Heather Cocks & Sarah Morgan - Mein Herz und deine Krone / The Royal WE

  • Klappentext:
    Eigentlich wollte Rebecca Porter, genannt Bex, sich in Oxford ganz auf die Uni konzentrieren. Doch als sie in das gleiche exklusive Wohnheim wie Prinz Nicholas, zukünftiger König von England, einquartiert wird, kommt alles anders. Trotz seiner allgegenwärtigen Bodyguards und überbesorgter Freunde kommen Bex und Nicholas sich näher – und Bex wird in eine Welt geworfen, die ihr völlig fremd ist, sowohl die guten Seiten (tolle Urlaube, Dinner im Palast) als auch die schlechten (Klatschpresse, nervige Familie). Und am Abend vor der Hochzeit des Jahrhunderts muss Bex sich fragen, ob sie für ihre große Liebe Nicholas wirklich ihr ganzes Leben aufgeben kann …


    Rezension:
    Die Anlehnung an das aktuelle britische Königshaus ist, nicht nur unterschwellig, vorhanden. Sei es Queen Mum, Queen Eleanor, die auf hochgezüchtete Rennpferde steht, Prinz Richard, der nie zum Zuge kommt, König zu werden und eigentlich eine andere Frau liebt, als die, mit der er verheiratet ist. Nicholas von Wales, der charmante, gebildete Prinz, der sich in jeder Situation zu benehmen weiß und seine zukünftige Frau auf dem College kennenlernt sowie sein Bruder Fred, der Party-Prinz, der jeden Tag eine andere Frau vernascht und nichts dagegen hat, auch mal mit seinen Eskapaden in der Zeitung zu erscheinen. Na, klingelt es? Viel Arbeit damit, ihre Figuren zu gestalten, mussten sich die beiden Autorinnen somit nicht machen. Man hat natürlich sofort bestimmte Personen vor Augen.


    Der Schreibstil ist leicht zu lesen und die 700 Seiten fliegen recht schnell am Leser vorbei. Es ist nicht so, dass man das Buch aus der Hand legen möchte. Allerdings haben mich der viele Alkohol und das viele Gerede über Sex genervt. Sind junge, aus der Oberschicht stammende, Collegestudenten wirklich so? Würden sie Bex wirklich so schnell in ihren Kreis aufnehmen, wo sich doch alles um Geheimhaltung dreht? So ganz glauben konnte ich es nicht, es ging mir einfach zu schnell.Die Charaktere bleiben in ihrem Verhalten leider sehr oberflächlich, fast kindisch. Immer wieder musste ich mir beim lesen vor Augen halten, dass die Protagonisten inzwischen Mitte 20 sind und nicht 17.


    Richtig fesseln konnte mich die Geschichte, als es mit dem Auftauchen von Lacey wirklich Fahrt aufnahm. Sie tut alles, um im Mittelpunkt zu stehen. Die Dynamik zwischen Bex und Lacey ist großartig. Es war spannend zu sehen, wie sich die Beziehung der Zwillingsschwestern zueinander im Laufe der Geschichte veränderte. Da war definitiv Dynamit drin.


    Auch Bex, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, macht leider keine großen Entwicklungssprünge durch. Als sie nach Oxford kommt ist sie eine hoffnungsvolle junge Kunststudentin, die sich gut auskennt und eine kreative Ader hat. Die Auslandsstudienzeit in Oxford wäre ihre Gelegenheit, sich aus dem Schatten ihrer Schwester zu befreien. Leider macht sie nichts daraus. Sie beendet das College zwar, aber darüber erfahren wir rein gar nichts. Macht sie einen guten Abschluß? Ist die Arbeit im Museum wirklich alles, was sie sich je erträumt hat? Oder wirft sie das alles weg für einen Mann, an den sie sich unbedingt binden will? Ich kann es euch nicht sagen, denn Bex verrät es dem Leser nicht. Kaum taucht Lacey in London auf, tritt Bex in ihren Schatten zurück, lässt sich von Lacey wieder dominieren. Als sie es endlich doch schafft, sich gegen ihre Schwester zu stellen, tut sie es dann auch gleich so vehement, dass man manches Mal denkt: Na, ein bisschen zurückhaltender, das hätte es jetzt aber auch getan. Bex entwickelt sich zeitweise leider zu einer sehr egoistischen Protagonistin.


