Claus Vaske - Gustaf, alter Schwede!

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Nette Lektüre für zwischendurch, mit einer Prise Sarkasmus, aber muss man nicht gelesen haben.
  • Wo ist bloß der Haken? Das fragt sich Familie Baumann noch, als der Möbelwagen vor ihrer jüngst zum Schnäppchenpreis erstandenen Traumvilla im rheinischen Rotthoven vorfährt. Zu Recht: Hätte sie gewusst, dass ihr fortan Gustaf, der 411 Jahre alte Schwede, Hausgeist, Trunkenbold und Schwerenöter, das Leben zur Hölle macht, hätte sie ihre großen und kleinen Krisen sicher anders zu lösen versucht. Aber wenn Gustaf nicht
    gewesen wäre, hätten sie vielleicht beinahe ihr Glück verpasst …



    Das
    Cover ist ein echter Hingucker. Der "alte Schwede" zeigt gleich seine Vorlieben: das Glas Wein und die Fernbedienung. Er wirkt wie ein gutgelaunter Musketier, und das durchscheinende Gesicht macht deutlich,
    dass es sich um ein Gespenst handeln soll, das der Katze auf dem Sofa nicht ganz geheuer ist. Insoweit ist das Cover gelungen. Allerdings: in dem Buch ist an keiner Stelle eine Katze aufgetaucht. Nur ein
    aufgeregter Hund, der seine Pfötchen nicht über die Schwelle des Hausesgesetzt hat.



    Leider hat Gustaf nicht nur positive Seiten, wie Familie Baumann feststellt. Der alte Schwede plündert nicht nur ungeniert die Vorräte im Kühlschrank, leert Bier- und Weinflaschen, sondern zappt nachts durch alle Kanäle, kennt sich gut mit sozialen Medien aus, tätigt viele Einkäufe im Internet und mischt sich ungefragt in das Familien- und insbesondere das Liebesleben seiner Mitbewohner ein. Das Geschehen wird aus der Sicht von Mutter Saskia erzählt. Alle Charaktere werden sehr glaubwürdig beschrieben, und man kann ihre Handlungen gut nachvollziehen.



    Der Schreibstil von Claus Vaske ist locker und humorvoll, so dass sich das Buch angenehm lesen lässt. Durch die vielen witzigen Szenen ist eine sehr angenehme Lektüre für zwischendurch, wobei in den letzten Kapiteln durchaus leise, ruhige Töne angeschlagen werden. Das Buch regt also nicht nur die Lachmuskeln an, sondern fordert auch zum Nachdenken über das eigene Leben auf.

  • Meine Meinung:
    Geschrieben aus Sicht von Mama Saskia, berichtet sie, wie die Familie ihr neues Haus gesucht, gefunden und schlussendlich darin eingezogen ist. Weiter erzählt wird von ihrem Familienalltag: von der pubertierenden 14jährigen Kim, die gerade ihren ersten Freund hat, was Vater Achim an den Rand der Verzweiflung bringt und vom 10jährigen Lukas, dessen Lehrerin Saskia zu sich zitiert. Als hätte sie nicht schon genug los mit ihrem Job als Krankenhauspsychologin, dem attraktiven Dr. Sittler und der Tatsache, dass sie zum Haus gratis und franko einen Hausgeist namens Gustaf mit dazu bekommen haben! Auf ihn aufmerksam werden sie erst mit der Zeit, als unerklärlicherweise Saskias Käse aus dem Kühlschrank und Achims Bier aus dem Keller verschwinden und jenste nicht bestellte Amazonpakete bei ihnen ankommen. Eines Abends stellt sich Gustaf ihnen vor - ab da geht so einiges schief. Sie müssen Gustaf schnellstens los werden, bloss wie?


    Die Geschichte ist witzig aufgemacht, der Leser lernt ganz nebenbei einige schwedische Vokabeln, doch hauptsächlich geht es um "Knulla", das schwedische Wort für Sie-wissen-schon. Worauf auch Gustaf anspringt, und öfters auf diese und andere Schwachstellen des Familienlebens hinweist.


    Wo ist bloss der Haken? Das fragten sich nicht nur die Baumanns beim Hauskauf, sondern auch ich mich während dem Lesen. Überzeugt hat mich die Geschichte nämlich nicht. Mir fehlte das gewisse Etwas, vielleicht auch ein wenig mehr Tiefgründigkeit. Obwohl viele Alltagsprobleme angesprochen werden, wird auf die nicht wirklich eingegangen, sondern mit einem ironisch-humorvollen Stempel versehen. Dies zieht sich konsequent durch bis zur letzten Seite. Zwar lustig zu lesen, aber nur lustig ist mir zu wenig.
    Während dem Lesen dachte ich, dass die beiden Erzählstränge am Ende zusammengeführt werden. Beide wurden zwar "aufgelöst", aber sie blieben sauber getrennt, für mich unbefriedigend, ich habe mehr erwartet.


    Das Cover hingegen gefällt mir sehr gut, leider hat es der Inhalt nicht geschafft mich zu überzeugen.


    Nach dem Schluss folgte ein Epilog, der fast das Aufregendste an "Gustaf alter Schwede" war - denn man könnte nun darüber diskutieren, ob es sich dabei um ein witziges Finale oder einen womöglichen Cliffhanger handelt, mit dem sich der Autor ein Hintertürchen für einen möglichen zweiten Band offen lässt.


    Fazit:
    Humorvoll, aber ohne Tiefgang wird der Alltag einer Familie erzählt, die in Form von einem Geist erweitert wird. Ein Roman, den ich so schnell vergessen werde, wie ich ihn gelesen habe.
    2 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5: