Fiona Blum - Frühling in Paris

  • Klappentext:
    In der Rue d'Estelle blühen die Platanen. Es ist Mai, und das Leben scheint heiter und unbeschwert. Doch den Bewohnern des Hauses Nr. 5 ist nicht nach Frühling zumute. Isaac, der alte russische Jude, verlässt kaum mehr seinen Tabakladen. Dem Studenten Nicolas, der als Straßenclown arbeitet, gelingt es nicht mehr, die Menschen zum Lachen zu bringen. Und die ehrgeizige Tänzerin Camille hat alle Leichtigkeit verloren. Bis eines Tages die junge Louise auftaucht und ein kleines Café eröffnet. Mit ihrer Unbekümmertheit stellt sie alles auf den Kopf und sorgt für einen Zauber, den es in der Rue d'Estelle schon lange nicht mehr gegeben hat.

    Meine Meinung:
    Melancholisch wirkt das Cover mit der Rückenansicht einer Frau. Nehmen wir an, es ist Louise Barclay, die mit dem Zug von London her gerade in Paris ankommt und die frühlingshafte Stadt auf sich wirken lässt. Noch weiss sie nicht, was sie in der französischen Grossstadt erwartet. Von Paulette Petit wurde sie informiert, dass Louises Tante Isabelle Bonnet verstorben ist und sie ihr etwas mitzuteilen hat. Louise wird vor Ort dann damit überrascht, dass sie eine kleine Mansarde vererbt bekommen hat.


    Nebenan wohnt Strassenkünstler Nicolas Javrés, der sich gerne auf der Galerie der Chimären an der Notre Dame aufhält. In der ersten Etage wohnt Balletttänzerin Camille St. Pierre zur Untermiete; im Parterre befindet sich auf der einen Seite Monsieur Isaacs Tabakladen, auf der anderen Isabelles und Paulettes Bäckerei, die nun leer steht.


    Louise hat in London nichts, was auf sie wartet und entschliesst sich, eine Weile in Paris zu bleiben. Sie weiss nicht, was sie vom Leben will. Louise hat viel begonnen und alles abgebrochen. Soll sie weitermachen wie bisher oder vielleicht ein bisschen gründlicher planen als früher?
    Paulette fühlt sich alleine nach Isabelles Tod und wünscht sich mehr Leben in der Rue d'Estelle. Nicolas schleppt mehr als nur seinen Rucksack durchs Leben, Camilles Lebenstraum platzt, Isaac weiss nach dem Tod seiner Frau nichts mit sich anzufangen und dann sind da noch Nicolas Freunde Marcello und der skurrile, Dante zitierende Silvain, aber auch die häkelnde Wirtin Josephine.


    Wie schon in "Liebe auf drei Pfoten" wählt die Autorin ihre Figuren behutsam aus. Es sind nie die lauten Extrovertierten, sondern die ruhigen einfachen Charaktere, Leute wie du und ich. Gut, manchmal haben sie nicht so alltägliche Berufe, aber trotzdem sind alle bescheiden und der Leser wird schnell mit allen warm. Die grünen Blätter auf dem Cover und auch der Titel "Frühling in Paris" versprechen Zuversicht, die einige der Bewohner der Rue d'Estelle wegen Schicksalsschlägen und der Frage, wie es weitergehen soll, nötig haben.


    Der Leser kommt zeitgleich mit Louise in Paris an und taucht ein in die Geschichte der Bewohner der Rue d'Estelle Nr 5, deren Stimmung zwischen Melancholie und Lauschigkeit schwankt. Es geht um Lebensträume, ums Überleben, Weiterleben und im Entfernten auch um ein Wagnis eingehen. "Es geht weiter" - so empfand ich das Motto des Buches, welches wortgewaltig, ausdrucksstark und mit einer guten und genauen Beobachtungsgabe verfasst wurde.


    Fazit:
    Eine bezaubernde Geschichte, die leise, poetische Töne anschlägt und Hoffnung und Frohsinn verströmt.
    4.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Danke für die Vorstellung! Hört sich ja gut an.


    Gefühlt (und wahrscheinlich nicht ganz wahr?), meine ich, schon etliche Rezis zu derlei Büchern hier im BT gelesen zu haben. Irgendwie eine kleine Mode..?!

  • Paris, die Stadt der Liebe. Die Engländerin Louise mit französischen Wurzeln ist eine junge Frau, die einem Brief der Freundin ihrer verstorbenen Tante Isabelle gefolgt ist und nun hier einen Neuanfang wagen möchte. Bisher hat Louise viele Dinge begonnen, doch nie bis zum Ende durchgehalten. Doch hier in Paris in der Rue d’Estelle No. 5 soll alles anders werden, endlich sollen sich ihre Träume erfüllen. Paulette, die ihr den Brief geschrieben hat, übergibt ihr die Schlüssel zu einem kleinen Apartment und zu der ehemaligen Backstube ihrer Großtante. Und während Louise sich erst einmal einrichtet, lernt sie nach und nach die übrigen Bewohner des Hauses auf ihre ganz eigene Art kennen. Und in Paulette findet sie eine Ratgeberin, die sie auf eine wunderbare Idee bringt, die alte Bäckerei wieder mit Leben zu erfüllen. Louise möchte dort ein Café für die Nachbarschaft eröffnen, wobei besonders Macarons eine Rolle spielen werden. Aber bis es soweit ist, muss Louise erst einmal in die Herzen ihrer Nachbarn vordringen und sich selbst auf Paris und ihre eigenen Wünsche einlassen. Wird Paris Louise und ihre Sicht auf die Welt verändern?


