Anna Levin - Im Schatten des Flammenbaums

  • 1926 Paris/Madagaskar. Die Pariserin Louise Bernard lebt wie ihre Eltern in Paris und arbeitet als Kfz-Mechanikerin bei Citroën. Unter all ihren männlichen Kollegen fällt sie auf wie eine Exotin und muss sich dementsprechend durchsetzen. Nicht mal eine eigene Umkleidekabine kann sie aufsuchen. Ihr Zwillingsbruder Adrian hat Frankreich vor einiger Zeit verlassen, um in Madagaskar eine Tierauffangstation zu leiten. Nur spärlich und mit langer Wartezeit kommen die Briefe von ihm mit Neuigkeiten. Eines Tages erhält Louise die Nachricht, dass Adrian die Einheimische Rana geheiratet hat und gleichzeitig spendet der Chef ihrer Werkstatt ein Automobil für die dortige Missionsstation. Das Fahrzeug muss allerdings überführt werden – klar, dass Louise die Abenteuerlust packt und auch ihren Bruder wiedersehen will, deshalb meldet sie sich freiwillig für diese Reise. Ihr Fürsprecher ist ihr Kollege Fabrice, der sie auf dieses Abenteuer begleiten wird, um den Wagen sicher zu übergeben. Kaum sind sie in Madagaskar angekommen und Louise hat sich endlich in die Arme ihres Bruders werfen können, da geschieht ein Doppelmord auf der Auffangstation. Louise steht auf allein unbekannten Mächten gegenüber und muss sich gleichzeitig in einer fremden Kultur in einem fremden Land behaupten. Wird sie sich Respekt verschaffen und auf Unterstützung hoffen können?


    Anna Levin hat mit ihrem Buch „Im Schatten des Flammenbaums“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vor der exotischen Kulisse Madagaskars vorgelegt. Der Schreibstil ist bildgewaltig und so lebendig, dass der Leser sich nahezu von jetzt auf gleich als Schatten der Protagonisten auf Zeitreise und einem abenteuerlichen Trip vom mondänen Paris in unbekannte Gefilde begibt. Die Landschaftsbeschreibungen und auch Tierwelt wird so lebhaft beschrieben, dass man alles regelrecht vor dem inneren Auge sehen kann. Die Schilderungen über die Tierauffangstation sind sehr interessant zu lesen, wo verletzte Tiere behutsame Pflege durch Ärzte und Mitarbeiter erfahren und man versucht, diese nach ihrer Genesung wieder in die Natur zu entlassen, damit sie weiterhin unter ihren Artgenossen in Freiheit leben können. Die Spendenfinanzierung gestaltet sich schwierig, denn solche Stationen sind meist von privaten Geldern abhängig und müssen mit den wenigen Mitteln gut haushalten. Die Autorin versteht es zudem, sehr interessante Details über den Aberglauben der Bevölkerung in ihre Handlung einzustreuen und den Glauben an Fady und Talismänner zu verdeutlichen.


    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und haben alle ihre speziellen Eigenheiten, so dass der Leser nicht immer sicher sein kann, wer gut und wer böse ist. Louise ist eine junge Frau, die schon recht emanzipiert wirkt, arbeitet sie doch in einem Männerberuf zu einer Zeit, als dies fast noch undenkbar war. Sie ist recht impulsiv, trägt ihr Herz aber auf dem rechten Fleck. Louise ist hilfsbereit und handwerklich begabt, allerdings wirkt sie oftmals auch sehr misstrauisch und manche ihrer Reaktionen sind sehr naiv, was allerdings ihrem Alter und ihrer Unerfahrenheit in fremder Umgebung anzulasten ist. Adrian ist ein netter Mann, der sich liebevoll um seine Frau Rana und um die Auffangstation kümmert. Allerdings hat er ein Geheimnis, dass er zu verbergen sucht, auch vor seiner Schwester. Fabrice ist ein Kollege von Louise, der von eher ruhigerer und besonnener Natur ist, doch immer hilfsbereit und als Mann in der Not zu unterstützen weiß. Oliver ist ein ortsansässiger Franzose, der auf Madagaskar Reisegruppen führt. Er wirkt zu Beginn recht arrogant und von sich eingenommen, hat aber ein Gespür für Menschen und ihre Bedürfnisse und ist oft der rettende Anker in der Not. Jipa ist der Vater von Rana und arbeitet auf der Station, er ist ein liebevoller Mann, der seine Aufgaben sehr ernst nimmt und sich seinem Stamm sehr verbunden fühlt. Auch die anderen Protagonisten stützen die Handlung mit ihren kleinen Geschichten und erhöhen die Spannung, bis dem Leser endlich die Auflösung präsentiert wird. Besonders zu erwähnen sei noch das kleine Katta-Mädchen, dass sich schnell in die Herzen der Leser schleichen wird.


    „Im Schatten des Flammenbaums“ ist ein sehr fesselnder und unterhaltsamer historischer Roman vor exotischer Kulisse, der allen Lesern dieses Genres sehr gefallen dürfte. Hier kann man abtauchen in eine fremde Welt und ein richtiges (Kopf-)Abenteuer erleben – und ein bisschen Liebe ist auch dabei! Absolute Leseempfehlung!


    Unterhaltsamer :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten