Roman Rausch - Die Brücke über den Main

  • Kurzbeschreibung (Quelle:Verlagsseite)
    Eine Brücke für alle Zeiten
    Die Alte Mainbrücke in Würzburg blickt auf eine fast tausendjährige Geschichte zurück. Das wechselvolle Schicksal dieses Bauwerks erzählt Roman Rausch in einem großen, Jahrhunderte überwölbenden Roman. Von ihrem sagenhaften Bau über Zeiten von Bruderzwist, Not und Wohlstand, Hexenwahn und Bauernkrieg, bis zur Sprengung durch die Nazis vor den anrückenden Amerikanern wird hier die Geschichte einer Stadt und einer Landschaft zum Leben erweckt.
    Ein historischer Roman wie ein Gemälde der Zeit


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Roman Rausch, 1961 in Mainfranken geboren und aufgewachsen, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Würzburger Kommissar-Kilian-Krimis wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse und 2011 mit dem Weintourismuspreis ausgezeichnet. 2015 folgte der Bronzene HOMER für «Die letzte Jüdin von Würzburg». Er lebt als Autor und Schreibcoach in Würzburg und Berlin.


    Allgemeines
    Erscheinungstermin: 24 März 2017 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, TB mit 544 Seiten
    Gliederung: Stadtansicht „Herbipolis Würtzburg“ – Prolog „Vor der Zeit“ – Zehn Großkapitel mit sachbuchartigen Einschüben – Nachwort und Danksagung (mit Illustrationen) – Dramatis Personae – Quellen
    Erzählung in der dritten Person aus vielen unterschiedlichen Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Würzburg, von der Ansiedelung keltischer Stämme ca 1000 v.Chr. bis zur Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg 1945


    Zum Inhalt
    Bei „Die Brücke über den Main“ handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen historischen Roman mit fortlaufender Handlung. Als „Protagonistin“ tritt die Stadt Würzburg auf, deren Geschichte seit der ersten keltischen Siedlung bis zum Zweiten Weltkrieg episodisch in Schlaglichtern beleuchtet wird.
    Bereits ca 1000 Jahre vor Christi Geburt ist auf dem Marienberg eine keltische Burganlage nachgewiesen worden.
    Im zweiten Kapitel geht es um die Entwicklung Würzburgs während der Zeit Burkards, des um die Mitte des 8.Jahrhunderts eingesetzten ersten Würzburger Bischofs. Des Weiteren wird über die Verbindung des berühmten Kaisers Friedrich I Barbarossa zur Stadt berichtet. Barbarossa heiratet 1156 in Würzburg seine zweite Frau Beatrix von Burgund, er erteilt 1168 dem damaligen Bischof Herold die Herzogwürde. Die Bischöfe führen von nun an den Titel „Fürstbischof“ und üben große Macht aus.
    Die folgenden Kapitel beschreiben die Konflikte, die zwischen den Fürstbischöfen und den Bürgern der Stadt Würzburg immer wieder entbrennen. Es wird über die Gründung der Würzburger Universität berichtet sowie über die aufkommenden Unruhen durch unzufriedene, bis aufs Blut ausgebeutete Bauern. Rund fünfzig Jahre nach dem schnell niedergeschlagenen Aufstand des als „Pfeifer von Niklashausen“ bekanntgewordenen Hans Behem (vgl. Roman Rausch – Der falsche Prophet) kommt es zu den Bauernkriegen. In diesem Zusammenhang begegnet der Leser Florian Geyer und Götz von Berlichingen, zwei illustren Rittern der Zeit. Weitere Kapitel widmen sich dem Thema der Hexenverfolgungen, die in Würzburg besonders intensiv betrieben wurden, sowie der Besetzung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg, der Errichtung der Würzburger Residenz unter dem Baumeister Balthasar Neumann, der wechselvollen Geschicke der Stadt seit dem Ende des 18.Jahrhunderts mit dem einschneidenden Machtverlust des Fürstbistums und schließlich der Zerstörung der Stadt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.
    Die Alte Mainbrücke ist gewissermaßen eine Konstante in all diesen Epochen. Schon früh wird die Notwendigkeit einer Brücke über den Main zur Verbindung von linksmainischem und rechtsmainischem Teil der Stadt erkannt, doch erst unter dem Baumeister Enzelin gelingt im 12. Jahrhundert die Konstruktion einer Steinbrücke. Nach Beschädigung oder Zerstörung wird diese Lebensader der Stadt in all den Jahrhunderten bis in die Gegenwart immer wieder repariert, bzw. neu aufgebaut.


