Stephanie Rapp - Als der Himmel zerriss

  • Mitte des 19. Jh. Irland. Die junge Emily zieht mit ihrem Vater von England auf ein Gut nach Irland. Doch sie sind dort nicht willkommen, denn sie haben zum einen nicht die richtige Konfession, zum anderen leiden die Pächter unter den hohen Abgaben und können ihre Familien mehr schlecht als recht ernähren. Sowohl die Einstellung des neuen Verwalters Ronald Tuppence als auch die Bekanntschaft mit dem Einheimischen Brendan und seiner Familie ändern die Lage nicht. Als eines Tages Emilys Vater erschossen wird und auch Ronald auf Reisen gehen muss, steht die junge Frau ganz allein da mit dem großen Besitz. Aber der steht plötzlich mitten in der Nacht in Flammen, und Emily weiß nicht, wohin sie gehen soll. Was soll jetzt aus ihr werden? Und wer hat ihren Vater auf dem Gewissen?


    Stephanie Rapp hat mit ihrem Buch „Als der Himmel zerriss“ einen sehr einfühlsamen historischen Roman vorgelegt, der allein schon durch seinen wunderschönen Erzählstil besticht. Der geschichtliche Hintergrund über die Zustände in Irland, die Glaubenskonflikte und die furchtbare Armut der Bevölkerung wurden von der Autorin wunderbar mit der Handlung verflochten. Viele Dinge erschüttern sehr, wenn man von Toten am Straßenrand liest, der Verlust von mehreren Ernten hintereinander oder auch die Funktion eines Armenhauses zur damaligen Zeit. Die Beschreibungen der Landschaften sind so bildgewaltig, dass man sich vor dem inneren Auge mal in Irland, mal auf einem Schiff Richtung Australien und in dem warmen Klima Tasmaniens wähnt, die sowohl eindrucksvoll als auch einschüchternd sein können.


    Die Charaktere sind sehr individuell und liebevoll ausgestaltet, sie sind nicht perfekt, sondern wirken besonders durch ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen. Emily ist eine junge Frau, die bisher behütet aufwuchs. Der Umzug nach Irland zeigt ihr nun eine Welt, die bisher weit weg war: Entbehrungen und der Armut. Am Anfang wirkt Emily noch recht naiv, doch je weiter die Handlung fortschreitet, umso mehr staunt der Leser über ihre Entwicklung. Sie wird mutiger und selbstsicherer, beißt sich durch und hilft selbstlos anderen. Ronald wirkt charmant und erfahren, dabei allerdings auch undurchschaubar und berechnend. Brendan ist ein ehrlicher und offener Mann, der selbstlos denen Unterstützung angedeihen lässt, die diese dringend benötigen. Er versucht, die Dinge von mehreren Seiten zu betrachten und sich von anderen Ansichten zu überzeugen. Auch die anderen Protagonisten, allen voran die kleine Deidre, verhelfen der Geschichte mit ihren eigenen kleinen Episoden zu einem wundervollen Rahmen, der einem oftmals das Herz öffnet.


    Der christliche Aspekt spielt in diesem Roman eine große, wenn auch nicht aufdringliche Rolle. Die Zwiegespräche von Emily mit Gott, die Hilferufe, das Halten der alten Bibel und auch der Moment, an dem sie Gott körperlich spürt, sind so eindrucksvoll beschrieben, dass man den Atem anhält und dem Moment nachspürt.


    „Als der Himmel zerriss“ ist ein eindrucksvoller historischer und christlicher Roman, der so viel Schreckliches, aber auch so viel Schönes erzählt und Gedanken auf die Reise schickt. Wenn ein Buch so etwas vermag, dann ist es ein ganz besonderes. Absolute Leseempfehlung für eine Reise in die Vergangenheit par excellence!!!


