Arno Surminski - Der Winter der Tiere

  • 24 Erzählungen


    Original : Deutsch, 2002


    KLAPPENTEXT :
    Erzählt wird vom letzten Friedenstag, von der »Menschlichkeit in Zeiten des Krieges« und den Tieren, die in jenem traurigen Winter auch einen Krieg verloren. Ein Leben gerät für kurze Zeit im wahrsten Sinn des Wortes »aus der Bahn«, ein Brief, im Jahr des Mauerbaus aufgegeben, ist 35 Jahre unterwegs, und am »Fünften Sonntag nach Trinitatis« geht 1943 in Hamburg eine Welt unter. Aber natürlich darf auch geschmunzelt werden - über Glücksritter, Beinahe-Millionäre und ein großes Gelächter im altehrwürdigen Justizpalast.


    BEMERKUNGEN :
    24 Erzählungen also von 4-24 Seiten Länge, unterteilt in drei grössere Kapitel. Im ersten sind die Erzählungen recht zerstreut angesiedelt, bis hin nach Amerika : es geht um Glücksspieler und Beinahe-Gewinner, Erwartetes und Unerwartetes, Überraschendes, Kalkuliertes Und halt Unberechenbares, falschen Vorstellungen und Enttäuschungen. Hier spricht stets ein gewisser Humor hindurch.


    Doch ernster, und gleichzeitiger tiefsinniger und auch menschlicher, wird es dann (meiner Meinung nach) in Teilen 2 und 3 mit ihren Erzählungen : Sie stehen in Verbindung mit den Kriegstagen und den beiden Diktaturen auf deutschem Boden – aber in welcher Menschlichkeit ! Ja, der Krieg und seine Grausamkeiten scheinen klar hindurch; hier wird nichts verherrlicht und schöngeredet. Der Autor weiss – spürbar – aus eigener Erfahrung, was all das bedeutet und mit sich gebracht hat an Elend (siehe Biographie!). Dennoch : nie geht es darum, plakativ oder einseitig Misshandlung anklagend darzustellen, sondern selbst mitten in diesen Grausamkeiten Funken an Menschlichkeit herauszuarbeiten. Was lässt den Menschen leben ? Was treibt ihn an ? Bei Surminski sind Freund und Feind keine ideologischen Kategorien : man ist Mensch. Zum Heulen schön und… menschlich.


    Hier fünf der Erzählungen, die mich mit am meisten ansprachen :


    « Im Moor »
    Ein Mann auf Dienstreise nach Westerland steigt aus dem auf dem Damm anhaltenden Zug, vertritt sich die Beine und… steigt nicht wieder ein. Er erlebt Moor und Natur <ie eine erste Begegnung und Befreiung. Wie lange ?


    « Der Kruschkenbaum »
    Eine Reisegruppe in der ostpreussischen Heimat. Ein Mann lässt an einem Hof anhalten : was bleibt an Erinnerung ? Ein noch immer stehender Kruschken(=Birnen-)baum aus der Kindheit…


    « Liebespaar vor Gedächtniskirche »
    Nach der Wende findet ein Beamter in den Stasiakten einen 1961 nicht mehr zugestellten Liebesbrief eines Friedrichs aus Braunschweig an die Monika in Ostberlin. Er macht Monika ausfindig und bringt ihr den Brief und das beiliegende Photo…


    « Fünfter Sonntag nach Trinitatis »
    Der Organist einer Hamburger Kirche geht in einer Kriegsnacht in seine Kirche und studiert die Choräle ein : es wird die Wahnsinnsnacht der Zerstörung Hamburgs. Und er spielt und spielt…


    « Der Winter der Tiere »
    Wie macht sich ein Ehepaar bei heranrückender Front auf die Flucht, mit oder ohne Tiere ? Welches Elend...


    AUTOR :
    Arno Surminski, geboren am 20. August 1934 in Jäglack bei Drengfurth im Kreis Rastenburg/Ostpreußen als Sohn eines Stellmachers und Chausseekratzers, ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Seine Kindheit verbrachte er in Ostpreußen. Nach Kriegsende 1945 und der Deportation seiner Eltern durch die Sowjets blieb er allein in Ostpreußen zurück. Nach Aufenthalten in Lagern wurde er 1947 nach Deutschland ausgewiesen und von einer Familie aus Ostpreußen, die schon 6 Kinder hatte und in Trittau, Schleswig-Holstein gelandet war, aufgenommen.Nach der Volksschule machte er von 1950 bis 1953 eine Lehre in einem Anwaltsbüro. 1957 bis 1960 lebte er als Holzfäller in Kanada, zog dann aber wieder zurück nach Deutschland. 1962 bis 1972 arbeitete er als Angestellter in der Rechtsabteilung einer Hamburger Versicherungsgesellschaft. Seit 1982 ist er neben der schriftstellerischen Arbeit als freier Wirtschafts- und Versicherungsfachjournalist tätig.


    Bekannt wurde Surminski mit zahlreichen Erzählungen und Romanen, die meist von seiner ostpreußischen Heimat und dem Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge handeln. Er erhielt dafür zahlreiche Literaturpreise. Es geht Surminski dabei nicht um Rache, sondern darum, die Erinnerung an jenes Land seiner glücklichen Kindertage zu erhalten. „Es war mir ein besonderes Anliegen, die beiden Generationen zu versöhnen, sie dahin zu bringen, dass sie sich besser verstehen“, so Surminski zum Ostpreußenblatt (30. Oktober 1999).


    Arno Surminski ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.


    Von 2001 bis 2007 war Surminski Ombudsmann des Verbandes der Privaten Krankenversicherungen. Er lebt in Hamburg und hat drei erwachsene Kinder.
    (Quelle : wikipedia.de und http://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?bericht=305 )



    Taschenbuch: 222 Seiten
    Verlag: Ullstein Taschenbuch (1. November 2004)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 354825974X
    ISBN-13: 978-3548259741