Sylvia Klinzmann - Im Schatten des roten Stieres

  • 1497 Rom. Die 15-jährige Alessia Bertorelli de Salvatierra und ihre Familie mussten vor der Inquisition aus Spanien fliehen und haben sich ein neues Zuhause in Rom aufgebaut. Sie genießen ein Leben als angesehene Bürger, denn Alessias Vater Alvaro ist ein bekannter Anwalt. Alessia hat sich in den Maler Giacomo verliebt, dem sie Modell sitzt. Die beiden fühlen sich stark zueinander hingezogen und planen ein zu heiraten. Doch dann erhält Alvaro mit einem Brief aus Spanien von seiner verstorbenen Mutter Informationen, die das beschauliche Leben der Familie stark ins Wanken bringen. Alvaro ist der uneheliche Sohn von Papst Alexander VI. und somit ein Spross der Borgia-Familie. Eine Verbindung zwischen Giacomo und Alessia scheint somit unmöglich. Auch die neue Verwandtschaft ist so gar nicht begeistert von den neuen Voraussetzungen. Schon bald findet sich Alessia im Vatikan wieder, und die junge Frau steht bösen Intrigen und Ränken gegenüber, die sie bald in höchste Gefahr bringen. Wem kann sie vertrauen? Wird es doch noch eine Zukunft mit Giacomo geben?


    Sylvia Klinzmann hat mit ihrem Roman „Im Schatten des roten Stieres“ ein opulentes und spannendes historisches Sittengemälde der Borgia im 15. Jahrhundert vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und nimmt den Leser mit auf eine Reise ins mittelalterliche Italien, wo er Zeuge von heimlicher Liebe, Ränkeschmiede, Machtgier, Eifersucht, heimtückischem Mord und Racheplänen wird. Die Methoden der Intriganten der damaligen Zeit waren nicht gerade zimperlich und wurden sehr bildhaft dargestellt, so dass der Leser eine gute Vorstellung bekommt. Die Autorin hat sehr viel Wert auf eine akribische historische Recherche gelegt, die ihr ausgezeichnet gelungen ist. Die politischen und religiösen Ansichten der vergangenen Zeit werden ebenso mit der Handlung verwebt, wie die damaligen Lebensumstände und die getragenen Gewänder. Auch die örtlichen Gegebenheiten sind so detailliert, dass der Leser eine gute Vorstellung bekommt, wie es dort damals ausgesehen haben muss. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss.


    Die Charaktere sind sehr vielschichtig und detailliert gezeichnet, einige geben erst nach und nach ihr wahres Gesicht preis, was einen sehr authentischen und lebensechten Eindruck hinterlässt. Alessia ist eine sehr junge sympathische Frau, die wohlbehütet aufwuchs und noch etwas naiv wirkt. Sie erlebt gerade ihre erste große Liebe, doch von einem Tag auf den anderen ändert sich ihr ganzes Leben nur aufgrund ihrer Familienverhältnisse. Durch ihre Jugend ist sie noch nicht in der Lage, den Unterschied zwischen Freund und Feind zu erkennen und begibt sich dadurch leicht in die Hände derer, die ihr Böses wollen. Giacomo ist ein junger sympathischer Mann, der als Maler noch in den Anfängen seiner Karriere steckt. Er ist Alessia in Liebe verbunden und sieht sich nun der Tatsache gegenüber, dass er seine Liebe durch Standesdünkel und Intrigen verlieren wird. Er lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein. Piero ist ein gutmütiger Kerl mit einem Geheimnis, dass möglichst immer eines bleiben möge. Cesare ist der erstgeborene Borgia-Sohn und ein cleverer, aber ebenso grausamer Mensch, der seine Mitmenschen manipuliert und sich selbst die Hände nicht schmutzig macht. Catalina de Mendoza ist eine missgünstige Frau, die ihrem Umfeld ein ganz anderes falsches Gesicht zeigt, während sie sich insgeheim mit Cesare verbündet und eigene Rachepläne verfolgt. Auch die anderen Protagonisten untermauern mit ihren eigenen kleinen Episoden und Geschichten dieses farbenfrohe gezeichnete Sittengemälde der Renaissance im alten Italien.


