Florian Scheibe - Kollisionen

  • Kurzbeschreibung:
    An einem Sommertag fährt die Architektin Carina mit dem Fahrrad die sechzehnjährige Punkerin Mona an. Für beide verläuft der Unfall glimpflich, und doch verknüpfen sich ihre Lebenswege auf dramatische Weise. Denn Mona ist schwanger – und Carinas Kinderwunsch seit Langem unerfüllt. Ein Roman über die Kollisionen unterschiedlicher Lebensentwürfe.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:
    Florian Scheibe, geboren 1971 in München, hat Kulturwissenschaft, Geschichte und Filmregie studiert. Er lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er als freier Autor arbeitet.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    Erschienen bei Klett-Cotta im August 2016.
    377 Seiten in 5 Teilen und 33 Kapiteln + Danksagung
    Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der drei Hauptfiguren in der dritten Person.


    Meine Meinung:
    Um es vorweg zu schicken: ich hab lange kein Buch mehr gelesen, mit dem ich so wenig anfangen kann. Der Klappentext hörte sich interessant an und deshalb hab ich auch zugegriffen, als mir der Verlag das Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar angeboten hat. Das war übrigens der Grund, warum ich es zu Ende gelesen habe.
    Ich hatte erwartet, dass sich die Wege der beiden Frauen schicksalhaft verbinden, aber bis kurz vor Schluss besteht die Verknüpfung der Lebenswege in mehr oder weniger zufälligen Begegnungen. Das fand ich irgendwie schade. Die Lösung aller Probleme, die sich dem Leser förmlich aufdrängt, kann der Autor auch vermeiden – auf eine zur ganzen Handlung passende Art.


    Was aber viel schlimmer war: die Charaktere sind völlig überzogen. Die einzige, die sich in diesem Buch vernünftig verhält, ist die drogenabhängige schwangere 16jährige Mona. Alle anderen reagieren bei der kleinsten Störung unlogisch, unrealistisch und ziemlich durchgeknallt. Ich kann ja nachvollziehen, dass man als seit einiger Zeit vegetarisch lebender Mensch mal Heißhunger auf Fleisch verspürt und sich dann gierig ein halbes Grillhähnchen einwirft. Aber dass man anfängt, die Asche seines toten Hundes aus der Urne zu löffeln, weil sie so schön salzig schmeckt… also das war mir dann echt zu krass. Es mag ja sein, dass das des Autors ganz spezielle Art von Humor ist, aber den kann ich dann einfach nicht nachvollziehen.


    Carina schafft es auf den ersten paar Seiten sofort die Rolle der unsympathischsten Figur zu besetzen, die sie auch souverän bis zum Schluss behauptet. Sie reagiert in jeder Szene über und ich kann fast keine ihrer Handlungen nachvollziehen (bis auf eine Ohrfeige am Ende des ersten Kapitels). Ihr Mann Tom versinkt im Lauf der Handlung immer mehr im Selbstmitleid und Zynismus und liefert auch keine Lösungsansätze. Und seine Kolumnen (er ist Redakteur einer Zeitschrift) sind auch nicht der Knaller. Aber wer schon immer mal eine über Spermien lesen wollte… et voilà. Die einzige Figur, der ich in diesem Buch gern gefolgt bin, ist Mona. Sie ist wie schon erwähnt heroinabhängig, lebt auf der Straße und kann nicht fassen, dass sie schwanger ist. Aber im Gegensatz zu dem verpeilten Pärchen schafft sie es, mit der Situation klar zu kommen und einen sinnvollen Weg für sich zu finden. Es tut mir leid, dass die anderen Figuren ihr nicht annähernd das Wasser reichen können, denn sie hätte verdient, nicht allein auf weiter Flur für lesenswerte Szenen sorgen zu müssen.


    Um das nicht vorhandene Lesevergnügen noch weiter in den Keller zu ziehen, erzählt der Autor in einem kurzen knackigen Stil ohne viel überflüssige Handlung, so dass sich kaum Atmosphäre aufbauen kann. Einziger Pluspunkt: man kann das ganze ziemlich schnell weglesen – ich hab’s an einem freien Tag geschafft.
    Ich habe im Nachhinein die Rezensionen auf amazon gelesen und musste feststellen, dass mir da wohl scheinbar der intellektuelle Zugang zum Buch fehlt. Vielleicht muss man zumindest Hobby-Psychologe sein, um die Handlungsweisen bemerkenswert zu finden. Ich kann die Begeisterung nicht teilen. Aber zum Glück sind Bücher ja Geschmacksache. Und es freut mich immer, wenn auch Bücher, die mir nicht gefallen ihre Anhänger finden. Von mir gibt es Mona zuliebe :bewertung1von5::bewertung1von5: , aber ich wünsche dem Buch dennoch alles Gute und ein paar gewogenere Leser als mich.


    Fazit:
    Anleitung zum Scheitern in allen Lebenslagen gefällig? Dafür gibt dieses Buch wertvolle Hinweise. Aber ohne Garantie auf Realisierbarkeit.

    Gelesen in 2025 : 8- Gehört in 2025: 5 - SUB: 667


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

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