Ivy A. Paul - Der Tote im Whiskey-Fass

  • Kurzmeinung

    aida2008
    ganz netter Auftakt einer Serie, mal sehen wie es sich entwickelt
  • Klappentext:
    Als junger Mann verließ John Fallon Irland und kehrte nie wieder dorthin zurück. Nach seinem Tod reist seine Tochter Loreena auf die grüne Insel, um nach ihren Verwandten zu suchen. Kurz nachdem sie in dem Örtchen Badger´s Burrow angekommen ist, wird bei einer Veranstaltung eine Leiche in einem Whiskey-Fass entdeckt. Wie sich herausstellt, trug der Tote eine Visitenkarte ihres Vaters bei sich. Loreena ist alarmiert. Wie sollte ihr verstorbener Vater etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun haben können? Sie forscht nach und stößt dabei auf ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen.


    Meine Meinung:
    Auf diesen neuen Krimi wurde ich letzten Herbst aufmerksam und war dann erst mal enttäuscht, dass er erst Anfang 2017 erscheint. Als Trost dafür habe ich an der Frankfurter Buchmesse die Autorin Ivy A. Paul kennengelernt und konnte mich mit ihr unterhalten. Eine sehr sympathische Frau, deren Liebe zu Irland und zu Büchern zu spüren war.
    Mittlerweile ist das Buch erschienen. Das tolle Cover hat bereits einige User dieses Forums zu Vermutungen hingerissen - da wollten einige wissen, ob denn der Tote im vollen oder leeren Whisky-Fass gelegen hat.


    Ja, das Fass war voll. Der Whisky darin war eine neue Spezialabfüllung. So wie die Präsentation dieses neuen O'Mulligan-Whisky nicht ganz wie geplant ablief, so gestaltet sich auch der anfängliche Aufenthalt von Loreena Fallon in Badger's Burrow schwierig. Zuerst findet sie im Dorf kein Bed & Breakfast und kurz darauf wird sie von der Polizei bereits vernommen. Im Jackett des Toten fand man nämlich die Visitenkarte ihres vor kurzem verstorbenen Vaters...


    Loreena erfüllt den letzten Wunsch ihres Vater, seine Asche an gewissen Stationen des irischen Whisky-Trails zu verstreuen. John Fallon stammte aus Irland, viel mehr weiss Loreena aber nicht über ihn und möchte diese Reise deshalb auch dazu benutzen, etwas über seine Familie herauszufinden. Dies gestaltet sich schwierig, nicht nur wegen der Leiche im Fass. Immerhin hat Loreena doch noch eine Unterkunft samt netter Herbergswirtin gefunden, Mrs Mae Pennywether, eine interessante ältere Frau, die ihr Ideen gibt, wo und wie sie nach ihren Vorfahren suchen könnte.


    Am Anfang hatte ich Mühe in die Geschichte reinzukommen. Die Leiche wird zwar sehr schnell entdeckt, doch gerade die Seiten rund um den Leichenfund musste ich zwei, dreimal lesen: kaum entdeckt man die Leiche im Fass, befragt Polizist Brandon Porter im nächsten Satz auch schon Loreena. Konkret ist dazwischen aber einige Zeit vergangen. Obwohl ich mir natürlich vorstellen kann, wie die Polizeimaschinerie in Gang gesetzt wird, fand ich diese und später auch weitere Übergänge zu schnell und unvollständig erzählt.


    Die Krimigeschichte hat mir sehr gut gefallen, sie ist spannend und enthält einige überraschende Wendungen. Meine Lieblingsfigur ist eindeutig Mae, eine sympathische Frau, der man nichts so leicht vormacht. Ich weiss nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist, aber wenn, kann ich mir Mae und Loreena sehr gut als Ermittlerpaar vorstellen!


    Auch wenn es sich Anfangs eventuell ein wenig anders vermuten lässt, ist "Der Tote im Whiskey-Fass" einer der seltenen Bücher, in dem sich keine Liebes- oder Beziehungskiste anbahnt. Ich finde es toll, wenn ein/e Autor/in beschliesst ohne auszukommen; es ist sehr angenehm zu lesen, wenn auf amouröse Verstrickungen verzichtet wird.


    Beim Lesen irritiert hat mich die Schreibweise von "Whiskey". Auch wenn mir der Grund für diese Version bekannt ist: hierzulande ist sie nach wie vor nicht gang und gäbe und deshalb verzichte ich weiterhin auf das e im Whisky. Selbst in Irland ist die Schreibweise erst seit kurzem gebräuchlich.


    Fazit: Stimmiger und spannender Krimi, der Lust auf den Whisky-Trail macht; aber sprachlich ein wenig Luft nach oben hat.
    3.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Da wir gerade irgendwo anders jenen Fred haben "Schon gelesen, irgendwie bekannt", dachte ich unmittelbar an eine Kurzgeschichte von Werner von Bergengruen, "Der Seeteufel'. Da wir die strikte Kapitänin eines Schiffes in einem Faß Alkohol nach Hause geschifft. Die Erzählung findet sich in der Anthologie "Der Tod von Reval".