    „Im Schatten des roten Stiers“ ist ein sehr spannender und farbenfroher historischer Roman über eine der schillerndsten italienischen Familien im mittelalterlichen Italien. Aufgrund der sehr guten Recherchearbeit der Autorin bekommt man hier eine Geschichtsstunde par excellence, der es keineswegs an Spannung fehlt. Absolute Leseempfehlung für diese Reise zu den Borgias!


    Spannende und verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::applause:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Liebe, skrupellose Machtgier und Angst – Willkommen in der Familie Borgia!


    „Tja, liebe Alessia, die Frauen unserer Familie sind nur Spielfiguren im politischen Machtkampf des Papstes und Cesares.“ (Lucrezia Borgia)


    Erst nach dem Ableben seiner spanischen Mutter erfährt der bekannte römische Advokat Alvaro de Salvatierra, dass er einem außerehelichen Liebesverhältnis mit Rodrigo Borgia, dem Papst Alexander VI, entstand. Während die anderen Kinder des Papstes - Juan, Herzog von Gandia, Jofré, Prinz von Squillace und Lucrezia, Herzogin von Pesaro, die Existenz eines weiteren Bruders mit stoischer Gelassenheit aufnehmen, reagiert sein Erstgeborener Cesare, Herzog von Valentinois und Erzbischof von Valencia, mit Ablehnung und Hass. Cesare personifiziert die Einstellung, das Denken und Handeln dieser skrupellosen Renaissancefamilie. Die Borgias zeigen in ihrem politischen Streben nach Einfluss, in ihren Intrigen und ihrer unerschöpflichen Machtgier keinerlei Skrupel, was auch die fünfzehnjährige Tochter Alvaros bald schmerzlich erfahren muss. Alessia Bertorelli de Salvatierra ist Alvaros einziges Kind, sie besitzt eine liebenswürdige bescheidene Art, ein einnehmendes Äußeres und ihr wurde eine gute Ausbildung zuteil. Alessia hält an ihrer ersten großen Liebe fest - dem gutaussehenden, aber völlig mittellosen Maler Giacomo di Luna. Sie ahnt nichts von den ehrgeizigen Plänen der Borgias, welche ihre weiblichen Familienmitglieder geschickt als Schachfiguren im Spiel um Macht und politischen Einfluss einsetzen. Alessias erhofft sich Unterstützung durch ihre liebevolle Mutter Lea, doch ein dunkles Geheimnis aus deren Vergangenheit scheint diese einzuholen. Als plötzlich ein von Hass- und Rachegedanken zerfressener Feind aus längst vergangenen Zeiten auftaucht, befindet sich die ehemals glückliche kleine Familie de Salvatierra mitten im Zentrum eines Orkans, der sie vollständig zu zerstören droht.


    Da ich das Wappenzeichen der päpstlichen Familie – den grasenden roten Stier auf goldenem Hintergrund – zuvor nicht kannte, erfuhr ich erst im Klappentext sowie in der Leseprobe, dass dieser historische Roman aus der Feder von Sylvia Klinzmann sich mit einer der mächtigsten Adelsfamilien Italiens befasst. Angesiedelt im Vatikan Ende des fünfzehnten Jahrhunderts durfte ich in die schillernde Welt der Borgias eintauchen und sowohl Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI, als auch seine Kinder kennenlernen. Das Leben im Einflussbereich des Vatikans ist zwar geprägt von unermesslichem Reichtum und Luxus, es dominieren jedoch Sittenverfall, Verderbtheit und Lasterhaftigkeit. Auch das schamlose Verhalten des Heiligen Vaters sorgt für Unmut, ein fanatischer Dominikanermönch aus Ferrara hält in seinen Predigten flammende Reden und plädiert gemeinsam mit seiner wachsenden Anhängerschaft für eine Reform der katholischen Kirche.


    In äußerst einnehmendem Schreibstil, mit akribisch recherchierten historischen Fakten, einer bildhaften Beschreibung von Örtlichkeiten und Situationen sowie hervorragend charakterisierten handelnden Figuren brachte die Autorin mich dazu, wie gebannt zwischen den Buchseiten zu verweilen - es fiel mir ehrlich gesagt schwer, mich zwischendurch davon zu lösen. Durch das große Geheimnis der Familie de Salvatierra und den gefährlichen Intrigen der Borgias wird ein nicht unerheblicher Spannungsfaktor ins Geschehen eingebracht. Das zutiefst verabscheuungswürdige Verhalten der Borgias sowie Alessias unglückliche Liebe zu ihrem Giacomo bringt starke Emotionen in die Handlung. Durch das ausgezeichnete Personenregister auf den ersten Seiten des Buches fand ich mich rasch unter den zahlreichen Familienmitgliedern zurecht, eine hilfreiche Begriffserklärung italienischer Ausdrücke und Redewendungen findet sich im Anhang des Buches.


    Fazit: „Im Schatten des roten Stieres“ präsentierte sich mir als eindrucksvoller, fesselnder und vollständig überzeugender historischer Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte, ein Buch, das ich von der ersten, bis zur allerletzten Seite in atemloser Spannung regelrecht inhalierte. Sylvie Klinzmann besitzt die Gabe, ihre Leser zu fesseln, mit auf eine Reise in längst vergangene Zeiten zu nehmen und sie die Geschicke dieser italienischen Adelsfamilie Borgia hautnah miterleben zu lassen.


    Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

  • Liebesgeschichte im Schatten Roms


    Alessia Bertorelli de Salvatierra lebt in Rom des Jahres 1497, sie ist die Tochter von Alvaro, einem bekannten Anwalt der Stadt. Alessia ist mal gerade 15 Jahre alt und hat große Träume für ihre Zukunft. Sie verliebt sich in den mittellosen Maler Giacomo. Ihr Leben könnte so einfach sein, doch dann erreicht die Familie ein Brief und die Vergangenheit des Vaters holt sie alle ein. Es stellt sich heraus, dass er ein unehelicher Sohn des Papstes Alexander VI. ist. Jenes Papstes, der wohl unter seinem bürgerlichen Namen Rodrigo Borgia besser bekannt sein dürfte. Für die 15-Jährige beginnt ein Leben in unmittelbarer Nähe dieser Familie, die für ihre Intrigen und Machtkämpfe bekannt sind. Alessia muss für ihre Liebe, ihre Freiheit und ihr Leben den Kampf aufnehmen.


    Als ich dieses Buch gesehen habe, stand schnell für mich fest, ich muss es unbedingt lesen. Der Inhalt klang gut. Ein Spiel um Macht und Intrigen ist doch immer wieder spannend zu lesen. Die ersten Seiten waren dann auch schnell gelesen und der Erzählstil hat mir gut gefallen. Leider habe ich erst spät festgestellt, dass es sich hier um einen zweiten Teil handelt. Einige Rückblenden sorgen zwar für den nötigen Überblick über die Geschehnisse aus der Vergangenheit von Alvaro und seiner Frau, und doch hatte ich immer wieder das Gefühl, mir würden einige Informationen fehlen. Ich rate daher dazu, zunächst den Vorgängerroman „Die Stickerin von Sevilla“ zu lesen. Für mich war es nun leider zu spät, da ich nun ja das Ende der Stickerin kannte. Aufgrund dessen habe ich nach dieser Erkenntnis nicht so wirklich in die Handlung des Buches hineingefunden, obwohl die Intrige rund um Alessia wunderbar aufgebaut worden ist. Ihr Leben im Kreis der Borgias beschreibt Sylvia Klinzmann anschaulich und auch glaubwürdig.


    Die Autorin hat es geschickt verstanden, das Leben ihrer Protagonisten in Szene zusetzen und gleichzeitig das historische Zeitgeschehen mit einzuflechten. Das Leben dieser Epoche wird durchaus lebendig, das Handeln der Charaktere ist nachvollziehbar und die Liebesgeschichte rund um Alessia ist anschaulich zu lesen. Doch mich konnte es einfach nicht richtig fesseln und in seinen Bann ziehen.


    Zu Beginn klärt ein umfangreiches Personenregister darüber auf, welche Protagonisten historisch belegt sind und welche der Fantasie der Autorin entstammen. Am Ende gibt es ein Glossar der fremden Begriffe. Ein klärendes Nachwort ist hier allerdings nicht vorhanden. Dafür passt das Cover perfekt zur Geschichte. Das Wappentier der Familie Borgia auf dem roten Cover macht sich einfach gut und hat mir gut gefallen.


    Fazit:

    Auch wenn mich „Im Schatten des roten Stieres“ jetzt nicht so in den Bann gezogen hat wie erwartet, ist das Buch doch eine schöne Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund, die gut unterhält.


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