    Beurteilung
    Der Roman ist angesichts der inhaltlichen Abdeckung einer Spanne von vielen Jahrhunderten sehr komplex und erfordert deshalb auf Seiten des Lesers Ruhe und Konzentration. Zur besseren Orientierung des Lesers gibt es im Anhang ein Verzeichnis der vielen historischen und fiktiven Romanfiguren, das vor dem Romantext besser aufgehoben gewesen wäre.
    Die mit größeren zeitlichen Lücken geschilderte Entwicklung der Stadt ist auf zehn Hauptkapitel mit weiterer Feinuntergliederung verteilt. Immer wieder gibt es mehrere Seiten umfassende Einschübe im Stil eines Sachbuchs. Diese Passagen sind durch den grau gestalteten Rahmen um den Text herum deutlich vom übrigen Text zu unterscheiden und geben Hintergrundinformationen, wobei sie auch die zeitlichen Lücken weitgehend füllen.
    Der Autor lässt in allen Kapiteln eine sehr gründliche Recherche erkennen und hat dem Roman auch ein interessantes Nachwort mit Illustrationen diverser Ansichten der Alten Mainbrücke angehängt.
    Dadurch, dass die Romanfiguren jeweils nur in einem im Umfang begrenzten Kapitel auftreten, baut der Leser keine so intensive Beziehung zu ihnen auf, wie es in einem gewöhnlichen Roman mit fortlaufender Handlung der Fall wäre. Dennoch sind einige Abschnitte sehr ergreifend (Zweiter Weltkrieg).
    Wer die Werke des für seine „Biographien von Städten“ bekannten Edward Rutherfurd schätzt, sollte sich auch diese höchst informative Geschichte Würzburgs nicht entgehen lassen.


    Fazit
    Eine gut recherchierte, sehr informative Mischung aus historischem Roman und Sachbuch, die zum Besuch Würzburgs und zur Begehung der Alten Mainbrücke motiviert. Uneingeschränkt empfehlenswert für Liebhaber hochqualitativer historischer Romane!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Rutherfurd ist mir auch sofort in den Sinn gekommen angesichts der Beschreibung. Das merk ich mir mal ... WÜ ist eine meiner Lieblingsstädte in Deutschland.

  • Ich war heute erst drauf. :love: Mir ist da wirklich der Gedanke durch den Kopf geschossen, was diese Brücke wohl schon alles für Zeiten gesehen hat.
    Vielen Dank für deine ausführliche Rezension, das Buch ist auf jeden Fall auf meiner Wunschliste. :thumleft:

    Wir brauchen Geschichten.
    Wer möchte denn nur ein Leben führen, wenn er das von vielen besuchen kann?
    Sabrina Qunaj - Das Blut der Rebellin

  • Oft finde ja kritische Worte zum Verlagstext, oft überfliege ich ihn nur. Aber dieser sagt genau das, was das Buch ausmacht, er verrät nicht zu viel und macht neugierig. Deshalb möchte ich auch meine Bemerkungen zum Inhalt sehr knapp halten. In verschiedenen Episoden erzählt Roman Rausch die Geschichte der Würzburger Mainbrücke. Er beginnt in grauer Vorzeit als sich ein germanischer Stamm an einer Furt am Main niederlässt, dessen Krieger Virdis maßgeblich für den Namen der Stadt ist und endet im Jahr 1945. Zwischen den einzelnen Episoden sind kurze historische Abhandlungen eingefügt, die es dem Leser ermöglichen, sich in in die jeweilige Epoche einzufühlen.


    So wird die Geschichte eines Bauwerkes ebenso unterhaltsam wie auch lehrreich erzählt. Es ist ein äußerst interessanter Streifzug durch die wechselhafte Historie, meine Erwartungen an dieses Roman waren nicht sehr hoch, doch ich wurde im positiven Sinne sehr überrascht. Schon die bisher erschienenen Romane Roman Rauschs habe ich mit viel Interesse und großer Begeisterung gelesen, „Die Brücke über den Main“ schließt sich der Reihe sehr guter und lesenswerter historischer Roman nahtlos an.


    Ich schließe mich gern @€nigma in ihrer Bewertung an. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: