T.C.Boyle - Die Terranauten/The Terranauts

  • Kurzmeinung

    mofre
    Flache Charaktere, flache Sprache. Langweilige Seifenoper im Seifenoperstil. Was ist nur in Boyle gefahren?
  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Mich konnte das Buch leider nicht begeistern.
  • Als bekennender Hardcore-Fan des Autors, die sogar das heftig diskutierte "Hart auf Hart" und das oft langweilig genannte "San Miguel" gut fand, tendiere ich leider auch in die Richtung, die @Ambermoon und @Sylli vorgegeben haben. Ich habe jetzt ca. 200 Seiten gelesen; nachdem ich den Anfang gut fand, lässt mein Interesse jetzt mehr und mehr nach. Wann passiert denn mal etwas, das mich als Leserin mitreißt, was nicht im Mann-Frau-Beziehungsbereich liegt? Die Passage mit den kämpfenden Affen war ein Highlight, und ich möchte mehr darüber erfahren, wer was den ganzen Tag macht und wozu und was klappt und was schief geht und nicht ständig vom Anschmachten draußen und drinnen oder drinnen nach draußen.


    Vorerst bleibe ich dran, denn ich habe noch Hoffnung. Weil der Autor einfach so gut ist


    In "Drop City" beschreibt er doch auch den Tagesablauf einer relativ geschlossenen Gruppe. Aber das habe ich als sehr gelungen in Erinnerung. :-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • nachdem ich den Anfang gut fand

    Ich auch!

    Wann passiert denn mal etwas, das mich als Leserin mitreißt, was nicht im Mann-Frau-Beziehungsbereich liegt?

    Die Geduld, das Abzuwarten hatte ich nicht.


    und ich möchte mehr darüber erfahren, wer was den ganzen Tag macht und wozu und was klappt und was schief geht und nicht ständig vom Anschmachten draußen und drinnen oder drinnen nach draußen.

    Ja, das hätte mich auch interessiert, wie das Leben da drinnen ist, und nicht der permanente Paarungstanz.

  • So, endlich mal wieder vor einem PC und somit die Möglichkeit mitzudiskutieren :D
    Meine T.C. Boyle-Liste wird hier auch immer länger durch Eure ganzen Tipps. Da kann ich mich ja bald gar nicht mehr entscheiden :-k ...aber "America" wird es bestimmt und "Wenn das Schlachten vorbei ist" klingt schon allein deswegen interessant, weil es von Marie als harter Tobak bezeichet wurde. Auf sowas springe ich immer sofort an :lechz:
    @Jessy1963 - freut mich, dass Dir das Buch gefallen hat :anstossen::wink:

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

  • Es hat lange gedauert, aber jetzt bin ich auf Seite 410 und froh, dass ich es nicht abgebrochen habe.

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  • Ich bin auf Seite 400. :) Und ich lese das Buch immer noch sehr gerne. Auch wenn ich mir ein Paar Aspekte zwischenzeitlich anders gewünscht hätte. Doch der Autor hat sich entschieden die Schwerpunkte anders zu setzten, und wenn es mich ein wenig in der Mitte des Romans irritiert hat, so kann ich sein Anliegen: Das Zwischenmenschliche zu zeigen, durchaus verstehen.

    2024: Bücher: 74/Seiten: 32 651

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Morris, Brandon Q. - Tachyon. Das Planet

  • Bin fertig. Die letzten 150 Seiten haben es in sich, und ich habe sie in einem Rutsch durchgelesen. Um einen Kommentar zu schreiben, muss ich es erst sacken lassen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Es hat lange gedauert, aber jetzt bin ich auf Seite 410 und froh, dass ich es nicht abgebrochen habe.

    das macht mir Hoffnung, ich stecke schon einige Zeit in dem Buch fest und kann mich nicht zum Weiterlesen aufraffen.

