Asta Scheib - Sturm in den Himmel: Die Liebe des jungen Luther

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Schon mit fünf Jahren besuchte Martin Luther die Schule in Mansfeld. Mit vierzehn wechselte er nach Magdeburg, später nach Eisenach. Orte, die dem Jugendlichen ein Tor zur Welt öffneten. Damals ahnte er noch nicht, dass er einmal die katholische Kirche reformieren würde, und bis heute weiß man wenig über den jungen Luther. Asta Scheib begibt sich in ihrer Romanbiographie auf eine Spurensuche.
    Martin Luther war der Sohn ehrgeiziger Eltern. Als Jurist sollte er die aufsteigende Linie der Luthers bis in die höchste bürgerliche Klasse hinaufführen. Er würde der Ratgeber von Fürsten und Magistraten sein. Also lässt man den erst Fünfjährigen auf die Lateinschule bringen. Dort warten neben dem Lateinischen auch Stock und Rute. Beides kennt Martin bereits von zu Hause. Die einzige Zuflucht in dieser Zeit ist ein Baum, der Martin schützt und tröstet. Er ist ihm Ausweg und Versteck. Und schließlich schenkt der Baum ihm das Mädchen. Sie bringt die Liebe in Martins Leben, und damit unlösbare Konflikte.


    Autorin (Quelle: amazon)
    Asta Scheib arbeitete als Redakteurin bei verschiedenen Zeitschriften, bevor sie in den achtziger Jahren ihren ersten Roman veröffentlichte. Sie gehört heute zu den bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen. Ihr Roman Eine Zierde in ihrem Hause. Die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell wurde zum gefeierten Bestseller. Bei Hoffmann und Campe erschienen zahlreiche Romane, u.a. In den Gärten des Herzens, Die Leidenschaft der Lena Christ, Sonntag in meinem Herzen. Das Leben des Malers Carl Spitzweg und ihr großer Erfolg Das Schönste, was ich sah, eine Romanbiographie über den Maler Giovanni Segantini. Asta Scheibs Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die Autorin lebt in München.


    Allgemeines
    Erschienen am 17.September 2016 bei Hoffmann und Campe als HC mit 384 Seiten
    Gliederung: Vier Hauptteile mit insgesamt 46 Kapiteln – Danksagung – Autoreninfo
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive Martin Luthers
    Handlungsorte und -zeit: Mansfeld, Eisenach, Erfurt, u.a., 1488 bis 1505


    Zum Inhalt
    Im Gegensatz zu zahllosen anderen Romanen um Martin Luther geht es hier nicht um die Reformation, sondern um die Kindheit und Jugend des Reformators. Martin wächst als Sohn des vergleichsweise wohlhabenden Hans Luther, der es im Kupferbergbau zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat und dessen Ehefrau Margarete, geb. Lindemann in Mansfeld auf. Sein Vater legt großen Wert auf Bildung, Martin soll einmal Jurist werden und erhält deshalb eine gründliche Schul- und Studienausbildung, die sich die Eltern einiges kosten lassen. Der Junge ist ein vielversprechender Schüler, dennoch bereitet der Schulbesuch keine ungetrübte Freude, denn die Sitten sind streng und Rohrstock oder Rute ist ständiger Begleiter der Lehrkräfte. Wesentlich schlechter ergeht es ihm aber zuhause. Seine Eltern, insbesondere die durch zahllose Schwangerschaften überforderte Mutter, sind sehr streng und prügeln ihren ältesten (überlebenden) Sohn schon bei geringsten Anlässen, was dessen Beziehung zu den Eltern nachhaltig trübt. Mütterliche Liebe erfährt Martin nur von Berblin, einer Jugendgefährtin von Margarete Luther, die als Haushaltshilfe und Kindermädchen bei den Luthers lebt.
    Als auf Veranlassung Berblins ein Waisenmädchen namens Madlen ins Haus genommen wird und der vierzehnjährige Martin sich in sie verliebt, verschärfen sich die Konflikte in der Familie, da die misslaunige Margarete, von Neid und Eifersucht zerfressen, das hübsche Mädchen aus dem Haus haben möchte. Martin und Madlen möchten heiraten, aber bis das möglich sein wird, liegen noch lange Schul-und Studienjahre vor Martin…


    Beurteilung
    Inhaltlich ist der vorliegende Roman eine willkommene Abwechslung zu andern Werken über den Reformator, da hier dessen Kindheit und Jugend im Mittelpunkt stehen. Schon in diesen Jahren wird der Grundstein für Martins spätere theologische Anschauungen gelegt: Dem aufgeweckten Jungen fallen früh Diskrepanzen zwischen den Lehren der Kirche und dem Lebenswandel ihrer Vertreter (Völlerei, Unzucht, mangelnde Nächstenliebe, Geldgier – durch den Ablasshandel dokumentiert!) auf.
    Dem Missfallen am „Bodenpersonal“ steht Martins Liebe zu Jesus Christus gegenüber, auf den er seine Hoffnung setzt. So ist auch „Gnade und Friede in Christo“ ein häufig von ihm getätigter und durchaus wörtlich gemeinter Spruch.
    Der Erzählstil des Romans ist flüssig, leicht verständlich und warmherzig, beim Leser entsteht ein detailliertes Bild von Martins Persönlichkeit. Die Stationen seines frühen Lebenslaufs (Schule und Studium) sind gut recherchiert und werden korrekt wiedergegeben. Allerdings – und das ist das große Manko dieses Romans – fehlt ein Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion. Hat es Berblin und die Jugendliebe mit Madlen wirklich gegeben oder sind diese Romanfiguren fiktiv? Dazu ist im Internet nichts zu finden, da sich Artikel über Martin Luther immer mit dessen Werdegang ab dem Studium beschäftigen und nur wenig über seine Kindheit/ Jugend aussagen. Ein biographischer Roman über eine solch wichtige Persönlichkeit hätte durch ein Nachwort und Personenverzeichnis ergänzt werden müssen. Außerdem wäre es sinnvoll gewesen, die Kapitel mit Jahresangaben zu überschreiben, es war nicht immer einfach, den chronologischen Verlauf zu überblicken.
    Von diesen Kritikpunkten abgesehen ist der Roman sehr lesenswert und bietet gute Unterhaltung.


    Fazit
    Ein lesenswerter Luther-Roman, der mit seiner Schwerpunktsetzung auf die Kindheit und Jugend des Reformators eine interessante neue Perspektive erschließt!
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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998