Kurzbeschreibung:
Ein Geheimnis, tiefer als die Abgründe der Leere im All
Zwischen den Sternen tobt ein Krieg um tote Welten. Die letzten Menschen fliehen auf Großraumschiffen durch die Galaxis, gejagt von einem erbarmungslosen Feind. Um Nahrungsmittel aufzunehmen, muss die Flotte auf Cochada zwischenlanden, einem Planeten, der überraschende Ähnlichkeit zur Erde aufweist. Doch was bedeutet dieser Kontakt für die Bewohner des Planeten – ihren Untergang oder eine Blüte ihrer Zivilisation? Und während die Menschen um ihre Existenzsicherung kämpfen, ereignet sich auf der SQUID, dem einzigen außerirdischen Raumschiff der menschlichen Flotte, Unglaubliches. Denn die SQUID ist eine riesige Lebensform und Ugrôn, ein Besatzungsmitglied und Priester des Void, lauscht auf den Gesang des Schiffes in seinem Fleisch. Er betritt einen Pfad, den niemals zuvor ein Mensch beschritten hat. (Quelle: Verlagswebsite)
Autor:
Robert Corvus, 1972 geboren, lebt in Köln. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig. Corvus ist Metalhead, Kinofan und Tänzer. Er veröffentlichte zahlreiche Romane in den Reihen »Das schwarze Auge« und mehr ... (Quelle: Verlagswebsite)
Allgemeines:
„Feuer der Leere“ erschien im März 2017 bei Piper.
496 Seiten in 12 Kapiteln
Wer ein Glossar vermisst, kann dieses auf der Homepage des Autors finden: http://robertcorvus.net/rc_glossar_feuer_der_leere.shtml
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven in der dritten Person.
Inhalt:
„Feuer der Leere“ ist Science Fiction vom Feinsten. Direkt in der Startsequenz befindet man sich in einer gigantischen Schlacht im Weltraum. Ich hab diese Formulierung absichtlich gewählt, denn es fühlt sich an, wie im Film. StarWars Fans wird es in dieser Szene echt warm ums Herz. Nach und nach erfährt man dann mehr über die Menschen, von denen nur noch 1 Million übrig ist, die in einem Flottenverband, der sich „der Schwarm“ nennt, durchs Universum treiben, immer auf der Suche nach Nahrung und Rohstoffen, die sie aufnehmen können. Dabei gehen sie nicht sonderlich zimperlich vor: was sie kriegen können, nehmen sie sich.
Dieser Schwarm besteht aus 30 Großraumschiffen, auf denen sich die Menschen in unterschiedlichster Form organisiert haben: es gibt eine Kastengesellschaft, es gibt die Gesellschaft auf der „MARLIN“, die am „normalsten“ erscheint, weil der unseren westlichen sehr ähnlich. Es gibt die „ESOX“ auf der die Menschen sich technisch optimieren und mit dem Zentralcomputer verbunden haben, was zu großen Irritationen im Verband geführt hat. Und es gibt die „SQUID“, die sich dem Schwarm angeschlossen hat. Sie ist kein Raumschiff, sondern ein lebender Organismus, der Menschen in sich aufgenommen hat und für sie sorgt. Dafür wird sie von den Menschen als „gütige Mutter“ wie ein gottgleiches Wesen angebetet und sie leben nach ihrem Willen. Bis eines Tages Ugrôn, einer ihrer Bewohner, eine Priesterweihe erlebt, wie es sie noch nie gegeben hat.
Der Kampf ums Überleben beschränkt sich dabei nicht nur auf die knappen Ressourcen, denn die Menschen haben sich Feinde gemacht. Todfeinde. Die Giats jagen sie und wollen sie vernichten. (Leider hat sich mir der Grund für die Fehde bis zum Schluss nicht ganz erschlossen, aber die Menschen werden schon genug Gründe dafür geliefert haben). Und als der Schwarm eines Tages einen erdähnlichen Planeten ausmacht, auf dem die Menschen sogar leben könnten, werden sie von den Giats aufgespürt und es kommt zum großen Showdown.
Meine Meinung:
Ich möchte vorausschicken, dass ich das Buch in einer Leserunde mit dem Autor gelesen habe. Das ist wichtig, denn so eine Leserunde verändert mitunter den Eindruck des Buches, weil sich unweigerlich die Eindrücke, die die Leserunde hinterlassen hat, mit in die Bewertung einfließen.
Wie schon gesagt: Science Fiction vom Feinsten. Gespickt mit technischen Details, Besonderheiten des Alltags, die das Leben in der Schwerelosigkeit mit sich bringt, mit erstaunlichen Lebensformen und Schilderungen fremder Welten, die den Leser staunen lassen und wirklich Gänsehaut-Momente bescheren. Hat man sich mit der Technik arrangiert, kann man sich voll in die menschlichen und nichtmenschlichen Tragödien stürzen, die der ständige Überlebenskampf mit sich bringt. Aber es geht nicht nur um Kampf und Tod, Hass und Feindschaft. Es geht auch um Sehnsucht, Freundschaft, Loyalität und Liebe. Für all das findet der Autor wunderbare Worte und Bilder, weicht vom uns Bekannten ab und macht den Leser immer wieder nachdenklich. Was macht uns zu Menschen? Gibt es einen Punkt, an dem man sein „Mensch-Sein“ abstreift? Wie gehen wir mit Dingen um, die uns fremd sind? Fragen, die heute so aktuell sind wie in dieser fernen Zukunft. Die Antworten darauf darf sich der Leser selbst geben und das bietet trefflichen Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. So ist es nur logisch, dass das Buch nachhallt und man es nicht einfach zuklappt, abhakt und zum nächsten greift.
Robert Corvus hat die unterschiedlichsten Charaktere erschaffen, die nicht alle sympathisch sind (Gott sei Dank), aber alle glaubwürdig erscheinen. Die beiden wichtigsten Figuren – der schon erwähnte Ugrôn und Starn von der MARLIN – könnten unterschiedlicher nicht sein, haben mich aber durchweg gefesselt. Starn ist derjenige, mit dem sich der Leser am besten identifizieren kann und an dem er sich festhalten kann in diesem bildgewaltigen und temporeichen Epos. Ugrôn ist das exotische Wesen, dass so viele widerstreitende Gefühle auslöst: tiefstes Verständnis und starke Verunsicherung ob seiner Andersartigkeit. Den beiden werden dann noch Partner an die Seite gestellt, die das Ganze zu einem unglaublichen Mix an Emotionen machen.
Ohne die erwähnte Leserunde hätte ich das Buch wahrscheinlich an einem Wochenende durchgelesen, so war ich gezwungen, Pausen einzulegen, meine Eindrücke zu sortieren und mich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Das macht ja den Reiz von Leserunden aus, eröffnet neue Sichtweisen und verstärkt den Eindruck, den das Buch hinterlässt nachhaltig. So oder so gebe ich dem Buch Sterne. Ein halbes Sternchen Abzug für den für meinen Geschmack doch etwas seicht geratenen Schluss und die ein oder andere zu detailverliebte technische Schilderung. (aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau und wird den wahren Science Fiction Fan eher begeistern als verschrecken).
Fazit:
Wer Lust auf Weltraumabenteuer, fremde Welten und besondere Menschen in außergewöhnlichen Situationen hat, sollte hier unbedingt zugreifen.