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Die Handlung wird von drei Personen getragen, Dawn Chapman und Ramsay Roothoorp, beide Mitglieder der Crew, die in E2 eingeschlossen wird, und Linda Ryu, die das Auswahlverfahren gegen ihre beste Freundin Dawn verliert.
    Ramsey ist ein selbstherrlicher, aufgeblasener Mann, der zwar durchaus seinen Kopf gebrauchen kann, aber dennoch mit dem Schw*** zu denken scheint, und bisher eine Liaison mit Judy, einer der Chefs der Mission hatte. Dawn definiert sich nicht nur über ihre Tüchtigkeit und ihr Wissen, sondern über ihre Wirkung auf Männern. Am schlimmsten zeigt sich die von Ehrgeiz, Neid und Selbstmitleid zerfressene Linda, die sich mit Ränkespielen und schnellen Affären über Wasser hält.


    Dass Boyle gern unsympathische Figuren ins Rennen schickt, weiß man, aber hier hat er sich selbst überboten: Gibt es überhaupt jemanden, dem man als Leser zugetan sein kann? Eine Geschichte ohne Sympathieträger muss also durch andere Mittel das Interesse des Lesers gewinnen.


    Das Experiment als solches macht neugierig. Wie schaffen es die acht Auserwählten, in ihrem „Gefängnis“ zu leben, zu überleben und vor allem: miteinander zu leben. Denn die Gruppendynamik ist der wichtigste Faktor, dass das Unterfangen klappt.
    Zunächst funktioniert das Ganze, auch wenn sowohl Männer als auch Frauen sich vor allem um Sex, den in der Vergangenheit draußen und den möglichen drinnen, Gedanken machen. Da werden munter Begierde und Liebe vermischt, verwechselt und synonym gebraucht.


    Erst als Dawn schwanger wird, nimmt das Buch Fahrt auf. Der Leser fängt an, sich emotional zu beteiligen und wenn es nur die kalte Wut gegen Ramsey ist, die ihn packt, während Dawn in der Achtung steigt.

    Sobald die Einzelnen als Gruppe gefordert sind, zerbröselt die mühsam aufrecht erhaltene Harmonie.


    Ein Satz zum Ende, das zwar abrupt, aber nicht offen ist, denn alles ist gesagt und liegt sichtbar auf der Hand:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Ich bin eher zwiegespalten was das Buch angeht. Mir hat der Anfang richtig gut gefallen. Ja es gab viel Gerede über Sex, allerdings hat mich das dort nicht so gewaltig gestört, da das Ganze, was drumherum passiert und beschrieben wird so authentisch und spannend war. Der Alltag in der Ecosphäre war für mich sehr interessant, auch die technischen Details rundeten das Ganze ab. Dann der Part mit den Affen, das Buch hatte für mich wirklich viel Potenzial! Aber dann ging es nur noch um die Schwangerschaft von Dawn und dieses ständige Rumgezeter von allen, was teilweise durchaus nachvollziehbar war, gerade das Argument mit der Kalorienverteilung. Aber ich fands einfach nur noch langweilig. Die Schwangerschaft interessierte mich nur in der Hinsicht, wie sie das ohne die medizinische Möglichkeit, die es ausserhalb von E2 gibt, geschafft hätten, aber das wurde nur am Rande geklärt. Linda und Dawn führten sich ständig auf wie im Kindergarten und zerrten auch an meinen Nerven.
    Ich hätte gerne mehr von den Affen gewusst oder zumindest mehr solch interessanter Begebenheiten gehabt. Leider ging es eben nur um Sex. Und ich meine damit nicht die Entwicklung einer Gruppe im geschlossenen Raum. Das war mir einfach zu fadenscheinig irgendwie. Schade, denn der Anfang hatte mir so gut gefallen! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich hab lange überlegt, wie ich das Buch bewerte und ob und wie sehr mir das Buch gefällt - vor allem, was mir gefällt und was nicht. Ich finde mich in vielen Eurer Aussagen wieder und kann doch niemals alles unterschreiben.


    Zugegeben, ich denke auch, dass Boyle hier nicht sein bestes abgegeben hat, aber so schlecht wie so mancher von Euch finde ich es wieder nicht. Vor allem überlege ich, warum und mit welchem Schwerpunkt Boyle das Buch geschrieben hat. Er hat natürlich das Experiment aus den 90ern zum Vorbild genommen, aber ich glaube, er wollte hauptsächlich über die Menschen, die sich so einem Experiment unterziehen, schreiben. Über Erfolge und Misserfolge der Ecosphere gibt es bestimmt genügend zu lesen, auch über die wissenschaftlichen Aspekte. Ich denke, hier ging es nur um die Menschen und um die sozialen Aspekte einer isolierten, sehr kleinen Gemeinschaft und darum, was diese Menschen antreibt. Tatsächlich zerstört er hier das Bild des Idealisten, der nur um der wissenschaftlichen Aspekte willen sich einem derartigen Experiment unterwirft - denn die Charaktere, die er hier beschreibt, haben mit Idealisten nur noch wenig zu tun. Sie sind von den unterschiedlichsten Ideen und Träumen getrieben und erweisen sich als sehr normale Menschen, die den Idealismus recht schnell verlieren und sich in den Fallstricken der großen und kleinen Machtkämpfe verlieren. Und zu diesen Machtkämpfen gehört für mich auch der Sex und Beziehungen, gleich wie sie geartet sind. Sexuelle Beziehungen sind sehr wohl ein Machtinstrument und Boyle zeigt sehr genau, dass Männlein wie Weiblein dieses Instrument nutzen und spielen können. So ist für mich das Buch viel mehr eine Art Sozialstudie als ein Buch über ein wissenschaftliches Experiment.


    Auch mir sind wirklich alle Charaktere unsympathisch bis hin zu Dawn, die durchaus auch ihre Macht als Zentralfigur ausspielt. Aber das bin ich von Boyle schon gewohnt, dass er nicht unbedingt Sympathieträger in seine Romane setzt. Nachvollziehbar waren für mich durchaus viele der beschriebenen Entscheidungen und Handlungen, ich empfinde sie als normal in einer engen, geschlossenen Gemeinschaft. Das heißt ja nicht, dass ich sie unbedingt gut finde, aber sie entsprechen durchaus dem, was ich in so einer intimen Gruppe, die sich nicht ausweichen kann und unter extremen Bedingungen lebt, erwarten würde. Und die Personen der Außenwelt sind auch durchweg alle von ihren eigenen Interessen gesteuert und versuchen jeweils mit allen Mitteln, ihre ureigenen Interessen durchzusetzen ohne Rücksicht auf Verluste. So empfinde ich das Buch als ein durchaus schlüssiges Sozialpanorama einer Gruppe Menschen, die unter dem Mantel der Idealisten alle ihre eigenen Träume und Ziele verfolgen - die Ecosphere ist für mich nur Mittel zum Zweck und interessantes Milieu, aber nicht das Thema des Buches.


    Sprachlich hätte ich auch etwas mehr erwartet, aber auch hier bin ich mir nicht sicher, ob mich nicht meine eigenen hohen Erwartungen in eine falsche Erwartungshaltung katapultiert haben. Ich mag Boyle und ging deshalb wie die meisten von uns mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch - ein Fehler, den man eben nicht begehen sollte. Wo steht geschrieben, dass man jedes Buch eines geliebten Autoren gut finden muss oder dass er immer genau den eigenen Geschmack trifft? So finde ich mich mit einer Bewertung von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: irgendwo in der Mitte wieder.


    @Marie wie fällt eigentlich Deine Sternebewertung aus? :-k

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • So, bin jetzt auch durch und kann nur feststellen, für mich kein Highlight. Habe nach der Hälfte des Buches erstmal aufgehört, da ich von den Protagonisten nur genervt war und den Handlungsverlauf als langweilig empfunden habe. Wollte aber nicht aufgeben und daher einen zweiten Anlauf genommen und den Rest dann in einem Rutsch durchgelesen. In der zweiten Hälfte war die Handlung dann für mich etwas interessanter, letzlich bin ich aber doch enttäuscht. Denn mir ging es wie auch einigen anderen hier, ich hatte mehr erwartet.

  • @Squirrel
    Dein Leseeindruck gefällt mir hier von allen am besten :thumleft: Ich war am Dauernicken als ich diesen las. :lol: Sehr gut geschrieben.


    Aber eines wollte ich doch noch fragen.
    Was meintest Du jetzt hiermit ?

