Peter Köhler - Fake

  • Der Autor: Peter Köhler
    Titel: FAKE. Die kuriosesten Fälschungen aus Kunst, Wissenschaft, Literatur und Geschichte
    Seiten: 256 Seiten, inklusive Literaturverzeichnis und Personenregister
    Verlag: C. H. Beck
    ISBN: 9783406681288


    Der Autor:
    Peter Köhler, geboren 1957 in Eschwege, ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Als Literaturkritiker und Satiriker veröffentlicht er seine Texte in verschiedenen Zeitschriften, und hat diverse Sammelbände „komischer Literatur“ herausgegeben (bspw. „Die schönsten Zitate der Politiker“, „Das Leben ist ein Hering an der Wand Jüdische Witze“, „Ist da oben jemand? Göttliche Witze“ und „Augen durch und zu. Versprecher und andere Sprachunfälle“)


    Inhalt: (Klappentext)
    Erschwindelte Doktortitel, gefälschte Kunstwerke, getürkte Kriegsanlässe - in der Geschichte der Menschheit gibt es nichts, was noch nicht gefälscht worden wäre. Mit einem Augenzwinkern durchkämmt der Journalist und Schriftsteller Peter Köhler die Geschichte, liest das Markus-Evangelium als schlechte Übersetzung einer Cäsar-Biografie und erzählt von berühmten literarischen Fälschungen, von den angeblichen Gedichten Ossians bis hin zu den Hitler-Tagebücher. Auf seinem Streifzug von der Steinzeit bis in die Gegenwart enthüllt er, wie sich Dichter und Denker, Künstler und Kaiser, Päpste und Politiker die Wirklichkeit zurechtbogen; er zeigt die Geheimnisse erfolgreichen Täuschens - und wie selbst aufgeflogene Fälschungen noch Jahrhunderte später Weltgeschichte schrieben.


    Meinung:
    Das Gute zuerst: die Kapitel sind zumeist unterhaltsam, mit 2-3 Seiten knapp gehalten und die Sammlung an Fälschungen erstaunlich vielseitig. Insofern ist das Buch kurzweilig und abwechslungsreich wie Kolumnen in einer Zeitschrift. Ganz nett für zwischendurch, aber ich hatte mir etwas mehr erhofft. Am meisten störte mich, dass der Aufbau des Buches ziemlich sprunghaft ist. Eben noch bei den Protokollen der Weisen aus Zion, dann die Hitler-Tagebücher und plötzlich Zeitungsenten und Falschmeldungen, weiter geht es mit Goethe als Plagiator, wer schrieb tatsächlich „Der stille Don“ und dann 01. Aprilscherze (Aldi und Suhrkamp arbeiten zusammen) und Inhaltsangaben bei Lebensmitteln. Irgendeine erkennbare Reihenfolge wäre hilfreich gewesen, sei es chronologisch oder wenigstens themenbezogen, also meinetwegen eine übergreifende Zusammenfassung nach Literatur, Geschichte, etc. So aber war ich von den sprunghaften Übergängen etwas genervt. Noch enttäuschender finde ich aber die fehlenden Quellenverweise. Im Anhang findet sich zwar ein eineinhalbseitiges Literaturverzeichnis, aber es gibt keine Fussnoten oder Verweise zum Text. Dabei regt doch gerade diese grosse Sammlung an Fälschungen dazu an, mehr über die Themen zu recherchieren, erst recht, wenn die einzelnen Begebenheiten wie in diesem Buch „nur“ mit ein paar wenigen Passagen abgehandelt werden. Umso erstaunter war ich, als ich zu einigen Themen (bspw Die geknechteten Slawonen / Leon Daudet) gar nichts im Internet finden konnte. Andere Kapitel wurden so rasch abgehandelt, dass sie der Komplexität der Sache nicht gerecht werden. Bspw mag es ja sein, dass die USA im Nahen Osten „regelmässig“ aus wirtschaftlichen Gründen Kriege anzettelt, und man dann auch eher halbherzig auf Basis unzuverlässiger Zeugen und veralteten Dokumente eine Begründung konstruiert, aber es klingt dann doch vieles pauschalisiert. Etwas hin- und hergerissen kann ich das Buch für die reine Unterhaltung empfehlen, wer sich allerdings eingehender mit Fälschungen und ihrem Einfluss auf Geschichte etc beschäftigen möchte, sollte besser zu einem wissenschaftlichen Sachbuch greifen.

  • Womöglich ist der Aufbau des Buches dem Umstand geschuldet, dass viele Leute heutzutage die schnelle Beschäftigung mit kurzen Fakten (oder Post-Fakten ;) ) dem langwierigeren Sich-Auseinander-Setzens mit Texten vorziehen. Der Titel suggeriert das schon, finde ich (FAKE in großen Lettern).
    Das ist negativ betrachtet ärgerlich für den Leser, der eine Struktur und fundierte Recherche sucht.
    Positiv betrachtet bringt es vielleicht Menschen zu dem Buch, die so etwas sonst nicht lesen würden.

  • Das ist negativ betrachtet ärgerlich für den Leser, der eine Struktur und fundierte Recherche sucht.
    Positiv betrachtet bringt es vielleicht Menschen zu dem Buch, die so etwas sonst nicht lesen würden

    Da hast Du wohl recht; es kommt eben auch stark auf die Erwartungshaltung an. Mir persönlich wäre es halt lieber gewesen, weniger Fälle, diese aber tiefergehend zu besprechen. Andere bevorzugen "schnelle Häppchen" und werden mit dieser Vielzahl gut bedient...