Alexandra Fischer - Joli Rouge

  • 17. Jh. Als Kind wächst Jacquotte Delahaye, Tochter eines Franzosen und einer Haitianerin, wohlbehütet auf einer der Westindischen Inseln auf und macht mit ihrem Freund Pierre gemeinsam die Gegend unsicher, lernt von ihm jagen und kämpfen. Jacquotte ist ein wildes Kind mit rotem Haar, voller Tatendrang und Abenteuerlust, so wünscht sie sich sehnlichst, irgendwann einmal Mitglied einer Bruderschaft zu sein und die Welt per Schiff zu erobern. Doch zu jener Zeit war Frauen diese Welt verschlossen. Aber Jacquotte hat ihren eigenen Kopf, setzt sich über alle Konventionen hinweg und gelangt als Mann verkleidet auf ein Piratenschiff. Die Gefahr, enttarnt zu werden, ist allgegenwärtig. Wird es Jacquotte gelingen, ihre Träume von Freiheit und Selbstbestimmung zu verwirklichen und ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft zu werden?


    Alexandra Fischer hat mit ihrem Buch „Joli Rouge“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt über die Piraterie im 17. Jh. und die Piraten-Legende Jacquotte Delahaye im Besonderen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und lässt den Leser schon mit den ersten Seiten abtauchen in eine exotische und fremde vergangene Welt. Die Spannung wird recht schnell aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer mehr bis zum großen Finale. Die Autorin versteht es wunderbar, den Leser mit Wendungen und eingestreuten Unvorhersehbarkeiten wunderbar zu unterhalten. Der geschichtliche Hintergrund und die ungeordnete politische Lage wurden akribisch recherchiert und mit der Handlung verwoben. Ebenso werden dem Leser die gesellschaftlichen Traditionen, die rauen Sitten der Schiffsleute, die kriegerischen Handlungen sowie die damalige Lebensweise der Menschen übermittelt, so dass man sich ein gutes Rundumbild machen kann und ein wahres Kopfkino in Gang gesetzt wird, dass durch die exotische karibische Kulisse noch untermauert wird.


    Die Charaktere wurden von der Autorin liebevoll und detailliert ausgestaltet und haben alle ihre speziellen Eigenheiten, die sie hervorheben. Dadurch wirken sie sehr authentisch und lebendig. Jacquotte ist eine herausragende Protagonistin, sie ist ungezähmt, widerspenstig, abenteuerlustig, wagemutig und freiheitsliebend. Dabei hat sie das Herz am rechten Fleck. Sie will sich nicht verbiegen müssen und ihre Träume Wirklichkeit werden lassen, auch wenn es sie einiges an Einsatz kosten wird. Sie ist wie ein Vogel, den man nicht einsperren und dem man auch seinen Willen nicht aufzwingen kann, dafür verzichtet sie auf allerlei Annehmlichkeiten und ist sich der Gefahren jede Minute bewusst. Innerhalb der Handlung kann der Leser die Entwicklung vom Kind zur Frau sehr gut beobachten, wobei es auch Phasen gibt, in denen Jacquotte hart und unerbittlich wirkt. Doch dies ist der Lebenserfahrung und den Schwierigkeiten geschuldet, die sie im Laufe der Jahre durchlaufen muss. Pierre ist ein undurchsichtiger Charakter, einst bester Freund von Jacquotte, doch dann verlieren die beiden das freundschaftliche Band zwischen ihnen. Auch die anderen Protagonisten untermauern und bereichern die Handlung mit ihren Episoden und Geschichten.


    „Joli Rouge“ ist ein spannender historischer Roman um die Piratin Jacquotte Delahaye, der sämtliche Emotionen im Leser frei setzt, denn man leidet, jubelt oder fürchtet sich bei der Lektüre dieses großartigen und farbenprächtigen Buches. Ein wunderbares Kopfkino begleitet einen und lässt den Wunsch aufkommen, diese außergewöhnliche Person persönlich kennenzulernen. Absolute Leseempfehlung für eine Wahnsinnsgeschichte und „Chapeau“ für die Autorin, der es gelungen ist, diese zu Papier zu bringen!


    Spannende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Erster Satz
    In Émile keimte der Wunsch auf, sich über Bord der Barke zu stürzen.


    Meine Meinung

    Ich stöber gerne auf der Seite vom Drachenmond Verlag - diese Cover sind einfach alle ein Traum ♥
    Recht schnell fiel mir auch "Joli Rouge" ins Auge und nach einem Blick auf die Buchinfo war klar: 'Das muss ich lesen!' Ich fragte bei Alexandra ein Rezensionsexemplar an und bekam auch tatsächlich eins (danke nochmal!). Sie wies mich darauf hin, dass in Kürze eine Leserunde auf Lovelybooks starten würde, an der ich mit meinem Exemplar teilnahm. Sowohl das Buch, als auch die Leserunde und der Kontakt zu Alexandra war ganz ganz wunderbar!


