Umberto Eco - Die unendliche Liste / Vertigine della lista

  • Der Autor:
    Umberto Eco, 1932 in Alessandria gebrochen, war ein italienischer Schriftsteller, Philosoph und Medienwissenschaftler, der unter anderem durch seinen 1980 veröffentlichten Roman "Der Name der Rose" berühmt wurde. Weitere bekannte Werke sind unter anderem "Das Foucaultsche Pendel", "Baudolino" und "Die Insel des vorigen Tages".
    Umberto Eco starb am 19. Feb 2016 im Alter von 84 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung.


    Inhalt: (Klappentext)
    "Niemand kennt "alles". Die Welt und die Dinge sind unendlich und darum schlecht zu verstehen. Wenn man jedoch die Welt und die Dinge verstehen will, muss man ihre Unendlichkeit in eine Ordnung bringen, und das geht am besten mit Listen, Verzeichnissen, Katalogen, Registern und Bibliographien. Denn gerne glaubt man, dass man auch versteht, was man gezählt und mit einem Etikett versehen hat."


    Der Band ist thematisch aufgebaut, beginnend mit Aufzählungen aus dem achten Jahrhundert von Christus. Dabei erfährt der Leser, dass Listen, Sammlungen, Register, usw in unterschiedlichsten Formen dargestellt werden können, nicht notwendigerweise schriftlich in Büchern, sondern auch in Gesängen vorgetragen und wortlos auf Gemälden, Schilden, ... In einzelnen Kapiteln gibt es sozusagen semiotische Erläuterungen chaotischen, anormalen und geordneten Listen, sichtbare und begrenzte Listen, Übergänge der Formen, etc. Zumeist ganz lesenswert, aber interessant sind natürlich die unzähligen Beispiele, die Eco mit aufführt.


    Meinung:
    Auf knapp über vierhundert Seiten, und mit ca 150 Abbildungen ist das Buch ähnlich aufgebaut wie "Die Geschichte der legendären Länder und Städte", welches ein wirklich empfehlenswertes "Lexikon" ist. Und tatsächlich handelt es sich wieder um einen hochwertigen Bildband, an dem ich hoffentlich lange Freude haben werde. Zum richtig von vorne bis hinten durchlesen, ist das ohnehin nicht gedacht, eher zum stellenweise drin Schmökern. Aber interessanterweise finde ich die Abbildungen spannender als den Text. Aber gut, wer liest auch schon gerne seitenweise irgendwelche Listen durch? Sechs Seiten lang aus Homers Ilias die Grösse des griechischen Heeres, Listen über Engel, Teufel und Kirchenväter, ... da gehört der Schubladeninhalt des Leopold Bloom, oder die Aufzählung der Musikinstrumente aus Thomas Manns "Doktor Faustus" noch zu den lesenswerteren Listen. Ich finde, die meisten Listen und Aufzählungen ohne Zusammenhang einfach uninteressant. Charles Dickens Beschreibung des dichten Londoner Nebels in "Bleak House" ist im Roman faszinierend zu lesen, aber hier in dieser Enzyklopädie einfach uninteressant. Dem entsprechend ist das Buch ganz nett, darin Herumzublättern, teilweise auch, um Anregungen für Romane zu finden (bspw sollte ich wirklich bald mal "Wie ein Reisender in einer Winternacht" von Italo Calvino lesen, die Aufzählung des Buchkäufers beim Betreten der Buchhandlung ist wirklich wunderbar), aber im Grossen und Ganzen sind Aufzählungen herunterlesen einfach weniger spannend als das Erkunden der oben erwähnten "Legendären Orte"!