    Fiona Blum hat mit ihrem Buch „Frühling in Paris“ einen zauberhaften, gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an verzaubert. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig, poetisch, oftmals leicht melancholisch und zart wie ein Schmetterling. Er weiß den Leser zu berühren und mitten ins Herz zu treffen. Die Beschreibungen von Paris lassen das Herz des Lesers höher schlagen lassen, sind sie doch so bildgewaltig und farbenfroh, dass man sich direkt vor Ort wähnt und ohne Stadtplan durch diese wunderschöne Metropole findet. Wenn man Paris selbst persönlich gut kennt, fühlt man sich wie zuhause und auf vertrautem Terrain. Auch die Erwähnung der ganzen wunderbaren Köstlichkeiten innerhalb der Handlung lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und am liebsten möchte man die nächste französische Bäckerei ansteuern, um eine dieser exquisiten Süßspeisen oder Kuchen zu erwerben. Besonders hervorzuheben sind auch die schönen Zitate aus Dantes „Göttliche Komödie“, die so wunderbar in die Geschichte eingewebt wurden, dass sie immer wie die Faust aufs Auge zur Situation passen. Die Andeutung an die Attentate in Paris 2015 macht das Buch noch viel persönlicher und geben dem Ganzen ein Gesicht.


    Das Buch lebt nicht nur durch den wunderschönen Schreibstil der Autorin, auch die Charaktere wurden von ihr auf ganz liebevolle Art ausgestaltet und mit Leben erfüllt. Sie alle haben ihre Sonnen- und Schattenseiten, sind auf ihre ganz eigene Art sehr liebenswert. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, da sie so normal und doch gleichzeitig so außergewöhnlich sind, dass man sie nicht gehen lassen möchte. Louise ist eine quirlige junge Frau, die in ihrem bisherigen Leben noch nicht wirklich etwas auf die Reihe bekommen hat. Sie ist immer voller Elan für eine Sache, doch dann verlässt sie der Mut oder die Lust, so dass sie wieder mit etwas Neuem von vorn anfängt. Schuld daran ist ihre ständig nörgelnde Mutter, die ihr sämtliches Selbstvertrauen raubt und sie so um die Chance zur Erfüllung ihrer Träume bringt. Louises Entwicklung innerhalb dieser Geschichte ist wunderschön zu beobachten. Ihr Einfluss auf ihre Nachbarn und Freunde ist ebenso groß wie umgekehrt. Jeder von ihnen bewirkt auf seine ganz eigene Art Veränderungen im anderen. Nicolas ist Louises direkter Nachbar, ein sympathischer und eher stiller junger Mann, der schon einige Schicksalsschläge ertragen musste, kommt er doch aus einem zerrütteten Elternhaus, das er schon sehr jung verlassen hat, um dann in einem Zirkus aufgenommen zu werden und mit dem Erlernten als Clown den Parisern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Doch leider kann Nicolas selbst nicht mehr lächeln, denn er war Zeuge der Attentate. Seitdem hat sich sein Leben noch mehr verändert, doch Louise bringt etwas in ihm an die Oberfläche. Paulette ist eine Grand Dame und die Freundin von Louises Großtante. Sie wirkt etwas kühl, hat das Herz aber am rechten Fleck, denn sie beobachtet ihre Nachbarschaft genau und sorgt sich um ihre Mitmenschen. Camille ist eine junge Balletttänzerin, die das plötzliche Aus ihrer Karriere erst einmal verkraften muss. Jahrelang hat sie sich diszipliniert und kasteit, um ihren Traum als Primaballerina zu erreichen. Doch jetzt muss sie sich neu orientieren. Monsieur Issac besitzt den kleinen Tabakladen und trauert immer noch um seine verstorbene Frau. Er hatte bisher nicht den Mut für einen Neuanfang, da alle seine Träume mit seiner Frau zusammen hingen. Doch nun wagt er ebenfalls den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt.


    „Frühling in Paris“ ist ein zauberhafter und poetisch-melancholischer Roman mit einer Liebeserklärung an die Stadt Paris und ihre liebenswerten Bewohner. Überall kann man sie treffen, wenn man seine Augen und sein Herz öffnet. Nur so findet man Einlass in die Seelen anderer und auf diesem Wege liebe Freunde, gute Bekannte und empfindet eine ständige Sehnsucht an die wunderschöne französische Metropole. Wer dieses Buch liest, wird ein Teil von ihm und seinen Bewohnern. Diese Geschichte geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Für dieses Highlight kann es nur die absolute Leseempfehlung geben! Chapeau Frau Blum, alles absolut richtig gemacht!!!


    Wunderschöne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Fiona Blum - Frühling in Paris


    Mein Leseeindruck


    Es wurde eigentlich schon alles zu diesem überaus tollen Buch geschrieben, deshalb fasse ich mich kurz.

    Ich bin immer noch total begeistert von diesem Buch und habe mir auch schon ein weiteres von der Autorin bestellt. Hier stimmt einfach alles: ein wunderbarer Schreibstil, tolle unterschiedliche Charaktere, klasse Setting. Obwohl es ein eher leises Buch mit ruhigen Tönen ist, kam bei mir nie Langeweile auf, ganz im Gegenteil. Die Autorin hat ein tolles Flair geschaffen und mich in seinen Bann gezogen. Ich vergebe ja echt selten 5-Sterne, aber dieses Buch hat es meiner Meinung nach mehr als verdient. :thumleft:

    Von mir volle Punktzahl :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    2024: 10 Bücher/ 3.303 Seiten

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