  • Interessant wie man sich erinnert wenn jemand eine Rezension einstellt und in einem andern Thread gefragt wird "Schon gelesen, irgendwie bekannt" und somit man merkt dass Ähnlichkeiten gar nicht so ungewöhnlich sind.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Dann würden eure beiden angemerkten Bücher aber besser in den von euch genannten Thread passen und nicht hier in den Rezensionsthread von "Die Tote im Whisky-Fass" , oder? Ich finde, so wirkt es extrem unübersichtlich und allenfalls interessierte Leser werden höchstens irritiert. :-k

  • Ein Cozy-Krimi, der im herrlichen Irland spielt und von einer Frau handelt, die auf der Suche nach ihren familiären Wurzeln in einen Mord in einer Whiskey-Brennerei verwickelt wird. Ein spannendes und interessantes Thema hervorragend umgesetzt.


    Inhalt:
    Loreena Fallon besucht nach dem Tod ihres Vaters John Irland, um mehr über ihn und seine Verwandschaft herauszufinden. Die Suche in Badger's Burrow gestaltet sich schwierig, da niemand sich an ihn zu erinnern scheint. Als dann auch noch bei einer Veranstaltung der hiesigen Whiskey-Brennerei der Chef eines konkurrierenden Betriebes tot in einem Fass entdeckt wird, wird es richtig mysteriös. Denn bei ihm findet man die Visitenkarte ihres Vaters. Welchen Zusammenhang zwischen dem Mord und ihrem Whiskey-Laden in Deutschland könnte es geben. Sie beginnt mit der Unterstützung neuer Freunde nachzuforschen und stößt auf Geheimnisse, die man in dem kleinen Örtchen nicht vermutet hätte.


    Setting und Stil:
    Ivy Paul gelingt es hervorragend, Irland und seine Bewohner so zum Leben zu erwecken, dass man sich als Leser sofort heimisch fühlt. Dabei dürfen typischer Gerichte, die Abende im Pub und natürlich die Verkostung unterschiedlichster Whiskey-Varianten nicht fehlen. Man merkt, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Besonders hervorzuheben ist alles, was sich um Uisge Beatha, das Wasser des Lebens dreht. Man lernt viel über die Produktion, die verschiedenen Geschmacksrichtungen und den Genuss, für den ein guter Whiskey steht. So wie Ivy Paul die Idee zum Buch bei einem Glas Tullamore Dew gekommen ist, habe ich mir beim Lesen auch das eine oder andere Schlückchen Whiskey gegönnt, eine Mischung, die durchaus zu empfehlen ist.
    Der Krimi wird aus Loreenas Sicht erzählt, der wir als Beobachter über die Schulter schauen. Passend zum Genre wird sich genug Zeit genommen um Stimmungen einzufangen und Momente zu präsentieren, die weit mehr als nur die Krimihandlung enthalten.


    Charaktere:
    Loreena hatte es sich bestimmt leichter vorgestellt, mehr über die Vergangenheit ihres Vaters zu erfahren. Aber genau wie er darüber geschwiegen hat, scheint auch in Irland niemand etwas mit dem Namen Fallon anfangen zu können. Zum Glück hat sie als Whiskey-Händlerin auch so genug Gründe, Land und Leute kennen zu lernen. Dadurch wird sich die Vergangenheit sicher fast von alleine klären. Eine Frau, mit der man gerne Irland kennen lernt und in das Leben rund um den Whiskey eintaucht.
    Ihr zur Seite stehen Mae, bei der sie zur Untermiete wohnt und deren Sohn Brandon, der Polizist des Ortes. Die erstere ein absolutes Unikat und der zweite ein durchaus fähiger Ermittler, der Loreena unterstützt.
    Die beiden sind zwei typische Beispiele für die stimmungsvolle und gelungene Mischung interessanter Charaktere, die von älteren Dorfeinwohnern über Brennereimitarbeitern und Pastor bis zum Pubbesitzer führt.
    Wo es einen Mord gibt, darf der Täter nicht weit sein und tatsächlich ist es jemand, auf den ich kaum gekommen wäre.


    Geschichte:
    Eine Mischung aus Ahnenforschung, der Liebe zum Whiskey und zu Irland sowie interessanten Charaktere erwartet den Leser. Ein runde Sache, die mich gefesselt und berührt hat. Alle Aspekte stimmen und funktionieren, es gibt einiges Neues über Whiskey und seine Herstellung zu erfahren und man verbringt die Zeit mit einem Hauptcharakter, dem man gerne wieder über den Weg laufen will.
    Die Spannung kommt auch nicht zu kurz und so fällt es schwer, das Buch zur Seite zu legen.


    Fazit:
    Mir hat der Ausflug nach Irland sehr gut gefallen. Auf allen Bereichen konnte mich die Geschichte überzeugen und ich hoffe doch, dass Loreena noch einmal nach Irland zurückkehren wird. Die Autorin hat mit Irland und Whiskey genau die richtigen Themen gewählt, um mein Interesse zu erwecken und so kann ich auch jedem Fan des Landes und/oder des Getränkes dazu raten, sich ebenfalls von der Handlung faszinieren zu lassen. Ein Cozy-Krimi, der mir sehr viel Spaß bereitet hat.