Mark Krüger - Nila

  • Nila ~ Mark Krüger


    Dieses Buch wurde mir empfohlen. Es ist nichts, was ich normalerweise lese.
    Aber ich kann mit Fug und Recht behaupten, NILA ist ein Buch, das man in diesen Zeiten gelesen haben MUSS.
    Es hat mich sprachlos gemacht und mir das Herz zerrissen, also verzeiht, wenn das hier vielleicht ein bisschen länger wird.


    Einstiegszitat:
    "Der Alltag wird begleitet durch den Krieg. Man fragt die Menschen nicht, ob sie diesen Krieg wollen. Man fragt keine Kinder, ob sie auf Minenfeldern spielen wollen. Man erzählt ihnen aber auch nicht, dass es diese Minenfelder gibt. Es ist einfach so, man hat es hinzunehmen. [...]"
    (Nila, Prolog, Seite 9)


    Tredition Verlag
    384 Seiten


    Klappentext:
    Als Eric Jones für die US Army nach Afghanistan in den Krieg zieht, hat er nur ein Ziel:
    Er will sein Land für die furchtbaren Terroranschläge am 11. September 2001 rächen und als Held nach Hause zurückkehren. Doch die Realität sieht anders aus.
    Bei einer Routine-Patrouille wird sein Konvoi angegriffen. Als einziger Überlebender des Anschlags schleppt er sich schwer verletzt und vor den Taliban auf der Flucht durch die Wüste. Einzig das afghanische Mädchen Nila hilft ihm und versteckt Eric für mehrere Wochen in einem unterirdischen Keller.
    Was er nicht weiß: Seine Regierung hält ihn für tot. Eric muss einen Weg durch das Gebiet der Taliban finden, um zurück zu seiner Truppe zu gelangen. Doch will er das überhaupt? Denn Nila hat sein Leben komplett verändert und Eric beginnt an seiner bisherigen Philosophie des Lebens zu zweifeln.
    Er muss sich entscheiden, denn für immer kann er nicht bei ihr bleiben. Doch in ein Land zurückzukehren, welches immer öfter Patriotismus mit Fanatismus verwechselt, möchte er auch nicht.
    Es gibt nur eine Möglichkeit: Er muss Nila mitnehmen.
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    Ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll.
    Nila hat eine unglaubliche Schwere in meinem Herzen hinterlassen und wer meine Rezensionen kennt, der weiß, wie problematisch das normalerweise ist.
    Ich bin kein... nennen wir es mal "Achterbahn-Gefühls-Mensch".
    Es ist relativ schwierig die richtigen Worte zu finden, um mich direkt ins Herz zu treffen. Vielleicht liegt es auch am Thema, ich weiß es nicht.
    Was ich jedoch weiß, ist, dass Mr. Krüger es geschafft hat.


    Nila ist eine wahnsinnig berührende Geschichte und besagte Frau hinter dem Titelnamen ist eine umwerfend gutherzige, starke, tolerante Muslimin.
    Was? Sowas geht doch gar nicht! - denken sich bestimmt jetzt einige.
    Doch euch gegenüber muss ich leider den Kopf schütteln und sagen: Doch. Und es ist ganz einfach. Es nennt sich Weltoffenheit. Und Liebe.


    "Die Liebe unterscheidet nicht ob jemand Moslem, Christ, Hindu, blau, grün, gelb, rot oder sonst etwas ist. Die Liebe ist einfach da, ohne zu fragen. Sie ist die Hoffnung der Welt, wenn dem Hass der Atem fehlt."
    (Nila, Seite 231)


    Selbst jetzt, wo ich diese Zeilen tippe und meine Gedanken für euch in Worte fasse, muss ich noch schlucken... seufzen... aufgrund dieser unfassbar traurigen Geschichte, die so nah an der Realität ist, wie nur möglich.


    Der Autor verarbeitet mit Nila ein sehr sensibles Thema. Er spricht über anerzogenen Hass, falschen Patriotismus, blinde Wut und einfaches Reagieren ohne zu hinterfragen.
    Sein Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, was ich aufgrund dieser schweren Kost gar nicht erwartet hätte. Die Ausführungen zu Land, Leuten, Essen und Traditionen zeugen von intensiver Recherchearbeit und laden - man glaubt es kaum, trotz der vorherrschenden Umstände - so manches mal zum Eintauchen ein.
    (Teilweise lief mir bei den anfänglichen Essensbeschreibungen schon das Wasser im Mund zusammen.)


    "Ich weiß nur, dass es Handlungen von Einzelnen sind, die dazu führen, dass sich Millionen von Menschen mit Hass und Wut begegnen."
    (Nila, Seite 143)


    Leider bin ich schon an der Stelle angelangt, an der es zu viel wäre, wenn ich jetzt noch mehr schreibe. Denn dieses Thema ist unendlich und wird uns traurigerweise auch noch die nächsten 100 Jahre begegnen.
    Natürlich muss hier noch viel mehr gesagt und vor allem getan werden, aber vorab muss mein Fazit zum Buch reichen.


    Fazit:


    Nila ist ein gesellschaftskritischer Liebesroman. Politisch, sowie militärische Themen sind vertreten, allerdings gut verpackt und auch für Nicht-Wissende verständlich erklärt.
    Nila berührt, ergreift, lässt einen nachdenken. Über sich selbst, seine Toleranzeinstellung. Über die Welt und alles drum herum.
    Warum ist es so schwer, sich einfach der Liebe hinzugeben? Unabhängig von Rasse, Religion oder Geschlecht?
    Warum muss der Mensch immer Gründe finden? Gründe für alles, Erklärungen für jeden, Meinungen und Verbote, die den Graben erweitern und die Kluft unüberwindbar machen?


    Zitat "Epilog" von Mark Krüger:
    "Die Stimme des Herzens wird überhört, dabei spricht das Herz überall auf der Welt dieselbe Sprache. Die Sprache der Liebe. Kein Mensch wird als Mörder geboren. [...] Wir sollten mehr tolerieren und akzeptieren.
    Vieles wäre einfacher, wenn man Respekt und Toleranz über Hass und den endlosen Drang nach Macht stellen würde. Vieles wäre einfacher, wenn man lieben lassen würde. [...]"


    Ich vergebe 5/5 :bewertung1von5: Sterne.
    Dieses Buch MUSS man lesen. :love: