Svea Lundberg - Die stille Seite der Musik

  • Kurzbeschreibung (Amazon):


    Bei einem Autounfall wird Valentins Hand zertrümmert und seine Karriere als aufgehender Stern am Pianistenhimmel abrupt beendet. Nach Wochen voller Operationen und Rehamaßnahmen verordnet seine Mutter ihm Erholungsurlaub an der Ostsee. Auf dem Reiterhof seiner Tante lernt er den gehörlosen Florian kennen. Zwischen Stallausmisten und Strandausritten kommen die beiden sich langsam näher, aber Missverständnisse sind vorprogrammiert. Denn während Valentin alles dafür tun würde, um wieder Klavier spielen zu können, scheint Florian sein vermeintliches Handicap einfach wegzulächeln.


    Meine Meinung:


    Diese Geschichte wird aus der Perspektive von Tino erzählt.
    Tino lebt bei seiner Mutter, deren größter Traum es ist, dass Tino in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters tritt und ein bekannter Pianist wird. Tino liebt die Musik und übt viele Stunden am Tag, hat deshalb allerdings auch wenig soziale Kontakte. Bei einem Partyabend mit seinen Freunden kommt es zu einem tragischen Unfall, bei dem er sich an der Hand verletzt. Seiner Zukunft und all seiner Träume beraubt, stürzt Tino in ein tiefes Loch. Zur Ablenkung wird er auf den Hof seiner Tante geschickt, wo er auf Flo trifft. Dieser ist taub, scheint aber sehr gut damit klar zu kommen. Und Tino wird sofort von Flos Lebensfreude angesteckt.


    Tino hat mir zu Beginn der Geschichte sehr leid getan. Der Unfall und seine Folgen haben ihn schwer getroffen, und ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was das in einem Menschen auslöst. Man spürt aber schnell, auf wie viele Dinge Tino für die Musik verzichten musste und wie viel Spaß ihm die Arbeit auf dem Hof seiner Tante bereitet. Er blüht in Flos Gegenwart auf und mir gefiel sehr, wie er sich auf ihn einstellt und in seine Welt eintaucht. Obwohl er sehr selbstbewusst erscheint, hat er auch unsichere Momente, die ihn mir sehr sympathisch machten.
    Flo ist einfach ein Traumtyp. Anders kann man ihn nicht beschreiben. Er ist lieb und süß und auf seine unsichere, schüchterne Art wahnsinnig niedlich, gleichzeitig weiß er aber auch, was er kann und setzt sich durch, wenn es sein muss. Seine Art, mit seiner Gehörlosigkeit umzugehen, hat mich sehr beeindruckt.


    Tino und Flo sind auf einer Wellenlänge und man spürt sofort, dass da etwas zwischen ihnen ist. Allerdings sind beide etwas unsicher, wie sehr sie sich dem Anderen offenbaren sollen, und so gibt es ein sehr süßes umeinander-herum-scharwenzeln, welches zu lesen einfach Spaß gemacht hat. Das Tempo war mir an einer Stelle zwar etwas zu schnell, aber das ist wohl Geschmackssache. :lol:
    Ich fand es sehr interessant, wie Flo als gehörloser Mensch zurecht kommt. Seine Entscheidung gegen eine Hörhilfe hat mir einen völlig neuen Blickwinkel eröffnet und mir hat sehr gefallen, dass auch Gebärdensprache in die Geschichte integriert wurde.
    Etwas schade fand ich, dass Tinos Unfall und die Verarbeitung dessen für meinen Geschmack zu kurz kamen. Nach dem tragischen Beginn der Geschichte spielte der Anlass, warum Tino auf den Hof gekommen ist, kaum noch eine Rolle. Darüber hätte ich mir noch ein paar mehr Gespräche gewünscht.
    Auch zum Ende hin fand ich eine Entwicklung nicht ganz so gelungen. Einerseits hat es Tino und Flo genug Zeit gegeben, um ihre Gefühle wachsen zu lassen und das Ende authentischer zu machen, andererseits hätte es meiner Meinung nach bei Tino auch schon deutlich früher klick machen können. Ein bisschen weniger/kürzerer Herzschmerz für den Leser hätte mir besser gefallen.


    Fazit:
    Eine sehr süße Gay Romance, in der das Leben als Gehörloser eine große Rolle spielt. Empfehlenswerte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Da Cookie02 den Inhalt schon wunderbar beschrieben hat, erspare ich euch hier eine Wiederholung und komme gleich zu meiner Meinung.

    Die Chemie zwischen Tino und Flo war wirklich toll und das Setting hat mir ebenfalls gefallen.

    Ich mochte sowohl Flo als auch Tino sehr gerne, wobei Flo mir sogar noch besser gefallen hat. Da kann ich mich Cookies Meinung absolut anschließen.

    Er ist lieb und süß und auf seine unsichere, schüchterne Art wahnsinnig niedlich, gleichzeitig weiß er aber auch, was er kann und setzt sich durch, wenn es sein muss. Seine Art, mit seiner Gehörlosigkeit umzugehen, hat mich sehr beeindruckt.


    Wie Flo mit seiner Gehörlosigkeit umgegangen ist und wie generell auf das Thema eingegangen wurde hat mir auch sehr gefallen. Flo kommt gut damit klar, und er möchte es gar nicht anders, weil ihn die vielen, für ihn ja plötzlichen, Geräusche einfach überfordern.

    Ich habe das vor einiger Zeit ähnlich in einem andern Roman gelesen und fand es sehr interessant und glaubwürdig zu lesen, dass eben nicht dieses "er kann plötzlich hören und alles ist toll" geschehen ist.


    Nicht so gut gefallen hat mir ein Part der Geschichte, der anfangs nur mal beiläufig erwähnt wurde, ziemlich am Rand statt fand, nicht weiter vefolgt wurde und erst später wieder aufgenommen wurde, so als sollte unbedingt noch Spannung aufgebaut werden.

    Das hatte die Geschichte meiner Meinung nach gar nicht nötig und es wirkte für mich zu konstruiert.

    Wegen diesen zwei Kritikpunkten gibt es von mir 4 Sterne, auch wenn die eigentliche Geschichte zwischen Flo und Tino 5 Sterne waren.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)