    Sprachlich hätte ich auch etwas mehr erwartet,

    Schreibt Boyle sonst anders ? Ich fand diesen Stil recht angenehm zu lesen. :)
    Ich hatte von ihm bisher nur "San Miguel" zu einem Drittel gelesen und dann abgebrochen (mir war das einfach zu düster) aber ich habe die Sprache dort nicht so ganz anders im Gedächtnis obwohl die Thematik dort natürlich eine gänzlich andere ist.

  • Aber eines wollte ich doch noch fragen.


    Was meintest Du jetzt hiermit ?

    Schreibt Boyle sonst anders ? Ich fand diesen Stil recht angenehm zu lesen. :) Ich hatte von ihm bisher nur "San Miguel" zu einem Drittel gelesen und dann abgebrochen (mir war das einfach zu düster) aber ich habe die Sprache dort nicht so ganz anders im Gedächtnis obwohl die Thematik dort natürlich eine gänzlich andere ist.

    Sein Stil ist immer so angenehm und fast leicht (jedenfalls meiner Meinung nach), doch besonders "América", aber auch "Wenn das Töten vorbei ist" erscheinen mir wesentlich eindringlicher, intensiver im Ausdruck, in den Bildern im Kopf, die sie erstehen lassen. Das fehlte mir hier im Buch.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

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  • Und in manchen seiner Werke blitzt immer wieder ein genialer Humor auf. Besonders bei Wassermusik und Welcome in Wellville gluckst man immer wieder auf. Das ist für mich sowie das, was mir an Boyle immer am besten gefiel. Lakonisch und schwarz kann sein Humor sein. Ein ganz besonderer Blick auf das Bizarre unserer Welt, erhellend und tröstlich. Das alles kann ich bei den Terranauten nicht finden.

  • Ich bin jetzt ungefähr auf Seite 220 und ich muss sagen, aufgrund der postings in diesem Beitrag bin ich mit einem etwas flauen Gefühl an das Buch gegangen. Und dann hat es mich von der ersten Seite an fasziniert und in seinen Bann gezogen, wie es bei Boyle bisher noch immer der Fall war.


    Die abwechselnden Erzählungen von Dawn, Ramsy und Linda machen das Buch unglaublich schnell und interessant - bisher habe ich mich noch kein einziges Mal gelangweilt. Klar, die Charaktere sind allesamt nicht sonderlich sympathisch, (allerdings finde ich sie auch nicht sonderlich unsympathisch...), aber das ist kein Anspruch, den ich stelle. Ich muss die Leute nicht mögen um das Buch zu mögen (anderenfalls hätte ich "Owen Meany" niemals gelesen. :loool: ).


    Ich freu mich aufs Weiterlesen und ich freu mich, dass ich noch fast 400 Seiten vor mir habe! :thumleft:

  • Ich habe das, zwar gekürzte Hörbuch, welche jedoch ganz sicher kein Manko ist, denn ich hatte zugleich auf dem Reader das Buch und ab und zu mal was nachgeschlagen, mit drei hervorragenden Sprechern angehört und wäre ich im Moment nicht so ein Faulpelz würde ich eine begeisterte Rezension schreiben, denn die Geschichte ist hervorragend erzählt. Sicher ist dies auch den Sprechern zu verdanken welche den drei Protagnisten ihre individuelle Stimme gaben, somit deren Charakter unterstreichen konnten.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Autor: T.C. Boyle
    Titel: Die Terranauten
    Seiten: 606
    ISBN: 978-3-446-25386-5
    Verlag: Hanser


    Autor:
    T.C. Boyle wurde 1948 geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Boyle, der in schwierigen Verhältnissen aufwuchs studierte nach der Schule Englisch und Geschichte und nahm an Kursen für Kreatives Schreiben teil. Danach arbeitete er als Lehrer an einer High School und schrieb erste Erzählungen. Eine Veröffentlichung davon brachte ihn die Aufnahme in einem Schreibworkshop ein. 1977 erwarb er einen Doktortitel in englischer Literatur. Seit 1986 ist er ordentlicher Professor an der University of Southern California. 1982 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Boyles Werke wurden mehrfach ausgezeichnet.


