Fall für Alexis persönlicher als erwartet …


    Von der ersten Seite an packte mich dieser Roman, ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass der Roman noch mehr zum Pageturner wird. Nicht nur die Ermittler begleitet man als Leser, sondern auch verschiedene Opfer. Auch gibt es mehrere Rückblicke in die Vergangenheit, die dem Leser zusätzlich Informationen vermitteln, die das Mitraten beflügeln.


    Sehr gut hat mir die Ausführlichkeit der Ermittlungen im wissenschaftlichen Bereich gefallen, z. B. bzgl. der Insekten. Vielleicht wird das nicht jedem Leser gefallen, denn manches ist schon etwas ekelig oder gar gruselig, jedoch handelt es sich hier schließlich um einen Thriller, da passt das schon. Ich persönlich finde zudem diese Ausführungen, die auch zeigen, dass die Autorin gut recherchiert hat, sehr interessant.


    Ebenso interessant ist Alexis Vergangenheit, diese wird erst nach und nach enthüllt. Alexis steht stark im Mittelpunkt, so dass die weiteren Charaktere neben ihr ein bisschen verblassen. Dennoch erfährt man auch einiges über sie, z. B. über ihren Partner Oliver oder ihre Freundin Karen. Da es sich hier um den ersten Band einer Reihe handelt, wird man die anderen Charaktere sicher nach und nach besser kennen lernen.


    Was man nach und nach über die Tathergänge herausfindet, deutet auf einen sehr perfiden Täter, dessen Motivation zunächst viele Fragezeichen hinterlässt. Die Auflösung ist überraschend und gut gelungen. Schade ist nur, dass lose Fäden bleiben, da scheint unterwegs etwas verloren gegangen zu sein. Mich hat das schon ein bisschen gestört.


    Insgesamt konnte mich der Roman aber sehr gut unterhalten, so dass ich gerne 4,5 Sterne vergeben. Julia Corbin, die bereits unter anderem Namen Romane veröffentlicht hat, ist ihr Thriller-Debüt sehr gut gelungen. Wer gerne spannende Thriller liest und ebenso gerne miträtselt, sollte zugreifen.