    Wunderbare :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Tolle Geschichte, berührend erzählt


    Irland steht vor der großen Hungersnot, als Emily hier auf eine neue Heimat hofft. Sie hat ein großes Anwesen geerbt und will es gemeinsam mit ihrem Vater bewirtschaften. Ihnen zur Seite steht der Verwalter Ronald aus England, aber dieser hat so seine eigenen Pläne. Auch die Pächter sind nicht unbedingt gut, auf die neuen Herren zu sprechen. Es kommt zur Katastrophe und Emily sieht sich gezwungen, Irland wieder zu verlassen. Nun hofft sie auf einen Neuanfang in Australien, aber die Gedanken und auch ihr Herz sind in Irland geblieben.


    „Als der Himmel zerriss“ ist eine Liebesgeschichte, die mit sehr viel Gefühl erzählt wird. Aber nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau ist hier Bestandteil, sondern auch die Liebe zu einem Land. Irland. Gerade in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte es dieses Land besonders schwer. Die große Hungersnot, die über mehrere Jahre anhielt, hat weite Teile der Bevölkerung dezimiert. Rapp hat dieses Schicksal der Menschen gut in eine fiktive Handlung gebettet. Das Entsetzten ist deutlich spürbar, aber auch dass die Menschen die Hoffnung auf ein besseres Leben nie aufgegeben haben. Gerade am Schicksal von Emily wird dies deutlich. Auch wenn sie ein Mädchen ist, welches ja eigentlich aus einem besser betuchten Haushalt stammt, erfährt sie doch was es bedeutet alles zu verlieren. Am eigenen Leib lernt sie Armut und Elend kennen. Darüber hinaus verliebt sie sich in einen Mann, der sogar nicht zu ihr zu passen scheint. Sie müssen beide erst lernen, ihr Schicksal anzunehmen und ihr Leben gemeinsam zu meistern. Der Autorin ist es wunderbar gelungen von dem Leben der jungen Frau und den Menschen, die ihren Weg kreuzten, zu erzählen.
    Den christlichen Glauben hat Frau Rapp geschickt mit einfließen lassen. Sie erzählt davon, wie groß der Hass zwischen den Katholiken und Protestanten war und außerdem davon, dass es noch andere Glaubensrichtungen gab. Es macht traurig zu lesen, wie sich die Menschen das Leben unnötig schwer gemacht haben, nur weil jeder den Glauben an Gott anders ausgelegt und ausgelebt hat.


    Der erste Teil der Geschichte spielt in Irland in den Jahren ab 1845. Der Leser lernt die Menschen kennen, ihre Sorgen und Ängste. Versucht zu verstehen, was sie antreibt. Es macht traurig und betroffen zu lesen, wie die Reichen und Mächtigen mit ihren Pächtern umgegangen sind. Für Emiliy ist es ein Schock zu erleben, dass sie ja genau dieser Schicht angehört. Sie versucht dagegen anzugehen. Mir hat gut gefallen, wie Emily sich ihrem Schicksal stellt und den Kampf aufnimmt.


    Im zweiten Teil lebt die Protagonistin dann in Australien, überwiegend in Van-Diemens-Land. Hier lebt sie so ein ganz anderes Leben und wächst an ihrem Schicksal. Mir hat gut gefallen, wie Emily ihr Leben lebt und mit ihren Aufgaben wächst. Sie ist sich dabei stets treu geblieben und hat ihren Glauben nicht verloren.


    „Als der Himmel zerriss“ ist eine ergreifende Lebens- und Liebesgeschichte. Sie erzählt von der Liebe zu Irland, von dem Glauben an Gott und der Hoffnung der Menschen. Davon niemals aufzugeben, denn jeder hat eine zweite Chance verdient, sie zu sehen und zu ergreifen ist eine andere Sache. Mir hat dieses Buch viel Freude bereitet, ich war gern mit Emily unterwegs. Habe mit ihr gelitten und geliebt, gehofft und gebangt. Tolle Geschichte!


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