Paolo Giordano - Schwarz und Silber / Il nero e l'argento

  • Selten verliere ich ein Wort über die Buchgestaltung, doch hier ist diese so gelungen, dass ich sie nicht unerwähnt lassen kann ;) Das Cover mit den Federn ist wunderschön, doch aufgrund der Farbgebung passt es auch noch super zu Titel und Inhalt des Buches. Unter dem Schutzumschlag ist das Buch schwarz. Nicht besonders spektakulär, möchte man meinen, doch durch den silbernen Schriftzug des Titels wird auch hier das Thema "Schwarz und Silber" umgesetzt. Das Gesamtbild wird von einem silbernen Lesebändchen abgerundet.


    Senora A. wird aus das Leben der kleinen Familie gerissen, die auf einmal nicht mehr weiß, wie sie zu dritt weiter machen soll. Neben der Trauer, hat die Familie mit den vielen kleinen und großen Veränderungen zu kämpfen. Senora A. war der Anker der Familie, der Ruhepol. Das Buch umfasst nur 176 Seiten, welche auch noch relativ groß bedruckt sind. Es liest sich also sehr schnell. Besonders gut gefallen hat mir der Schreibstil von Paolo Giordano und die Gedanken des Protagonisten zum Thema Krankheit, Zusammenhalt und Liebe.


    "Auf die Dauer braucht jede Liebe jemanden, der sie sieht und anerkennt, sie beglaubigt, sonst läuft sie Gefahr, für ein Missverständnis gehalten zu werden. Ohne ihren Blick, fühlten wir uns gefährdet." (S.27)


    Immer wieder liesen mich einzelne Sätze innehalten und über das Geschriebene nachdenken. Trotzdem blieben die Charaktere des Buches für mich seltsam fremd. Ich konnte ihre Gefühle zwar nachvollziehen, mich jedoch nicht in sie hineinversetzen. Es gibt viele Bücher über Krankheit und Tod und doch sind die Betroffenen meist der Protagonist oder Vater / Mutter, Geschwister, das eigene Kind. Wie sich die Erkrankung einer Person, die einem zwar sehr nahe steht, aber nicht verwandt ist, auf eine das Leben des einzelnen Menschen, sogar seine Ehe auswirken kann, habe ich jedoch noch nicht gelesen.


    Das Buch hat keinen konkreten roten Farben. So beginnt der Leser nicht zu Beginn der Geschichte, immer wieder springt der Autor zwischen der Zeit, in der die Haushälterin bei der Familie arbeitete zu der Zeit während ihrer Krankheit oder nach dem Tod. Mir hätte die Reihenfolge "Davor, Währenddessen, Danach" besser gefallen.


    Fazit: Ein tiefgründiges Buch, das mich zum Nachdenken anregte. Ein Schreibstil, der mich vollends begeisterte. Leider konnte ich keinen Zugang zu den Charakteren finden und haderte ein wenig mit der Reihenfolge der Geschehnisse. Dennoch bleibt das Buch in positiver Erinnerung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Verlagstext

    Nora und ihr Mann leben mit ihrem kleinen Sohn in Turin. Sie ist Architektin, er ist Physiker. Im Alltag werden sie unterstützt von der wunderbaren Babette – sie ist die Frau für alles, sie betreut das Kind, sie kocht, sie schmeißt den Haushalt. Und sie bildet den ruhenden Pol für das junge Paar. Eigentlich heißt sie Anna, aber sie wird Babette genannt, in Hommage an das Hausmädchen Babette in Tania Blixens berühmter Novelle «Babettes Fest». - Babette gehört zur Familie. Doch eines Tages kann sie nicht mehr kommen, sie ist an Krebs erkrankt. - Was passiert, wenn plötzlich jemand fehlt, der immer da war? Ohne Babettes schützenden Blick verliert das Ehepaar seinen Halt, jeder zieht sich in sich selbst zurück, Gefühle, deren man sich sicher war, verschwinden.


    Der Autor

    Paolo Giordano wurde 1982 in Turin geboren, wo er Physik studierte und mit einer Promotion in Theoretischer Physik abschloss. Sein erster Roman «Die Einsamkeit der Primzahlen» war ein internationaler Bestseller. Er wurde in über vierzig Sprachen übersetzt und verfilmt. Giordano erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, darunter den angesehensten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega. Paolo Giordano lebt in Turin.


    Inhalt

    Signora A. kam als Kindermädchen und Perle ins Haus, als Nora wegen einer drohenden Frühgeburt strenge Bettruhe verordnet wurde. Die Signora herrscht bald über Küche und Kühlschrank und wird zur wichtigsten Bezugsperson für den kleinen Emanuele. Doch all das liegt in der Vergangenheit. Babette, wie der Icherzähler die Haushälterin nennt, ist vor kurzer Zeit an ihrer schweren Krebserkrankung gestorben. Erst ihre Krankheit hat dem jungen Paar verdeutlicht, welch entscheidende Rolle Babette für den Zusammenhalt der Familie gespielt hat. Aus einer anfangs hierarchischen Beziehung zwischen Arbeitgebern und Angestellter wird bald eine sehr persönliche Bindung, die Babette eine Familie ersetzt und dem turbulenten Beziehungsalltag des Paares einen ruhenden Pol entgegensetzt. Mit dem Schock der Krebserkrankung und dem Annehmen von Babettes bevorstehendem Tod wird Babette endgültig ein Familienmitglied. Natürlich verläuft eine so enge Beziehung und gegenseitige Abhängigkeit nicht immer konfliktfrei, besonders dann nicht, wenn die Beteiligten zunächst so stark auf sich selbst bezogen sind wie hier. Der männliche Icherzähler reflektiert im Rückblick die Beziehung zu seiner eigenen Kinderfrau, seine Ehe und seine Psychotherapie.


    Fazit

    Giordano schreibt in fein ziselierter Sprache, die an einen Roman aus einem anderen Jahrhundert erinnert.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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