Michael Krüger - Das Irrenhaus

  • Der Klappentext:


    Seltsam, wie wenig man mitnehmen will, wenn man weggeht, auch wenn man vieles vermisst, wenn man ankommt.
    Der Mann ist ein Glückspilz: Unverhofft erbt er ein großes Mietshaus in bester Lage Münchens. Ohne zu zögern hängt er seinen Job als Archivar an den Nagel, bricht alle Zelte ab und zieht in eine freie Wohnung seines Hauses ein. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht sein Vormieter, ein ominöser Schriftsteller, der zwar spurlos verschwunden ist, aber immer noch sonderbare Post erhält.
    Der neue Hausbesitzer beginnt, die Briefe zu lesen, und eine unheilvolle Verwandlung nimmt ihren Lauf: Er kopiert die Schrift seines Vorgängers, trägt dessen Gedichte vor und erkundet, wie sich das fremde Leben anfühlt. Bis eines Tages eine Frau vor der Tür steht, die behauptet, er, der Schriftsteller, habe ihre Werke plagiiert. Da wird unversehens aus dem Einsamen ein Verfolgter. Als die Schlinge sich immer mehr zuzieht, plant er seinen Ausbruch.


    Der erste Satz:


    Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich mich mit Hingabe langweilen.


    Meine Meinung:


    »Ich bin freier Philosoph.«


    »Das Irrenhaus« war mein erstes Buch von Michael Krüger und ich muss gestehen, dass ich vom Autor bisher auch noch nichts gehört habe. Glücklicherweise durfte ich hiermit nun eine Geschichte lesen, die mich einerseits gut unterhalten und andererseits zum Philosophieren gebracht hat.


    Der (namenlose) Protagonist ist eher ein Mensch der einsamen Sorte, verbringt viel Zeit alleine, stellt sich die eine oder andere tiefsinnige Frage über das Leben und beschäftigt sich, zumindest am Anfang noch, ganz bewusst mit dem Thema Langeweile bzw. inwiefern man selbige aushält ...
    In seinem Alleinsein bleibt natürlich viel Raum für Gedanken - tiefsinnige, aber zum Teil auch überflüssige und irre. Wobei man sagen muss, dass der eine oder andere wahnwitzige Gedanke bestimmt durch die Umgebung und die Leute in seinem Umfeld beflügelt wurde.


    ~ Ein Leergelassensein von der Welt, das wollte ich erreichen. ~
    (S. 7)


    Jedenfalls hat man schnell gemerkt, dass das Haus, das der Protagonist geerbt hat, nicht ganz das ist, was er erwartet hat. Es ist aufgefallen, dass die Bewohner - ausnahmslos alle - irgendwie einen an der Waffel haben. Jetzt könnte man vermuten, dass die Geschichte um den Ex-Archivar doch sicher recht amüsant zu lesen war! Das stimmt, war sie auch - zumindest zu großen Teilen. Die Bewohner waren allesamt eigenartige Vögel, der Schriftsteller, in dessen Wohnung der Protagonist nun wohnt, war ein in meinen Augen ganz besonders irres Exemplar. Es verwundert nicht, dass man in so einer Umgebung, und wenn man dann auch noch meint, man müsse das Leben des Vormieters führen, selbst ein wenig dem Wahnsinn verfällt.

    ~ Wir laufen alle in die Irre, dachte ich, aber wenn der einzige Unterschlupf für alle Irrenden mein Haus sein sollte, dann ist es ein Irrenhaus. ~

    (S. 128)


    Geschrieben ist »Das Irrenhaus« auf jeden Fall recht anspruchsvoll, also in einer gehobeneren Sprache und unter anderem auch in langen, verschachtelten Sätzen, mit denen ich manchmal meine Mühe hatte. Gefallen hat mir aber vor allem genau das: der Schreibstil, der wirklich volle Aufmerksamkeit erfordert hat.
    Die Handlung fand ich manches Mal leider etwas zäh, nichtsdestotrotz wurde sie durch zeitweilige witzige Szenen und Gespräche aufgepeppt und zum Ende hin entstand sogar noch richtig Psycho-Spannung, denn da schien es, als würde der Protagonist um sein Leben bangen müssen ...


    Liebhabern der gehobeneren Literatur und die Tiefsinnigkeit, aber auch ein wenig Witz und Spannung zu schätzen wissen, ist dieses Buch auf jeden Fall zu empfehlen.


    (Weitere lesenswerte Buchzitate findet ihr HIER!)


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