    Inhalt:
    Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von "Ecosphere 2" verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehsender filmen, als wäre es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität - auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn - und sie wird schwanger. Kann sie das Kind in der geschlossenen Sphäre austragen oder muss das experiment abgebrochen werden? [...] (Umschlagtext)


    Rezension:
    Die amerikanische Weltraumorganisation NASA und auch ihr europäisches Pendant ESA arbeiten bereits seit einigen Jahren an Plänen für die Zukunft der bemannten Raumfahrt. Diese sollen die Menschen nicht nur erneut zum Mond, sondern auch, im Idealfalle auf den Mars führen. Ein Szenario, was nach derzeitigen technischen Stand durchaus realistisch ist. Nur, wie bereitet man sich auf solch eine Mission vor? Wie trainiert man ein Überleben in geschlossenen Systemen, abhängig von den vorhandenen Ressourcen und nur wenigen Menschen, wie sie einem auch in einer ebensolchen Mission zur Verfügung stehen würden? Doch wohl nur auf der Erde. Dieses Experiment, man bringe acht Menschen in eine Art Biospäre unter und sehe zu, wie sie überleben, sich ihre Nahrung selbst erwirtschaften und mit den vorgewundenen Bedingungen zurechtkommen oder auch nicht, hat es Anfang der 1990er Jahre tatsächlich gegeben. Heute ist das Projekt, dessen Überreste noch immer für universitäre Forschungen genutzt werden, als gescheitert anzusehen. Genau so, wie Boyls darauf basierender Roman.


    Angelehnt an die tatsächlichen Geschehnisse und diese, zumindest die von der ersten Crew erlebten Tage, spinnt Boyle eine Geschichte menschlicher Intrigen, Liebe, neid, Hass und all der anderen Abgründe und schafft so die Grundlage für eine interessante Geschichte. Die Protagonisten einmal eingeführt, sind kaum bis überhaupt nicht sympathisch, rauben jedoch ihren Lesern die letzten Nerven. So viel Gesülze und Oberflächlichkeit versammelt, zieht der Autor diese Linie bis zum bitteren Ende durch und bleibt oberflächlich. Zeile für Zeile. Kaum ein spannungsbogen wird längerfristig gehalten, eine charakterliche Entwicklung der Figuren ist nicht auszumachen und vom Alltag hinter Glas erfährt man gerade einmal ansatzweise etwas, und erlebt ansonsten nur Geplänkel wie in einer schlechten amerikanischen Sitcom.


    Der Schreibstil, schlicht und einfach, lässt zwar die Leser nicht in Stich, Boyle jedoch tut es. Triebgesteuerte Erwachsene, die sich mehr als pubertär verhalten. Möchtegernwissenschaftler, deren Charakterzüge der Autor zwielichtig und ansonsten uneinsichtig geformt hat. So, dass man geneigt ist, dieses Buch selbst in eine Ecospähre zu verwünschen, auf dass sie die dort Eingeschlossenen in den Wahnsinn treibe. Der Autor hätte gut daran getan, einen historischen Roman zu schreiben, um die tatsächlichen Geschehnisse. Dann wäre dieses Projekt nicht annähernd so gegen die Wand gefahren, wie das wirkliche Experiment, welches allenfalls 08/15 Erkenntnisse erbracht hatte, die man auch ohne "Biosphäre 2" über kurz oder lang gehabt hätte. Davon abgesehen, dass sich die Wirklichkeit eines geschlossenen Systems in einem nachgebauten auf der Erde befindlichen nie so darstellen lässt, wie es sich in einer Raumstation etwa abbilden lassen würde oder irgendwann tatsächlich auf den Mars.


    Ein Roman, der auf ganzer Linie, von der ersten bis zur letzten Seite enttäuscht und nur nicht vollständig von der Werteskala runterfällt, da die Idee an sich nicht schlecht, man zumindest eine Ahnung (leider nicht mehr) vom tatsächlich gemachten Experiment bekommt, außerdem die Frage der Skrupelosigkeit gestellt wird, die zwangsläufig entsteht, wenn Wissenschaft einhergehen muss mit wirtschaftlichen und öffentlichen Interesse. Das hätte Boyle, zuzüglich eben der wissenschaftlichen Seite mehr ausbauen müssen. So aber bleibt leider nur ein gescheiterter und oberflächlicher Beziehungsroman. Rundablage P.