Kurzbeschreibung:
Haben Sie die Gene zum Überleben?
Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden – von Bakterien verursacht? In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und –tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder? Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt … (Quelle: Verlagswebsite)
Autor:
Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg sowie Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard«. Heute lebt und arbeitet er in Wien. Mit seinen internationalen Bestsellern BLACKOUT und ZERO etablierte er sich auch als Meister des Science-Thrillers. Beide Thriller wurden von »bild der wissenschaft« als Wissensbuch des Jahres in der Rubrik Unterhaltung ausgezeichnet und machten ihn zu einem gefragten Gesprächspartner von Politik und Wirtschaft. (Quelle: Verlagswebsite)
Allgemeines:
- Erschienen im Oktober 2016 bei blanvalet
- 648 Seiten, 9 Teile, die jeweils die Geschehnisse eines Tages abhandeln, unterteilt in 134 Kapitel
- Nachgestellt eine kurze Danksagung des Autors
- Erzählt wird in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven in drei Handlungssträngen
- Handlungsort sind die USA und Brasilien in naher Zukunft (oder vielleicht sogar in der Gegenwart)
Inhalt:
Ein hochrangiger Politiker bricht ohne äußere Einwirkung auf der Bühne zusammen und verstirbt. Die Obduktion ergibt, dass er an einer Grippe erkrankt war. Und dass sein Herz eine sehr beängstigende Veränderung aufweist.
Irgendwo in Afrika: überall wütet ein Parasit, der die eh schon kargen Erträge auf den Feldern vernichtet. Nur auf dem kleinen Feld einer alten Frau gedeihen die Pflanzen besser denn je. Es sind die Geister, die ihr beistehen, sagt sie.
Ein Paar, dass sich schon seit Jahren verzweifelt Kinder wünscht, bekommt zusätzlich zur künstlichen Befruchtung ein verlockendes, nicht zu glaubendes, Angebot: was, wenn sie nicht nur ein Kind, sondern genau ihr Wunschkind bekommen könnten? Intelligent, schön, stark, mit blauen Augen und süßen blonden Locken? Mehr als skeptisch folgen sie der Einladung in eine geheimnisvolle Einrichtung. Was sie dort sehen, können sie kaum glauben und was sie in den nächsten Tagen erleben werden, gleicht einem Alptraum.
Wie diese drei Handlungsstränge zusammenhängen, aus denen sich ein Wettlauf um nicht weniger als die Rettung der Menschheit, wie wir sie kennen, entwickelt, und ob sich – wie so oft – Machtgier gegen Vernunft durchsetzen wird oder sich die Menschen angesichts eines schier unfassbaren Szenarios zum positiven verändern, schildert Elsberg in seinem Roman, der den Leser sehr nachdenklich zurück lässt.
Meine Meinung:
Das Thema Gentechnik beschäftigt uns schon länger. Bisher stand ich dem recht aufgeschlossen gegenüber (und das hat sich auch nach der Lektüre nicht geändert), da ich in ihr durchaus viele positive Aspekte sehe: Kampf gegen Hunger und Armut, die Chance, bisher unheilbare Krankheiten zu besiegen – um nur zwei Punkte zu nennen.
Elsberg wäre nicht Elsberg, würde er uns nicht noch ganz andere Aspekte vor Augen halten. Wie immer entwickelt er aus einem eigentlich alltäglichen Szenario (kinderlose Paare wählen den Schritt der künstlichen Befruchtung) eine Horrorvision unserer Zukunft. Wobei: ist es wirklich eine Horrorvision? Oder eine große Chance? Die Frage bleibt am Ende offen, denn natürlich hat der Autor keine allgemeingültige Antwort darauf. So wirft er uns in eine Handlung, in der wir mitfiebern, voller Staunen die Augen aufreißen, die Stimmung von Angst zu Hoffnung wechselt und wieder zurück. Das alles erzählt der Autor in seiner eher sachlichen Art, die gerade so unheimlich viel Spannung aufbaut. Das ist kein reißerischer Roman, der nach Effekten hascht, sondern eine Szenario, dass der Leser dem Autor sofort abnimmt. Da man bei Elsberg auf sehr gute Recherche vertrauen kann, erübrigt sich auch das nebenher selbst im Internet nach Informationen suchen (erst jetzt, nachdem ich das Buch weggelegt habe, werde ich noch ein oder zwei Begriffe nachschlagen), sondern man eilt von Seite zu Seite, um am Ende sehr nachdenklich zurückzubleiben. Mich beschäftigt vor allem ein Gedanke: wird die Menschheit irgendwann reif genug sein, für ihre eigenen Fähigkeiten? Auch darauf gibt der Autor nicht direkt eine Antwort. Die indirekte am Ende des Romans macht nicht allzu viel Hoffnung.
Einziger wirklich minimaler Kritikpunkt: die stellenweise unprofessionelle Vorgehensweise der Ermittler, die man ihnen aber vielleicht angesichts der Umstände nicht mal zum Vorwurf machen kann.
aber sie erfahren relativ früh, welch hochintelligenten Kindern sie gegenüberstehen und hätten sich darauf einstellen müssen, dass kindliches Aussehen nicht gleichzusetzen ist mit kindlichem Gemüt.
Dieser Roman wird, wie seine Vorgänger, für viel Diskussionsstoff sorgen. Gut so. Nicht nur Lesern, die an wissenschaftlichen Themen interessiert sind, lege ich dieses Buch ans Herz, sondern alle, die sich um die Zukunft der Menschheit Gedanken machen. Was können, was sollen, was dürfen wir im Namen der Wissenschaft tun? trotz meiner minimalen Kritik, denn keiner öffnet uns die Augen so gut, wie Elsberg und regt zum Nachdenken an, ohne den Zeigefinger zu heben. Vielmehr zeigt er Pro und Contra aus verschiedensten Blickwinkeln auf und fordert den Leser auf, sich selbst zu entscheiden. Keine Unterhaltungslektüre, aber spannend bis zur letzten Zeile.
Fazit:
Gentechnik – Fluch oder Chance? Elsberg gibt keine Antwort, aber viel Stoff zum Nachdenken. Unbedingt lesen!