    Bei diesem Buch handelt es sich um eine Mischung aus historischem Roman und die tolle Phantasie der Autorin. Einige Personen, wie zum Beispiel die Protagonistin, gab es tatsächlich. Aber natürlich war niemand dabei und auch die Recherchen sind meist nicht genug, um eine schöne Geschichte entstehen zu lassen. Ich sage das nur dazu, damit niemand ein faktisches Sachbuch erwartet :wink:


    Jacquotte Delahaye wächst im 17. Jahrhundert auf der Karibikinsel La Española auf. Sie lebt als einzige Frau in der Gesellschaft von männlichen Bukanieren. Diese sind angesiedelte Piraten oder Freibeuter. Einige sesshaft, andere nur immer wieder mal zu Besuch, bevor sie wieder zur See fahren. So lange ihr Vater noch lebte, hatten sie und ihr behinderter Bruder nichts zu befürchten. Allerdings waren sie mehr geduldet als akzeptiert und als der Vater stirbt, wird es langsam aber sicher "gefährlich". Jacquotte muss sich immer öfter behaupten und immer wieder Männer abweisen, die sie heiraten oder zumindst in ihrem Bett sehen wollen. Doch sie will frei sein, sich der Bruderschaft anschließen und ebenfalls zur See fahren. Absolut undenkbar für eine Frau! Diese sollen nämlich lediglich dem Manne dienen.


    Nach dem Tod ihres Vaters und nachdem ihr bester Freund Pierre sie hat sitzen lassen und sich ohne ihr Wissen der Bruderschaft angeschlossen hat, wendet sie eine List an, um doch noch in See stechen zu können. Ihr Ziel: Irgendwann ein eigenes Schiff besitzen und als Frau von den Männern in der Bruderschaft akzeptiert zu werden.


    Ich will gar nicht mehr vom Inhalt verraten. Das wäre wirklich schade, da du sonst viele tolle Überraschungen, Irrungen ud Wirrungen, Wendepunkte und 'Ist nicht wahr'-Momente verpassen würdest.


    Alle Charaktere in diesem Buch sind wahnsinnig gut beschrieben. Zu jedem entsteht ein Bild und es ist möglich zu allen wichtigen Personen einen Draht aufzubauen. Auch wenn man das bei dem ein oder anderen gar nicht wollen würde ^^ Neben Jacquotte ist meine Lieblingsfigur definitv Tête-de-Mort ♥


    Alexandra Fischer hat mit ihrem unglaublich bildhaftem Schreibstil dafür gesorgt, dass beim Lesen regelrechte Videos in meinem Kopf abgelaufen sind. Wer sich drauf einlässt, kann fast die Meeresbrise in seinen Haaren fühlen :wink:
    Abgerundet wird alles mit ein paar Illustrationen, einer Karte und einem Personenregister. Dieses musste ich tatsächlich ein paar Mal nutzen, da mich die vorangig französischen Namen manchmal ins Straucheln brachten.


    Textstellen

    "Ist es nicht seltsam", fragte Tête-de-Mort aus einiger Entfernung, "dass ein solch unscheinbares Wesen andere derartig zu täuschen vermag, dass sie es nahe genug an sich heranlassen, um gebissen zu werden?" Seine Augen flackerten kurz auf, als er an Jacquotte vorüberging.
    "Wer zu neugierig ist, muss damit rechnen, gebissen zu werden", rief sie ihm hinterher und die Männer lachten.
    (Seite 137)


    "Ich mag nicht über die Meere gesegelt sein, aber ich habe mein Leben in den Wäldern zugebracht. Wenn die Hunde ein Schwein stellen, dann ist es gleichgültig, ob es ein Eber oder eine Bache ist, beide kämpfen mit dem gleichen Willen und der gleichen Härte gegen die Hunde an. Einzig der Mensch unterscheidet in diesem Maß über die Geschlechter!"
    (Seite 162)


    "Sie gehen zu lassen, war eine Qual, sie zu vergessen, lediglich ein Versuch und von ihr zu hören, ein stetiges Martyrium. Wenn ich sie wiedersehe , wird es mein Untergang sein, denn es ist mir unmöglich, sie zu zu halten", murmelte er, während er sich von den Stufen abstieß, um wieder auf die Beine zu kommen.
    (Seite 181)


    Fazit
    Die "rote Jacquotte" ist eines der besten Beispiele dafür, was eine Frau alles erreichen kann, wenn sie nur mutig genug ist und an ihrem Traum festhält.
    Dieses Buch erhält von mir eine ganz klare Leseempfehlung und zählt absolut zu meinen Highlights im Jahre 2016!


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