    Mit Nick konnte ich mich nicht vollständig anfreunden. Sein Studium scheint er nicht allzu ernst zu nehmen. Zumindest erfährt man wenig darüber, wie es für ihn läuft. Die meiste Zeit ist er auf Partys oder zurück im Schloß, um sich vor der Welt zu verkriechen. Vor allem zum Ende hin erschien er mir sehr distanziert, wenig liebevoll im Umgang mit Bex. Natürlich haben die Autorinnen dem Leser bis dahin nahegebracht, was sein Problem ist. Trotzdem hätte ich von einem fast 30jährigen Mann, der demnächst seine große Liebe, entgegen aller Widerstände heiraten will, etwas mehr Feingefühl erwartet. Er weiß, was auf Bex am Hof zukommt und lässt sie dennoch allein zurück? Wirft sie quasi den Wölfen zum Fraß vor? Sorry, ich hätte an Bex Stelle die Beine in die Hand genommen.


    Von den Nebenfiguren haben mir nur Cilla und Gaz richtig gut gefallen. Obwohl ich gestehen muss, dass auch Bea definitiv was hat. Sie ist für mich die Figur, die die größte Entwicklung durchmacht, die sich selbst zwar treu bleibt, aber auch weiß, wann sie zu wem treu stehen muss. Sie weiß, wer Freund und wer Feind ist. Ich hätte ihr ihre eigene Liebesgeschichte, die sie offen leben kann gewünscht. Mit Bea ist den Autorinnen wirklich eine Figur aus der Feder geschlüpft, die es ansatzweise geschafft hat, ihr Potential zu entfalten.


    Leider spürt man bei keiner der Figuren, außer vielleicht bei Fred, eine wirkliche Entwicklung und das fand ich wirklich schade. Bei einer Geschichte, die über 8 Jahre hinzieht, bei der die Protagonisten von jungen Erwachsenen zu Erwachsenen heranreifen, da sollte doch deutlich mehr drin sein. Als sich Nick und Bex begegnen sind sie Anfang 20, besuchen gerade das College. Zum Ende des Buches sind sie, wie gesagt, fast 30 Jahre alt und sollten eigentlich gefestigt im Leben stehen. Gefühlt bestehen die 8 Jahre dazwischen aber nur aus Alkohol, Partys, Trennungen, ein bisschen Arbeit und Versteckspielen mit der Presse.


    Allerdings muss ich sagen, dass ich auch an einer Stelle echte Liebe spüren konnte. Als Nick Bex den ersten Verlobungsring an den Finger steckt (nicht den diamantschweren Klunker, sondern einen Plastikring), das war eine sehr romantische Geste, die mir direkt ein paar Tränchen in die Augen getrieben hat.Ich finde allerdings, dass eine einzige Stelle in einem Roman von 700 Seiten, in der es eigentlich um die große Liebe zwischen zwei jungen Menschen gehen sollte, ein bisschen dürftig ist. Ich habe spüren können, was Nick an Bex gefällt. Sie nimmt ihn, als einziger Mensch, neben seinem Bruder, einfach so wie er ist. Künftiger König hin oder her. Aber, was fasziniert Bex an Nick? Mir hat es sich nicht erschlossen.


    Ich könnte noch viel mehr sagen, muss allerdings wirklich aufpassen, in meiner Rezension nicht zu spoilern und es ist jetzt schon so viel geworden, von daher denke ich, dass ich es hier dabei belasse. Ich hoffe, dass ich euch einigermaßen nachvollziehbar machen konnte, wie meine Bewertung ausfällt. Ich vergebe 3 Sterne für ein Buch das wirklich gut und leicht lesbar ist, aber von der Story her doch recht langgezogen. Den Figuren fehlt die notwendige Entwicklung, die bei dem langen Zeitraum (8 Jahre), über die das Buch spielt, definitiv hätte da sein müssen.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)